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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Neubau Verwaltungs- und Kommunikationsgebäude GeoForschungsZentrum Potsdam

Außenperspektive

Außenperspektive

3. Preis

Preisgeld: 12.000 EUR

BHBVT Gesellschaft von Architekten mbH Berlin: Haberer Vennes Jaeger

Architektur

Trautmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der Neubau des Geoforschungszentrums bildet öffentlichkeitswirksam den Auftakt zum Wissenschaftspark Albert Einstein. Der Baukörper öffnet sich in Form eines über zwei Geschosse abgestuften Gebäuderückschnitts nach Südosten und wendet sich so dem ankommenden Besucher zu. Der skulpturale Entwurfsansatz hebt das Gebäude gegenüber den bestehenden Gebäuden des Campus hervor. Die transparente Fassadengestaltung des Konferenzbereiches bringt die Funktion des Gebäudes als Kommunikationszentrum zum Ausdruck und legt die innere Struktur der markanten Treppenanlage frei.

Mit dem Neubau wird in Formensprache und Materialität nicht an die historischen Gebäude angeknüpft, sondern der Entwurfsansatz einer eigenständigen Hinzufügung verfolgt. Damit soll der optische Eindruck einer weiteren Verdichtung der Baumasse auf dem Areal der ehemaligen Sternwarte vermieden werden. Die dunkle Glasbekleidung bettet das Gebäude in den umgehenden Baumbestand ein und bildet einen starken Kontrast zum hellen Holzcharakter im Inneren des Gebäudes. Es entsteht die Wirkung eines pavillonartigen Solitärs innerhalb einer parkartigen Anlage.
Die gleichmäßige, vertikale Gliederung des Gebäudes durch schmale Wandpfeiler erzeugt eine repräsentative Wirkung, die an klassische Architekturelemente anknüpft, diese jedoch auf zeitgenössische Weise umsetzt. Durch den Entwurfsansatz der Subtraktion in Form des Gebäuderückschnittes wird die Funktion des Gebäudes, bestehend aus einem Konferenz- und Verwaltungsbereich, sichtbar nach außen gekehrt. Gegenüber der Regelfassade mit Büronutzung ist dieser Bereich transparent aufgelöst. Der auskragende Baukörper der Eingangsfassade ermöglicht einen witterungsgeschützten Übergangsbereich zwischen Freiraum und Gebäude. Das nach Süden orientierte Foyer kann sich bei Veranstaltungen nach außen zur Terrasse und zum Vorgarten hin erweitern. Eine Besonderheit des Gebäudes stellt die auf der Südseite in die Fassade integrierte Photovoltaikanlage dar. Diese Elemente werden auf den übrigen Fassadenseiten in Form einer dunklen Wandbekleidung aus mattem Glas fortgeführt.
Im Innenraum gelangt das Material Weißtanne bei Trennwandsystemen, Wandverkleidungen und Einbauten zur Ausführung. Die Decken werden in hellem Sichtbeton ausgebildet. Es ergibt sich eine freundliche, einladende Atmosphäre. Die Materialität der verwendeten Baumaterialien soll sichtbar belassen bleiben und auf Deckenverkleidungen weitestgehend verzichtet werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen Baukörper vor, der sich in Form eines über 2 Geschosse abgestuften Gebäuderückschnitts nach Südosten öffnet. Durch diesen Rückschnitt öffnet sich das Gebäude gegenüber den ankommenden Besuchern. Durch die transparente Fassadengestaltung des Konferenzbereiches wird die Nutzung als Kommunikationszentrum und die innere Erschließung nach außen sichtbar. Der Eingang liegt zentral in der Mitte des Gebäudes. Hier wird ein großzügiges Foyer ausgebildet, über das die beiden Sitzungssäle erschlossen werden. Das Foyer bildet gleichzeitig den Auftakt für eine großzügige zentrale Treppenanlage, über die alle Etagen erschlossen werden.

