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Einstufiger, nicht offener, regional begrenzter Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren | 02/2023

Grünes Viertel Stephansstift in Hannover

Vogelperspektive

Vogelperspektive

1. Preis / Baufeld 3

bogevischs buero

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

Matthias Harms Visualisierung

Visualisierung

Erläuterungstext

Mitarbeit: Laura Ingermann, Evgenija Jurtschik, Franziska Mühlbauer, Magdalena Müller


konzept
Das Wettbewerbsgebiet befindet sich in direkter Nachbarschaft der denkmalgeschützten Gebäude des St. Anna Stifts. Der Entwurf bezieht sich stark auf diesen Kontext. Die neuen Gebäude werden daher als Klinkerbauten mit steilen Satteldächern vorgeschlagen. Historische Elemente wie die Gauben werden übernommen, jedoch in die Formensprache der heutigen Zeit übertragen. Die skulpturalen Einzelbauten werden durch eine farbliche Gestaltung miteinander verbunden; vorgestellte oder vorgehängte Stahlelemente finden sich in allen vier Baukörpern, als vorgestelltes Gerüst, Balkone oder Erdgeschosszonen wieder.
Ergänzend zu dem Aufgreifen des Kontexts ist das Thema „Sport“ das entwurfsleitende Konzept; es spiegelt sich in Grundrissen, Freiflächenplanung und Gestaltung wider. So prägt beispielsweise die Freifläche auf dem Dach der Quartiersgarage ihr Erscheinungsbild.

freiflächen
Das Baufeld 3 ist aufgrund der zentralen Parkmöglichkeiten der Auftakt des Grünen Viertels. Dementsprechend bietet der große, grüne Hof Orte zum ungezwungenen Austausch und Treffen. Auch Fitness- und Sportangebote bringen hier die Bewohner*innen zusammen. Neben der großen Kletterwand am Parkhaus liegen geschützt auf den Dächern vielfältige Bewegungsangebote für alle Altersklassen. Erreicht werden diese über große Freitreppen. Das Dach der Quartiersgarage wird tagsüber als Fläche für lärmreduzierten Sport, wie softball, yoga oder meditation genutzt. Nachts kann die Freitreppe der Terrasse abgesperrt werden. Das Wohnen im Erdgeschoss hat jeweils einen zugeordneten privaten Garten, der mit blühenden Hecken eingefasst wird. Umgeben wird das Baufeld von einem grünen Rahmen, in den Retentionsmulden eingebettet sind. Um das Regenwasser pflanzenverfügbar zurückzuhalten, wird das TG-Dach als Retentionsdach ausgebildet. Dort kann das Wasser dann direkt zur Bewässerung der Fassadenbegrünung genutzt werden.
Rad- und PKW-Stellplätze werden, genauso wie die Zufahrten für Anlieferung und Feuerwehr, unaufgeregt in die Gestaltung integriert.

