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Offener Wettbewerb | 03/2023

Neuerrichtung Bildungscampus Mühlefeld in Lustenau (AT)

Perspektive Aussenraum

Perspektive Aussenraum

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

schaudt architekten bda

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum

Das bereits vorhandene Bundesgymnasium Lustenau und der Sportpark sollen durch den Bau des Kinderhauses und der neuen Volksschule zu einem Bildungscampus für 1 bis 18-jährige Kinder und Jugendliche erweitert werden. Die beiden kompakten neu geplanten Gebäude rahmen den neuen Bildungscampus Mühlefeld im Osten und Süden ein. Somit entsteht südlich der Mühlefeldstraße ein verkehrsberuhigter und einladender Platz als Auftakt in das neue Quartier. Gymnasium, Volksschule, Kinderhaus und Sport - Der neue Campus verbindet alle angrenzenden Funktionen/ Nutzungen miteinander und stärkt den Austausch der verschiedenen Altersklassen und Nutzungsbereiche untereinander.
Die beiden Neubauten fügen sich dabei städtebaulich maximal kompakt in das Ensemble ein und kommen dadurch dem Wunsch nach, den zur Verfügung stehenden Baugrund so sparsam und effizient wie möglich zu nutzen. Im Norden legt sich der Platz über die Mühlefeldstraße und bildet den Eingang zum neuen Bildungscampus. Die Bushaltestellen und die Zufahrt zur Tiefgarage liegen östlich der zur Begegnungszone ausgebauten Mühlefeldstraße, um die Verkehrsströme zu entflechten. Über den Platz werden die Volksschule und der Kindergarten fußläufig erschlossen. Der neue großzügige Vorplatz gewährleistet ein sicheres Ankommen der SchülerInnen, bietet Orientierung und lädt zusätzlich zum Austausch und Verweilen ein.
Die Wegeverbindung nach Süden wird als breiter gepflasterter Weg angelegt. Die Nord- Süd Durchwegung für RadfahrerInnen und FußgängerInnen wird somit im neuen Konzept gestärkt. Bunte Staudenflächen säumen den Weg und Sitzmöglichkeiten fördern den Austausch zwischen den Altersgruppen. Diese bestehenden Wegeachsen des Sportparks werden durch Baumreihen gestärkt und mit den neu angelegten Aufenthaltsbereichen vor den Schulen zu einem Campus verbunden. Im Süden werden die vorhandenen Flächen und Eingangsbereiche zu einer großen zusammenhängenden Campusmitte verbunden. Alle Außenbereiche sowie die Durchwegung werden zu einem gemeinsam Außenraum mit individuellen Nutzungsbereichen spürbar erlebbar gemacht. Der neue Campus bietet Rückzugs- und Gemeinschaftsbereiche, welche sich mit dem Sportpark verknüpfen. Die Spiel- und Aufenthaltsbereiche sind als Grünräume vom Platzbelag ausgespart und dienen sowohl als Rückzugsort für CampusnutzerInnen, als auch zur Retention des Regenwassers.
Die Gestaltung des Campus ist an den Klimawandel angepasst: Ein durchgängiger Belagsteppich aus wasserdurchlässigem Pflasterbelag durchzieht den Campus als multicodierte Pausenhoffläche. Dabei wurde besonders auf den Erhalt vorhandener Bäume, die Minimierung versiegelter Fläche sowie die Zonierung der unterschiedlichen Funktionsbereiche und Zugänge großen Wert gelegt. Die Fahrräder von CampusnutzerInnen sind in mehreren kleinen Einhausungen am Platz untergebracht, die sich unauffällig in die Platzgestaltung integrieren. Platzabgewandt in Richtung Osten der neuen Volksschule und im Süden der Kita wandelt sich der städtische Charakter des Vorplatzes in einen naturnah gestalteten Pausenhof/ Kitagarten und bietet hier naturnahe Rückzugsräume und Spielmöglichkeiten. Dieses Prinzip entspricht dem Konzept des bereits vorhandenen Gymnasiums mit seinem grünen Pausenhofbereich in Richtung Kanal.

Innenraum und Architektur

Volksschule

Das Erdgeschoss leitet mit seiner großzügigen Öffnung am Vorplatz zentral in das Gebäude der Volksschule ein. Die weitläufige Aula mit Blickbezügen nach außen empfängt die Schüler im Erdgeschoss. Auf der Ebene der Aula grenzen die Gemeinschaftsrechte an: Mensa, Bühne sowie kreative Bereiche.
Aula und Musikräume können je nach Bedarf zu einer großen multifunktionalen Veranstaltungsfläche zusammengeschalten werden. Im normalen Schulbetrieb entsteht hier eine spannende Aufenthalts- und Lernlandschaft mit einer großen flexiblen Fläche für Veranstaltungen und Pausenzeiten.
Das gesamte Gebäude wird über die großzügige zentrale Freitreppe erschlossen, welche eine hohe Aufenthalts- und Gestaltqualität gewährleistet. Sie dient als Verbindungselement zwischen den einzelnen Geschossen. In den oberen zwei Geschossen befinden sich die jeweiligen Klassenstufen. Jede Klassenstufe hat sein eigenes Cluster/ Lernhaus – dieses besteht aus Klassenräumen, Differenzierungsraum, Multifunktionsraum, Nebenräumen sowie einem Sanitärkern. Der zentrale Marktplatz dient als Treffpunkt und Ausstellungsfläche und ist flexibel nutzbar - als Werkstatt, Galerie, für kreatives Arbeiten aber auch zum Entspannen und sich wohnlich fühlen. Mit multifunktionalen Möbeln kann sich die Schulfamilie ihre gemeinsame Mitte für den jeweiligen Zweck perfekt einrichten. Auch hier ist eine zusätzliche Begrünung für eine angenehme Lernatmosphäre angedacht. Durch die angrenzenden Loggien öffnen sich die Marktplätze nach außen und ermöglichen Blickbeziehungen zu weiteren Teilen des Campus. Zwei zusätzliche Lichthöfe grenzen jeweils an die Lernbereiche in den beiden Obergeschossen an und bringen damit zusätzlich Tageslicht und Grünräume ins Gebäude.

Kinderhaus

Im Sinne der Flächeneffizienz wird das Kinderhaus zweigeschossig errichtet. Der ökologische Fußabdruck wird somit auf ein angemessenes Maß reduziert und eine größtmögliche Freifläche im Süden des Gebäudes geschaffen. Durch den großzügigen überdachten Haupteingang gelangt man in das lichtdurchflutete Foyer, an welches der Essbereich angegliedert ist. Diese beiden Räume lassen sich über mobile Trennwände flexibel miteinander verbinden/ abtrennen. Das sich vertikal durch einen Luftraum verbindende Foyer schafft Begegnungszonen für die Kinder und Eltern. Direkt am Hauptzugang gelegen ist der Kinderwagenabstellraum sowie das Büro der Leitung mit direktem Blick auf den zentralen Zugang der Einrichtung. Das Foyer fungiert als zentrale Mitte und Verteiler. Von hier aus erstrecken sich die Spielflure entlang des Holzbaus, welche sich immer wieder zu Räumen unterschiedlicher Nutzung weiten. Im Erdgeschoss befinden sich die Gruppenräume der unter Dreijährigen. Die überdachten Bereiche vor den Gruppenräumen ermöglichen so ein witterungsgeschütztes Spielen und schaffen gleichzeitig eine natürliche Verschattung der dahinterliegenden Aufenthaltsräume. Die vier Kindergruppen für die über Dreijährigen sowie der multifunktionale Bewegungsraum befinden sich im Obergeschoss. Mit dem Neubau soll ein einladender Ort geschaffen werden, der die Beziehungen zwischen Eltern und Kinderhaus, der Kinder untereinander, von Kindern zu pädagogischem Personal und dem Personal untereinander stärkt und fördert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur
Der Schulbau an der Mühlefeldstraße bildet im Ensemble mit dem Bestand, sowie dem südlich positionierten Kindergarten einen gefassten, grünen Pausenplatz, der als solcher insgesamt einen qualitätsvollen Landschaftsraum im Umfeld der Straße zu generieren vermag. Die Verortung des Kinderhauses belässt einen weiteren Grünraum im Süden desselben, der als Freispielfläche gewidmet sein soll und die Mitnutzung des befestigten Sportplatzes zulässt. Sowohl hinsichtlich der überbauten Flächen, als auch der Gebäudehöhen von zwei beziehungsweise drei Geschossen verbleibt das Projekt in der Silhouette des Landschaftsraumes. Der Schulbau – im Erdgeschoss räumlich großzügig und weiträumig – zeigt sich in den Obergeschossen, trotz der Geschossdurchbrüche, sowie der eingefügten grünen Atrien, deutlich beengter. Der offene Raumbereich des Kindergartens im Erdgeschoss wird im Süden, bedingt durch die eingefügten Nebenraumzeilen, zur Gangsituation sowie im Obergeschoss zur pragmatischen Erschließungszonen. Diese erscheint jedoch trotzdem, insbesondere durch den eingefügten Außenbereich, qualitätsvoll. Die Strukturierung, sowie der formale Habitus sind der Aufgabe angemessen.

Energie, Ökologie
Vordächer in allen Geschossen, ein angepasster Glasanteil, und Rankmöglichkeiten bieten ausgezeichneten Sonnenschutz. Kippflügel oben sind unkomplizierte Querlüftungsangebote und eignen sich zur Nachtlüftung. Gute Belichtung der Nutzräume durch durchgängige, gedeckte Lichthöfe. Die Anforderungen an zeitgemäße Haustechnik, z.B. Erdsonden und PV, sind sehr gut erfüllt und hinsichtlich grauer Energie sind durch die Holzkonstruktion sehr gute Ergebnisse im OI3 zu erwarten. Die begrünte Fassade, Gründach mit PV, Retentionsmulden bieten Potential zur Versickerung und Ausbildung einer naturnahen Außenraumgestaltung.

Landschaftsarchitektur
Die Volksschule ist im Nordosten situiert, sodass sich der Campus zwischen Mühlefeldstraße und Habidere-Platz aufspannt. Er gibt sowohl der Volksschule und dem Kindergarten im Norden, als auch dem Gymnasium im Süden einen adäquaten Vorund Pausenplatz. Das Kinderhaus samt seiner zugeordneten Freifläche unterbricht diese klare, offene Geste.

Kinderhaus aus pädagogischer Sicht
Die Lage des Büros beim Eingangsbereich ist gut überschaubar und einsichtig. Die Einteilung der Räume ist gut durchdacht. Die zwei Stiegenaufgänge sind sehr gut positioniert. Der Außenbereich ist im Osten und Süden bespielbar. Direkter Zugang von den Gruppenräumen im Erdgeschoss. Der Außenbereich muss eingezäunt werden. Die Situierung der Garderobe Personal und Außengarderobe der Kinder ist zu überdenken. Der Malraum ist nicht vorhanden.

Volksschule aus pädagogischer Sicht
Der gemeinsame Ankunftsbereich von Volksschule und Kindergarten ist positiv. Die Verbindung von Ausgabeküche, Aula und Musikbereich ist gut gelöst. Der Bezug zum Außenraum der Betreuung ist positiv. Der Außenraum mit verschiedenen Qualitäten schafft ein buntes Angebot. Zu viel Glas in den Lernhäusern erschwert die Schaffung von Rückzugsräumen.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Innenraum

Perspektive Innenraum

Ansicht West

Ansicht West