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Interdisziplinärer, nicht offener, einphasiger Ideen-Wettbewerb | 03/2023

Integration Schallschutz in den Stadtraum von Düsseldorf - Infrastrukturausbau Rhein-Ruhr-Express

Anerkennung

Preisgeld: 17.500 EUR

MVRDV

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Mingzhu Nerval

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf stellt mit seinen rasterförmig aufbauten Stadtregalen Möglichkeitsräume im klassischen Sinne her, die von der Bevölkerung in verschiedenen Formen und Formaten nutzbar sind. Die von den Verfassenden vorgeschlagenen, begehbaren und begrünten Konstruktionen unter Verwendung des schnell nachwachsendem Baustoffs Bambus verstärken das Bild eines Möglichkeitsraums. Das modular aufgebaute System ist dabei so variabel, dass es auf verschiedene räumliche Voraussetzungen reagieren kann. Es ist geeignet, um differenziert gestaltete und Identität stiftende Orte entlang der Gleisanlagen hervorzubringen.
Die Jury würdigt den partizipativen und interaktiven Ansatz, mit dem Anwohnende und Besuchende zu vielfältigen Aktivitäten mit und im Umfeld der baulich und durch Vegetation bespielten Wandelemente angeregt werden sollen. Die Arbeit Sound(t)rack lädt dazu ein, bislang vernachlässigte und untergenutzte innerstädtische Straßenräume als urbane und soziale Begegnungsorte wiederzuentdecken. In der stadträumlichen Qualität dieser Möglichkeitsräume verbunden mit einem überzeugenden landschaftlichen Konzept liegt die Stärke des Beitrags. Die Arbeit erscheint zwar grundsätzlich umsetzbar, wenngleich die Ausgestaltung der regalähnlichen Konstruktionen aus Sicht der Jury einer Überarbeitung bedarf. Allerdings wäre die Errichtung der vorgeschlagenen Bauwerke mit so erheblichen Eingriffen in den städtischen Raum und die aktuelle Verkehrsführung verbunden, dass eine Realisierung bestenfalls punktuell möglich erscheint. Insbesondere im Bereich der dargestellten Straßenabschnitte würde eine Umsetzung zu erheblichen Nutzungskonflikten mit dem erforderlichen Parkraum führen. Hinterfragt wird auch die tatsächliche Bespielbarkeit der vielen neu geschaffenen Flächen. Die mit der Errichtung und Unterhaltung der baulichen Konstruktionen verbundenen Kosten und Folgekosten werden zudem kritisch beurteilt. Die vorgesetzte Konstruktion kann unabhängig von der Schallschutzwand errichtet werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass sie einen ausreichenden Abstand zu den Anlagen der DB aufweist, um die Sicherheit des Bahnbetriebes nicht zu gefährden. Die Schallschutzwand verschwindet hinter der Konstruktion, da der direkte Blick auf das Rack und seine Nutzung gerichtet ist.
Die Konstruktion eignet sich gut um an ausgewählten, punktuellen Standorten autark von der Realisierung der Schallschutzwand und des Gesamtprojektes RRX umgesetzt zu werden. Im Detail sind Anpassungen erforderlich, sofern es die Themen Begrünung, Inspizierbarkeit oder Gesamtstatik betrifft. Aus akustischer Sicht ist der Vorschlag zu begrüßen, da er größtenteils auf vorhandene zugelassene Schallschutzwandsysteme aufsetzt.
Fazit: Der vorwiegend architektonische Ansatz zeichnet sich durch hohe Variabilität und strukturellen Pragmatismus aus, lässt aber den künstlerischen Ansatz in den Hintergrund treten. Der partizipatorische Teil, in dem die Struktur mit Leben gefüllt werden soll, wird leider nicht weiter definiert und lässt offen, wie mit der Bevölkerung gearbeitet werden wird. Es kommen Zweifel auf, ob Sympathie aufkommen wird, in einer Art Schauregal an den Frontseiten der Strecke „ausgestellt“ zu werden. Insofern scheint hier eher eine punktuelle Nutzung vorstellbar, nicht aber eine auf die ganze Strecke umfassende Strategie. Insgesamt erscheint der Vorschlag im Verhältnis zum erwartbaren Nutzen sehr aufwendig.