gemeinschaft
Das Ensemble hat insgesamt zum Ziel die Gemeinschaft zwischen den Bewohnenden zu stärken. Aus diesem Grund wurde Raum für Begegnung mitgedacht. In dem Innenhof finden Treffen zum aktiven Sport und Spiel statt. Danach kann gemeinsam auf der Terrasse der Quartiersgarage meditiert und entspannt werden. Die Studierenden und Bewohnenden des ‚housing first‘ nutzen den Grünraum auf dem Nahversorger. Auch die Fassaden werden für Aktivitäten, wie Klettern und Bouldern genutzt.
Auch innerhalb der Gebäude wurden Gemeinschaftsräume mitentwickelt; die Fahrradräume können als Trainingsraum für Indoor Cycling mit Blick ins Grüne genutzt werden. Die Laubengänge laden durch ihre Begrünung und Aufweitungen zum Aufenthalt ein. Bei den Wohngebäuden trifft sich die Bewohnerschaft auch in den großzügigen, belichteten Treppenhäusern.
brandrettung
Das Studierendenwohnheim und die housing first Wohnungen besitzen zwei bauliche Rettungswege.
Die Wohnungen der beiden weiteren Gebäude können alle von den Straßen aus angeleitert werden. Das 2.Dachgeschoss enthält entweder keine Aufenthaltsräume oder diese sind als offene Galerien geplant, bei denen somit ein Fluchtweg innerhalb der Wohnung ausreichend ist.
Auf diese Weise muss der Innenhof nicht befahren werden und kann somit durchgehend begrünt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser orientieren sich an den Leitmotiven des Funktionsplans, der die städtebauliche Setzung wie Körnung wie auch Nutzungen formuliert.
Die 4 Baukörper mit Satteldach und klar gegliederten Fassaden stellen eine moderne Interpretation des für den Stadtteil typischen Haustypus dar; der Entwurf überzeugt die Jury Dank seiner sympathischen und angemessenen Unaufgeregtheit und sorgsamen Einfachheit. Die Verfasser orientieren sich in Material und Farbwahl an dem vom Auslober vorgegeben Kanon, ergänzen diesen aber durch grünliche, gestalterisch prägende, sich verschiedentlich wiederholende Elemente wie Eingangstüren oder Absturzsicherungen.
Das aus 4 Baukörpern bestehende, über einer Tiefgarage aufgehende Ensemble formiert sich um einen zentralen Platz, der sportlichen Aktivitäten gewidmet ist: Das Baufeld 3 ist das „Aktivitätsherz“ des Grünen Viertels - und so stellen die Verfasser im Sinne dieser quartiersübergreifenden Funktion den öffentlichen Raum konsequent in den Dienst sportlicher Aktivitäten, die sowohl im Team als auch individuell ihren Platz finden.
Die zwei nördlichen Baukörper mit Wohnungen unterschiedlicher Größe werden über klassische Treppenhäuser erschlossen; die Grundrisse der Wohnungen sind strukturiert und berücksichtigen funktional und räumlich gute Planungsgrundsätze wie die Anordnung von Wohnräumen an Gebäudeecken.
Über dem im Südwesten gelegenen Nahversorger geht ein L-förmiger, 4-geschossiger Baukörper mit Mikroapartments auf. Dieser wird mittels Laubengangs erschlossen. Dank des asymmetrischen Daches gelingt es den Verfassern, die Laubengangerschließung bis ins Dachgeschoss fortzusetzen. Die Grundrisse sind effizient und nutzungsgerecht strukturiert.
Die Anbindung des auf der Dachfläche des Nahversorgers gelegenen Sportareals sowohl aus dem 1.OG wie auch aus dem öffentlichen Raum schafft zusätzlich zu den weiteren Sportangeboten einen bedarfsgerechten Mehrwert.
Die von den Verfassern gewählte seitliche Erschließung der Tiefgarage wie auch die parallel zur Zufahrt angeordnete Anlieferung des Nahversorgers überzeugt sowohl funktional als auch mit Blick auf das Potential des architektonischen Ausdrucks des Gebäudes zur Kirchröder Straße:
Die Ansicht Ost fehlt (Baukörper Nahversorger) zwar, dennoch unterstellt die Jury auf Grund der hohen Qualität der Arbeit, dass die Verfasser eine ansprechende Fassadengestaltung insbesondere mit Blick auf die besondere Bedeutung dieser Fassade zur Kirchröder Straße erarbeiten werden, die wesentlich zur Adressbildung beiträgt und gleichzeitig in qualitätsvoller Weise Hinweisgeber sein soll für den Markt. Bei der Gestaltung der Fassade sollte die Süd-westliche Gebäudeecke mit besonderer Sorgfalt gestaltet werden, um auch zum Straßenraum angemessen wirken zu können.
Die innere Organisation des Marktes und insbesondere die Erschließung sind in Abstimmung mit potenziellen Betreibern bei Bedarf zu überarbeiten, da z.B. ggf. eine direkte Anbindung an den südlich gelegenen Parkplatz zwingend gefordert werden wird, wenngleich aus Sicht der Jury die westlich gelegene Erschließung des Marktes vis a vis der Turnhalle zunächst für richtig befunden wird:
Fußgänger und Radfahrer werden über diese ihnen vorbehaltene Promenade in den Markt geführt, die Positionierung der Bäckerei mit Café an der nordwestlichen Gebäudeecke mit Blick auf den Quartiersplatz erscheint gelungen und wird zum Nutzwert des Platzes beitragen.
Der Mobilitätshub, ein vollautomatisches Parkhaus in Fertigbauweise, erhält in Anlehnung zu den Fassaden der umliegenden Gebäude eine Klinkerfassade mit einem vorgelagerten, farblich analog zu den prägenden Absturzsicherungen wie auch Hauseingängen gehaltenen „Regals“, das bepflanzt werden soll.
Ob dieser Vorschlag der Fassadengestaltung wie auch der auf der Dachfläche angedachte Sportplatz konstruktiv sinnhaft und nachhaltig sind, sollte im weiteren Verlauf der Planung geprüft werden.
Nichtsdestotrotz sollte Fußball als sozial verbindender Breitensport in der Quartiersplanung berücksichtigt werden; die Funktion eines Fußballplatzes im Quartier erscheint sinnvoll - insbesondere mit Blick auf die künftige Bewohnerschaft, die sehr heterogen ist.
Kritisch wird der südlich zur Kirchröder Straße gelegene Parkplatz diskutiert: Ggf. ist die Anzahl der Stellplätze zu reduzieren, um ein Entree zu schaffen. Der Parkplatz ist mit besonderer Sorgfalt zu überplanen - die Frage der Adressbildung, die aktuell der Parkplatz, nicht das Gebäude, dominiert ist in der weiteren Planung zu klären.
Zu prüfen ist ebenfalls, ob der sommerliche Wärmeschutz trotz des hohen Anteils an Fensterflächen ohne außenliegenden Sonnenschutz sichergestellt ist.
Die Vorprüfung merkt an, dass mit der vorgeschlagenen Tiefgarage die GRZ weit überschritten wird und dies nicht genehmigungsfähig ist. Die Überplanung der Tiefgarage wird, sobald der tatsächliche Bedarf an Stellplätzen für das gesamte Quartier wie auch das Mobilitätskonzept feststeht, zwingend notwendig sein.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Visualisierung Innenhof

Visualisierung Innenhof

Schnittansicht

Schnittansicht

Ansicht

Ansicht

Detailschnitt

Detailschnitt

Schnittansicht

Schnittansicht