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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Landesgartenschau 2026 - Stadt Bad Nenndorf

Blick zur Wilhelmshöhe im hist. Landschaftspark

Blick zur Wilhelmshöhe im hist. Landschaftspark

2. Preis

Preisgeld: 65.940 EUR

GRIEGER HARZER DVORAK

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

EINLEITUNG

Die historische Bedeutung Bad Nenndorfs mit seinem Park als Kuranlagen-Ensemble soll durch eine gezielte und sensible Reparatur und Neugestaltung wieder ins Gedächtnis der Bürger und Besucher gerufen werden. Der Park ist als künstlerische Einheit zu verstehen, der Zeugnis über die historische Bedeutung des Ortes ablegt und gleichzeitig sensibel aber prägnant die Transformation in die heutige Zeit angeht. Erreicht wird das innerhalb eines einheitlichen Gestaltungskonzeptes unter Beibehaltung der spezifischen Charaktere der einzelnen Parkräume, dem Verdeutlichen der Entstehungsgeschichte des Parks sowie dem Inszenieren und neu interpretieren vorhandener Sehenswürdigkeiten und nicht zuletzt durch das Hinzufügen neuer Parkräume und Attraktionen, die sinnfällig das Ensemble ergänzen. Die Abwechslung aus einer robusten und selbstverständlichen Erschließung, vielfältigen Raumeindrücken, Orten und Szenerien schaffen es den Park in neuem Antlitz erstrahlen zu lassen und dabei alle Sinne der Besuchenden anzusprechen.

KONZEPT

1 Das Wegenetz verbindet vier charakteristische Parkbereiche

Der abwechslungsreiche Landschaftsraum zwischen Kurzentrum und Deister wird mit einem klaren, hierarchischen Wegenetz durchzogen, welches alle Parkabschnitte miteinander verbindet und gleichzeitig die Umgebung anbindet. Der breite Hauptweg wird als Rundweg angelegt, der durchgehend barrierefrei und mit einer festen Oberfläche gestaltet wird. Der ebenfalls barrierefreie, komplett neu ergänzte, Galenberg-Weg sowie die größtenteils bestehenden Nebenwege werden in ihren Breiten sowie Oberflächen zu dem Hauptweg unterschieden, um ihre Funktion und leitende Fähigkeit klar zu unterscheiden. Orientierung ist die Devise.

2 Follies

Der Landschaftspark in seinem ursprünglichen Ansatz ist ein extensiver organisch gestalteter Parkraum, der die Landschaft als solche inszeniert. Besondere Orte und Kleinarchitekturen sind die wichtigsten Highlights innerhalb des Parks. Um diese verloren gegangenen Schätze wieder erlebbar zu machen werden die ursprünglichen Staffagebauten und Orte neuinterpretiert und sensibel in den Park eingefügt. Sichtbeziehungen auf diese Follies werden gestärkt, die Besucher erhalten durch sie ein subtiles Leitsystem und neue Funktionen werden implementiert.

3 Umgang mit dem Baumbestand und Points des vues

Der bestehende Wald wird größtenteils erhalten und nur gezielt punktuell zurück genommen, um die wichtigsten Blickachsen wieder frei zu stellen. Die neu ergänzten points des vues werden durch die bewusste Freistellung klar wahrnehmbar und leiten die Besucher von Ort zu Ort. Die historische und malerische Anmutung des Parks mit seinen gestaffelten Waldsäumen, Clumps an den Wegekreuzungen und malerischen Solitären auf der offenen Wiese wird wieder hergestellt.

4 Der Weg des Wassers

Die vielfältigen Quellen sind die Basis der bedeutenden Stadtgeschichte Bad Nenndorfs. Sie sollen auf abwechslungsreiche Weise im neuen Parkensemble erlebbar gemacht werden. Der Weg des Wassers wird als Abfolge unterschiedlicher Wasserinstallationen als begleitendes Element des Hauptweges durch den Park inszeniert. Wassererleben in Form von naturnahen Teichen, Nebelfeldern, Fontänen und Wasserspiegel an der Liegehalle, Brunnen auf der Kur-Promenade und warmen Sole-Bassin am Sole-Schuppen locken die Besucher an und machen die Vielfalt der Quellen Bad Nenndorfs unmittelbar ablesbar.

