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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023

Neugestaltung Ortsmitte Schutterwald

Neue Ortsmitte

Neue Ortsmitte

ein 3. Preis

Preisgeld: 16.750 EUR

joa • studio für architektur gmbh

Stadtplanung / Städtebau

stadt landschaft plus Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STÄDTEBAU

Die Gemeinde Schutterwald steht vor zukunftsweisenden Entscheidungen in verschiedenen Bereichen des Gemeindelebens. Unser Vorschlag für die neue Ortsmitte zielt darauf ab, die Belange der Gemeinde sowohl baulich also auch sozial nachhaltig zu entwickeln.

Im sehr aktiven und vielfältigen Gemeindeleben gibt es bereits eine große Zahl an Akteuren, welche sich an den unterschiedlichsten Orten im Bereich des Ortszentrums angesiedelt haben. Wir möchten diese über die Transformation der Mitte thematisch und räumlich miteinander vernetzen. Nach dem Leitbild - Begegnungsräume schaffen Zukunft – wird aus vielen kleinen Teilen eine neue offene und starke Mitte gewebt. 

Durch punktuelle Veränderungen und die konsequente Öffnung des öffentlichen Raumes ist ein Wandel mit einfachen Mitteln und in Abschnitten möglich. Die Besonderheiten der einzelnen Gebäude und Nutzungen werden weitergedacht und repräsentieren die Identität der Gemeinde Schutterwald als starke und aktive Ortsgemeinschaft, auch im überregionalen Kontext. Neue Zugänge entstehen und ein weit verzweigtes Netz an Wegeverbindungen spannt sich zwischen den einzelnen Bausteinen. Das Konzept lebt von seinen vielfältigen Blickbezügen und seiner Offenheit.

Gemeinde ist Gemeinschaft. Mit unserem Konzept wollen wir die Gemeinde dazu bewegen, durch kleine Schritte großes zu erreichen. Ein initiales Sommerfest oder eine große Skulpturen- und Kunstausstellung im derzeitigen Pfarrgarten kann der Motor zur Schaffung der neuen Mitte sein.
Dazu kann in einem ersten Schritt der Pfarrgarten zugänglich gemacht, und mit dem Lesegarten, dem Schulhof und dem Kirchplatz zu einem Ganzen verbunden und erlebbar gemacht werden. Mit unserer Idee wollen wir die Bürger der Gemeinde Schutterwald anreizen, gemeinsam eine neue, bedarfsgerechte und attraktive Ortsmitte zu schaffen. Die erste Annäherung an den neuen Ort und kann weit vor Beginn größerer Baumaßnahmen stattfinden. Denkbar ist darüber hinaus auch eine Zwischennutzung des Pfarrgartens für Vereine und die Schule in Abstimmung mit der Gemeinde.

MOBILITÄT

Als weitere Maßnahme ist die einfache Restrukturierung des fließendenden und ruhenden Individualverkehrs denkbar. Die Bundesstraße soll im Kernbereich Rathaus und Kirche verkehrsberuhigt mit abgesenkten Bordsteinen aufgewertet und die trennende Wirkung aufgehoben werden. Parkierungsflächen um die Kirche werden neu organisiert, um neue Aufenthaltsqualitäten zu schaffen. Zudem werden Flächen entsiegelt und neue straßenbegleitende Bepflanzungen geschaffen.

Die überregionalen bestehenden Radwegeverbindungen werden ausgebaut und bekommen in Form einer Fahrradstation als MOBILTY HUB mit verschiedenen Servicefunktionen wie überdachte Sitzgelegenheiten, WC-Anlage und E-Bike Ladestation eine Anlaufstelle für unterschiedliche Radtouren in der näheren oder entfernteren Umgebung.

Der Kernbereich der neuen Mitte wird autofrei ausgebildet. Zufahrten sind dann nur für Anlieferung und Feuerwehr / Rettung möglich. Die Fußgänger stehen an erster Stelle.

