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Projektwettbewerb im selektiven Verfahren für Generalplaner | 03/2023

Neubau Kantonsschule Stein im Fricktal

Aussenbild

Aussenbild

HELIOS

2. Rang / Ankauf

Preisgeld: 35.000 CHF

Gunz & Künzle Architekt*innen ETH

Architektur

JAEGER BAUMANAGEMENT AG

Projektsteuerung

Heinrich Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Amstein + Walthert AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Die Kantonsschule Stein soll die bestehende Bildungslandschaft um einen neuen Bezugs- und Anziehungspunkt bis in den nordwestlichen Zipfel des Kantons Aargau erweitern. Gelegen in der Ortschaft Stein im Fricktal, soll die Schule auch ein neues Gravitationszentrum für die Öffentlichkeit bilden. "Helios" scheut sich daher nicht als grosses Gebäude in Erscheinung zu treten: Die neue Schule misst sich mit den mächtigen Volumina der Grossindustrie, die sich in der Nachkriegszeit hier angesiedelt hatten. Aufgrund ihrer freien und losgelösten Setzung fügt sie sich aber selbstverständlich in die kleinteilige und heterogene Struktur des Ortes ein.
"Helios" ist konzentrisch aufgebaut: Im innersten Kern bietet einerseits die Aula eine Bühne für Austausch und gemeinschaftliche Anlässe und andererseits die Mediothek einen Ort der Ruhe und des Rückzugs. Beide sind Teil des hellen Atriums und bilden den kollektiven Mittelpunkt des Entwurfs. Angrenzend, und auf dieses Zentrum hin orientiert, folgt die offen gestaltete Schicht mit der kooperativen Lern- und Arbeitszone und den Vorbereitungsräumen sowie Assistenzen. Zu äusserst sind sämtliche Unterrichts- und Laborräume kranzförmig als flexibel teilbare und optimal belichtete Raumschicht organisiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ortsbauliches Gesamtkonzept
Das Projekt Helios ist der einzige Beitrag, der eine ortsbauliche Komposition mit zwei freistehenden Gebäudekörpern vorschlägt. Die Stärke dieses Projektes ist die selbstverständliche Einbettung in die Natur. Die feinfühlige Setzung der Volumen erzeugt einen fliessendenden Landschaftsraum. Die beiden Körper werden von einer Freiraumfigur zusammengehalten, die die Erschliessung gewährleistet. Die Zugänge der Häuser sind unaufgeregt und beiläufig und verankern die Häuser in der ökologisch reichen Umgebung. Die klare Nutzungstrennung in Schule und Sport ist konsequent und radikal umgesetzt. Beide Nutzungsbereiche funktionieren der Projektidee entsprechend unabhängig voneinander. Durch die Reduktion auf das Nötigste werden Abstriche in Kauf genommen. Es fehlt ein überdeckter Aussenraum, sowie die Tiefgarage. Bezüglich Tiefgarage wird die vorgeschlagene Lösung im Zusammenhang mit der Umgebungsgestaltung als sinnvoller Beitrag gewürdigt, jedoch verstösst der Ansatz gegen die Programmvorgaben. Die Erweiterung ist auf der Parzelle realisierbar, aber nur als ein zweites unabhängiges Schulhaus. Die dafür vorgeschlagene Position ist wenig überzeugend.

Architektonisches Gesamtkonzept
Der Schulhausbau ist äusserst kompakt und effizient organisiert. Durch den umlaufendenden Ring an Klassenzimmern wird maximal viel Raum der inneren Atriumfigur zugespielt. Das riesige Atrium bietet vielfältige Räume und Sichtbezüge. Das Projekt schlägt ein in sich geschlossenes System vor, dass sich ganz nach innen richtet. Der Aussenbezug fehlt, abgesehen von den Zugängen, gänzlich. Die radikale Umsetzung der räumlichen Idee ist gleichzeitig auch eine Schwachstelle des Projektes. Das autonome System lässt wenig Freiraum für die persönliche und flexible Aneignung und dem Forum fehlt es an Durchlässigkeit. Dies zeigt sich auch in der architektonischen Ausformulierung der Innenwelt, die zwar eine starke, aber doch auch düstere Atmosphäre aufweist. Dies im Gegensatz zur Leichtigkeit versprechenden äusseren Erscheinung. Die Fassadengestaltung kombiniert neue Technologien und einen eigenständigen Ausdruck zeitgemäss. Die Turnhalle funktioniert, ist jedoch weniger sorgfältig ausgearbeitet.

