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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Urbanes Quartier Hauptgüterbahnhof Braunschweig

Lageplan

Lageplan

Teilnahme / 2. Rundgang

Architekten Venus GmbH

Architektur

LILASp - Lichtenstein Landschaftsarchitektur & Stadtplanung

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

ARGUS Stadt und Verkehr

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Der grüne Zipper
Das neue urbane Quartier am Hauptgüterbahnhof wird als innovativer, ökologischer und zukunftsorientierter Stadtteil entwickelt. Ein neues Stück Braunschweig entsteht, das vollumfänglich den ökologischen Anforderungen an ein Stadtquartier des 21. Jahrhunderts entspricht.

Bestand - Grünraum - Neubau
Der Entwurf stellt eine übergeordnete, freiräumliche Verbindung zwischen dem neuen urbanen Quartier Hauptgüterbahnhof und dem Braunschweiger Ringgleis her und schafft somit eine „grüne“ Verbindung zur Braunschweiger Innenstadt. Der an der südlichen Wettbewerbsgrenze bestehende Grünzug mit seinen markanten Baumgruppen wird aufgenommen und in einem neu angelegten Park weitergeführt. Der „Güterpark“ ist das grüne Zentrum des neuen Quartiers, er erstreckt sich von Süden nach Norden über das Wettbewerbsgebiet und verknüpft als „Grüner Reißverschluss“ die Bestandsquartiere mit dem neuen Güterquartier. Die neuen Nachbarschaften werden durch die Verbindung von Güterpark und Ringgleis mit der übergeordneten Grünraumstruktur Braunschweigs vernetzt. Dadurch wird das Wettbewerbsgebiet, welches zwischen Gleisanlagen und der Helmstedter Straße eingebettet liegt, aus seiner Insellage befreit.
Ein weiterer Grundsatz des Entwurfes ist es, die Entwicklung „Bahnstadt Braunschweig“ gesamtheitlich zu betrachten. Das Gebiet „urbanes Quartier am Hauptgüterbahnhof“ wird als Teil der Bahnstadt begriffen, die Vernetzung zwischen Bestand und Neubau ist ein wesentlicher Leitgedanke des Entwurfes. Ziel ist es, das Quartier Ackerstraße sowie die angrenzenden Bestandsbauten und Grünräume in die neue Entwicklung mit einzubinden: der Güterpark wird zum „Grünen Reißverschluss“. Aus der Mitte des Parks werden über begrünte Gassen und Weg die angrenzenden Wohnblöcke mit dem Park verbunden. Der Park wird in die Quartiere gezogen und durch Pocket-Parks und Plätze im Quartier verankert. Die Bestandsquartiere profitieren somit in hohem Maße von der Entwicklung am ehemaligen Güterbahnhof. Ein übergeordnetes, differenziertes Freiraumsystem entsteht. Die großzügige Weite des Güterparks wird mit maßvollen urbanen Plätzen kontrastiert.

Städtebauliche Struktur

Wohnen im Park
Die geschaffenen Freiraumqualitäten des „Güterparks“ bilden den Ausgangspunkt für die städtebauliche Setzung. Die Bebauungsstruktur entlang des „Güterparks“ ist gegliedert durch u-förmige Blöcke, deren Innenhöfe sich zum Park öffnen, wodurch die Wohnqualität in den Gebäuden maximiert wird. Mit einer Reihung von Kopfbauten, die als Höhendominante die einzelnen Wohnblöcke akzentuieren, wird der Gebäudeabschluss zum Park rhythmisiert.

Kultur und Bildung als Ortskern
Der Bereich um die auf dem Grundstück verbleibenden Bestandsbauten der Druckerei bzw. der H_LLE werden als Quartiers-Zentrum entwickelt. Die Nutzungsvielfalt sowie der öffentliche Charakter der Nutzungen werden aufgegriffen. Die Gebäude werden zu einem identitätsstiftenden Ensemble entwickelt. Sicherlich bildet die Druckerei am Standort einen Fremdkörper, der aber integriert wird und dem „Kern“ des Quartiers den Charakter eines „gewachsenen“ Zentrums verleiht. Diese typologischen Sonderbausteine werden durch die Schule mit Turnhalle ergänzt. Gemeinsam mit der H_LLE und den umgebenden Wohnbauten bilden sie den zentralsten und öffentlichsten Platz als neuen Ortskern aus. In der Quartiersmitte befindet sich ebenfalls eines der beiden Mobility-Hubs. Eine Ringstraße führt von der Straße Am Hauptgüterbahnhof um diesen Ortskern herum und bleibt dem Radverkehr sowie dem Lieferverkehr vorbehalten. Der MIV wird bereits am Quartierseingang im Mobility-Hub abgefangen: Es entwickelt sich ein verkehrsberuhigtes Wohnquartier.