5 Ökologische Vielfalt erleben

Die vielfältige Landschaft sowie spezifische Landschaftsbestandteile sind der aktuelle Anlass vieler Parkbesucher diesen Park aufzusuchen. Um dieses Landschaftserleben weiter zu stärken, werden vorhandene Besonderheiten heraus gestellt und weitere Biotope und Landschaftsräume ergänzt. Vielzählige Baumneupflanzungen gleichen notwendige Fällungen in den Sichtachsen aus, offene extensive Wiesen wechseln sich mit dichten Waldbereichen ab, gestaffelte Waldsäume werden bewusst gestaltet und schwingende Blühwiesen begleiten die Landschaftswege.

6 Ein moderner Bürgerpark

Eine Abwechslung aus aktiven und kontemplativen Bereichen sowie Gesundheitsaspekten wie Achtsamkeit und Bewegung sind wichtige Parameter des Parks. Sie sind die moderne Ergänzung zu der historischen Kuranlage. Große multifunktionale Frischluftwiesen, der Sternguckerhang, Waldbaden, Spazieren, Joggen, Trim-Dich-Pfad, Sport- und Spielflächen, Ruhe, Entspannung auf Liegestühlen, Streuobstwiese als Vitaminquelle, gestaltete Quellen als Wassererlebnis, Aussichten und Blicke vom Galenberg-Turm sowie Naturerfahrung und Bildung im grünen Klassenzimmer und der NABU Oase machen den Park zu einem modernen Bürgerpark für Alle.

7 Einbindung und Rundwege

Der zentrale Parkraum Bad Nenndorfs wird in ein Rundwegenetz eingebunden, welches die Besucher zu den wichtigsten Orten der Stadt leitet und diese thematisch miteinander verbindet. Der zentrale Park-Loop verläuft innerhalb der vier Parkbereiche, der große, außen liegende Landschafts-Loop verknüpft den Bahnhof, die Kraterquelle, den Erlengrund und Deister mit dem Park. Der neue Galenberg-Turm fungiert als wichtige Landmarke aus allen Himmelsrichtungen und markiert den Park von Weitem.

ENTWURF
Der Kur- und Landschaftspark
Der Kurpark sowie der Landschaftspark sind das Herz der Parkanlage, schließen an das Kur-Gebäudeensemble der Stadt an und bieten den Besuchern Naturerleben und großzügigen Freiraum. Die große Wiese markiert einen weichen Übergang vom repräsentativen Kurpark zum organisch geschwungenen Landschaftspark. Sie wird als offenes, frei nutzbares Zentrum des Parks in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild wiederhergestellt. Die bedeutende Sichtachse zwischen dem Schlößchen und der neu interpretierten Wilhelmshöhe ist wieder erlebbar und stärkt den Park in seiner Gesamtheit. Malerische Solitärbäume und Clumps an den Wegekreuzungen leiten die Besucher durch den Park und insbesondere zur implementierten Landmarke auf dem Galenberg, dem neuen Aussichtsturm. Er wird in seiner Gestalt einem Baum nachempfunden und fügt sich in den hohen Buchenwald ein, lediglich seine Spitze schaut aus dem Blätterdach heraus und ist von Weitem wahrnehmbar.

Die verloren gegangenen, für die Gestaltung des Parks jedoch sehr wichtigen Staffagebauten werden an ihren historischen den Ort neu nachempfunden. Eine gemeinsame Materialsprache aus Holz stellt alle neuen Kleinarchitekturen miteinander in Beziehung. Das historische Wegenetz soll soweit wie möglich in das Gesamtwegenetz integriert werden. Somit können die wichtigen Ausblicke und Sichtachsen erlebt werden.

Dem naturräumlichen Highlight des Parks, der Süntelbuchenallee wird ausdrücklich Respekt gezollt, indem der sensible Umgang mit der Allee und die gleichzeitige Erlebbarkeit dieser poetischen Gehölze miteinander in Einklang gebracht werden. Die Integration eines aufgeständerten Holzsteges mit Geländer auf einem prägnanten Abschnitt der Süntelbuchenallee schafft eine bewusste Besucherlenkung und eine naturschutzfachliche Sensibilisierung. Als malerische Kulisse der Liegewiese an der Liegehalle bilden sie einen schützenden Rahmen.

Der Wiesenpark
Auf dem neu ergänzten Parkabschnitt des Wiesenparks finden wichtige Nutzungen wie Spiel und Sport, Aufenthalt auf dem Landschaftsbalkon mit Blicken in die Landschaft und zum Deister sowie Naturcamping ihren Platz. Der wichtige östliche Eingang in den Park wird durch eine Nussbaumallee sowie Streuobstwiesen und den ankommenden Hauptweg betont und leitet die Besucher Richtung Landschafts- und Kurpark. In Anlehnung an die Funktion der NABU Oase wird ein grünes Klassenzimmer mit kleinen Räumlichkeiten für die Umweltbildung auf einer Rasenlichtung innerhalb des Sukzessionswaldes ergänzt. Ein sensibles Auslichten in diesem Bereich wird durch neue Obst- und Nussgehölze entlang des Bergwiesenwegs sowie als grüner Rahmen um den Caravan-Stellplatz und die Zeltwiese kompensiert. Die topografische Gunst des Wiesenparks mit Ausrichtung gen angrenzende Landschaft wird genutzt um Ausblicke und Aufenthaltsorte innerhalb der Wiesenschwünge zu schaffen. Große Holzmöbel, die Wiesensofas, sowie kurze Holzbänke und wegebegleitende niedrige Pollerleuchten statten den Wiesenpark aus.

Die Kraterquelle
Die sagenumwobene Kraterquelle und der Quellbrunnen sind ein verwunschenes Ziel der einheimischen Bewohnerschaft. Um diesen Ort auch den Besuchern und Touristen besser zugänglich zu machen wird eine platzartige Aufweitung am Eingang, einheitliche Wegematerialien im Zusammenhang mit der ehemaligen Bahntrasse und Aufenthaltsmöglichkeiten an den Quellen vorgeschlagen. Eine sensible Platzgestaltung aus wassergebundener Wegedecke und ein Podest aus Naturstein an der Kraterquelle markieren diesen historische Ort und fügen sich in die Gegebenheiten ein.

Bahntrasse und Bahnhofstraße
Der nördliche Bereich der Innenstadt verbindet den Ankunftsort der S-Bahn-Reisenden mit dem Zentrum, der Kraterquelle sowie insbesondere dem Parkensemble Bad Nenndorfs. Ankommende Besucher sollen sich unmittelbar willkommen fühlen und eine direkte Orientierung erhalten, wie sie zum Zentrum gelangen. Lineare Baumreihen, markante Oberflächen und zu Promenaden aufgeweitete Wege bilden ein Leitsystem und führen die Besucher intuitiv. Ein landschaftlich atmosphärischer Kur-Charakter wird direkt bei der Ankunft vermittelt, indem ergänzende Bänke und Staudenpflanzungen in den Baumscheiben oder Blühwiesen entlang der Bahntrasse ergänzt werden.

Materialkanon / Ausstattungskonzept / Vegetationskonzept
Die Oberflächenmaterialien sowie die Ausstattungselemente werden als dauerhafte Einbauten eingesetzt, die sich dezent in die Parkanlage einfügen und gleichzeitig robust sind, um einer starken Nutzung während der Landesgartenschau gerecht zu werden. Die Oberflächenbeläge der Wege und kleinen Plätze werden aus der bereits erfolgten ersten Neugestaltung des Kurparks abgeleitet, sodass das Wegenetz nahtlos an den Bestand anschließen kann. Große Holzmöbel werden von kleineren Holzbänken ergänzt, welche einer Gestaltfamilie entspringen. Komfortables und warmes Sitzen, sowie barrierefreie Nutzung soll ermöglicht werden. Die Hauptwege werden mit niedrigen Pollerleuchten ausgeleuchtet, um dezent aber sicher durch den Park zu leiten. Das Vegetationskonzept für den gesamten Park betont durch Blühwiesen-Schwünge und wagebegleitenden Staudenbändern den landschaftlichen Charakter der Anlage. Baum- und Strauchneupflanzungen entlang des Waldsaumes werden waldtypisch gestaltet um malerische Waldkulissen zu entwickeln und besondere Solitärbäume werden auf den offenen Wiesen gepflanzt. Hierfür eignen sich der Taschentuchbaum, Schwarzkiefern sowie Obstgehölze im Wiesenpark.

Der Park zur Landesgartenschau
Die abwechslungsreiche Parklandschaft eignet sich hervorragend für die Durchführung der Landesgartenschau, da schon vielfältige Orte und Landschaftsbestandteile vorhanden und erlebbar sind. Ein Großteil der Stauden- und Wechselflorflächen ist für den Kurpark, insbesondere im Sonnengarten vorgesehen. Diese Flächen werden nach der LAGA teilweise beibehalten und werten diesen Bereich zusätzlich auf. Um den historischen Landschaftspark in dessen aufgefrischtem Antlitz voll zur Geltung zu bringen, werden Ausstellungsthemen nur beiläufig extensiv (Zwiebeln, Bienenweiden) eingeplant. Komplett neu gestaltete, offene Abschnitte des Wiesenparks nehmen konzentriert Themengärten, Gärtnermarkt, Veranstaltungsflächen und Versorgung der Besucher auf. Die hierfür geschaffenen Plateaus bilden im Nachgang Flächen für freies Spiel und Sport. Der Zuschauerbereich für Großveranstaltungen wird als dauerhafte Rasentopografie in den Hang modelliert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser: innen entwickeln ein neues Parklayout, das sich in Teilen loslöst von dem Parkkonzept, welches einerseits historische Spuren aufnimmt und darüber hinaus prägnante neue Setzungen vornimmt. Dabei fokussieren sie weniger auf historische Belange des Parks, sondern auf das Setzen von neuen Orten und Nutzungsanlässen, die am Ende einer Attraktivierung des gesamten Kurparks dienen sollen. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung eines intensiv ausgebauten, vernetzten, barrierefreien Wegesystems im gesamten Landschaftspark. So sehr diese barrierearme Erschließung zielführend ist, so kritisch wird durchaus die dabei entstehende Dichte des Netzes insbesondere im Hinblick auf den Konflikt mit dem Altbaumbestand hinterfragt.

Die Jury würdigt die Integration des gesamten Kurparks in ein neues Rundwegenetz unter Einbeziehung der umgestalteten Bahntrasse mit der neu gefassten und gestalteten Kraterquelle als Attraktor. Längs einer thematischen Route (Weg des Wassers) werden die verschiedenen interessanten Orte (Sonnengarten, Soleschuppen, Liegehalle, Süntelbuchenallee, Tanzplatz, Tempelplatz mit Aussichtsturm) zurückhaltend in Wert gesetzt und mit interessanten neuen Angeboten aufgefüllt.

Ein wichtiger Fokus liegt in der Umgestaltung der Liegewiese mit der Liegehalle. Mit einem Wasserspiel (Nebelfelder) wandeln die Verfasser:innen die Liegewiese in einen mystischen Ort im spannenden räumlichen Kontext mit der Süntelbuchenallee um. Durch die parallele Wegeführung einerseits und die Anordnung der unterschiedlichen Wasseranlagen andererseits erscheint der Ort überinszeniert. Außerordentlich positiv vermerkt die Jury den Erhalt der Solitärbäume. Kontrovers diskutiert wird die Anlage einer Pfauenvoliere in der heutigen Zeit.

Am südlichen Rand entwickelt sich der neugestaltete Panoramaweg aus dem vorhandenen Wegesystem und schafft damit einen selbstverständlichen Übergang in den neu zu gestaltenden Wiesenpark. Die Schaffung eines Grünen Klassenzimmers zur Umweltbildung fügt sich wohltuend in den Stangenwald ein und schafft in Ergänzung mit weiteren Angeboten im Wiesenpark ein attraktives neues Angebot für junge Familien. Ausdrücklich gewürdigt wird die große Wiese im Süden, die während der Landesgartenschau und darüber hinaus eine attraktive Veranstaltungsfläche schafft, die der Stadt zur Verfügung gestellt wird. Das angebotene Ausstellungskonzept ist sinnfällig platziert.

Der Beitrag bleibt in der Darstellung der Ausformulierung des künftigen Wiesenparks als Schlüsselbereich der Landesgartenschau noch weitgehend schematisch.

Gleiches gilt für die noch skizzenhafte Darstellung der Wiederherstellung der historischen Staffagen und des vorgeschlagenen Aussichtsturmes, die in dem künftigen Wegesystem die markanten Orientierungspunkte darstellen sollen.

Fazit
Bei Würdigung des insgesamt ambitionierten Entwicklungskonzeptes kann die Arbeit in der konkreten Ausarbeitung der funktionalen und gestalterischen Aspekte das Preisgericht nicht gänzlich überzeugen.
Lageplan Kur-, Landschafts- und Wiesenpark Bad Nenndorf

Lageplan Kur-, Landschafts- und Wiesenpark Bad Nenndorf

Nenndorfer Nebel - Sole-Erlebnis an der Süntelbuchenallee

Nenndorfer Nebel - Sole-Erlebnis an der Süntelbuchenallee