Award / Auszeichnung | 01/2023
Balthasar Neumann Preis 2023
©Sebastian Schels
Holzstrohbau Haus St. Wunibald, Benediktinerabtei Plankstetten
Holzstrohhaus St. Wunibald
Anerkennung
Tragwerksplanung
Ingenieurgesellschaft Frey-Donabauer-Wich mbh
TGA-Fachplanung
Ingenieurbüro Seibold + Seibold
Bauingenieurwesen
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Kindergärten, Vorschulen, Kultur-, Veranstaltungsgebäude
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Fertigstellung: 04/2022
Projektbeschreibung
Die Benediktinerabtei Plankstetten beauftragte das Architekturbüro hirner & riehl architekten mit dem 2. Bauabschnitt der Generalsanierung der Abtei. Als ersten Baustein dieser Massnahme realisierten sie für die wachsende Zahl von Seminargästen ein zeitgemäßes Seminargebäude, im Westen des Geländes, das Haus St. Wunibald. Der Erweiterungsbau des Klosters wird in Zukunft zusätzlich einen Kindergarten sowie Räume für die Pfarrverwaltung beherbergen. Unter dem Leitspruch „Schöpfung bewahren“ hat sich das Kloster Plankstetten zu einem nachhaltig ausgerichteten Unternehmen entwickelt, das auch einen durch Bioland zertifizierten Bauernhof betreibt. Im Sinne dieser ökologischen Grundeinstellung sollte der Neubau – und später auch die Sanierung der vorhanden Klosterbauten- mit ökologisch und baubiologisch unbedenklichen Materialien geplant und gebaut werden. Neben der geforderten energetischen Einhaltung des Passivhausstandards kamen, so weit baukonstruktiv möglich, ausschliesslich CO2 neutrale Baustoffe aus regionaler Herstellung zur Verwendung. Die im Klosterwald geschlagenen und im Sägewerk zugesägten Baumstämme wurden nach deren Trocknung direkt vor Ort als nebeneinanderliegende Deckenbalken eingebaut. Neben dem ökologischen Vorteil erzeugt dies eine sehr schöne Untersicht der Decken. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Bauart ist, dass die Wertschöpfung zum größten Teil bei den ausführenden regionalen Firmen bleibt. Für die Dämmung der Wände wurde Stroh von den ökologisch bewirtschafteten Feldern des Klostergutes genutzt. Die Herstellung der Strohdämmballen verbraucht nur minimale Energiemengen, dämmt hervorragend und lagert für die gesamte Nutzungsdauer CO2 im Gebäude ein. Zudem werden dadurch kurze Transportwege gesichert. Für ein gesundes und angenehmes Raumklima planten die Architekten an den Innenwänden Lehmputz: er ist feuchteregulierend, nimmt Schadstoffe auf und hat positive Auswirkungen auf das Raumklima und das Behaglichkeitsgefühl der Gäste. Neubau und Bestand werden über ein neues Kellergeschoss, in dem sowohl die umfangreiche Gebäudetechnik als auch die Küche der Klosterschenke untergebracht sind, verbunden. Das Sockelgeschoss ist nicht nur zur Unterbringung dieser Funktionen notwendig. Es dient auch zur Stabilisierung des angrenzenden steilen Hanges, dessen Erddruck auf längere Sicht die Bausubstanz der historischen Klosterbauten gefährdet hätte. Nach heutigem Stand ist der Neubau nach Fertigstellung das größte strohgedämmte Gebäude in Süddeutschland.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der zurückhaltende, schlicht gestaltete und in die Topografie eingebettete Neubau fügt sich städtebaulich entlang des bestehenden Wirtschaftsteils gut in die denkmalgeschützte Klosteranlage ein. Das gemischt genutzte Gebäude mit Kindergarten, Pfarrverwaltung und 30 Gästezimmern, überzeugt durch den konsequenten Einsatz ökologischer Materialien in innovativer Holz-Strohbauweise. Die Jury würdigt die Verwendung des im eigenen Klosterwald geschlagenen Bauholzes, ortsnah gesägt, vom nahegelegenen Zimmerer abgebunden und verarbeitet, den Einsatz des Strohs als „Nebenprodukt“ aus dem Ernteprozess der regional ökologisch bewirtschafteten Felder des Klostergutes zur Außenwanddämmung und die regenerative Energieversorgung über den Biomassekessel mit Hackschnitzel aus den klostereigenen Waldbeständen. Fortgesetzt wird das nachhaltige Materialkonzept im Innenausbau mit Oberflächen aus sichtbarbelassenen verdübelten Balkendecken, Lehmputz auf den Strohwänden, Hanfdämmung für den Schallschutz und Fichtenholz der Inneneinrichtung aus dem Klosterforst. Durch den Einsatz von ressourcenschonenden, CO2- neutralen Baustoffen aus regionaler Herstellung und Verarbeitung, deren Rückbaubarkeit, Kompostierung (Strohfüllung) und Recyclingfähigkeit kombiniert mit dem regenerativen Energiekonzept leistet das Gebäude einen positiven Beitrag zur CO2-Reduktion und zum Klimaschutz.
©Sebastian Schels
Fassadenausschnitt Holzstrohbau Haus St. Wunibald, Benediktinerabtei Plankstetten
©Lorenz Märtl Benediktinerabtei Plankstetten
Holzstrohelement
©Sebastian Schels
Gästezimmer
©Sebastian Schels
Gruppenraum Kindergarten