Wohnen und Arbeiten in urbaner Qualität / Urbanes Quartier
Südlich an die Quartiersmitte schließen Wohn- und Gewerbeblöcke an, die Gassen und Plätze ausbilden und die in einer maßvollen urbanen Dichte entwickelt wurden. Die Gebäudeblöcke sind in verschiedene Baukörper gegliedert, die durch ihre Höhenentwicklung und Tiefenstaffelung die Blöcke rhythmisieren und innerhalb der entstehenden Einheiten eigenständige Themen und individuelle Vielfalt des Wohnens widerspiegeln. Verschiedenartige Erschließungen ermöglichen adäquate Wohnungstypen für die jeweilige Lage und Ausrichtung und erlauben großzügige Freisitze mit Blich auf den Park, bzw. die Quartiersplätze. Die Wohnungen profitieren damit allesamt vom „Güterpark“ sowie den grünen Gassen (Spielstraßen) als grünes Netzwerk, das sich durch das Wohnquartier zieht und einen hohen Wohnwert schafft. Darüber hinaus wird ein Wegesystem vorgeschlagen, in dem die Blöcke in den Ecken durch große Toröffnungen geöffnet werden und so der neue Stadtteil fußläufig durch die Bewohner angeeignet werden kann. Die geforderten unterschiedlich finanzierten Wohnungstypen sind auf separate Baukörper innerhalb der Wohnblöcke verteilt, so wird eine soziale Durchmischung erzeugt und alle Wohnungen profitieren in gleicher Weise von geeigneter Ausrichtung und den großzügigen Grünräumen. Die Zahl, der besonders von Lärm belasteten Wohnungen zur Helmstedter Straße ist auf ein Minimum reduziert und wird durch entsprechende Grundrisslösungen und Erschließungstypologien ermöglicht. Flächen für den Einzelhandel und Gewerbenutzungen werden in unterschiedlichen und nachträglich veränderbaren Größen entlang der Ringstraße sowie der internen Quartiersallee in den Erdgeschosszonen angeordnet. Der gesamte Straßenraum und die Platzräume können von der Bewohnerschaft und den Besuchern uneingeschränkt genutzt werden. Die Wohnbauten sind allesamt den Bereichen mit der größten Grünraumqualität zugeordnet, wobei die Gewerbebauten konsequent entlang der Ringstraße und den Gleisanlagen orientiert sind. Die Gewerbe und Bürobauten dienen als Lärmschutz für die schützenswerten Wohnbauten und sind verkehrstechnisch gut zu erreichen.