Landschaftsarchitektonisches Gesamtkonzept
Die Verfassenden nehmen mit dem landschaftsarchitektonischen Konzept Bezug auf die nördlich gelegene Naturschutzzone Bifang und führen diese mit einem Baumhain gen Süden fort. Dieser verdichtet sich innerhalb des Perimeters zu einem artenreichen Stadtwald. Vom Haltepunkt des öffentlichen Verkehrs führt ein dichtes Wegenetz in die Tiefe der Gesamtanlage, was zu einem Nutzungsschwerpunkt in diesem Bereich führt. Die Situation wird durch die oberirdisch angedachte Parkierung beeinträchtigt.

Funktions- und Nutzungsqualität
Helios bietet einer Kantonsschule einen kompakten, nach innen gerichteten Innenraum. Die quadratische Grundstruktur erlaubt eine gute Orientierung. Das Forum, das sich über alle 4 Geschosse öffnet und wenig gedämmt ist, dürfte hingegen lärmig und der Aufenthalt darin zusätzlich durch die Kaminwirkung getrübt sein. Der Bereich Sport ist vollständig abgetrennt und steht damit im Widerspruch zum Nutzungskonzept. Die Aula entspricht dem inneren Quadrat des Forums, was die Nutzungsanforderungen nicht erfüllt. Dies erschwert die Nutzbarkeit beider Räume, da die Aula täglich in Betrieb ist und Geräusche verursacht, die sich nach oben ungehindert ausbreiten können. Bei Aulabetrieb reduziert sich die Forumsnutzung auf die seitlichen Korridore. Das Dachfenster belichtet zwar das innere Quadrat des Forums, in die Seitengänge dürfte aber zu wenig Licht einfallen, so dass deren Nutzbarkeit als Arbeitszonen eingeschränkt ist, ganz besonders in den unteren Stockwerken.
Die grossen Verkehrsströme von 1'000 Personen dürften auf den schmalen Wendeltreppen und Fluchttreppen im Gegenverkehr zu Problemen führen. Ein einziger Lift für die ganze Anlage ist zu knapp bemessen, da mit diesem sowohl gehbehinderte Personen als auch Waren für die einzelnen Fachbereiche transportiert werden müssten. Die Mediothek, ein wichtiger Arbeits- und Begegnungsraum ist auf 2 Stöcke aufgeteilt, im einen die Ausleihe, im anderen der Lese- und Arbeitssaal. Dies integrierend zu bespielen wäre nicht einfach. Gut gelöst ist die innere Organisation der Fachcluster Naturwissenschaften, Bildnerisches Gestalten und Musik mit Instrument. Allerdings schränkt die Grundform der länglichen Unterrichtsräume die Vielfalt der Sitzordnungen im Unterricht ein, ganz besonders bei den ersten Klassen mit ihren vielen Schülerinnen und Schülern. Ein wichtiger Vorteil, den die Grundfläche der Unterrichtsräume von 80m2 mit sich bringt, geht dadurch verloren.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau und Betrieb
Hinsichtlich absoluter Energie- und Treibhausgaswerte liegt das Projekt unter dem Durchschnitt der eingereichten Projekte. Auf funktionaler Ebene liegt das Projekt im Mittelfeld. Der Fensterflächenanteil von rund 55% liegt über dem Optimum. Auch sind etliche zum Atrium orientierte Räume hinsichtlich Tageslichtnutzung unterversorgt. Die Tragstruktur sowie die geforderte PV-Modulflächen sind jedoch sehr gut gelöst. Die Zenitalbelichtung führt zu einem Überhitzungspotential. In der Gesamtbetrachtung erfüllt das Projekt die Nachhaltigkeitsanforderungen sehr gut.

Wirtschaftlichkeit
Die Hauptnutzfläche liegt 9% über dem geforderten Sollwert, der Kennwert zum Flächenkonsum (GF/HNF) ist am tiefsten aller Projekte. Daraus hervorgehende Abstriche bezüglich Nutzungsqualität werden in Kauf genommen.
Innenbild

Innenbild

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt