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Verhandlungsverfahren | 05/2023

Stadt Wunstorf - An- und Umbau der Grundschule Steinhude zur Ganztagsschule

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Zuschlag

MOSAIK architekt:innen bda

Architektur

Erläuterungstext

Die bestehende Grundschule in Steinhude soll erweitert, umgebaut und in eine Ganztagsschule umgewandelt werden. Auf der Grundlage des Raumprogramms sowie des pädagogischen Konzeptes ist es erklärtes Ziel des Entwurfs, mit dem geplanten Neubau eine lebendige, inklusive und nachhaltige Symbiose aus Alt und Neu zu entwickeln, die optimale Möglichkeitsräume zur Umsetzung aktueller und zukünftiger pädagogischer Ansätze bietet.

Kontext, Maßstab, Genius Loci
Das Entwurfsgebiet ist geprägt durch seine städtebauliche Lage im kleinteiligen, gewachsenen Kern Steinhudes. Die giebelständigen Häuser des Scheunenviertels in direkter Nachbarschaft sind identitätsstiftend und definieren den Maßstab und Kontext des Ortes. Die alten Eichen und der ausgeprägte Baumbestand vervollständigen das idyllische Ortsbild und den Genius Loci des Entwurfsgebietes.
In diesem Kontext wird eine klare, effiziente und kompakte Bebauungsstruktur entwickelt und durch rhythmisierte Einschnitte und Staffelungen gegliedert, welche sich durch ihre Höhenentwicklung, ihre Dachform und Materialität harmonisch in den Bestand einfügt. Dabei wird der neue Hauptbaukörper auf der straßenseitigen Kante der ehemaligen Turnhalle errichtet, sodass der prägende Baumbestand durchgängig erhalten werden kann.

Potentiale nutzen, behutsam ergänzen
Die Zusammenführung mit der bestehenden Schule bietet die einmalige Chance eine neue, zusammenhängende und erlebnisreiche Schullandschaft entstehen zu lassen.
Vor diesem Hintergrund wird ergänzend zum Hauptbaukörper ein neues Eingangsfoyer geschaffen, welches beide Altbaubereiche und den Neubaubestand behutsam ergänzt, miteinander verbindet und der Schule ein neues Gesicht gibt. In Kombination mit einer landschaftlich gestalteten Rampenanlage auf dem neu gestalteten Vorplatz gewährleistet das neue Foyer mit der dort angeordneten Aufzugsanlage die barrierefreie und inklusive Erschließung von Alt und Neu. Der neue Speisesaal wird als separater Baukörper über eine Fuge direkt an den südlichen Altbau angeschlossen. In Kombination mit der neu verorteten Küche im Erdgeschoss des südlichen Altbaus, sowie seiner direkten Zugänglichkeit vom Foyer, ist er gleichzeitig zentral erreichbar und dennoch akustisch von den sensiblen Unterrichtsbereichen abgetrennt und sogar separat für z.B. Abendveranstaltungen nutzbar.

Einfache Erschließung – gute Orientierung
Durch zwei aufgeweitete Wandelgänge mit Sitz, Lese- und Arbeitsnischen werden alle Baukörper der Schule effizient miteinander verbunden. Es entsteht ein gut wahrnehmbarer und damit inklusiver Umgang, der alle Orte in der Schule schnell erreichbar macht und die Orientierung, auch für „Neulinge“, in der Schule erleichtert.

Schule im Grünen, Grün in der Schule
Herzstück der Schule ist und bleibt der innenliegende Schulgarten. In Kombination mit den begrünten Einschnitten und Zwischenräumen prägt der Schulgarten die Wahrnehmung und das Erlebnis während des Schulalltages. Von jedem Ort in der Schule bieten sich abwechslungsreiche Ein- und Ausblicke in die Grünräume und auf den Baumbestand, sodass Schule und Landschaft, Bebauung und Freiraum miteinander verschmelzen und eine lebendige Schullandschaft entstehen lassen.