Grün– blaue Infrastruktur
Im Mittelpunkt der freiräumlichen Konzeption steht das grüne Parkband – die „Gütergärten“. Als vielfältig programmierte Grünfläche bietet das Parkband den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern, aber auch der bestehenden Nachbarschaft viele neue Freiraumqualitäten. Es bietet freie Bewegungs- und Aufenthaltsflächen, Sport- und Spielangebote, Gemeinschaftsgärten, es integriert die KITA und schafft Retentionsraum. Dabei folgt es, wie der gesamte Freiraum, dem Prinzip der Schwammstadt. Regenwasser wird oberflächlich geführt, zurückgehalten und zur Verdunstung gebracht. Hierzu sind auch zwei Retentionsteiche im südlichen Teil des Parks geplant. Diese sollen, wie auch die Pflanzen- und Gehölzauswahl im Park, die Biodiversität zusätzlich steigern. Der Freiraum extensiviert sich im Park von Norden nach Süden und mündet im bestehenden Gehölzrücken zu Siemens, welcher vollständig erhalten bleiben soll. Mit einer Fuß- und Radwegeanbindung schließt die weiterführende Grünachse des Parkbands an das Ringgleis an. Nach Norden schafft der Park den Übersprung über die Helmstedter Straße an das bestehende Friedhofsgelände und sorgt hier für eine zusätzliche Biotopvernetzung. Die an das Parkband angrenzenden Höfe öffnen sich zum Park und lassen dabei den halböffentlichen Raum des gemeinschaftlich genutzten Hofes und den großen öffentlichen Freiraum, den Park miteinander in Beziehung treten. Die Wohnhöfe werden dabei als geschützter, gemeinschaftlich genutzter Bereich mit niedrigschwelligen Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten verstanden. Sie bieten Platz zum gemeinschaftlichen Gärtnern und Treffen von Jung und Alt, bieten gleichzeitig private Gartenflächen für die Erdgeschosszonen. Die Höfe sind durch ein untergeordnetes Wegenetz in Form von Durchgängen miteinander verbunden und fördern dabei zusätzlich das Miteinander im Quartier. Neben der Verknüpfung der Höfe mit dem Park, steht die Verknüpfung mit den umliegenden Quartieren im Kern der Freiraumkonzeption. Die bestehenden Grünräume und Nachbarschaftlichen Räume werden über grüne Verbindungen an den Park und das neue Quartier angebunden, sodass eine durchgehende Vernetzung des neuen und des bestehenden Freiraums erfolgt. Die zentrale Quartiersmitte bildet sich als urbaner Raum aus. Mit einem einheitlichen Belag fasst sie die bestehende Papierfabrik, mit den neuen Nutzungen der Schule, dem Mobilitätshubs sowie weiterer sozialer Angebote zusammen und verknüpft die umliegenden neuen Mikroquartiere an zentraler Lage zusammen. Die Mitte bindet dabei das Quartier an die Helmstedter Straße an und schafft neue Eingänge in das neue Quartier. Im Zentrum steht eine urbane Platzfläche mit Aufenthaltsmöglichkeiten. Hinzu kommen kleiner Platzflächen, wie beispielsweise vor der Schule. Neben den zentralen Plätzen entstehen mehrere kleinere Plätze auf Nachbarschaftsebene und ein Platz im südlichen Bereich der Güterhallen, der beispielsweise Skateangebote für Jugendliche schafft. Die Wohngassen als Erschließungswege sind autofrei und bieten grüne Vorzonen. Sie dienen als Vermittler zwischen öffentlichem und privatem Raum. Diese Vorzonen beinhalten dabei sowohl funktionale Elemente (z.B. Fahrradstellplätze), als auch Pflanzflächen und Sitznischen, die den Bewohnern als Freiraum dienen und gleichzeitig für ausreichend Abstand zu den Wohnungen sorgen. Das bestehende Biotop im Bereich der östlichen Güterhallen soll erhalten bleiben und auch zukünftig einen wertvollen Lebensraum bieten. Der Eingriff an dieser Stelle soll so gering wie möglich bleiben, und das bestehende Trockenbiotop soll wenn möglich erweitert und besser vernetzt werden.

Entwicklungsabschnitte
Die geforderte abschnittsweise Realisierung ist unproblematisch umsetzbar. In einer ersten Phase nach Abbruch des Bestands kann der Bereich um das Zentrum sowie die angrenzende Bebauung errichtet werden. Die Ringstraße kann im ersten Bauabschnitt errichtete werden und somit die notwendige Infrastruktur.

