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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Neubau einer Wohnanlage in Betzigau

Präsentationsplan M 1:200

Präsentationsplan M 1:200

3. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

Stautner+Schäf Landschaftsarchitekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Thomas Egger Modellbau | Frässervice

Modellbau

Erläuterungstext

Mitarbeit: Laura Ingermann, Johannes Prünte, Agnes Simon, Madeleine Szkobel-Wolff

der städtebau

Der Entwurf integriert zwei freistehende Baukörper mit einer angemessenen Dichte, in das ortstypische Erscheinungsbild Betzigaus. Durch das Aufgreifen und Weiterentwickeln der Körnung, Ausrichtung und Höhe der Nachbargebäude, fügen sich die beiden Neubauten, trotz Ihrer systemischen Einfachheit, harmonisch in die Umgebung ein. Mit den beiden giebelständigen Fassaden prägen sie das Erscheinungsbild der Raiffeisenstraße maßgeblich mit.
Eine „Grüne Schneise“ zwischen den beiden Baukörpern dient als Fuß- und Radverbindung und verbindet den Ortsteil nördlich unseres Grundstückes (Fasanstraße), mit dem Gebiet südlich von unserem Grundstück (Raiffeisenstraße). Die dadurch entstehende attraktive Freifläche wird gemeinschaftsförderndes Zentrum der Wohnanlage und Basis für Begegnungen mit der weiteren Nachbarschaft.

die erschließung

Die beiden Baukörper werden über jeweils ein Treppenhaus mit überdachten Laubengängen erschlossen. Durch die Laubengänge ist es möglich, die Erschließung auf insgesamt zwei Treppenhäuser und zwei Aufzüge zu reduzieren.
Die Hauseingänge und Laubengänge orientieren sich zur grünen Mitte hin und schaffen Orte für Begegnung innerhalb der Hausgemeinschaft und der umgebenden Nachbarschaft.
Integrierte Sitzbänke vor den Küchenfenstern am Laubengang fördern die spontane Kommunikation unter den Hausbewohner*innen. Der Laubengang wird zur lebendigen Vorzone vor den Wohnungen – von hier aus hat Überblick über den kollektiv genutzten Anger in der Mitte.
Die Tiefgaragenzufahrt erfolgt über die Fasanstraße und befindet sich an der Nordseite des kleineren Baukörpers, wodurch das leicht abfallende Gelände für die Tiefgaragenrampe (kurze Rampenlänge) sinnvoll ausgenutzt werden kann.

die architektur

Der Entwurf ist als einfacher Holzbau mit Kaltdach und eingehängten Balkonen konzipiert. Zwanzig barrierefreie Wohneinheiten werden auf die beiden zwei- bzw. dreigeschossigen Baukörper verteilt. Im Erdgeschoss liegen drei rollstuhlgerechte Wohnungen.
An jedem Hauseingang im Erdgeschoss befindet sich ein Raum für Kinderwägen, Gehhilfen und Rollstuhlwechselplätzen, ein Müllraum sowie ein Radlraum.
An der Nord-West-Ecke des kleineren Baukörpers ist ein Gemeinschaftsraum verortet, welcher ebenfalls als Gäste-Apartment genutzt werden kann. Jede Wohnung hat eine Ost-West Ausrichtung mit einem privaten Balkon auf der „Gartenseite“. Die Balkone werden mit einer umlaufenden Stahlkonstruktion ausgestattet. Den Bewohner*innen wird dadurch eine einfache Aneignung durch bspw. Bepflanzungen und eingespannte Sonnensegel ermöglicht.
Eine Flexibilität in der Grundrissgestaltung ermöglichen die 2-Personen Wohnungen. Diese lassen sich entweder als 2-Zimmerwohnungen (Schlafzimmer, Wohnzimmer und Wohnküche) nutzen, oder als Wohnungen für Alleinerziehende oder Wohngemeinschaften (Schlafzimmer +Kinderzimmer / zwei Schlafzimmer mit großer Wohnküche). Bei Bedarf kann der größere der beiden Radlräume in eine 3-Zi-Wohnung umgewandelt werden.

die nachhaltigkeit

Der Entwurf ist sowohl nachhaltig in seiner Gestaltung als auch in seiner Nutzung und Konstruktion. Durch die Verwendung von heimischen Hölzern und einer ortstypischen Bauweise, fügen sich die Neubauten harmonisch und zeitlos in ihre Umgebung ein.
Die Grundrissgestaltung lässt eine flexible Nutzung durch ihre Bewohner*innen zu und fördert ein nachbarschaftliches Miteinander. Dadurch können die künftigen Bewohner*innen sich ihr neues Zuhause nachhaltig aneignen und partizipieren.

die konstruktion

Die Gebäude werden als reine Holzkonstruktion konzipiert. Die hochgedämmte vorvergraute Außenhaut ist nahezu wärmebrückenfrei um das Gebäude ‚gestrickt‘.

das energiekonzept

Durch die Ausbildung eines Low-Tech Holzbaus nach KfW 40 Standard mit Kaltdach und Erschließungszonen außerhalb der thermischen Gebäudehülle, können wir die zu beheizende Nutzfläche minimieren. Die Dachflächenausrichtung nach Westen und Osten, eignet sich für großflächige Photovoltaikanlagen. Durchgesteckte Wohnungsgrundrisse ermöglichen ein optimales Querlüften. Die Begrünung des Laubengangs sorgt für eine natürliche Verschattung der dahinterliegenden Wohnungen, ebenso wie die Möglichkeit einer individuellen Bewachsung der Balkongerüste.
Die geringen Heiz- und Warmwasserbedarfe werden über eine Wärmepumpenheizung erzeugt. ( Grundwasser oder Erde/Luft ) . Die Wärme wird über Flächenheizungen übertragen. Das Warmwasser dezentral in den Bädern über Wärmetauscher erhitzt ( Einkreissystem ) Der Betriebsstom für die Pumpen, die Beleuchtung und die Belüftung wie der Ladestrom für die PKWs wird über die Photovoltaikelemente auf den flach geneigten Satteldächern erzeugt.

