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Mehrfachbeauftragung | 04/2023

Quartiersentwicklung Adalbertstraße in Köln-Höhenberg

Perspektive

Perspektive

Gewinner

a+m Architekten Ingenieure GmbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

LILL + SPARLA Landschaftsarchitekten Partnerschaft mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Paul Becker Quartier

Historie
Die 1919 von Paul Becker gegründete Lackfabrik Paul Becker GmbH nutzte das Areal an der Adalbertstraße in Köln-Höhenberg bis 1997. Nach dem Verkauf der Firma siedelte sich dort ein bis heute genutztes kleines Gewerbeareal an. Die ehemalige Fabrikantenvilla und die Werkswohnungen der Belegschaft der Lackfabrik bestehen noch heute an der Adalbertstraße.
Das ca. 5.650m² große Grundstück soll aufgrund der hohen Nachfrage nach Wohnraum und der schlechten Substanz der Gewerbebauten im Zuge einer Nachverdichtung zu einem Wohnquartier mit ca. 90 Wohneinheiten umgewandelt werden.

Städtebauliche Konfiguration
Das neue Quartier formt eine in sich autarke Struktur, deren äußere Kante der strengen Ordnung der straßenbegleitenden Blockbebauung folgt, im Inneren aber weiche Plätze und Sichtachsen bildet. Die Blöcke lösen sich auf und gestalten einen einladenden, halb-öffentlichen Raum, anstelle einer abgeschotteten, privaten Innenhofsituation. Die polygonalen Fassaden zum Innenhof erzeugen spannende Blickbeziehungen und Raumfolgen.
Es entstehen überschaubare Hauseinheiten, die sich als gemeinsame „Familie“ mit unverwechselbaren aber verwandten Identitäten darstellen.
Die vier Baukörper teilen sich auf in einen Block im Norden mit öffentlich geförderten und drei Blöcke mit freifinanzierten Wohneinheiten, wobei der öffentlich geförderte Block mitsamt seinen oberirdischen Stellplätzen und Spielflächen ausparzelliert werden kann.

Gebäudetypologie
Eine lockere - leicht versetzte - Abfolge aus vier- bis sechsgeschossigen Baukörpern wirkt wie zueinander verschobene Puzzleteile. Die äußere Kante des Quartiers bildet den rechteckigen Rahmen. Der Solitärcharakter (ein Treppenhaus pro Gebäude) - orientiert am benachbarten B-Plan „Olpener Straße“ - unterstützt den Quartiersgedanken. Die Gebäude gruppieren sich um zwei miteinander verbundene grüne Höfe, die Platz für Begegnung, Bewegung und Erholung bieten.

Grundstückserschließung
Das Quartier wird über die Adalbertstraße erschlossen. Bewohner und Besucher werden empfangen vom zentralen weit geöffneten Platz mit Blickachse in das dahinter liegende „Wäldchen“. Das Quartier ist autofrei, da die PKW gleich zu Beginn des Grundstücks abgeleitet werden. Der ruhende Verkehr wird für die öffentlich geförderten WE oberirdisch im Norden des Grundstücks nachgewiesen. In der wirtschaftlich sehr kompakten Tiefgarage liegen die Stellplätze für die freifinanzierten Gebäude, welche direkt aus der TG zugänglich sind.

Nachhaltiges Bauen
Nachhaltig ist ein Wohnquartier, wenn es generationsübergreifende Wohnungsangebote gibt, es den sozialen Frieden bewahrt, recycelbare Baustoffe einsetzt, gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse und eine gut nutzbare Infrastruktur unter bezahlbaren Umständen bietet.
Für die erforderliche Infrastruktur werden (zum Teil überdachte) Fahrradabstellanlagen, e-Mobilität, optional Car-sharing und barrierefreie Räume für Mobilitätshilfen eingeplant.
Eine Durchmischung des frei finanzierten mit gefördertem Wohnen, Wohnungen für Menschen mit Einschränkungen und eine Großtagespflege gewährleistet die gegenseitige Akzeptanz. Die frei finanzierten und der geförderte Baukörper unterscheiden sich nicht in der Gestaltung und die Freiräume werden gemeinsam genutzt.
Dachflächen mit Dachterrassen werden intensiv begrünt und als Gartenfläche (urban gardening) nutzbar gemacht. Der Dachaufbau speichert Niederschlag und kann Sträucher und kleine Bäume aufnehmen. Die oberste Dachebene wird extensiv begrünt und mit Photovoltaik bestückt. Auch die Austritte der Sicherheitstreppenhäuser erhalten eine extensive Dachbegrünung. "Grüne Fassaden" sind ein kritisches Element im Brandschutz. Daher sind sie sorgfältig dort ausgewählt, wo sie nicht zu Beschädigungen führen, gewässert und gepflegt werden können. Mit ausreichend Abstand zu den Öffnungen werden die fensterlosen Fassadenflächen mit Schling- und Rankpflanzen in unterschiedlichen Höhen begrünt.
Die Bebauung ist flächensparend kompakt geplant. Ausreichend Überdeckung auf der Tiefgarage gewährleistet einen üppigen Bewuchs. Bäume sind klimagerecht gewählt und integriert in die leicht geschwungene Topografie der Grünflächen. Nistkästen und Bienenhäuser ergänzen das ökologische Angebot in den Grünanlagen und an den Fassaden.
Fassadenmaterialien aus Klinker, Holz, Metall, Glas und Dämmung aus Mineralwolle sind umweltschonend und einfach recycelbar. Kunststofffensteranlagen sind sehr langlebig, erfüllen den technisch notwendigen Anspruch und sind ebenfalls einfach recycelbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

- Der Entwurf bildet harte und klare Kanten aus; diese werden im Innenhof bzw. im Innenraum aufgebrochen; die Unterteilung in einzelne Gebäudekörper bricht die Massivität auf und ermöglicht Blickbeziehungen; Massivität wird auch durch Abweichung von der Orthogonalität aufgelöst;

- Es wird eine identitätsstiftende, zentrale Mitte ausgebildet; klare Identifikation.

- Lage und Konzeption der Sicherheitstreppenhäuser wird positiv gesehen; hierdurch werden Aufstell-und Bewegungsflächen für die Feuerwehr minimiert und entsprechende Freiräume für die Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen.

- Die entwickelten Grundrisse sowie der entsprechende Wohnungsmix werden als gelungen bewertet und entsprechen den Vorgaben der Ausloberin; Anzahl der Wohneinheiten und die geplante Geschossfläche bleiben deutlich hinter den Vorgaben der Auslobung zurück.

- Die Fassadengestaltung (monochrom) wird als identitätsstiftend bewertet, wäre jedoch weiter zu entwickeln.

- Ausbildung von Freiraumqualitäten und Belüftungsräumen; Nachweis an Kleinkinderspielflächen nicht erbracht, entsprechende Flächen stünden jedoch zur Verfügung; nutzbare Dachgärten werden positiv bewertet.
Perspektive

Perspektive

Lageplan

Lageplan