Nutzungsverteilung
Die Verteilung der Funktionen in der neuen Schullandschaft vereint die Anforderungen des pädagogischen Konzepts mit einer sinnhaften und wirtschaftlichen baulichen Realisierung. Während der Hauptbaukörper die neuen Schulcluster beherbergt, werden in den bestehenden Gebäuden an zentraler Stelle die Verwaltung und die Räume für die Lehrer*innen angeordnet.

Minimaler Eingriff – maximaler Nutzen
Der bestehende Nord-Westflügel mit den ehemaligen Klassenräumen eignet sich hervorragend zur Implementierung der Fachunterrichtsräume sowie des Kneippateliers. So entsteht eine direkte, aber dennoch akustisch abgekoppelte Anbindung an die Lerncluster.
Die Nutzungen im nördlichen Altbau werden weitestgehend beibehalten und lediglich durch kleine Umbaumaßnahmen „aufgeräumt“. Musikräume und Bibliothek haben eine optimale Anbindung zur Pausenhalle mit Mehrzweckraum, als Aneignungsgsort für Proben und gemeinsamen Musizieren und Singen, sowie an das neue Foyer mit Rückzugsmöglichkeiten, Lesenischen und Podesten rund um die zentrale, neue Treppe. Pausenhalle und Foyer bilden somit ebenfalls optimale Möglichkeitsräume zur freien Ganztagsgestaltung.
Im südlichen Altbau wird die neue Küche angeordnet. Somit wird eine effiziente und störungsfreie Anlieferung, durch einen eigenen Eingang außerhalb des Schulgebäudes sichergestellt. Die Küche kann gemeinsam mit dem direkt angebauten und überhöhten neuen Speisesaal optimal auch für außerschulische Zwecke nach Schulschluss genutzt werden, auch ohne die schulischen Bereiche zu betreten. Notwendige WC-Anlagen befinden sich ebenfalls im EG des Altbaus.

Clusterlandschaft
Im neuen Clustergebäude können alle Anforderungen des pädagogischen Konzepts umgesetzt werden. Das zentral im Cluster gelegene, großflächig zu öffnende Wohnzimmer kann flexibel genutzt und möbliert werden. Aufgeweitete Flurflächen in der Clustermitte bieten ebenfalls Raum für informelles Lernen und Experimentieren. Integrierte Schränke und Garderoben bieten ausreichend Platz für Material, Spielzeug und Kleidung und bilden die Grundlage eines geordneten und aufgeräumten Lernalltags. Beide Clustergeschosse sind für eine schnelle Erreichbarkeit untereinander mit einer internen Treppe verbunden. Diese gewährleistet gleichzeitig den direkten Zugang zum Schulgarten aus dem OG und stellt den notwendigen Rettungsweg sicher.
Alle Klassenräume sind gleichmäßig ausgestattet und verfügen über direkt angeschlossene, gut proportionierte und natürlich belichtete Leseboxen. Eine Erschließung der Leseboxen direkt vom Cluster ist, dort wo möglich, zusätzlich vorgesehen.
Beide Cluster verfügen zudem über eigene, in die Fassadenrücksprünge integrierte Freibereiche – als Terrassen im EG und als Balkone im OG. In Ergänzung zum Schulgarten können hier eigene, clusterinterne Gärten und natürliche Experimentierräume entstehen.
Der Mehrzweckraum im EG des bestehenden Neubaus, bzw. „alten“ Anbaus, wird um eine Bühne am nördlichen Kopf ergänzt. Durch minimale Ergänzung der östlichen Stufenreihe kann die Bühne barrierefrei erschlossen werden. Die Bühne ist als zweiseitig orientierte Bühne geplant. Großflächig öffenbare Klappfenster ermöglichen, ergänzend zur Nutzung aus dem Mehrzweckraum, eine Außennutzung in Zusammenspiel mit dem Schulhof.