das freiraumkonzept

Im Zentrum des Entwurfs steht die mittig durch das Grundstück verlaufende Aufenthalts- und Verbindungsachse. Neben der Funktion als neue Fuß- und Radwegeverbindung zur Stadtmitte öffnet sich zwischen den Gebäuden ein vielseitig nutzbarer Gemeinschaftshof, der sich mühelos in das Ortsbild einfügt und qualitätsvoll ergänzt.
Ein Gemeinschaftsraum schafft einen zentralen Treffpunkt für die Nachbarschaft und lädt auf der von Bäumen verschatteten Terrasse zum Verweilen ein. Spielflächen und weitere Sitzgelegenheiten entlang des Verbindungswegs schaffen weitere Orte für ein nachbarschaftliches Miteinander.
Im Osten und Westen schließen private Freibereiche mit Terrassen an die erdgeschossigen Wohnungen an. Um Privatheit zur direkten Nachbarschaft zu schaffen wird das Grundstück mit einem grünen Rahmen aus heimischen Blühsträuchern und Bäumen eingefasst.
Für Besucher stehen im Norden, anschließend an die Fasanstraße und im Süden an der Raiffeisenstraße jeweils zwei Pkw-Stellplätze zur Verfügung. Die Unterbringung von Fahrrädern ist im Außenraum in überdachten und abschließbaren Fahrradhäusern möglich. Die Dächer der beiden Nebengebäude werden als Flachdächer ausgebildet und extensiv begrünt.
das grün- und materialkonzept
Um ein zukunftsweisendes Gesamtkonzept zu schaffen, spielt die Begrünung der Freiflächen eine maßgebende Rolle. Auf dem Grundstück werden deshalb neben heimischen Bäumen auch klimatolerante Baumarten wie Spitzahorn oder Elsbeere gepflanzt. Die Bäume schaffen durch Verschattung und Verdunstung ein angenehmes Mikroklima. Die Biodiversität auf dem Grundstück wird durch pflegeextensive Staudenbeete und Blumenwiesen mit heimischen Arten gefördert. Sie bieten diversen Arten Lebensraum und schaffen ein ganzjähriges Nahrungsangebot. Neben Spielrasen werden Spiel- und Aufenthaltsflächen mit natürlichen Materialien wie Holz, Sand oder Kies gestaltet. Für die Wege wird ein versickerungsfähiges Pflaster vorgesehen, die Stellplätze werden mit wasserdurchlässigen Belägen (z.B. Rasenfuge) ausgestattet. Durch die bodengebundene Fassadenbegrünung im Bereich der Laubengangerschließung wird eine Verbindung zwischen der Architektur und dem grünen Freiraum geschaffen.

das regenwasserkonzept

Überschüssiges Wasser von den Dächern und den Wegeflächen wird in bepflanzte Sickermulden und Grünflächen geleitet und von den Pflanzen aufgenommen. Für einen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser soll das Wasser in Zisternen gesammelt und zur Bewässerung der Grünflächen genutzt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch seine schlichte Gebäudeanordnung, die sich trotz der systemischen Einfachheit harmonisch in die Umgebung einfügt. Die Geschossigkeit ist überzeugend gewählt. Die beiden Baukörper werden über jeweils ein Treppenhaus mit überdachten Laubengängen erschlossen. Damit ist es möglich, die Erschließung aller Wohnungen auf insgesamt zwei Treppenhäuser und zwei Aufzüge zu reduzieren. Die Wohnungen sind gut organisiert und lassen eine hohe Wohnqualität erwarten. Die Grundrissgestaltung lässt eine flexible Nutzung zu und fördert ein nachbarschaftliches Miteinander. Die Unterbauung mittels Tiefgarage ist angemessen. Die Lage der Fahrradräume und des Müllraums im EG entlang der Raiffeisenstraße ist im Hinblick auf die Adressbildung nicht überzeugend, zumal von hier aus die barrierefreie Erschließung der Laubengänge respektive Wohnungen erfolgt. Der Entwurf ist sowohl nachhaltig in seiner Gestaltung als auch in seiner Nutzung und Konstruktion. Das Freiraumkonzept ist von hoher Qualität. Die TG-Zufahrt ist geschickt im Norden situiert und bildet mit den Besucherstellplätzen und Fahrradräumen ein platzartiges Entree. Sehr positiv wird die dezidierte Gestaltung der öffentlichen Nord-Süd-Durchwegung als „Spielhof“ gesehen, getrennt von den Wohnungszugängen. Ebenso die Durchgrünung, die einen guten Beitrag zur Artenvielfalt und zum Kleinklima leistet. Alle Wohnungen haben einen guten Freiraumbezug; im EG durch zugeordnete Gärten, in den OGs durch Laubengänge und Balkonzonen.
Perspektive

Perspektive

Ansicht Süd mit Nachhaltigkeitskonzept

Ansicht Süd mit Nachhaltigkeitskonzept

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Konzept

Konzept