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Offener Wettbewerb | 03/2023

Gestaltung des Parkway im Patrick-Henry-Village in Heidelberg

Lageplan Gesamtkonzept

Lageplan Gesamtkonzept

ein 3. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

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Landschaftsarchitektur

con.sens mobilitätsdesign

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Der Parkway ist das historische Beispiel eines Landschaftserfahrungsraums aus dem amerikanischen Kulturkreis der fossilen Epoche. Dieses ästhetische Prinzip wird für eine postfossile Infrastruktur erweitert und fortgeschrieben in ökologischer und soziologischer Dimension.In die Heterogenität des Patrick-Henry-Villages wird eine ikonographische Großform eingeschrieben. Der baumüberstandene Parkway verbindet und verzahnt sich mit dem diffusen Dorfraum des PHV als durchgängiger und identitätsprägender Grünraum. Der grüne Boulevard nimmt dabei neben Fußwegen den Rad-Ringway im Gräserstreifen, die interne Erschließungsstraße, sowie abschnittsweise die Trambahn-Trasse und einen zusätzlichen Sport- und Bewegungsparcours auf. Zugleich integriert er ein ökologisches Wassermanagement-System mit Verkehrsraum-begleitenden Flutmulden und Baumrigolen, sowie dezentralen Flutmulden, die im Zusammenspiel mit Aufenthalts–, Spiel– und Sportmöglichkeiten eine Abfolge markanter Orte entlang des Parkways schaffen. Es erfolgt eine ästhetisch wahrnehmbare Verdichtung der ökologischen und sozialen Trägerfunktionen an besonderen Ankerplätzen, die tangentiale und radiale Bewegungslinien und Blickbeziehungen aufnehmen. So bekommen Entrée-Situationen, Haltestellen und Mobilitäts-Punkte erweiterte räumliche und adressbildende Qualitäten als offene Quartierwohnzimmer.

Verbindendes Baumdach
Der Ringpark ist weitestgehend von einem durchgehenden Baumdach begleitet, das sich radial entlang der Verkehrsinfrastrukturen aufspannt und unterschiedlich weit in die heterogenen Nachbarräume ausdehnt. So schafft sich der Parkway sein eigenes Bezugssystem und wirkt dennoch räumlich verknüpfend und integrierend. Der Baumbestand wird größtenteils erhalten und in die neue Allée-Pfanzung integriert. Die Allée der vereinten Bäume bildet ein ganzjährig angenehmes Mikroklima in einer Abfolge aus Schatten entlang der Bewegungstrassen, Halbschatten an den Rändern und sonnigen Lichtungen im Bereich der Intarsien an. Die Vielzahl an möglichst klima-resilienten Baumarten soll dem Parkway eine innenliegende Zukunftsfähigkeit sicher und zugleich kann in dem prototypischen Ensemble neuer Stadtbäume deren potentielle Eignung für Heidelberg im Detail festgestellt werden. Während der Parkway selbst auf hochgeastete Amerikanische Eschen, Schwarznüsse, Geweihbäume zurückgreift, die das für Bus und Tram notwendige Lichtraumprofle auch verhältnismäßig einfach möglich machen, werden an den Ankerplätzen situativ unterschiedliche Baumarten gepfanzt, beispielsweise Zerr-Eiche und Zürgelbaum, Amerikanisches Gelbholz oder auch die raschwüchsige, amerikanische Schwarz-Linde. Schwerpunkt der Artenauswahl sind amerikanische Gehölze sowie Arten aus dem SO-europäischem Raum.

Schwammstadt als Identitätsträger
Die Baumquartiere sind im Bereich der Neupfanzungen alle als zusammenhängender Schwammstadt-Körper aufgebaut. Im Zusammenspiel aus dem gewaltigen Evapotranspirations-Volumen der Bäume, ihrer Patrick-Henry-Village Parkway, Heidelberg Klimaboulevard als ökosozialer Park 1004 Verschattungsleistung sowie den futbaren Wiesenmulden ergibt sich eine vegetative Klima-Maschine für das PHV, die zudem atmosphärisch raumprägend wird. So wird das Vegetationsgerüst zu allen Jahreszeiten zum Träger des neuen Ringparks.

Wassermanagement
Die unter dem Baumdach liegenden Wiesenmulden sind dabei in Form von kommunizierenden Gefäßen miteinander verbunden, so dass sich im Zusammenspiel mit den Schwammstadt-Baumquartieren ein großzügig dimensioniertes Retentionsvolumen ergibt, das künftig alle Oberfächenwasser der versiegelten Bewegungsbänder auch im Fall von außergewöhnlichen Starkregen-Ereignissen aufgenommen und rückgehalten werden, bevor sie zeitversetzt zum Niederschlagsereignis lokal versickern oder verdunsten können.

Aufenthalt, Spiel und Sport im Ringpark
Die Wiesenmulden im Baumsaum des Parkways bieten ein großzügiges Angebot an Aufenthalt–, Spiel– und Sportmöglichkeiten an. Sie können zudem über die neuen Nachbarschaften partizipativ programmiert und temporär bespielt werden. Die Wiesenmulden sind dabei mit asymmetrisch eingeschnittenen Böschungen ausgestattet, deren Steilseiten Stauden-bepfanzt ist, während die facheren Seiten Wiesen– oder Rasenfächen anbieten. Der Muldengrund ist dabei nach Starkregen-Ereignissen teils gefutet und dient als Pegel des PHV. In der übrigen Jahreszeit bietet er in der räumlichen Durchgängigkeit des Ringparks geschützte und aneigenbare Orte für Spiel, Sport, Picknik oder Sonnen-Yoga aus. Ein Sport- und Bewegungsparcours verbindet diese Orte zu einem internen Trainings- oder Tagesfreizeit-Erlebnisprogramm, das von seinen Nutzer*innen beständig fortgeschrieben und neu interpretiert werden kann.

Beleuchtung
Der Ringpark wird über das Beleuchtungskonzept atmosphärisch wie räumlich unterstützt: stylisierte Lichthalme unterschiedlicher Größe tanzen durch den Vegetationssaum und erhellen mittels nachhaltigen LED-Modulen den Bewegungsraum normgerecht. In Haltestellenbereichen verdichten sich die Lichthalme in verschiedenen Größen zu einem Stangenwald, der mit dem Vegetationssaum interagiert und ein einzigartiges, dynamisches Lichtbild für den Ringpark anbietet.

Nachhaltigkeit im Bau
Durch den fast durchgängigen Regelquerschnitt kann ein hohes Maß an Standardisierung erzielt werden und innovative Bautechniken fächig erprobt werden. Ganz im Sinne der Vorreiterrolle des PHV im Bereich von Urban-Mining könnten hier innovative Synergien zu den parallel laufenden Hochbau-Maßnahmen erfolgen – beispielsweise eine Umsetzung des Oberbaus des Rad-Highways aus geschreddertem Abbruch-Beton.

Anpassbarkeit
Im Projektgebiet wird die Tram-Trasse überwiegend als Grüngleis ausgebildet. Neben den mikroklimatischen Vorteilen sind somit im Sinne der Verkehrssicherheit die Querungspunkte für den Fuß– und Radverkehr ohne zusätzliche Lenkungselemente oder Absperrungen klar ersichtlich. Das Grüngleis wirkt atmosphärisch als Teil des Parks und kann im Falle einer zeitversetzten Umsetzung der Tramlinie als ökologisch wertvolle Ruderalfäche mit minimalem Wartungsaufwand in den Entwurf integriert werden.