Optimierte Bauabschnitte und sinnvolle Funktionszuordnung
Durch die sinnhafte Bildung von Bauabschnitten und die zielführende Verortung der Funktionen in Alt- und Neubau gelingt es den Umbau gänzlich ohne Interimslösung durchzuführen. So werden „verlorene“ Kosten und auch Aufwand durch zusätzliche Umzüge vermieden.
Zunächst wird wie geplant die kleine Sporthalle der Grundschule abgerissen und an dieser Stelle der Neubau mit den Lernclustern, also allen Allgemeinen Unterrichtsräumen errichtet. Während dieser ersten Bauphase kann die alte Schule ohne Einschränkungen weiter genutzt werden.
Nach dem Umzug in die neuen Cluster wird der Anbau am Bestand neben der Sporthalle abgebrochen und das neue Speisezimmer errichtet, sowie die Küche eingebaut. Abschließend kann dann der restliche Bestand sukzessive saniert und umstrukturiert werden. Auch hierbei kann der Schulbetrieb durchgängig weiterlaufen, besonders lärm- und staubintensive Arbeiten am Bestand werden zudem in die Ferienzeiten gelegt.

Ökologie und CO² - Reduzierung
Vor dem Hintergrund der dringend notwendigen Reduzierung des CO² - Fußabdrucks wird der Neubau der Schule ausschließlich und folgerichtig in Holzbauweise geplant. Dieses ist nicht nur nachhaltig im ökologischen Sinne, sondern entspricht in direkter Nachbarschaft zum Scheunenviertel auch noch dem Genius Loci. Die Fassaden des Schulgebäudes werden mit einer vorvergrauten Stülpschalung geplant, deren Farbigkeit von Haus zu Haus – nach dem Prinzip Unity in diversity – variiert. Im Zusammenhang mit den ausdifferenzierten Fenstersetzungen entstehen so ebenfalls transformierte Anknüpfungspunkte an die Giebelansichten der historischen „Scheunen“. Neben den ökologischen und identitätsstiftenden Aspekten bietet die Holzbauweise den Vorteil einer hohen Vorfertigung und somit einer kurzen Bauzeit auf der Baustelle. Gleichzeitig werden Lärmemissionen minimiert (geräuscharme Baustelle), der Baugrund geschützt und Baustellenflächen nur geringstmöglich belastet. Durch die im Wesentlichen „unverklebte“, also rückbaufreundliche Konstruktion der Holz-Rahmen-Wandelemente wird auch am Ende der Lebensdauer des Gebäudes eine klimagerechte Weiternutzung der Materialien ermöglicht („Cradle-to-cradle-Prinzip“).
Im Sinne einer nachhaltigen Planung wird auf Langlebigkeit der Baustoffe, Berücksichtigung von Wertstoffkreisläufen und den Einsatz von Recyclingmaterialien zur Verringerung der CO² - Emissionen Wert gelegt. Die Dachflächen der Neubauten bieten eine optimale Kombination für PV und Regenwasserrückhaltung. Während die gut ausgerichteten Satteldächer die PV - Anlagen aufnehmen, werden die Flachdächer als Gründach ausgebildet und stellen wichtige Retentionsflächen im Sinne des Wasserkreislaufes dar. Eine PV - Anlage ist in ihrer Dimensionierung im Zusammenhang mit dem hohen und potentiell verschattenden Baumbestand zu prüfen. Das Gebäude wird so geplant, dass durch einfache konstruktive Maßnahmen möglichst auf die Verwendung von kosten- sowie wartungsintensiver Technik verzichtet werden kann. Die Dimensionierung von Fensteröffnungen wird im Sinne der Tageslichtautonomie optimiert. Insbesondere sollten die schattenspendenden Eichen dynamisch in die Berechnungen zum sommerlichen Wärmeschutz einbezogen werden. Die Möglichkeit einer natürlichen Belüftung durch öffenbare Fenster wird angestrebt.

Im Zusammenspiel von Material, Kubatur, Körnung und Maßstab entsteht eine Architektur, welche sich wie selbstverständlich in den Kontext des Ortes einfügt und gleichsam im Zusammenspiel von Alt und Neu eine starke Eigenständigkeit mit identitätsstiftender Wirkung entfaltet – eine nachhaltige, inklusive, lebendige und durchgrünte Schullandschaft.

Lageplan

Lageplan

Perspektive Spoorweg

Perspektive Spoorweg

Nutzungsverteilung EG

Nutzungsverteilung EG

Grundriss EG

Grundriss EG

Nutzungsverteilung OG

Nutzungsverteilung OG

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG