modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Neubau Verwaltungs- und Kommunikationsgebäude GeoForschungsZentrum Potsdam

Perspektive: Ein neuer Zugang zum Geoforschungszentrum

Perspektive: Ein neuer Zugang zum Geoforschungszentrum

Anerkennung

Preisgeld: 3.000 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Geoforschungszentrum in Potsdam erhält ein neues Gebäude als attraktiven Auftakt des Telegrafenbergs am Eingang des Grundstücks. Das Gebäude besetzt mit seiner Position am Eingang des Wissenschaftsgeländes einen wichtigen Standort. Ein attraktiver Vorplatz ergibt zusammen mit dem Neubau einen einladenden und repräsentativen Treffpunkt für alle Wissenschaftler/Innen als Austausch untereinander und ebenso als repräsentativer Vermittler für willkommene Gäste des Telegrafenberges.

Die Freiraumgestaltung um das Neubauvolumen orientiert sich an den Gegebenheiten des Ortes und bindet den wertvollen Baumbestand, seine topografischen Besonderheiten und den parkähnlichen Charakter der Anlage in den Entwurf mit ein. Der Neubau ergänzt die Bestandsgebäude des Wissenschaftsparks und bietet Platz zum Austausch ebenso wie zur Darstellung, Ausstellung von wissenschaftlichen Inhalten und Ergebnissen an Interessierte. Das Gebäude gibt hierfür die geeignete Struktur. Das transparente, helle, dreigeschossige Gebäude fügt sich zwischen dem hohen Baumbestand ein. Die bestehende Topographie erfordert eine besondere Ausformulierung des Erdgeschosses.

Das Gesicht des Gebäudes ist zum neuen Vorplatz ausgerichtet, zwei Eingänge auf - der Topographie folgend - zwei unterschiedlichen Niveaus führen die Besucher/Innen in ein großzügiges, langgestrecktes Foyer. Hier können Ausstellungen als Besuchermagnet fungieren. Veranstaltungen in den beiden großen, multifunktionalen Sälen können das vorgelagerte Foyer einbeziehen. Es sind Veranstaltungen verschiedener Größen auch gleichzeitig möglich. Das Foyer folgt ebenso wie der Vorplatz der bestehenden Topographie. Eine Sitztreppe lädt zum Verweilen und zum Austausch ein.

Eine attraktive Treppe führt in die Obergeschosse des Verwaltungsgebäudes. Die beiden Obergeschosse sind als eine flexible Struktur vorgeschlagen, die verschiedene Bürogrößen flexibel ermöglichen. Als Kombibüro sind in der Mittelzone attraktive Besprechungsinseln sowie Teeküchen und Ausstellungsbereiche vorgesehen, die den Austausch zwischen den Mitarbeitenden fördern. Dem Wunsch der Nutzer/Innen folgend, verfügt das neue Verwaltungs- und Kommunikationszentrum gebäudenah über gestaltete Außenräume in Form eines umlaufenden Balkons, welcher mit seinem Pflanzenangebot als biodiverse Struktur optimale Lebensbedingungen und genug Platz für Insekten und Vögel bietet. Um die nachhaltige Gebäudeidee zu vervollständigen, wird das begrünte Flachdach mit einer Photovoltaikanlage ergänzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der luftige Pavillonbau aus Holz könnte als einladende Geste für den Empfangsbereich des GFZ wirken. Andererseits wirkt das Haus auf Teile des Preisgerichtes in seiner Anmutung mehr wie ein Wohnhaus. Dieser ambivalente Charakter löst die interessante Debatte aus, ob zukünftige Arbeitsplätze sich der Atmosphäre eines Homeoffice annähern werden und inwieweit neue Arbeitswelten sich zum „officehome“ entwickeln werden. Jedoch ist die innere Struktur der beiden Bürogeschosse dem widersprechend ehr konventionell organisiert.

Im Erdgeschoss schätzt das Preisgericht die Einbindung in die Topographie mit 2 gestaffelten Eingangsebenen, die so auch die notwendige Höhe für die beiden Säle ermöglicht. Auch ergibt sich durch die Lage des oberen Foyers eine günstige Verbindung zu Haus 9 des GFZ. Der verbindende Platz der 3 Häuser des GFZ erscheint jedoch zu ausgreifend, die Balance zwischen Erschließungs-flächen und Waldbereichen sollte zugunsten des Waldes besser ausbalanciert werden. Aufenthaltsflächen im Waldbereich werden nur angedeutet. Da der Entwurf die gewünschte Dachterrasse nicht vorsieht, böten diese einen guten Ausgleich.

Der Holzskelettbau mit außen liegendem umlaufenden Servicebalkon, der teilweise begrünt gedacht ist, wird in dem Entwurf konsequent durchgehalten. Die Verfasser*innen begründen den Materialeinsatz Holz detailliert und engagiert. Allein dass die Brettschichtholz-Unterzüge weit ins Wetter auskragen, beurteilt das Preisgericht kritisch. Für die großen umlaufenden Glasflächen oberhalb der Brüstungen werden zwar Öffnungsflügel versprochen und im Detail-Grundriss gezeigt, in den Renderings sieht man jedoch nur sehr große Formate. Die Erscheinung würde sich ändern.

Das Foyer erschließt sehr gut die Säle und bietet gute Empfangsbereiche – ist für Ausstellungen aber ehr schlecht geeignet. Die mögliche Öffnung des östlichen Saals zu Außenflächen ist ein gutes Angebot. Geschätzt wird die exzentrische Lage der aussteifenden Serviceräume im OG 1 und 2. Es ergeben sich dadurch flexible offene Mittelzonen, die aber recht schmal ausfallen und dadurch für diverse Nutzungen eingeschränkt bleiben. Hier zeigt sich die Restriktionen des sehr knappen Baufeldes, innerhalb dessen die umlaufenden Balkone noch einmal die inneren Nutzflächen verkleinern. Zudem ist das gewählte Raster von 6,50 m zu knapp für die Einzel-Büroräume bemessen, wenn – wie dargestellt – 3 Räume in ein Rasterfeld gedrängt werden sollen.

Die großen Glasflächen in der Südfassade werden als problematisch diskutiert. Der außen liegende Sonnenschutz und die Auskragung der Balkone sollen sommerliche Erhitzung ausschließen, dennoch scheint zusätzliche Kühlung unvermeidlich, die auch etwas zaghaft im Text erwähnt wird. Zudem taucht auch bei diesem Entwurf das Problem des Vogelfluges auf. Der Erläuterungstext spricht von 2 Brandabschnitten, insofern müssen beide Treppenhäuser abschließbar sein und im EG nach außen führen, was so auf den Plänen nicht erkennbar ist. Die überdachten Fahrradstellplätze werden vermisst.

Das Verhältnis von BGF/NUF wie das Verhältnis A/V ist im günstigen Bereich angesiedelt und lässt ein wirtschaftliches Gebäude erwarten.

Die Verfasser*innen stellen vielfältige Argumente zur Nachhaltigkeit ins Zentrum ihrer Erläuterungen. Das entspricht der Intention der Auslober*in. Ein dreigeschossiger Holzbau ist heute konstruktiv und haustechnisch zu bewältigen, auch wenn in diesem Stadium eines Wettbewerb–Entwurfes noch nicht alle anfälligen Fragen beantwortet werden. Jedoch verbleibt die Skepsis bezüglich der eingangs angesprochenen Anmutung dieses Hauses als das erste auf dem „Wissenschaftspark Albert Einstein – Telegrafenberg Potsdam“.

Aus der Sicht der TGA sind erforderlichen Funktionsflächen nur in unzureichender Größe vorhanden. Die Fehlfläche ist erheblich. Das Gebäude benötigt neben anderen Technikbereichen eine Kältezentrale als Aufstellort für zwei Kältemaschinen inklusive zugehöriger Reglungstechnik, Wärmetauscher für Heizung und Kälte, Heizungs- und Kälteverteiler sowie Ausdehnungsgefäße. Die Integration der Technik ist aus Sicht des Preisgerichtes anforderungsgerecht im Neubau anzupassen.

Aus der Sicht der Denkmalpflege wird die Arbeit hinsichtlich der Fassadenausbildung als kritisch eingestuft.
Lageplan: Der Neubau bildet einen attraktiven Vorplatz

Lageplan: Der Neubau bildet einen attraktiven Vorplatz

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss I

Grundriss Obergeschoss I

Grundriss Obergeschoss II

Grundriss Obergeschoss II

Ansicht Süd: Eingang

Ansicht Süd: Eingang

Längsschnitt

Längsschnitt

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Querschnitt

Querschnitt

Detailansicht: Transparentes und einladendes Gebäude

Detailansicht: Transparentes und einladendes Gebäude