Award / Auszeichnung | 05/2023
Deutscher Brückenbaupreis 2023
©Ingenieurgruppe Bauen/Andreas Weber
Fuldatalbrücke Bergshausen
DE-34277 Fuldabrück, Brückenstraße
Auszeichnung Kategorie „Straßen- und Eisenbahnbrücken“
Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung
Bauingenieurwesen, Tragwerksplanung
Bauherren
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Verkehr
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2018
Fertigstellung: 01/2019
Projektbeschreibung
Die Bergshausener Talbrücke wurde in den Jahren 1958–62 (Überbau Nord) und 1969–71 (Überbau Süd) errichtet. Komplexe Untersuchungen ergaben an beiden Teilbauwerken statische und konstruktive Defizite. Die Verstärkung des Haupttragwerkes, insbesondere am nördlichen Teil, war unumgänglich. So sollte Zeit für den Neubau einer Ersatzbrücke gewonnen werden.
Durchlaufend über sieben Felder schwingen sich zwei getrennte filigrane Überbauten aus Stahl über die Fulda und setzen sich auf konventionell gestaltete Stahlbeton-Hohlkastenpfeiler ab. Beide Überbauten besitzen Stahlstreben-Fachwerke mit einer oben liegenden orthotropen Fahr-bahn.
Mit einer umfassenden Bauaufnahme – bestehend aus geometrischem 3D-Laserscan-Aufmaß, Materialuntersuchungen und statischen bzw. dynamischen Messprogrammen – gelingt es, die Tragfähigkeit sehr genau zu berechnen und nahezu real einschätzen zu können.
Die neue Unterspannung des Überbaus Nord mit polygonal verlaufen-den Seilen fängt neben Teilen der Verkehrslast anteilig Eigengewichts-lasten ab. Die Vorspannung erfolgte in allen Feldern beidseitig von den Hochpunkten aus, wozu der Einbau von Stahlkonstruktionen erforderlich wurde, die Spannanker aufnehmen und die Vertikalkräfte in den Über-bau einleiten. In den Widerlagerachsen wird die gesamte Seilkraft in den Überbau geleitet.
Der südliche Überbau benötigte wesentlich geringere Ertüchtigungsmaßnahmen wie Blechvorlagen, Nietaustausch und Nachschweißen.
Die Jury würdigt, dass es den Ingenieuren gelungen ist, durch sehr detaillierte rechnerische Betrachtung einen eleganten und nachhaltigen Weg zu finden, das Bauwerk bis zum geplanten Ersatzneubau unter Verkehr halten zu können.
Beurteilung durch das Preisgericht
Südlich von Kassel kreuzt eine Brücke aus den 60er und 70er Jahren die Autobahn A44. Sie muss nun mängelbedingt durch ein neues Bauwerk ersetzt werden.
Die zeitgewinnende Lösung: mit viel Sachverstand und Sensibilität für das komplexe Tragverhalten wurde eine ertüchtigende Unterspannung des Tragwerks konzipiert, um diesem Solitär der Hochmoderne den Weiterbetrieb bis ins Jahr 2028 zu ermöglichen. Mit der Unterspannung im nördlichen Überbau konnte die Beanspruchung bedeutend gesenkt und der Weiterbetrieb der Fuldatalbrücke bis 2028 wirtschaftlich sichergestellt werden.
Mit dieser dezenten und eleganten Lösung ist es den beteiligten Ingenieuren gelungen, Ertüchtigungen von stählernen Großbrücken eine eigene Konstruktionssprache zu geben.
©Ingenieurgruppe Bauen/Andreas Weber
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