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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Umgestaltung der Parkanlage Bergelmanns Hof in Herne

Blick in das Zentrum

Blick in das Zentrum

2. Preis

Preisgeld: 17.500 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Bergelmanns Hof in Herne – Unser grünes Mittendrin.

KONZEPT
Der Park am Bergelmanns Hof ist die zentral gelegene, innerstädtische Parkanlage der Stadt Herne. Dies verdeutlicht die unmittelbare Lage am Rathaus, dem Amtsgericht sowie dem für Wochenmärkte genutzten Friedrich-Ebert-Platz. Entsprechend wird unter dem Titel “Unser grünes Mittendrin” ein zeitgemäßes Freiraumkonzept verfolgt, welches bestehende Qualitäten inszeniert und vorhandene Defizite beseitigt. Als wichtiger Baustein dieses städtebaulichen Ensembles wird der Bergelmanns Hof zukünftig wieder zu einem lebendigen Treffpunkt und Naherholungsraum im Sinne eines Stadtgartens.
Die Geschichte des Bergelmanns Hof in Herne lässt sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen und entsprechend vielfältig stellt sich auch der Wandel vom ländlichen Hof über die Friedhofsnutzung hin zum innerstädtischen Park dar. Bedingt durch diesen Wandel besteht die Anlage heute aus einem sowohl funktional als auch gestalterisch zergliederten Raum, welcher seine Potentiale nicht ausschöpft. Als Antwort darauf benötigt es eine klare Neustrukturierung der Wegeführung und Nutzungsverteilung.
Ausgehend von der Bebelstraße / Westring verläuft die breit angelegte, befestigte Hauptverbindung als Fuß- und Radweg zum Amtsgericht und Friedrich-Ebert-Platz. Zusätzliche Parkwege aus wassergebundenen Wegedecken vervollständigen die Wegeführung und verknüpfen alle wichtigen Anschlusspunkte in Nord-Süd sowie Ost-West Richtung. Die netzartige Struktur aus Wegen vereint sich im Zentrum zu einem kleinen Platz mit betretbarem Wasserspiel, dem sogenannten Forum. Wie eine Lichtung liegt die offene Platzfläche inmitten zahlreicher Bestandsbäume und Neupflanzungen. Eine Belagsintarsie, das Wasserspiel sowie zum Zentrum orientierte Aufenthaltsmöglichkeiten betonen die Parkmitte zusätzlich und schaffen einen kommunikativen Treffpunkt. Durch das Element Wasser und die großen Gehölze lädt das Forum insbesondere an heißen Sommertagen zu einem angenehmen Verweilen im Grünen ein.
Neben der Schaffung einer räumlichen Mitte entsteht durch das Grundgerüst der Wegeführung auch eine sinnvolle, leicht abzulesende Gliederung von Grünflächen mit unterschiedlichen Charakteren.
Südlich des Forums finden sich eher ruhige Rückzugsräume, welche durch pflegeleichte, ökologisch wertvolle und gleichzeitig attraktive Blühwiesen gesäumt werden. Innerhalb der Flächen laden zum Teil schattige als auch sonnige Wiesenflächen zum Entspannen und Verweilen ein. Durch den Erhalt der Grabdenkmäler und die würdevolle Integration in die Parkstruktur entsteht ein atmosphärischer Ruhepol, welcher lediglich durch einzelne Holzdecks, den sogenannten Leseinseln, ergänzt wird.
Nördlich des Forums finden sich im Gegenzug aktive Bereiche mit Spiel- und Sportangeboten. Die naturnah gestalteten Spielflächen werden zu den Wegen hin ebenfalls von flachen Blühwiesen gerahmt. Neben den Spielelementen wie z.B. Klettermöglichkeiten bieten die angrenzenden Wiesenflächen zusätzlichen Raum zum Picknicken und gemeinsamen Aufenthalt.
Den nördlichen Abschluss bildet der “Hochzeitsgarten” am Rathaus. Hier bilden Rathaus und der Stadtpark selbst die Kulisse für Hochzeitsgesellschaften und deren Empfang. Neben den Blühpflanzungen im Saum bildet ein großzügiges Holzdeck mit integrierter Staudenpflanzung eine angemessene Plattform für kleinere und größere Gruppen.

MATERIALITÄT & AUSSTATTUNG
Der Grundbelag der befestigen Hauptwegeverbindung (Ost-West) besteht aus hellen, changierenden Recycling-Betonsteinen, welche als Ökopflaster verlegt die Versickerung von Niederschlägen zulassen. Durch die hellen Farben wird zusätzlich der Entstehung von Hitzeinseln entgegengewirkt. Der zentrale Bereich im „Forum“ wird für eine individuelle Qualität ergänzend mit Natursteinvorsatz gepflastert und eingefasst. Die mikroklimatisch positiven Eigenschaften werden dabei beibehalten.
Die Parkwege werden unversiegelt als wassergebundene Wegedecke hergestellt und harmonisieren mit der extensiven, grünen Gestalt der Parkanlage.
Wie bei den Oberflächen wird auch in der allgemeinen Ausstattung und den Leseinseln (Holzdecks) von Anfang an Wert auf einen ressourcenschonenden, kreislaufwirtschaftlichen Umgang mit den benötigten Rohstoffen gelegt. Das Standardmobiliar (z.B. Abfallbehälter, Radbügel, Mast- und Pollerleuchten) wird aus wiederverwertbarem, feuerverzinktem Stahl gefertigt und einheitlich verteilt. Die Holzdecks im Bereich “Rathausgarten“ und in den südlichen Grünflächen werden aus Recycling-Beton und FSC-zertifiziertem Holz hergestellt.
Die Beleuchtung wird grundsätzlich insektenfreundlich hergestellt, sodass Lichttemperatur und Ausstrahlungswinkel der Leuchten im Einklang mit den ökologischen Belangen gewählt werden. Mastleuchten finden sich lediglich im “Forum” und entlang des Hauptweges. Die Parkwege begleitend bieten Pollerleuchten eine dezente Beleuchtung im Sinne der Sicherheit im öffentlichen Raum.
Die Spielflächen werden möglichst naturnah und unversiegelt hergestellt. Spielelemente werden bevorzugt aus FSC-zertifiziertem Holz (z.B. Robinie) vorgesehen.

ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT
Das Pflanzkonzept sieht eine wegebegleitende Säumung der Wiesenflächen durch pflegeleichte Einsaaten und Geophytenpflanzungen vor. Durch diese extensive Gestaltung können naturnahe, insektenfreundliche Kleinstbiotope geschaffen werden und die Pflegekosten reduziert werden. Gleichzeitig können gezielte Akzente gesetzt werden und die Grün- und Blühaspekte jahreszeitlich abgestimmt werden. In den westlichen und östlichen Randbereichen des Parks wird der Blühsaum durch passende Sträucher ergänzt, sodass eine gewisse Abschirmung hin zum Straßenraum bzw. der Brachfläche geschaffen wird. Durch eine entsprechende Artenwahl in Bezug auf die Wuchshöhe wird trotzdem gewährleistet, dass Wege und Parkstrukturen einsehbar bleiben. Grundsätzlich werden alle Bestandsgehölze erhalten und durch einige Neupflanzungen im Bereich des „Forums“ und „Aktivparks“ ergänzt. Bei der Auswahl ergänzender Gehölze wird konsequent auf klimaresiliente und stadtklimaverträgliche Parkbäume geachtet, welche gleichzeitig als Insektennährgehölze geeignet sind.
Durch den hohen unversiegelten Anteil werden anfallende Niederschläge vor Ort versickert. Die befestigte Ost-West-Verbindung und das “Forum” werden als Ökopflaster verlegt, sodass auch hier eine Versickerung möglich gemacht wird. Gleichzeitig kann überschüssiges Oberflächenwasser in die angrenzenden Grünflächen abgeleitet werden.
Im Bereich der Bebelstraße werden die straßenbegleitenden Grünflächen als bepflanzte Retentionsmulden umgestaltet, sodass auch hier Niederschläge vor Ort zurückgehalten und zeitversetzt versickert werden können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit einer klaren räumlichen Dreigliederung schaffen die Verfasser*innen für den umzugestaltenden Park am Bergelmanns Hof unterschiedlich charakterisierte Teilräume, denen mit Respekt vor dem einstigen Friedhof mit seinem wertvollen Baumbestand eine abgestufte Nutzungsintensität mit Aktions- und Ruhezonen richtig zugeordnet wird.

Erschlossen sind die einzelnen Parkbereiche mit einem neuen Wegesystem, das pragmatisch alle wesentlichen Eingänge verknüpft und zusätzlich im Südosten einen neuen Parkzugang anbietet. Mit dieser Wegestruktur verzichtet der Entwurf aber auch auf eine weitergehende Belebung des Parkinneren und auf differenziertere Bewegungsmöglichkeiten im Sinne von Rundwegen für die Nutzer*innen.

Als Zentrum im Schnitt der Hauptachsen wird ein offener Platzraum entwickelt, der einerseits mit Wasserspiel und Sitzgelegenheiten Robustheit und Attraktivität verspricht, andererseits aber zu groß geraten scheint und durch den vorgeschlagenen Bodenbelag aus Betonpflaster auch allzu urban wirkt. Weiter wird kritisch angemerkt, dass im sogenannten „Aktivpark“ sämtliche Wiesenfelder mit Spielinseln gefüllt werden und diese gegenüber der Parkmitte nicht entsprechend erschlossen sind bzw. durch die wegebegleitenden Pflanzstrukturen ausdrücklich abgeschottet werden. Dies wirft im Hinblick auf eine ganzjährig barrierefreie Erreichbarkeit ebenso Fragen auf wie für Nachhaltigkeit und dauerhafte Unterhaltung der Flächen. Gleiches gilt – allerdings wegen der intimeren Nutzung abgeschwächt – auch für die vorgeschlagenen Leseinseln im Friedhofspark.

Insgesamt leistet der Entwurf einen realistischen und soliden Lösungsbeitrag für die Wettbewerbsaufgabe, eine inspirierende oder zukunftsweisende Parkvision vermag er aber nicht zu formulieren.
Blick in den Park

Blick in den Park

Lageplan 1-500

Lageplan 1-500

Lageplan 1-200

Lageplan 1-200

Ausstattung

Ausstattung

Blick in das Zentrum

Blick in das Zentrum

Blick in den Park

Blick in den Park

Lageplan 1-500

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Lageplan 1-200

Lageplan 1-200

Ausstattung

Ausstattung