NUTZUNGEN

Der denkmalgeschützte „Alte Jakob“ bekommt eine neue Nutzung und einen neuen, attraktiven öffentlichen Außenraum. Das Gebäude eignet sich aufgrund seiner baulichen Struktur grundsätzlich sehr gut für den Ausbau von verschieden geprägten Wohnformen. Im Bereich zur KiTa soll im Erdgeschoss ein Café als Schnittstelle zur neuen Mediathek und Bibliothek im Saal im 1.OG dienen.
 
Der Ehrenfriedhof findet seinen neuen passenden Platz auf dem Hauptfriedhof. Dadurch entsteht ein wertvoller Raum zwischen den drei Gebäuden KiTa, St. Jakob und „Alter Jakob“. Der Kindergarten St. Jakob tritt weiter in den Vordergrund und knüpft direkt an den neuen Freiraum an. Es entsteht ein Raum der Begegnung zwischen den Generationen.

Der Platz im Süden des Altenpflegeheims „St. Jakob“ wird durch eine straßenbegleitende Bepflanzung und eine schattenspendende Pergola aufgewertet. Die Nutzung im Erdgeschoss kann somit auch mit anderen Nutzungen wie z. B. Bäcker, (Eis-)Café etc. von der neuen Situation profitieren.

Das Rathaus ist die Anlaufstelle für alle Bürger der Gemeinde. Der offene Rathausplatz verbindet sich mit dem Kirchvorplatz und schafft einen schwellenlosen Freiraum.

Die Freiflächen im Süden der Kirche St. Jakobus werden überarbeitet, Baumbestände zum großen Teil erhalten. Der Platz, angrenzend an die Kirche und anknüpfend an den alten Pfarrgarten bildet den neuen Marktplatz der Gemeinde. Die Neugestaltung ermöglicht unterschiedliche Aktivitäten, Aktionen, Feste und Veranstaltungen für Jung und Alt.

Der verwunschene und verborgene Pfarrgarten neben dem Pfarrhaus und dem neuen Pfarrgemeindesaal wird für die Öffentlichkeit geöffnet. Dieser bildet zukünftig den wichtigsten Ort für die Neue Mitte.

Die Erweiterung der Mörburgschule orientiert sich in der vorhandenen freien Fläche zur neuen Mitte. An der Saint-Denis-Straße entsteht durch die Platzierung des Körpers eine klare Adresse. Je zwei große Höfe für die Grund- und für die Werkrealschüler sind räumlich voneinander getrennt. Die Laufbahn wird an der benachbarten Grundstücksgrenze verschoben. Ein Kleinspielfeld mit Tribüne grenzt direkt an. Einen Schulgarten und grüne Klassenzimmer finden einen neuen Platz angrenzend des großzügigen Schulhofes.

Das Vereinshaus ist ein wichtiger Ort für viele Bürger. Die Überdachung wird als Mobilitätshub mit E-Bike Ladestation, Sitzgelegenheiten und einem neuen Dach aufgewertet und erweitert. Damit ergibt sich weiterhin die Möglichkeit der Nutzung für unterschiedliche Veranstaltungen. Der Lesegarten öffnet sich zum Pfarrgarten. Hier entsteht ein neuer, freier und besonderer Begegnungsraum: die neue Mitte der Gemeinde Schutterwald. Eine multifunktionale Freifläche kann für alle möglichen temporären Nutzungen verwendet werden.

Im Bereich des bestehenden Getränkemarktes soll die „Dorfscheune“ als neuer Baustein mit ortsbildprägendem Satteldach an der neuen Mitte entstehen und unterschiedliche Bedarfe des täglichen Lebens, wie z. B. Einzelhandel, Ärztehaus etc. beherbergen. Gastronomische Angebote drinnen wie draußen bilden eine sinnvolle Ergänzung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Zielsetzung der Arbeit ist es, unter dem Titel «Begegnungsräume schaffen Zukunft» die existierenden öffentlichen Räume durch gezielte neue Ergänzungen zu einem zukunftsfähigen zentralen Dorfraum zu vernetzen. Prägendes Element des Entwurfs ist die als Wiese vorgeschlagene «Neue Ortsmitte» im Zentrum. Der grüne Charakter des Zentrums wird ausdrücklich begrüßt und in seiner flexiblen Nutzung gewürdigt, setzt allerdings die Verfügbarkeit des Pfarrgartens voraus. Die vorgeschlagene Nutzung der rückwärtigen Fassade des Vereinshauses als Bühne wird in der vorgeschlagenen Form begrüßt.

Zweites strukturprägendes Element ist die Erweiterung des Schulbaukörpers nach Westen. Dieser zoniert geschickt die ihn umgebenden Flächen in ganz unterschiedliche Plätze und Atmosphären. Im Norden verbindet die «Neue Mitte» das Rathaus mit dem neuen Element der Dorfscheune. Die Idee des Marktplatzes in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rathaus und Kirche wird begrüßt, ist allerdings durch ein Baumfeld von der «neuen Mitte» etwas abgeschnitten. Die Dorfscheune und der Gemeindesaal, der gemeinsam mit der Mensa im Schulbaukörper untergebracht ist, bringen Frequenz und Aufenthaltsanreize an den Platzrand. Der Platz am Vereinshaus bleibt erhalten und kann weiterhin als Pausenhof genutzt werden. Der vorgeschlagene Ersatz der Unterstellanlage durch ein «Mobility-Hub» wird in der vorgeschlagenen Form in Frage gestellt.

Weiteres wesentliches Entwurfselement ist die gut gestaltete neue Verbindung von Mörburghalle über die neue Mitte und den neuen Jakobusplatz bis zum alten St. Jakob. Das existierende Pfarrhaus wird durch den Neubau des Pfarrsaals und einen verkleinerten Pfarrgarten ergänzt. Die grüne Gestaltung des neuen Jakobsplatzes wird ebenso positiv bewertet wie seine Flankierung durch ein Wohn- und Gastrogebäude sowie die Pergolastruktur, die die notwendige Distanz zum Seniorenwohnen erzeugt und eine Rückwand zum Platz bildet. Die Tiefgargenzufahrt und die Anlieferung des Seniorenwohnens bleiben weiterhin gewährleistet. Nördlich angrenzend zum Seniorenwohnheim wird ein neuer «Generationenplatz» geschaffen, der als Vorfeld zum alten St. Jakob und dem Kindergarten dient. Das Gebäude des alten St. Jakob selbst wird in eine Wohnnutzung überführt und im grossen Saal des Obergeschosses eine Nutzung als Mediathek vorgeschlagen.

Kontrovers diskutiert wurde die Integration des Gemeindesaals in das Schulgebäude sowie das vorgeschlagene Konzept zur Erstellung in einzelnen Bauabschnitten. Die Funktionalität der Ganztagesbetreuung ist im weiteren Verlauf zu überprüfen. Die Eingangssituation sowie die Zuordnung der Aussenräume scheinen plausibel und passend. Hinterfragt werden auch die in Teilen sehr langen Fassaden, hier wird in einer möglichen Weiterbearbeitung eine massstäblichere Unterteilung empfohlen.

Die Arbeit stellt einen überzeugenden Beitrag mit vielen interessanten Aspekten, aber auch Entwicklungspotenzial vor allem im Bereich des Schulgebäudes dar.
Lageplan

Lageplan

Lageplan Entwurfsgebiet

Lageplan Entwurfsgebiet

Lageplan Vertiefungsbereich

Lageplan Vertiefungsbereich

Piktogramme zur städtebaulichen Setzung

Piktogramme zur städtebaulichen Setzung

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Schnitte

Schnitte

Neuer Markt und Blick auf die neue Ortsmitte

Neuer Markt und Blick auf die neue Ortsmitte