Zusammenfassung
Ziel des Entwurfs ist das Angebot eines neuen Straßentypus, der Parkstraße, bzw. eines neuen urbanen Freiraums, dem Straßenpark. Dieser Hybrid nimmt künftig verschiedenste Infrastrukturen gestalterisch wie funktional auf, bietet jedoch atmosphärisch und im Nutzungsprogramm die Möglichkeiten eines urbanen Erholungsraums an. Der Ringpark wird so zum Rückgrat und Erkennungsmerkmal des Modell-Stadtbausteins PHV mit hohem Wiedererkennungsgrad und Orientierungswert für seine Nutzer*innen, unabhängig davon, ob im Ringpark freizeitsuchend oder diesen als Bewegungsraum nutzend.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Überschrift „Klimaboulevard als ökosozialer Park“ schreiben die Verfasser*innen die räumliche Vision, des im 20. Jhd. von Olmstedt geprägten Parkways in ökologischer und gesellschaftlicher Sicht in das 21. Jhd. fort. In der, dem Dynamischen Masterplan eingeschriebenen heterogenen städtebaulichen Struktur wird eine „ikonographische Großform“ eines baumbestandenen Parkways eingeschrieben. Er vernetzt sich als „Ringpark“ mit den ihn begrenzenden Siedlungsstrukturen. Die Jury würdigt diesen Ansatz.

Die Arbeit bleibt in der Aufteilung des Verkehrsraumes eher konventionell, indem sie die klassische Trennung der Verkehrsarten beibehält. Die Straßenbahn erhält ein Grüngleis, Bus und motorisierter Individualverkehr werden gemeinsam geführt und der Radverkehr im Zweirichtungsverkehr ebenfalls auf eigener Trasse. Die Bezeichnungen „Rad-Ringway“ und „Klimaboulevard“ suggerieren ein innovatives Konzept. Die Verfasser*innen können dies in der verkehrlichen Ausformung nicht wirklich einlösen. Die verkehrliche Konzeption ist in den Entwicklungsstufen technisch gut umsetzbar und bietet für den Fall, dass die Straßenbahn nicht realisiert wird zusätzliche Flächenpotentiale für den Freiraum. Bezüglich des Innovationsgrades bleibt sie aber hinter den Erwartungen zurück.

Der Freiraum ist geprägt durch Wiesenmulden, die partizipativ programmiert werden können. Ein Sport- und Bewegungsparcours verbindet diese Orte. Inwieweit das Freiraumangebot zu abwechslungsreichen Grünräumen führen wird, wird strittig diskutiert.

Im Zusammenspiel des Verschattungsvolumens der Bäume in Verbindung mit den flutbaren Wiesenmulden versprechen sich die Verfasser*innen einen positiven Einfluss auf das Kleinklima, das darüber hinaus atmosphärisch und den Freiraum prägend wirkt.

Die Wiesenmulden sind miteinander verbunden, sodass man davon ausgehen kann, dass sich ein ausreichendes Retentionsvolumen ergibt.

Das den Parkway und seine Verflechtungsräume prägende Baumdach wird durch mehr als 1.100 Baumneupflanzungen geschaffen. Kritisiert wird von der Jury, dass um den Preis der linearen Führung des Parkways eine sehr hohe Anzahl vorhandener Bäume entfallen müssen.

Kontrovers diskutiert werden hinsichtlich der Lage und Größe die, von den Verfasser*innen vorgeschlagenen „Quartierswohnzimmer“, die nicht nur Vernetzungsfunktionen mit den angrenzenden baulichen Strukturen übernehmen sollen, sondern darüber hinaus die Knotenpunkte der verkehrlichen Infrastrukturen darstellen. Positiv wird das Beleuchtungskonzept der stilisierten Lichthalme unterschiedlicher Größen bewertet, die durch die den Vegetationssaum tanzen. Zusammenfassend kommt die Jury zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Arbeit um einen weiterführenden Beitrag zum Thema eines landschaftlich geprägten Verkehrsraums anderen Typs handelt, der jedoch zu wenig innovative Potentiale hinsichtlich der Organisation der Mobilität liefert.
Konzept

Konzept

Beleuchtungskonzept

Beleuchtungskonzept

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept

Stadtmöblierung

Stadtmöblierung

Lageplan 1

Lageplan 1

Lageplan 2

Lageplan 2

Lageplan 3

Lageplan 3

Vertiefung

Vertiefung

Straßenschnitt 2

Straßenschnitt 2

Straßenschnitt 1

Straßenschnitt 1