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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Neubau Europagymnasium Kerpen

Campusplatz

Campusplatz

ein 3. Preis

Hausmann Architektur

Architektur

3PLUS FREIRAUMPLANER Kloeters I Müller I Kastner PartGmbB Landschaftsarchitekten + Architekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die besondere Herausforderung der gestellten Aufgabe liegt in der Strukturierung und Gliederung dieser in ihrer Schülerzahl und räumlicher Vorgabe für einen Schulbau doch flächenmäßig und inhaltlich großen Bauaufgabe. Neben Schule und den dazugehörigen auch über den Schulbetrieb zu nutzende Funktionsbausteine spielt der Sport mit seinen großen Freibereichen und seiner über den Ort städtischen Bedeutung eine wesentliche Rolle in der Ideenfindung. Der umgebende Stadtraum bildet den Übergang und soll sich wertig im Schulareal fortsetzen.
Schule ist heterogen, bunt und von Vielfalt geprägt. Das muss Schulbau heute widerspiegeln. Deshalb ist dies einer der wesentlichen Parameter unserer Architektur.
Pädagogisch soll eine Schule entstehen, die aufbauend auf dem Gedanken der Vielfältigkeit vorbildhaft die vorgegebenen Raumsituationen abbildet und setzt. Freundlichkeit, Lebendigkeit, Wärme und Durchgrünung sollen unsere atmosphärischen Leitbilder sein und diese sichtbar zeigen.

Schule ist heute Lebensort und Heimat. Innen- und Außenraum werden fließend erlebbar, Lernen findet überall statt. Das gesamte Haus ist ein lebendiges und Erlebbares miteinander, Schule wird als Gemeinschaft konzipiert. Öffentlich jetzt schon im Bestand genutzte Bausteine wie Aula, Bibliothek usw. werden so angelegt das eine weitere Nutzung gewährleistet ist.
Der Sport wird integrativ erlebbarer Bestandteil des Schulalltag und dementsprechend auch gesetzt. Die Hallen werden Teil der Schule ohne ihre autarke Nutzung zu verlieren.

Schon die Zugangssituation der neuen Europaschule ist herausfordernd. Wo liegt das Gesicht, wo der Eingang. Die Vorgaben sind klar und geben dem Konzept Struktur. Unsere Schule bildet die Spange des verschiedenen Ankommens.
Im Süd-Westen die neuen Bushaltestellen, Richtung Osten die Flächen fürs Parken und die Verbindungen zu den neuen und bestehenden Wohngebieten. Die neuen Sportanlagen werden prägender Baustein.
Und unsere neue Schule bildet die Verbindung. Die neue hölzerne Pausenhalle als lineare Magistrale bildet das Rückgrat, verbindet die Ankommenden.
Als starke städtebauliche Geste schafft sie Orientierung und Maßstäblichkeit.
An sie angelegt bilden die beiden Schulhäuser für SEK 1 und SEK2/NAWI die Heimaten der Schüler. Einfach in Struktur und Konstruktion schaffen sie Identität und schaffen mit maximaler für den Schulbau optimaler 4- Geschossigkeit den kompakten und nachhaltig notwendigen Schulraum.

Die Entscheidung die Sporthallen nicht zu separieren, sondern mit ins Gebäudeensemble zu integrieren ist bewusst getroffen. Synergetisch lassen sich so Funktionen kombinieren und optimieren. Die optimale außerschulische Nutzung ist gewährleistet.
Der Bebaute Raum wird bestens genutzt. Die neue großzügige Tribüne wird Teil der Pausenhalle und ergänzt das Angebot. Die räumliche Trennung ist einfach. Außerschulich kann der vordere Teil der Pausenhalle als Fläche genutzt werden. Ein neues Aushängeschild für Breiten und Spitzensport. Die anderen Hallenteile bestens gesetzt. Die Kopplung über die Lagerflächen gegeben. Die Belichtungen der Hallen sind optimal.
Alle Freiräume sind den Funktionen direkt zugeordnet. Trotz der Größe wirkt der Schulstandort fröhlich und in seiner Körnung der Aufgabe angemessen. Die Orientierung ist bestens und aus allen Richtungen klar und eindeutig. Die Magistrale bildet das zentrale Erschließungselement und bedient die unterschiedlichen Richtungen.

Der großzügige grüne Campusplatz wird neuer Anlaufpunkt im Schulensemble. Hier zeigt die Schule ihr öffentliches Gesicht, die Sporthallen liegen präsent erkennbar zum öffentlichen Raum orientiert. Die Sportflächen direkt im Gegenüber sind klar gegliedert nach öffentlicher und abtrennbarer Nutzung. Der Neffelbach wird erlebbar und bildet mit seiner grünen Prägung den Übergang zu Wohnquartier.
Die neuen Parkierungsflächen sind direkt angebunden und erlauben über kurze Wege den Weg zur Schule.

Mit den Bussen kommend der zweite Schulplatz als Auftakt nach Westen und Haupteingang für die, von dort kommenden, Schüler*innen. Nördlicher liegt die Anlieferung optimal ohne im Schulalltag störend wahrgenommen zu werden.

Der in sich einfache Grundstückszuschnitt wird durch die Schule gegliedert und qualitätvoll den einzelnen Schulbereichen zugeordnet.
Schule bildet den gegliederten Mittelpunkt, der Freiraum bildet Übergang zur Landschaft und ist spannungsvoll konzipiert.
Klar in den Funktionsbereichen ablesbar wirkt die Architektur lebendig und der Aufgabe Schule als Identifikation angemessen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Thema des Entwurfs der neuen Europaschule in Kerpen ist ‚Konzentration‘. Es werden die vier Funktionsbereiche Sekundarstufe I, Sekundarstufe II, Sporthalle und Pausenbereich in einzelne Baukörper zerlegt und dann zu einem Ensemble zusammengesetzt. Dieser Ansatz führt zu einer hohen Funktionalität und einer starken Flächenausnutzung.

