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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2023

Weiterführung der U-Bahn-Linie U4 auf den Grasbrook in Hamburg

1. Preis

schlaich bergermann partner - sbp SE

Tragwerksplanung

gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner

Architektur

WTM Engineers

Tragwerksplanung

moka-studio GbR

Visualisierung

Erläuterungstext

Das Team schlaich bergermann partner – sbp se, Architekten von Gerkan, Marg und Partner (gmp) und WTM Engineers GmbH hat den zweistufigen Wettbewerb für die Verlängerung der U-Bahnlinie U4 zum neuen Stadtteil Grasbrook in Hamburg gewonnen. Das fast 1000 Meter lange Infrastrukturbauwerk besteht aus insgesamt drei Abschnitten: der U-Bahnbrücke über die Elbe, dem Viadukt auf der Landseite sowie der doppelgeschossigen Brücke über den Moldauhafen mit der über dem Wasser schwebenden Haltestelle Moldauhafen. Der Entwurf überzeugte durch seine gestalterische Einheit, die fließenden Übergänge zwischen den drei Streckenabschnitten und eine die ganze Strecke verbindende signifikante Linie.

Zu Beginn des Jahres 2022 lud die Hamburger Hochbahn AG acht vorqualifizierte Büros und Arbeitsgemeinschaften ein, sich an dem interdisziplinären Realisierungswettbewerb für die Verlängerung der U4 von den Elbbrücken zum Grasbrook zu beteiligen. Von den insgesamt acht Beiträgen internationaler Planungskonsortien entschied sich das Auswahlgremium nach der zweiten Bearbeitungsstufe mit nur noch 3 Teilnehmern für den gemeinsamen Entwurf von sbp, gmp und WTM. Die Verlängerung der Linie U4 über die Elbe bindet den in der Entwicklung befindlichen neuen Stadtteil Grasbrook am Südufer der Norderelbe an die Hamburger HafenCity an. Somit gelingt nun der lange geplante „Sprung über die Elbe“. Die neue Haltestelle Moldauhafen wird zunächst als Endhaltestelle der Linie U4 konzipiert, die Erweiterung nach Wilhelmsburg ist dabei schon in Sicht.

Um die Präsenz der historischen Freihafenelbbrücken im ersten Abschnitt möglichst wenig einzuschränken, wurde für die neue Elbbrücke ein leichter und transparenter Netzwerkbogen mit dynamisch flachen Stahlbögen und sich kreuzenden Carbonhängern gewählt – eine eigenständige und innovative Lösung auf dem Gebiet des Bogenbrückenbaus. Nach der Elbüberquerung gehen die Bögen schwungvoll über in die in Fahrtrichtung stehenden V-förmigen Stahlstützen des aufgeständerten Viaduktes. Die markanten V-Stützen führen in lockerem Rhythmus bis zum Moldauhafen. Dort verdichtet sich der Rhythmus der Stützen, wodurch sich eine Brückenkonstruktion als Fachwerk aus den zwei Verkehrsebenen entwickelt. Das Rahmentragwerk für das Haltestellendach entwickelt sich logisch aus diesem Motiv. Die erste über dem Wasser schwebende Haltestelle Hamburgs wird geprägt durch eine semitransparente Photovoltaik-Glasfassade. Nachts sorgt ein warmtoniges und dank der Energiefassade autarkes Beleuchtungskonzept für die notwendige Orientierung.

Sven Plieninger, Partner und Board Mitglied der sbp se, kommentiert den Gewinn als wichtigen Beitrag zur Quartiersentwicklung der Hamburger HafenCity: „Wir freuen uns sehr, dass wir nun auch die Verlängerung der U4 als Fortsetzung der mit gmp bereits geplanten U-Bahn- und S-Bahn-Station Elbbrücken im bewährten Team gewonnen haben. Mit unserem Entwurf prägen wir nicht nur das Stadtbild der wachsenden HafenCity, sondern setzen mit dem Carbon-Netzwerkbogen und der Energiefassade auch ein wichtiges Zeichen in Sachen Innovationskraft und Nachhaltigkeit im neuen Stadtteil Grasbrook."

Nikolaus Goetze, Executive Partner von gmp: „Es ist eine großartige Herausforderung, mit der Fortsetzung der U4 den Sprung über die Elbe von den Elbbrücken bis zum Moldauhafen gemeinsam mit sbp und WTM aus einem Guss realisieren zu können. An dieser stadtgestalterisch neuralgischen Stelle der Hamburger Stadtsilhouette fühlen wir uns dabei Tradition und Innovation gleichermaßen verpflichtet. Die neue Haltestelle Moldauhafen wird – bildlich gesprochen - die erste gänzlich über dem Wasser schwebende Haltestelle Hamburgs werden. Als zweite oberirdisch gelegene Station der Linie U4 zeigt sie gleichzeitig klar erkennbar ihre Verwandtschaft mit dem U-Bahnhof Elbbrücken.

Gerhard Zehetmaier, Partner von WTM Engineers: „Der Ausbau eines zukunftsorientierten Mobilitätsangebots für Hamburg liegt uns sehr am Herzen. Wir freuen uns daher außerordentlich, auch am Sprung der U4 über die Elbe mitwirken zu dürfen. Gemeinsam mit sbp und gmp wollen wir für den Grasbrook einen Meilenstein für nachhaltige und nutzerfreundliche Infrastruktur in einer wachsenden Metropole schaffen: mit kreativen und innovativen Ideen - und mit viel Herzblut."


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Siegerentwurf betrachtet die Gestaltung von Elbbrücke, Viadukt und Haltestelle ganzheitlich und spielt mit wiederkehrenden Elementen und einer einheitlichen Materialität. Die Herausforderung, die neue Elbbrücke in das historische Ensemble einzubinden, ist mithilfe einer innovativen Konstruktion gelungen: Die Netzwerkbogenbrücke mit ihrer schlanken Abhängung in Karbon schafft Transparenz und schränkt die Sicht auf die historische Freihafenelbbrücke wenig ein.
Über ein luftig erscheinendes Viadukt aus Stahl geht es weiter zum Highlight dieses Entwurfs: Der großzügig gestalteten Moldauhafenbrücke mit ihrer Haltestelle. Im Design legt das Planungsteam großen Wert auf Eleganz und Leichtigkeit. Obwohl die neue Haltestelle einen eigenen Charakter mitbringt, ist auch hier ein Bezug zur Bestandshaltestelle Elbbrücken erkennbar. Die außenliegende Hülle der Haltestelle ist ein klarer Blickfang, der das Erscheinungsbild prägt. Ausgestattet mit Photovoltaik-Elementen, die ihre größte Dichte auf dem Dach haben und seitlich zu den Fassaden immer transparenter werden, sorgt die Haltestelle bei Nacht für interessante Lichtspiele mit Fernwirkung.