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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren für Generalplaner | 03/2023

Neubau Kantonsschule Stein im Fricktal

Aussenansicht. Das Schulhaus ist als Holz-Beton-Hybrid-Bau konzipiert.

Aussenansicht. Das Schulhaus ist als Holz-Beton-Hybrid-Bau konzipiert.

Common Ground

1. Rang / 1. Preis

Preisgeld: 40.000 CHF

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Demmel & Partner Baumanagement AG

Projektsteuerung

Neuland ArchitekturLandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

Lüchinger+Meyer+Hermansen ApS

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) hat zusammen mit der Abteilung Immobilien Aargau des Departements Finanzen und Ressourcen (DFR) im Zeitraum von März 2022 bis Januar 2023 den Projektwettbewerb durchgeführt. Die Planungsaufgabe umfasste eine neue Mittelschule für 44 Abteilungen inklusive Sportanlagen. Das vorgesehene Grundstück in Stein liegt zwischen Wohnsiedlung, Freizeit- / Sportanlagen sowie landwirtschaftlich genutzten Flächen und bietet die einzigartige Möglichkeit, eine neue Kantonsschule "auf der grünen Wiese" zu planen und zu bauen. Im Rahmen der Präqualifikation wurden 13 Teams zugelassen.

Als Sieger hervorgegangen ist das Projekt "Common Ground" von E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten AG aus Zürich. Das Projekt überzeugte die Jury aufgrund seiner architektonischen und betrieblichen Qualitäten und hat somit den Zuschlag erhalten.
Die Jury würdigt das Siegerprojekt mit folgenden Worten: "Die Lösung offenbart eine überraschend einfache Struktur, die zu einer gut nutzbaren Schule mit vielfältigem Raumangebot führt." Auch erfüllen der Neubau und die Umgebung die Anforderungen der angestrebten Nachhaltigkeitsstandards. Das von E2A entworfene Schulhaus ist als Holz-Beton-Hybrid-Bau konzipiert. Nach aussen wird die Konstruktion mit einer hochisolierten Holzelementfassade verkleidet.




Beurteilung durch das Preisgericht

Ortsbauliches Gesamtkonzept / Architektonisches Gesamtkonzept
Die Verfasser platzieren das Gebäude mit einer strengen Nord Südausrichtung auf dem Grundstück. Eine zentrale Halle wird mit sechs angedockten Einheiten zu einer clusterartigen Struktur verbunden. Es entsteht ein markantes Gebäudevolumen, das in drei Abschnitte gegliedert ist. Eine differenzierte Dachlandschaft bindet das Volumen in eine ländliche Umgebung ein, ist aber auch als serielles industrielles Dachsystem lesbar. Das Forum ist tatsächlich der zentrale Raum in der Schule. Alle Erschliessungen und auch alle räumlichen Bezüge laufen hier zusammen und formen eine Art nutzungsneutralen Werkstattraum, der eine Vielzahl von Aneignungsmöglichkeiten und Atmosphären bildet. Das Forum wird so zum identitätsstiftenden Zentralraum der Schule. Aus diesem Gebäudelayout ergibt sich auch eine vollkommen selbstverständliche Erweiterungsmöglichkeit nach Norden. Diese Erweiterung könnte auch das Forum entsprechend fortschreiben. In den oberen Stockwerken entstehen gut erschlossene und vielfältig belichtete Räume. Die Lösung offenbart eine überraschend einfache Struktur, die zu einer gut nutzbaren Schule mit vielfältigem Raumangebot führt.

Landschaftsarchitektonisches Gesamtkonzept
Ein kompakt 3-geschossiges, raumnehmendes Gebäude platziert sich nahezu auf der Mittelachse der Parzelle. Zwischen einer plissierten Dachmodulation liegen abgesetzt begrünte Terrassenflächen und greifen dreigeschossige Hofflächen in die Tiefe. Gebäudeumlaufend wird die Fassade über aussenliegende Fluchtwege und -treppen bespielt, die im Schulalltag als ergänzende Freilufterschliessung und zusätzlicher Aufenthaltsraum gelesen werden können. Der Schulbau liegt seitlich eingebettet in einem stark durchgrünten Randgürtel mit aktiviertem Baumbestand aus entsprechenden Baumtypologien der Umgebung. Ihnen eingeschlossen sind in engem Kontext zu den Erdgeschossnutzungen Bewegungs- und Aufenthaltsflächen für differenzierte Aussenraumaktivitäten.
Auftakt zur neuen Schulanlage bildet ein grosszügig dimensionierter vorgelagerter Platz mit Haupteingang und direktem Bezug zur Forumshalle und gut eingebundener Adressierung. Der Vorplatz wird teilweise besetzt mit dichteren Baumstrukturen über ankunftsorientierten Aufenthaltsbereichen. Seitlich angeschlossen und mit dem Platz verbunden öffnet sich die Mensaterrasse mit vorgelagertem, thematischem Garten. Der einladende Ankunftsbereich verspricht im Schulalltag ein wichtiger Treffpunkt und Begegnungsort zu werden. Auf der gegenüberliegenden Seite der langen Forumshalle und in Fortführung der Achse wird im Aussenraum eine mit wenigen Bäumen besetzte offene Spielwiese mit Blick ins erweiterte Kulturland angelegt – eine gut dimensionierte Raumöffnung im Spiel mit den verdichteten Rändern. Im ostseitig genutzten Freiraumstreifen reihen sich Infrastrukturanlagen und Aussensportfelder im Übergang zu den bestehenden Sportanlagen. Inhaltliche Bezüge mit fussläufigen Verbindungen werden hergestellt. Daran anschliessend der Naturlehrpfad mit Weiterführung bis zu den Biotopflächen im Norden und Verknüpfungen zur Riedmatt. Eingepasst in den verdichteten westlichen Gürtel reihen sich Aufenthaltsflächen mit verstärkten Bezügen zu Naturthemen und Aussenklassen. Diese werden verbunden über eine filigrane Wegführung durchs Gehölz mit angelagerten Rückzugsorten und Nischenbereichen.

Funktions- und Nutzungsqualität
Die Grundstruktur der kompakten Schulanlage sorgt für eine gute Orientierung. Das Forum als grosse Halle dient nicht nur der Erschliessung, sondern bietet auch einen vielseitig bespielbaren Raum. Die Passerellen, die das Gebäude auf allen Geschossen umlaufen, können das Forum mit seinen Treppen und Brücken entlasten. Die Anordnung des Ateliers Musik mit der Erweiterungsmöglichkeit in das Forum hinein macht das Atelier für Veranstaltungen nutzbar. Aula, Mensa und Sportbereich sind nahe beieinander angeordnet und können den Schulbetrieb und die Öffentlichkeitsnutzung bereichern. Die Brücken, welche die beiden längsachsigen Unterrichtszonen des Gebäudes verbinden, eignen sich gut als Aufenthaltszonen. Die Lerncluster im 2. Obergeschoss wirken gleichsam intim, offen und einladend. Sie haben das Potenzial, zum Lieblingsort der Schülerinnen und Schüler zu werden. Unterrichtsräume und Arbeitszonen können in ihrer modularen Anordnung frei bespielt und gewidmet werden, sind gut proportioniert für schulisches Arbeiten in verschiedenen Sitzanordnungen und erlauben die Weiterentwicklung von Curricula und Unterrichtsformen. Die einzelnen Fachcluster (Naturwissenschaften, Bildnerisches Gestalten und Werken, Musik und Instrumentalunterricht) sind dank einer platzsparenden und gleichzeitig vielfältigen, durchwegs gut nutzbaren Raumanordnung gut organisiert. Die offenen Arbeitsplätze im Erdgeschoss und - etwas weniger kritisch - im 1. Geschoss könnten zu wenig Licht erhalten. Ansonsten sind die Räume gleichmässig mit vertikalen Dachfenstern belichtet, was direkte Sonneneinstrahlung in die Unterrichtsräume minimiert und ein angenehmes Raumklima fördert.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb
Die absoluten Energie- und Treibhausgaswerte liegen leicht über dem Durchschnitt der eingereichten Projekte. Auf funktionaler Ebene besteht Optimierungspotenzial. Die PV-Anlage ist zu kleinteilig konzipiert und verschattet sich teilweise durch die eigene Dachgeometrie. Der Regelraster von rund 10 Meter evoziert einen erhöhten Materialaufwand beim Deckenaufbau. Der im Vergleich überdurchschnittliche Footprint des Baus führt zu einem unterdurchschnittlichen Anteil an versickerungsfähiger Aussenfläche. Dementsprechend sorgfältig ist die Versickerung zu konzipieren. Die konstruktive Verschattung der Fenster, die zweiseitige Belichtung der Hauptnutzflächen im 2. Obergeschoss, die Systemtrennung, aber auch die Nutzungsflexibilität sind vorbildlich gelöst. Die kantonalen Vorgaben können gut erfüllt werden.

Wirtschaftlichkeit
Die Hauptnutzfläche liegt 1% über dem geforderten Sollwert, der Kennwert zum Flächenkonsum (GF/HNF) liegt als Folge der lediglich 3-geschossigen Anlage und des überaus grosszügig dimensionierten Forumsbereichs leicht über dem Zielwert.
Situationsmodell

Situationsmodell

Eine zentrale Halle verbindet die sechs Gebäudeeinheiten zu einer clusterartigen Struktur und bildet ein vielseitig nutzbares Forum.

Eine zentrale Halle verbindet die sechs Gebäudeeinheiten zu einer clusterartigen Struktur und bildet ein vielseitig nutzbares Forum.

Die Lerncluster im 2. Obergeschoss wirken offen und einladend. Die Unterrichtsräume und Arbeitszonen können in ihrer modularen Anordnung frei bespielt werden.

Die Lerncluster im 2. Obergeschoss wirken offen und einladend. Die Unterrichtsräume und Arbeitszonen können in ihrer modularen Anordnung frei bespielt werden.