Aus städtebaulicher Sicht überzeugt der geringe Grundflächenverbrauch. Allerdings führt die Anordnung der Gebäude, mit der Ausrichtung der 4-geschossigen Sekundarstufe II und der Sporthalle zur südlichen Straße, zu einer geringen Identität im öffentlichen Raum. Der Hauptzugang von Westen, von hier kommen ca. 1.200 Schüler*innen per Bus, ist nur von dieser Nebenstraße aus sichtbar. Auch der zweite Zugang in die durchgesteckte Magistrale von Osten ist kaum wahrnehmbar. Diese Magistrale als Eingangs- und Pausenhalle verbindet erdgeschossig die gemeinschaftlichen Nutzungen, was als positiv für das Schulmiteinander gesehen wird. Allerdings führt die Optimierung dieses Bereiches zu einer ungünstigen Raumproportion. Die geringe Höhe der Halle und der reduzierte Lichteinfall kann trotz der beiden Höfe nicht voll überzeugen. Eine sinnvolle räumliche Verknüpfung mit Aula und Mensa ist nicht gegeben. Sehr gut ist der 3-geschossige Baustein der Sekundarstufe I konzipiert. Hier überzeugt sowohl die gute Funktionalität wie auch die räumliche Ausbildung der Lerncluster um die ausreichend großen Lichthöfe. Der im 3. Obergeschoss angelegte Mintbereich erhält durch die Sheddächer die gewünschte individuelle Prägung.

Auch die Sekundarstufe II ist funktional gut angelegt. Die Lichthöfe in den unteren Ebenen werden jedoch als zu klein angesehen und reduzieren den Aufenthaltswert der angrenzenden Flächen. Das selbstgewählte Motto der Verfasser ‚Schule ist heterogen, bunt und von Vielfalt geprägt‘ zeigt sich in den vier Baukörpern, die in unterschiedlicher Materialität und Farbigkeit gedacht sind. Die hybride Holzkonstruktion wird im Bereich der Magistrale gelb lasiert, SEK I erhält eine grüne Holzfassade, SEK II eine metallische und der Mint-Bereich eine gläserne Ausbildung. Ob dieses additive Konzept der Identität der Europaschule tatsächlich entspricht, wird kontrovers diskutiert.

Der grundsätzliche Ansatz der Konzentration von Flächen und Raum wird positiv gesehen. Allerdings sind die extrem guten Werte im Flächenverhältnis von Nutz- und BGF-Flächen durch abweichende Raumgröße in den Clustern zu relativieren. Trotzdem zeigt die Arbeit, dass es möglich ist, ein sehr gutes Flächen- und Raumverhältnis und damit eine hohe Wirtschaftlichkeit in Bau und Unterhaltung zu generieren. Insgesamt überzeugt der Entwurf durch eine hohe Funktionalität mit sehr gut nutzbaren Lernbereichen, die auch eine Veränderung in der Zukunft zulassen. Die erzielte hohe Wirtschaftlichkeit ermöglicht es, in einzelne Bereiche die notwendige ‚Luft‘ hineinzugeben. Ob der gewählte Ausdruck dem Anspruch der Europa-Schule entspricht, muss auch in Hinblick auf die ökologischen Fragen weiter diskutiert werden.

Der Arbeit gelingt es, den Fußabdruck der hochbaulichen Anlagen sehr komprimiert auf dem westlichen Baufeld zu konzentrieren. Schulische Pausenhofangebote werden nachvollziehbar altersgetrennt nach Sek I und II im Süd-Osten und Süd-Westen eingeordnet. Weitere Aktionsflächen werden im Campusplatz angeboten. Er vermittelt schlüssig als Übergangsbereich zu den großflächigeren Sportanlagen im Norden und Nord-Osten. Diese Zuordnung ermöglicht eine Öffnung von Freizeit und Sportflächen der Schule auch außerhalb des Schulbetriebs, was positiv bewertet wird. Schulneubau und Campusplatz werden durch eine Promenade mit weiteren begleitenden Aktionsflächen mit dem Sportareal verbunden. Durch eine standortbezogen differenzierte Körnigkeit der Angebotsflächen, gelingt es dem Beitrag vielfältige Nutzungsoptionen in einem robusten Raumgerüst aufzuzeigen und gute Anbindungen an den Schulneubau zu schaffen. Die Organisation des Eingangsbereichs über die Magistrale bis zum Campusplatz mit Anschluss sportiver Nutzungsfelder an der nach Nord-Osten weiterführenden Promenade überzeugt. Zugleich läuft die stringent rektanguläre, durch Wiederholung unterschiedlich skalierter Raster, hergestellte Ordnung Gefahr, den Standort formal zu stark festzulegen und so den eigenen Anspruch der programmatischen Unfertigkeit zu konterkarieren. Freie Baumpflanzungen an Teilabschnitten der inneren Ränder wirken dem wohltuend entgegen.

Das vorgeschlagene, abgestufte Regenwassermanagement nutzt als kaskadierendes System mit großzügigen Retentionsbereichen und Überläufen an den Neffelbach, die entstehenden Räume nachvollziehbar. Dem Beitrag gelingt es einen grünen Campus zu entwickeln der trotz strenger Ordnung, Vielfalt verspricht und Landschaft atmet.
Lageplan

Lageplan

Konzept

Konzept

Aula

Aula

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Cluster 5+6

Cluster 5+6

Grundriss 2.OG

Grundriss 2.OG

Ausschnitt Naturwissenschaften

Ausschnitt Naturwissenschaften

Schnitt

Schnitt

Modell

Modell