Award / Auszeichnung | 03/2023
Auszeichnung Vorbildlicher Bauten im Land Hessen 2023
©Marcus Ebener
Casals Forum Kronberg
Anerkennung im Bereich sozialer Infrastrukturen
Architektur
Bauherren
ifb frohloff staffa kühl ecker
Tragwerksplanung
Projektdaten
-
Gebäudetyp:
Kultur-, Veranstaltungsgebäude
-
Projektgröße:
keine Angabe
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 10/2017
Fertigstellung: 01/2021
Projektbeschreibung
Auf dem ehemaligen Gelände eines Park-and-Ride-Parkplatzes mit in die Jahre gekommenem Parkdeck wurde ein Ensemble aus Kammermusiksaal, Akademie, Hotel errichtet, das die Ankunftssituation an der Endstation der S-Bahn aus Frankfurt neu gestaltet. Das starke Gefälle des Grundstücks und die Herausforderung, die Neubauten mit dem Maßstab der umgebenden Gebäude in Einklang zu bringen, führten zu einem topographischen Entwurfsansatz. Der Kam-mermusiksaal und das Hotel erhielten Natursteinsockel, die sich aus dem Gelände entwickeln, während die Musikakademie in die seitliche Hangkante geschoben wurde und nur über eine steinerne Platzwand in Erscheinung tritt. Die Steinwände erzeugen einen spannungsreichen Wechsel offener und gefasster Außenräume auf dem Weg vom Bahnhofsvorplatz ins Quartier. Den Auftakt bildet das Hotel am Bahnhof, den Schlusspunkt der Kammermusiksaal an der höchsten Stelle des Grundstücks mit einem weit ausgreifenden Dach.
Eine breite, gläserne Fuge trennt das Dach des Konzertsaals von dem steinernen Sockel, in den die Sitzreihen des Saals eingelassen sind. Dies gibt dem Saalbau eine pavillonartige Leichtigkeit, die besonders von der höher gelegenen Parkseite die Erscheinung des Gebäudes prägt. Von dort gelangt man direkt in das gläserne Foyer des Kammermusiksaals, das den mittig gelegenen, frei geformten Saal umfließt und allseitig Einblicke in den Saal freigibt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Vision eines gänzlich der Musik und ihren Anhänger*innen gewidmeten Hauses ist in Kronberg architektonisch ausgewogen wie ansprechend in die Realität umgesetzt worden.
Dabei verzichtet der Entwurf von Staab Architekten darauf, eine Großform auf das ehemals als Parkplatz genutzte Grundstück zu setzen. Stattdessen wurden die unterschiedlichen Funktionen gefühlvoll in die natürliche Topografie zwischen S-Bahnhof Kronberg und Viktoriapark integriert. Dem umgebenden Kontext folgend, wurden das Hotel, die Lehrsäle, die Übungsräume und der Konzertsaal auf mehrere Baukörper aufgeteilt, so dass ein sich angenehm einfügendes Quartier mit unterschiedlichen öffentlichen Außenräumen entstanden ist.
Der Name Casals Forum weist auf zwei weitere Aspekte im Projekt hin, die Bauherr*innen wie Planer*innen am Herzen lagen. Da wäre zum einen der von dem Cellisten Pablo Casals gelebte Grundsatz, das Verbindende der Musik hervorzuheben und sich für Menschlichkeit und die Bewahrung der Natur einzusetzen. Zum anderen steht der Begriff „Forum“ dafür, die möglichen Barrieren zwischen Bevölkerung und Musikschaffenden räumlich und funktional abzubauen.
Der natürlich belichtete und den höchsten Ansprüchen genügende Konzertsaal öffnet sich über eine rundumlaufende Glasfuge zur Stadt beziehungsweise zum Außenraum. Sie ermöglicht verschiedenste Blickbeziehungen und eine Verbindung zwischen innen und außen. Der Konzertsaal weist Ähnlichkeiten zur Berliner Philharmonie (Weinbergmotiv) auf und ist darauf ausgelegt, zwischen den Musiker*innen und dem Publikum visuell und räumlich eine enge Verbindung aufzubauen. Gefaltete Wände und drehbare Reflexionsflächen machen es möglich, die idealen akustischen Bedingungen für verschiedenste musikalische Konfigurationen zu schaffen. Unterstützt durch ein ausgeklügeltes technisches Konzept bietet der Saal die Möglichkeit der absoluten Stille, aus der wiederum Musik entsteht.
Gratiskonzerte, Kooperationen mit den Frankfurter Hochschulen und Workshops für die Öffentlichkeit sollen den einladenden Charakter unterstreichen und die Begeisterung für Musik und Kultur auch im übertragenden Sinn nach außen tragen.
©Marcus Ebener
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©Patricia Truchsess
©Marcus Ebener
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