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Interdisziplinärer, nicht offener, einphasiger Ideen-Wettbewerb | 03/2023

Integration Schallschutz in den Stadtraum von Düsseldorf - Infrastrukturausbau Rhein-Ruhr-Express

Anerkennung

Preisgeld: 17.500 EUR

fabulism

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Philippe Rahm architectes

Architektur

Studio Fabian Knecht

Kunst

Erläuterungstext

What is the status of art in the face of the climate challenge that is shaking everything up? Can we really, in the face of the climate emergency, continue as before, as in the time of fossil fuels, and conceive of art as an unproductive surplus, or, in a more self-interested way, as a symbolic landmark, an aesthetic attraction to enhance the image of the post-industrial city and increase tourism and financial flows? Do we still believe that it is necessary to build?
Today, we must go to the essential, the least polluting and the least expensive, to respond only to the problem posed in the least polluting, least expensive way, and with the smallest possible carbon footprint.
We thus propose to just answer the problem of train noise, just to build for health reasons the most efficient anti-noise wall, the least expensive and with the least material possible, the least polluting and with the lowest carbon footprint possible.
Our job will be to design precisely all the parts of the most efficient noise barrier, in the finest, most economical, healthiest way, with the lowest CO2 emission.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Projekt liegt ein Manifest der Werte über Kunst, Gesellschaft, Ökonomie, Ökologie und Klimaschutz zugrunde. Es soll ein Versprechen auf Schönheit durch Konzentration auf das Wesentliche eingelöst werden. Vorgeschlagen wird, dass der Zuglärm mit einer CO2-armen und wirtschaftlich effizienten Wand gebannt wird. Die Wand ist auch als Kunstboulevard zu verstehen, da verschiedene Verfassende eingeladen sind, Teilstrecken zu gestalten. Um diese wirksame Heterogenität realisieren zu können, müsste ein hoher Aufwand an Entwicklungsarbeit für noch nicht zugelassene Materialien und Konstruktionen betrieben werden, die angesichts des Umsetzungsplans zeitgerecht nicht zu leisten wäre.
Die angeführten Beispiele, wie gedruckter Ton oder gefaltete Holzwände verstärken diese vermutete Unsicherheit. Als ikonisches Konstrukt soll die Bahntrasse als „weißer Korridor“ unter Nutzung des Albedo-Effekts durch Düsseldorf fließen; Gleisschotter und Wandinnenseite in hellen, die Hitze abweisenden Farben. Außen verläuft der „grüne Korridor“, indem sich ökologische Vielfalt entwickelt. Je nach Geografie oder Standortbedingungen sollen sich unterschiedliche Prägungen menschlicher und anderer Lebewesen einstellen. Es wird das Prinzip der Entsiegelung, Schaffung blau-grüner Infrastruktur verfolgt, die städtische Klimaverbesserung und Gesundheit prognostiziert. Vision ist es, ausgehend von der Bahntrasse ein großes grünes Netzwerk wachsen zu lassen, dass sich mit anderen Grünräumen und Parks verbindet. Das Projekt denkt damit unbewusst den Blaugrünen Ring weiter, der sich an historische Stadtstrukturen aus Friedrich Maximilian Weyhes Plan zur Erweiterung der Stadt Düsseldorf (1819) orientiert.
Die Jury lobt diese generierenden, in eine gesunde und ökologische Stadt der Zukunft führenden Beiträge. Beispielgebend werden Lösungen für die brisante Klimaproblematik gezeigt und Hinweise gegeben, wie diese prozesshaft und gemeinschaftlich umgesetzt werden könnten. So in der eindrücklich idyllischen Visualisierung von Stadtnatur in der Gustav-Poensgen-Straße: entsiegelt, grün ohne Parkplätze mit Aufenthaltsqualität. „Just Stop Noise“ illustriert Themen, die dringend in modernen Städten diskutiert werden müssen. Wertvolle Beiträge gibt das Projekt auch für den Innenraum der Bahntrasse, wenn auf Hitze mindernde Maßnahmen hingewiesen wird. Die geplanten Materialien in Form einer 3D-gedruckten Tonstruktur und Holzpaneelen weisen derzeit keine Zulassung für die Umsetzung an DB-Strecken auf. Einzig Gabionen wären – nach Prüfung und Zulassung der Konstruktion – in Teilbereichen umsetzbar. Der Rückbau bestehender Stützwände und der Neubau als Winkelstützwand müsste im Einzelfall auf technische Umsetzbarkeit geprüft werden. Eine Aussage zur Machbarkeit ist daher derzeit nicht möglich. Jedoch würde dieser Eingriff in den Bestand zu massiven Einschränkungen des Bahnverkehrs während der Bauzeit führen und eine erneute Planfeststellung erfordern. Des Weiteren ist die Weißfärbung des Schotters (weiße Albedo) technisch nicht möglich. Bahnschotter wird sehr aufwendig maschinell hergestellt, da dieser maßgeblich für die Tragfähigkeit der Gleise ist. Er muss u.a. sehr rau sein, damit er sich verkanten kann. Einzig die Färbung der Schallschutzwand auf der Innenseite in weiß wäre aus bahntechnischer Sicht machbar. Auch eine Entsiegelung der an die Schallschutzwand grenzenden Flächen und eine partizipativ entwickelte Grünstruktur ist grundsätzlich umsetzbar. Die sogenannte „Metallische Lärmschutzkappe“ weist keine Zulassung auf und ist daher derzeit nicht umsetzbar. Bezüglich der Akustik ist der Entwurf kritisch zu bewerten bzw. abzulehnen, da er keine zugelassenen Materialien und Schallschutzwandsysteme verwendet. Die erforderlichen Nachweise der akustischen Eigenschaften fehlen.
Fazit: Unter dem Titel „Just Stop Noise“ wird mit einer effizienten und preisgünstigen Lärmschutzwand experimentiert, die zudem den geringsten CO2-Ausstoß mit sich bringt. Auf der Innenseite der Bahnseite soll der Überhitzung mit weißen Oberflächen begegnet werden. Auf der Stadtseite wiederum soll ein grüner Korridor entstehen, der auf dem Hintergrund des Klimanotstands eine Entsiegelung der Flächen, Wildgärten u.ä. vorsieht. Darüber hinaus werden alle am Wettbewerb teilnehmenden Teams eingeladen, an einer Gestaltung mitzuwirken. Der Entwurf ist radikal, einfach und komplex zugleich. Er nimmt sich den dringlichen Problemen unserer Zeit angesichts des Klimawandels an und geht auf diese konsequent ein, ohne partizipative Momente des Zusammenlebens außer Acht zu lassen. Von einer bahntechnischen Machbarkeit ist das Konzept jedoch weit entfernt.