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Nichtoffener Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem Auswahl- / Losverfahren | 05/2023

Kommunaler Wohnungsbau Eggenfeldener Straße in Reischach

Modellfoto

Modellfoto

ein 3. Preis

Preisgeld: 6.250 EUR

STUDIOKUBIK Architekten

Architektur

Hackenberg Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

SCHÖN HÖFLICH | Wir sehen das Quartier als Ensemble, das sich in die Umgebung integriert und diese bereichert. Leitgedanke ist dabei die Berücksichtigung der Maßstäblichkeit und die Einbindung in die bestehenden Strukturen. Zwei neue Zeilenbauten beziehen sich in ihrer Größe auf die unmittelbare Nachbarbebauung. Ein langer Baukörper liegt entlang der Straße, der zweite parallel zum Bach. Dadurch entsteht in Ihrer Mitte ein größtmöglicher geschützter Wohnhof als Treffpunkt für die Nachbarschaft. Die Gewerbeeinheit bildet den Abschluss des Baukörpers entlang der Straße und rahmt als eingeschossiger Schenkel mit Pergola den Hof im Süden. Der vorgelagerte Raum vor dem Gewerbe weitet sich zum Platz, der den Antrittspunkt in das Quartier bildet und ermöglicht weiterhin eine Durchfahrt für Anwohner.

PLATZ – HOF – BACH – DIFFERENZIERTE TEILRÄUME
Durch die Stellung der Baukörper bildet sich eine Folge von differenzierten Teilräumen mit spannungsvollem Wechselspiel von Enge und Weite.
Die Fläche unterhalb des Wohnhofes wird als „shared space“ mit Anwohner-Durchfahrt ausgebildet. Vor dem Gewerbe weitet sich der Raum zu einem von Bäumen und Sitzbänken gerahmten Platz. Der Wohnhof ist das Herzstück des Quartiers - er ist Empfangsraum und grünes Gemeinschaftszimmer. Er ist mit großen Bäumen bepflanzt und dient sowohl als kommunikativer Erschließungsraum wie auch als Aufenthaltsort. Entlang der kreuzenden Wege befinden sich Spielflächen, Garten- und Ruhebereiche, die die Aneignung ermöglichen und die Identifikation der Bewohner mit dem neuen Raum fördern – eine lebendige Nachbarschaft entsteht.
Der nördliche Teilraum öffnet sich zur Natur und verbindet den Hof mit dem Bachlauf. Durch den kürzeren Baukörper kann der hohe Baumbestand im Norden erhalten bleiben. Der Raum dient den Anwohnern als ruhiger, naturbelassener Rückzugsort im Grünen. Ein Weg führt über den renaturierten Hang bis zum Bach, wo ein Holzdeck am flachen Gewässer im Sommer zum Planschen einlädt.

TREFFEN MIT DER NACHBARSCHAFT
Wir möchten die informellen Kommunikationsorte stärken, die einen morgendlichen Kaffee unter Nachbarn oder das spontane Spielen von Kindern ermöglichen. Beide Gebäude werden daher über den gemeinsamen Hof erschlossen. Das Wegenetz leitet intuitiv in die Eingänge und der Hof erweitert sich unter die Vordächer der Eingangsbereiche. Sitzbänke und ein geneigtes Holzdeck an den zentralen Grüninseln laden zum Verweilen und Spielen unter dem Blätterdach ein. Die begrünte Pergola bildet im Sommer ein Schatten spendendes Dach für die Sandspielfläche. Sämtliche Wohnungen sind zweiseitig ausgerichtet und durchgesteckt. Neben klassischen Etagenwohnungen gibt es als zusätzliches Angebot einige Maisonette-Wohnungen. Diese funktionieren als „Einfamilienhaus im Haus“ für große Familien mit eigenem Garten. Der zentrale Wohnbereich jeder Wohnung öffnet sich über großzügige Loggien und Balkone zur Sonne mit Blick auf den Hof - und ermöglichen so Blickbeziehungen zu den spielenden Kindern und den Nachbarn.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen zwei dreigeschossige Baukörper mit Satteldach vor. Diese bilden im Zusammenhang mit der erdgeschossigen Caféerweiterung an der Südseite einen dreiecksförmigen Innenhof, der mittels einer 80cm starken Aufschüttung die Zugänge zu den beiden Wohnungsbauten aufnimmt. Die Anhebung des Innenhofniveaus gewährleistet die Privatsphäre in den Wohnungen des westlichen Baukörpers widerspricht aber der topographischen Situation. Die Tiefgarage erstreckt sich über die Baukörper inklusive Innenhof (Versiegelung durch Unterbauung). Der Innenhof bietet eine attraktive Aufenthaltsmöglichkeit für die Bewohner. Durch die Anordnung der Tiefgarage mit sockelartiger Ausbildung des Kellergeschosses im östlichen Baukörper wird der Übergang zum Naturraum des Reischachbachs gestört. Die Einfahrt in die Tiefgarage sowie die Anordnung der Besucherstellplätze zum Bach lässt die Einfahrtssituation wenig attraktiv erscheinen und trägt zum Qualitätsverlust der Freiflächen bei. Über der Tiefgarage in Stahlbetonbauweise schlagen die Entwurfsverfasser einen Holzrahmenbau vor, der durch Treppenkerne aus Stahlbeton ausgesteift wird. Die Wohnungen werden über konventionelle Treppenhäuser erschlossen, wobei teilweise von den Treppenhäusern ein Zugang zu den Maisonette-Typen erfolgt.
Diese sind nach Bedarf horizontal teilbar, sodass im EG und 1. OG zwei eigenständige 3-Zimmer-Wohnungen entstehen können. Prinzipiell ist die Organisation der Wohnungsgrundrisse positiv zu beurteilen, negativ fällt beim westlichen Baukörper die große Anzahl an Schlafräumen an der Eggenfeldener Straße auf. Die Barrierefreiheit ist in der gesamten Wohnanlage weitgehend gewährleistet. Die Fassade mit thermisch behandelten Mehrschichtplatten überzeugt durch eine ruhige Gestaltung mit angemessen ausgebildeten Glaselementen.

Der vorgeschlagene Holzrahmenbau bietet im Hinblick auf die Grundrisskonfiguration eine gewisse Flexibilität. Die massiven Treppenhauskerne fungieren als Speichermasse. Die Beheizung erfolgt über Erd- oder Luftwärme. Das Regenwasser wird in Zisternen für die Gartenbewässerung gesammelt. Eine PV-Anlage ist vorgesehen. Durch dei genannten Maßnahmen und die Verwendung nachwachsender Rohstoffe ist die Nachhaltigkeit gegeben. Die Ausbildung der Tiefgarage durch größtenteils einseitige Anordnung der Stellplätze ist unwirtschaftlich. Klare Baukörper und großer Vorfertigungsgrad sprechen für eine hohe Wirtschaftlichkeit der oberirdischen Geschosse. Dies wird auch durch die unterdurchschnittliche Verkehrsfläche sowie die hohe Nutzfläche untermauert.
Blick in den Hof

Blick in den Hof

Lageplan

Lageplan

Treffpunkt Hof

Treffpunkt Hof

Ansicht Süd | Schnitt

Ansicht Süd | Schnitt