Die vorgeschlagene Eingangslösung stellt keine Verbindung zum Eingang des Hauptgebäudes (Haus G) her. Aus Sicht der Jury kann diese Lösung nicht überzeugen. Die Verbindung der beiden Gebäude erfolgt lediglich über eine Brücke im Obergeschoß. Weiterhin wurde es als kritisch gesehen, dass die Hörsäle keinerlei Bezug zum Außenraum aufweisen.

Insgesamt wird die Formulierung der Außenanlagen als ungenügend angesehen. Die Darstellung wirkt sehr schematisch und es ergeben sich keine Bezüge zu der sich öffnenden Geste des Gebäudes. Die in der Auslobung gewünschten differenzierten Orte, mit hoher Aufenthaltsqualität und die geforderten überdachten Fahrradstellplätze, wurden nicht nachgewiesen.

Mit dem Neubau wird in Formensprache und Materialität nicht an die historischen Gebäude angeknüpft, sondern der Entwurfsansatz einer eigenständigen Hinzufügung verfolgt. Die vorgeschlagene Kontrastwirkung zwischen der in großen Teilen dunklen Fassade und der hellen Holzkonstruktion im inneren, unterstütz die plastische Wirkung des Baukörpers. In der Diskussion mit den Nutzern wurde der Ansatz des eigenständigen Solitärs und die dunkle Fassade stark hinterfragt.

Insgesamt wird die Fassade der Büros mit dem Rhythmus von offenen und geschlossenen Flächen als positiv bewertet. Es ist allerdings fraglich, ob die vorgeschlagenen Solarpaneele in der Fassade trotz des Baumbestandes wirtschaftlich sind.

Die Unterbringung von 5 Büros auf der unteren Ebene und die Anordnung / Positionierung der Ausstellungsfläche und des Aufzugs kann allerdings nicht überzeugen. Die vorgeschlagene zentrale Erschließungshalle, mit den angeschlossenen Teeküchen, wird in ihrer Lage und Proportion positiv gesehen. Hier kann das kommunikative Zentrum entstehen. Die nach Westen gelegenen Besprechungsräume, mit den Loggien können ebenfalls überzeugen. Ob die Halle als 2. Rettungsweg, ohne kostenintensive Zusatzmaßnahmen wie Löschanlagen, genehmigungsfähig ist, muss überprüft werden.

Die vorgeschlagenen Büroräume sind prinzipiell in Ordnung, bieten jedoch nur geringe Spielräume für alternative, flexiblere Arbeitsplatzmodelle.

Es wurde kritisch diskutiert, ob die vorgeschlagenen tiefen Einschnitte im Baukörper mit einer Holzkonstruktion wirtschaftlich umzusetzen sind.

Der vorgeschlagene Einbau einer Betonkernaktivierung zum Heizen/Kühlen entspricht den aktuellen Anforderungen – der im Schnitt dargestellt Hohlraumboden wäre dann allerdings kontraproduktiv.

Trotz einiger Mängel, wird in der vorliegenden Arbeit ein insgesamt überzeugender und positiver Beitrag in diesem Verfahren gesehen.

Aus Sicht der TGAsind die erforderlichen Funktionsflächen in nicht ausreichender Größe vorhanden. Das Gebäude benötigt neben anderen Technikbereichen eine Kältezentrale als Aufstellort für zwei Kältemaschinen inklusive zugehöriger Reglungstechnik, Wärmetauscher für Heizung und Kälte, Heizungs- und Kälteverteiler sowie Ausdehnungsgefäße. Die Integration der Technik ist aus Sicht des Preisgerichtes anforderungsgerecht im Neubau anzupassen.

Aus der Sicht der Denkmalpflege wird die Arbeit hinsichtlich der Fassadenausbildung als kritisch eingestuft.
Fassade

Fassade

Innenperspektive

Innenperspektive

Schnitt

Schnitt