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Architektur- und Planungsauswahlverfahren | 10/2021

Wohnbau Korneuburg (AT)

ein 3. Preis

g.o.y.a. Ziviltechniker Ges.m.b.H

Architektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das zu bebauende Areal befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Donauufer-Autobahn und ist in Folge dessen einer relativ hohen Lärmemission ausgesetzt. Der städtebaulichen Konzeption des vorliegenden Projektes liegt daher die Überlegung zu Grunde, wie städtebaulich bestmöglich auf diese Situation reagiert werden kann, um trotz der gegebenen Umstände einen qualitativ hochwertigen Wohn- und Lebensraum zu schaffen. Naheliegend erscheint, das Areal gegenüber dem Schall der Autobahn mit einem parallel liegenden Riegel abzuschotten und im Anschluss daran weitere Baukörper zu situieren. Bei näherer Betrachtung würde hier allerdings nur auf unwirtschaftliche Weise monoorientierter Wohnraum geschaffen, der durch die erhöhte Höhenlage der Autobahn und die wellenförmige Schallausbreitung keinen adäquaten Lärmschutz darstellt. Das vorliegende städtebauliche Konzept sieht dahingegen eine offene Baubauungsstruktur mit fünf Baukörpern vor, die so ausgerichtet sind, dass kein Aufenthaltsraum zur Autobahn orientiert ist. Die Baukörper werden von zwei unterschiedlichen Volumina gebildet: die Bebauung im Westen des Grundstücks weist eine kompakten rechteckigen Form auf, nach Osten sind zwei L-förmige Volumina positioniert. In ihrer Größe und Höhenstaffelung orientieren sich die Baukörper an der umliegenden Bebauung und stellen so einen unmittelbaren Bezug zu ihrer Umgebung her.
Neben der Reaktion auf die naheliegende Autobahn liegt der städtebaulichen Konzeption eine weitere, zukunftsweisende Idee zu Grunde. In Hinblick auf die ökologisch notwendigen Anpassungen in unserer zukünftigen Mobilität, wird die Annahme getroffen, dass 2050 ein Drittel der heute erforderlichen Parkplätze für den motorisierten Individualverkehr obsolet werden. Die Errichtung einer Tiefgarage zur Abdeckung der nach heutigen Normen erforderlichen Stellplätze bedingt daher einen nicht nachhaltigen Raumverbrauch sowie eine unnötige Bodenversiegelung. Werden die Stellplätze allerdings oberirdisch auf versickerungsoffenem Untergrund sichergestellt, so stellen diese Flächen zukünftig keine Brachflächen dar, sondern können als hochwertiger Grün- und Freiraum genutzt werden. Die offene Bebauungsstruktur schafft diese Mehrwertflächen durch großzügige Freiräume zwischen den Baukörpern, die Durch- und Einblicke durch das Areal erlauben und gleichzeitig alle erforderlichen Stellplätze abdecken.
Erschließung
Auch bei der Erschließung des Areals liegt der Fokus auf einer möglichst geringen Bodenversiegelung. Erschlossen wird das Gebiet über eine Zufahrt von der Donaustraße, wodurch mit einer einzigen Stichstraße auf Eigengrund das gesamte Wohngebiet mit dem PKW erschlossen werden kann. Von den beidseitigen öffentlichen Straßen kann daher abgesehen und die Flächen stattdessen als öffentliche Grünflächen („Grüner Puffer“) und zur fußläufigen Anbindung an das nahegelegene Werftgelände und die Umgebung genutzt werden.
Für Besucher und als städtebaulicher Anschlusspunkt an die Umgebung dient der sogenannte Pionierplatz in Verlängerung der Pionierstraße. Von hier aus erstreckt sich auch die angerförmige, fußläufige Erschließung durch das neu bebaute Areal, an der sich zu beiden Seiten gemeinschaftliche Frei- und Spielflächen eröffnen.
Architektonische Konzeption
Die Grundrisse der Wohneinheiten sind als großzügigen Wohnbereiche konzipiert. Aufgrund der Nähe zur Autobahn sind nach Westen keine Aufenthaltsräume orientiert, ein zusätzliches Fenster im Küchenbereich schafft allerdings die Möglichkeit, die Küche gegenüber dem Wohnbereich als eigenen Raum auszubilden. Jede Wohneinheit verfügt in Form von Eigengarten, Balkon oder Loggia über einen privaten Freiraum. Des Weiteren sind Wohneinheiten barrierefrei anpassbar geplant, um die Sanitärräume im Falle einer unvorhergesehenen Mobilitätseinschränkung schnell und problemlos umbauen zu können oder um das Wohnen im Alter zu erleichtern. Einlagerungsräume und erforderliche Haustechnikflächen finden sich in den teilunterkellerten Bereichen.
Neben den Wohneinheiten befindet sich in jedem Stockwerk eine Arbeitsnische, die für die Gemeinschaft als Wohnraumerweiterung – etwa zur Nutzung im Home Office - frei zugänglich ist. Zudem besteht die Möglichkeit, die dem sogenannten Pionierplatz zugewandten Erdgeschossflächen als Büroflächen umzunutzen. Auch hier liegt der Blick auf zukünftige Entwicklungen im Arbeitsmarkt: sollte zukünftig mobiles Arbeiten und Home Office stärker forciert werden, so kann das Gebäude nachhaltig auf diese Veränderungen reagieren.
Nachhaltigkeit spielt im vorliegenden Projekt auch eine Rolle in der Auswahl der verbauten Materialen. Vorgesehen wird statt dem im gesamten Lebenszyklus wenig nachhaltigem Wärmedämmverbundsystem eine Ziegelmassivbauweise mit einer Wandstärke von 50cm. So wird nicht nur die erforderliche Speichermaße sichergestellt, auch der Schallschutz wird durch die massive Bauweise begünstigt und stellt daher für den spezifischen Bauplatz eine optimale Lösung dar.