Verkehrskonzept
Das neue urbane Quartier am Hauptgüterbahnhof wird als innovativer, ökologischer und zukunftsorientierter Stadtteil entwickelt. Eine hierauf abgestimmte Verkehrskonzeption ist Voraussetzung für das Erreichen dieser übergeordneten Ziele. Das neue urbane Quartier soll Vorreiter für eine nachhaltige Mobilität sein, der Großteil der Wege wird daher auf den Umweltverbund (zu Fuß, Rad, ÖPNV, Carsharing) entfallen. Zentrale Elemente stellen dabei die Konzeption des Quartiers als Stadtteil der kurzen Wege, eine attraktive Infrastruktur für den Fuß- und Radverkehr, die Vernetzung mit den umliegenden Stadtteilen sowie ein attraktives ÖPNV-Angebot dar. Vor diesem Hintergrund sieht das Verkehrskonzept die Bündelung des ruhenden Kfz-Verkehrs am nördlichen Rand des Quartiers in zwei Mobility-Hubs vor. Diese beinhalten darüber hinaus ein breites Angebot an Mobilitäts- und Logistikbausteinen (Carsharing, Bikesharing, Elektromobilität, Lastenfahrräder, Lastenanhänger, Paketstation, Microdepot, etc.). Die Erschließung der Mobility-Hubs erfolgt über die Straße Am Hauptgüterbahnhof, sodass das Quartier mit seinen geplanten stark durchgrünten Straßenräumen und Plätzen selbst kaum vom Kfz-Verkehr frequentiert wird. Das Konzept sieht die Ausweisung des inneren Haupterschließungsnetzes als Fahrradzone vor, wodurch sehr attraktive Bedingungen für den Radverkehr geboten werden. Am östlichen Rand des Quartiers ist eine Umwelttrasse vorgesehen, die dem ÖPNV, Rad- sowie Fußverkehr vorbehalten ist. Mit zwei neuen Haltestellen direkt im Quartier sowie den fußläufig erreichbaren Haltestellen der Straßenbahn wird das neue Quartier optimal an den ÖV angebunden. Die Nebenstraßen und Plätze werden als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet, die Gassen zwischen den Gebäuden und zum Park werden eine Fußgängerzone. Die Bereiche sind stark durchgrünt und frei vom Kfz-Verkehr. Publikumsbezogene Nutzungen sowie gastronomische Angebote grenzen an diese Straßenräume an, sodass sie eine hohe Aufenthaltsqualität bieten und zum Flanieren einladen. Die Straßenräume folgen dem Prinzip der Blue-Green-Streets und berücksichtigen Multifunktionsstreifen, die die Integration verschiedener Elemente zur Wasserspeicherung, -retention und -versickerung, der Begrünung sowie der flexiblen Verortung von Mobilitätsangeboten (Fahrradstellplätze, Bikesharing, smarte Ladezonen, etc.) ermöglichen. Dieses Prinzip stellt einen wichtigen Baustein der Konzeption als resilientes Quartier dar, das sich an die geänderte Umweltrahmenbedingung sowie an zukünftige Entwicklungen anpassen kann.

Energie + Technik
Das ganzheitlich entwickelte Konzept im Spannungsfeld regenerativer Energieerzeugung sowie passiver und aktiver Gebäude- und Technikkomponenten strebt eine ganzheitliche Quartierentwicklung an, die im Sinne der Nachhaltigkeit dauerhaft und identitätsstiftend ist. Ziel ist der Einsatz robuster Materialien und Systeme mit langen Lebenszyklen, hohem Wohnkomfort und einer nachhaltigen energetischen Versorgung, so dass ein Ort geschaffen wird, der generationsübergreifend Bestand haben wird. Im Sinne des Quartiersgedanken werden in der Versorgung ein Wärme- und ein Stromnetz aufgebaut. Die Speisung des Stromnetzes erfolgt über zentrale PV-Anlagen auf den Dächern der Hochpunkte, die flächig – mit 10° Neigung der PV-Module nach Ost- und West - belegt sind. Damit wird ein Lastgang über den gesamten Tag in der Erzeugung erreicht, diesem steht ein entsprechender Bedarfslastgang gegenüber, so dass eine hohe Eigennutzung erreicht wird. Der Strom dient ganzjährig den Haushalten sowie der Warmwasserversorgung. Ebenso erfolgt v.a. zur Spitzenspeicherung die Einbindung der E-Mobilität in den Quartiersgaragen. Die Warmwasserversorgung erfolgt dezentral direkt elektrisch, in Kombination mit der solaren Stromerzeugung. Dies minimiert den Aufwand in den Installationen sowie die Leitungsverluste in der Wärmeversorgung im Gebäude bei gleichzeitiger Erhöhung des Eigennutzungsgrad der PV-Anlage. Die Wärmeversorgung wird durch die anliegende Fernwärme gewährleistet unter der Annahme das diese aus regenerativen Rohstoffen erzeugt wird. Auf Grund der hohen Anforderungen an die Gebäudehülle soll ein Anschluss an den Rücklauf der Fernwärme geprüft werden, um dadurch die Energieverbrauch zu senken.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der „Grüne Zipper“ wird als nachvollziehbare und qualitätsvoll ausgearbeitete Idee wahrgenommen. Die namensprägende grüne Fuge im Westen des Gebietes ist gut dimensioniert und geht in eine angemessene geöffnete Blockstruktur über. Insgesamt bildete das „Plateau“ des Ortskerns bzw. der Quartiersmitte zusammen mit der Schule und dem integrierten Westermann-Grundstück kein stimmiges Gesamtbild von guten Räumen bzw. einer räumlich-funktional weiterzuverfolgenden Mitte ab.
Piktogramme

Piktogramme

Perspektive Südplatz

Perspektive Südplatz

Perspektive Güterpark

Perspektive Güterpark

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Einsatzmodell

Einsatzmodell