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Nicht offener freiraumplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb | 04/2023

Freiraum- und Platzgestaltungen zum Neubau einer Straßenbahnlinie in Würzburg

Landschaftsplanerisches Konzept Gesamtanlage

Landschaftsplanerisches Konzept Gesamtanlage

3. Preis / Josef-Stangl-Platz

Preisgeld: 14.000 EUR

matthias braun - architektur + kunst

Stadtplanung / Städtebau

Kaiser + Juritza + Partner Landschaftsarchitekten PartGmbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiter: Janka Jung, Laura Kraus und Franziska Glienke

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser entwickeln ein angemessenes und zurückhaltendes Gesamtkonzept, was jedoch auch individuelle Platzräume ausformt. Es definiert sich hauptsächlich über die Einheitlichkeit der Oberflächen, die Materialverwendung erfolgt fein differenziert und ist gut vereinbar mit dem Stadtbodenkonzept. Auch ist das Konzept relativ eng am Planfeststellungsentwurf orientiert, was eine spätere Umsetzung erleichtern dürfte. Die Baumstandorte sind im Wesentlichen aufgegriffen worden und wurden zu „grünen Inseln“ weiterentwickelt, die auch hybride Lösungen für teildurchlässige Oberflächen enthalten. Auch insgesamt wird für den Entwurf ein schlüssiges Konzept des Regenwassermanagements vorgeschlagen. Kritisch wird das Zitat der historischen Uhr gewertet, die auch nicht mit der Planfeststellung vereinbar ist.

Der Barbarossaplatz wird mit wenigen Elementen strukturiert, erhält aber dennoch einen sehr prägnanten Charakter. Hauptthema sind die Positionen der Solitärbäume, die durch die Einfügung eines Sitzmöbels zu atmosphärischen Aufenthaltsorten werden. Übergroße Bänke greifen hier in ihrer gebogenen Figur die unterschiedlichen städtebaulichen Richtungen auf und bieten viel Platz für Ruhe und Aktion. Die Theaterstraße wird in ihrem Querschnitt funktional angemessen gegliedert, die daraus abgeleitete Materialität ist zurückhaltend und elegant. Mit den kombinierten Pflanz- und Sitzobjekten wird ein guter Vorschlag unterbreitet, der durchaus noch das Potential einer Intensivierung besitzt. Der kleine Platzraum am Bürgerspital ist prinzipiell gut strukturiert und im Detail angenehm ausgeformt. Dem widerspricht jedoch die relativ sperrige Großform des Sitzmöbels, welches dazu noch sehr nah an der Gebäudefassade platziert ist. Auch ist das Abschwenken der Theaterstraße in der Oberfläche nicht klar genug erkennbar, was zu verkehrsrechtlichen Problemen führen könnte.

Sehr positiv wird vermerkt, dass der gesamte Platzraum des Kardinal-Faulhaber-Platzes in das räumliche Konzept einbezogen ist, die Verfasser denken ihn von Fassade zu Fassade. Dies zeigt sich auch in der Materialität der Oberflächen, insbesondere in der Wahl eines hellen Asphalts für die Fläche zwischen innerem Platz und Theater. Die Baumpflanzungen, welche auch an den Platzrändern eingeordnet werden, unterstützen sehr prägnant die Idee eines großzügigen Stadtraumes. Nur das Nebeneinander zweier Gestaltungsprinzipien mit Baumreihe und freier Anordnung wirkt etwas unsicher und macht das Konzept schwerer lesbar. Dagegen wird die räumliche Öffnung zum Theater als sehr richtig empfunden, auch der innere Rahmen in seiner Kombination aus Baumdach, wassergebundener Decke und der Einordnung von Sitzgelegenheiten verspricht eine hohe atmosphärische Qualität. Im Detail fällt jedoch auf, dass hier die Möblierung nicht die Leichtigkeit und Eleganz wie in anderen Bereichen besitzt. Richtig positioniert ist auch das Wasserelement im westlichen Bereich, welches eine hohe Aufenthaltsqualität für Familien, vor allem auch einen sicheren Spielraum für kleinere Kinder anbietet. Kontrovers wird die Einordnung des Pavillons diskutiert. Einerseits ist die Lage im südlichen Bereich nachvollziehbar, um den Platzraum zusammenhängend nutzen zu können. Andererseits erzeugt die große Nähe zum benachbarten Gebäude eine sehr beengte Situation und eine Beeinträchtigung der vorhandenen Nutzung. Auch werden die hier vorgeschlagene Größe des Gebäudes wie auch die Erweiterung in den Straßenraum sehr kritisch gesehen. Die Sperrung des Oeggtors wird als sehr positiv empfunden, damit wird der Durchgangsverkehr ausgeschlossen und der Residenzplatz erweitert sich auch funktionell bis zur Hofkellerei. Kritisch gesehen wird jedoch die Akzentuierung des Zugangs von der Hofstraße, da die Großzügigkeit des Platzes damit gestört wird. Ebenso unpassend erscheint die strikte Abgrenzung des Straßenraumes durch eine Vielzahl verschiedener Möblierungselemente.

Für die Balthasar-Neumann-Promenade wird eine funktional durchdachte Zonierung vorgeschlagen, die Radwege sind sinnvoll eingeordnet. Jedoch widerspricht dieser stark gegliederte Vorschlag dem historischen Charakter als Auffahrtsallee zur Residenz. Auch die teilweise Befestigung mit Schotterrasen wirkt etwas befremdlich. Positiv wird die Entsiegelung des Bereiches entlang der Mauer gesehen. Die hier vorgeschlagenen Spielelemente sind eine sinnvolle funktionale Ergänzung des Stadtraumes, damit entstehen kleine Orte mit einem besonderen Charakter.

Auch am Josef-Stangl-Platz spürt man die angenehme Zurückhaltung in der gestalterischen Ausformung. Mit wenigen Mitteln (Baum und Sitzbank) wird ein charakteristischer Raum geschaffen, der den herausgehobenen Charakter des Kirchenbaus unterstreicht. Als sehr gelungen wird auch der Eingangsbereich des Hofgartens betrachtet.

Der Geschwister Scholl-Platz-Platz wird richtigerweise als ein Bestandteil der Ringparkanlagen gesehen und als ein grüner Stadtraum gestaltet. Der Erhalt des Pavillons zeigt die Idee des nachhaltigen Denkens, interessant ist hier auch der Vorschlag eines neuen begrünten Daches, welches gleichzeitig auch die Funktion eines Fahrgastunterstandes übernimmt. Der Vorschlag einer Platzfläche nördlich des Pavillons ist grundsätzlich richtig, jedoch wird die Geste einer Weiterführung bis zum Universitätsgebäude als überzogen kritisiert. Auch die Skulptur der Weißen Rose ist eine überflüssige und gestalterisch sehr fragwürdige Inszenierung. Insgesamt entwickelt der Entwurf eine ruhige, gut durchdachte Grundidee und leistet wertvolle Beiträge zur Entwicklung einzelner Stadträume.
Josef-Stangl-Platz

Josef-Stangl-Platz