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Mehrfachbeauftragung | 02/2023

Neugestaltung Eingangsbereich zum Lindenau-Museum Altenburg

Eingangsseite Nord

Eingangsseite Nord

Teilnahme

Springer Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Selbstverständlich bleibt das Hauptportal im Mittelrisalit auch der Eingang des Muse- ums. Den Zugang hier vom 1. Hauptgeschoß in das Sockelgeschoß zu verlegen ermög- licht die Einrichtung angemessener Flächen für Besucherempfang und Foyer ohne die wunderbare Klarheit des Enger-Baus und dessen Bezug zur Stadt beeinträchtigen zu müssen.

Tatsächlich wird mit dieser einfachen Intervention (und dem damit einhergehenden Verzicht auf die außenliegende Treppe zum Hochparterre) zugleich auch der Hauptnachteil der Wankelschen Treppenanlage von 1910 beseitigt – trifft doch die Treppe zum hochliegenden Eingang des Museums bisher recht unglücklich und beengt auf die Exedra in der Mittelachse der Außentreppen. Künftig erscheint die nahezu unveränderte Treppenanlage nicht mehr als Bruch in der linearen Wegeführung, sondern sie wird selbstverständlicher Teil des ‚Aufstiegs‘ hinan zum Kunsterlebnis. Der weithin sichtbare Hauptzugang in der Mittelachse wahrt den stadträumlichen Gedanken des achsialen Bezugs zur Stadt und zugleich bindet die mehrfache Richtungsänderung des Anstiegs das Museum in den Kontext des Landschaftsparks. Ein Aspekt, der wohl auch der Grund dafür ist, daß das Museum tatsächlich nicht genau in der Achse der Wettiner Straße steht. Die Situation gewinnt eine Vielschichtigkeit der Bezüge ohne an Klarheit zu verlieren.

Obwohl der Gedanke des Erhabenen durchaus gegenwärtig bleibt, wird das Museum durch den neuen Eingang auf der Terrassenebene ein Stück weit ‚auf den Boden geholt‘. Eine Situation übrigens, die den prominenten Vorbildern in Dresden und in München nicht unähnlich ist: auch hier wurden durch Semper und Klenze (und später natürlich durch Döllgast) die Aufstiege zu den Museumssälen im Inneren der Museen inszeniert und eben nicht durch außen angelagerte Treppen. Daß im Lindenau-Museum eine entsprechende Situation mit dem wunderbaren gegenläufigen Treppenhaus auf der Südseite bereits im Bestand vorhanden ist, macht die veränderte Situation zu einer plausiblen Ergänzung der klaren, achsialen Raumkomposition Engers.

In der Konsequenz werden sämtliche Räume des Besucherempfangs, also Kasse und Museumsshop, das Foyer und auch der Vortragssaal auf der Zugangsebene im Sockelgeschoß angeordnet. Der Bereich für (Wechsel-)Ausstellungen auf der Ostseite bleibt gegenüber der bestehenden Planung unverändert. Dienende Funktionen wie Gardero- ben und WCs liegen im Untergeschoß, das auch von außen zugänglich ist, so daß ein direkter barrierefreier Zugang gewährleistet ist. Eine neue Wendeltreppe im Zentrum des Oktogons verbindet die beiden Besucherebenen. Ein Vorteil ist sicher, daß der Umfang notwendiger Eingriffe vor allem im Untergeschoß deutlich reduziert wird.

Auch die Tiefe der vorgelagerten Terrasse von 1910 wird unverändert belassen. Eine vergrößerte Tiefe der Terrasse würde das Museum -unabhängig von der Gestaltung der Fassade– seiner sichtbaren Gründung berauben, Mittelrisalit und Hauptportal aus dem städtischen Kontext lösen und zugleich die Bindung des Museums in den Landschaftspark empfindlich schwächen.

Die Nutzung des Sockelgeschosses für den Empfang der Besucher und der Verzicht auf gravierende Eingriffe und Ergänzungen auf der Stadtseite führen zu dem durchaus willkommenen Umstand, daß für Ateliers und Werkstätten ein gesondertes Bauteil erforderlich wird. Ein kleiner ‚Atelierpavillon‘ auf der Südseite am Park nimmt Keramikwerkstatt, Zeichensaal und Druckwerkstatt auf. Der Pavillon ist über die Haupttreppe im Süden direkt an das Museum angebunden, er kann aber auch unabhängig genutzt werden. Nicht zuletzt wird mit dem Pavillon eine Belebung der attraktiven, aber gegenwärtig etwas rückseitigen Freiflächen auf der Südseite des Museums erreicht.

Seine etwas fremdartige Gestalt erinnert an exotische Architekturen in Landschaftsgärten und sichert dem kleinen Haus als Teil des Parks eine gewisse Autonomie gegenüber dem so viel größeren Museum. Auch von außen sichtbar steht der Pavillon zeichenhaft für den schon vom Gründer gesetzten Bildungsanspruch des Museums. Mit seiner expressiven Qualität ist der Pavillon am Park notwendiges Komplement zu der nur mit größter Zurückhaltung veränderten Stadtseite.

Die Neukonzeption bewegt sich für den Eingangsbereich und die zugehörigen neuen Besucherbereiche strikt innerhalb der architektonischen Logik des Engerschen Bestandes. Sie macht sich dessen Klarheit und die prägnante räumliche Ordnung mit dem Oktagon als Zentrum zu eigen und erscheint deswegen als selbstverständlicher Teil des Museums. Fast schon beiläufig wird die bisher nicht ganz zu Unrecht kritisierte Treppenanlage von 1910 in eine neue, im Gesamtkonzept schlüssige Rolle gebracht. Gerade weil es auf der Nordseite keine räumlich wirksame Erweiterung gibt, bleibt die charakteristische Identität von innerer Ordnung und äußerem Erscheinungsbild und damit auch die kraftvolle Wirkung des Museums im Stadtraum gewahrt.
Gartenhof

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