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2. Rang 3 / 3

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023

Sanierung und Erweiterung Primarschule Lerchenfeld (CH)

3. Rang

Preisgeld: 20.000 CHF

brügger architekten ag

Architektur

bbz landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Theiler Ingenieure AG

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro IEM AG

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Städtebau:
Das Projekt Pierrot et Pierrette schlägt zwei kompakte Neubauten vor: einen dreigeschossigen Neubau an der Langestrasse südwestlich des Bestandsschulhauses für die Primarstufe und ein zweigeschossiges Volumen für die Basisstufe, anstelle des Doppelkindergartens aus den 60er Jahren. Die neue Sporthalle wird unterhalb der Primarstufe und des Allwetterplatzes komplett unterirdisch angeordnet. Diese städtebauliche Grunddisposition führt dazu, dass sich die oberirdischen Volumen zurückhaltend in die bestehende Quartierstruktur eingliedern und das bestehende Schulgebäude das grösste Volumen auf dem Areal bleibt. Die ortsbildprägende, grosse Freifläche im Süden der bestehenden Anlage bleibt dadurch komplett erhalten. Das neue Primarschulgebäude mit Sporthalle und die Basisstufe wird von der Langestrasse erschlossen, wie dies auch bei allen Bestandsgebäuden der Fall ist. Dies führt zu einer selbstverständlichen Adressierung und Orientierung innerhalb der Gesamtanlage. Der bestehende Holzpavillon mit den zwei Klassenräumen bleibt erhalten.

Architektur & Betriebsorganisation
Die beiden Neubauten sind oberirdisch als einfache, pavillonartige Holzbauten geplant. Der Ausdruck der Gebäude wird geprägt von der Holzstruktur, welche an der Fassade gezeigt wird und dadurch einen Bezug zur Fassade der Turnhalle aus den 50er-Jahren herstellen soll. Grosse Verglasungen mit einer Brüstungsverkleidung mit PV-Elementen und PV-Vordächern auf allen Geschossen prägen den Ausdruck des Primarschulhauses. Das Basisstufengebäude wird im Ausdruck und der symmetrischen Struktur dem bestehenden Holzpavillon angeglichen. Südseitig zum Freiraum orientiert ist eine Balkonschicht vorgesehen, in gleicher Breite wie die bestehende Laube. Durch die unterirdische Anordnung der Sporthalle wird eine natürliche Belichtung über ostseitige, konische Lichtschächte vorgeschlagen. Ausserdem soll das grosse Treppenauge der Erschliessungstreppe zusätzlich Tageslicht in den Hallenraum bringen.

Das Primarschulhaus ist über einen Vorplatz zwischen dem Bestandsgebäude und dem Neubau von der Langestrasse erschlossen. Eine zentrale Erschliessungshalle, die auch als Multifunktionszone dienen soll, erschliesst die Obergeschosse der Primarstufe. Jeweils vier Klassenzimmer mit Gruppenraum, ein Fachunterrichtszimmer und der Mehrzweckraum sind um die zentrale Halle angeordnet. Da die Mittelzone nicht an der Fassade liegt, sind verglaste Raumabschlüsse vorgesehen, um die notwendige Aufenthaltsqualität für die Arbeitsbereiche zu gewährleisten. Der ungegliederte zentrale Raum an dieser eher schlecht belichteten Lage, welcher sowohl als Erschliessung, Garderobe und Arbeitsbereich dient, wird vom Preisgericht als nachteilig eingeschätzt. Im Erdgeschoss ist die zentrale Halle in reduzierter Grösse vorgeschlagen, da der Lehrerbereich mehr Fläche einnimmt. Über eine Treppe beim Hauptzugang erreicht man via zwei Galeriegeschosse mit Garderoben das Niveau der Sporthalle.

Der Neubau für die Basisstufe wird zentral erschlossen vom bestehenden, nordseitigen Erschliessungsweg. Ein zentrales Treppenhaus erschliesst sowohl das Untergeschoss mit Schutzraum wie auch das Obergeschoss. Dreiseitig ausgerichtet sind Haupt- und Gruppenräume angeordnet, erschlossen über eine zentrale Garderobe. Die südseitige Lauben- und Balkonschicht ermöglicht einen gedeckten Aussenraumbezug mit Treppenverbindung vom Obergeschoss direkt in den Garten. Weitere zwei Basisstufenklassen sind im Erd- und 1. Obergeschoss des Originalbaus angeordnet.

Die bestehende Turnhalle wird neu als Aula genutzt. Ebenfalls im Erdgeschoss des Bestandsgebäudes befinden sich die Tagesschulnutzungen. Der Bezug des Kinderrestaurants zur Tagesschulküche, welche sich im Untergeschoss befindet, wird als betrieblich sehr ungünstig beurteilt. Aus denkmalpflegerischer Sicht vermag die neue Treppe in der Eingangshalle nicht zu überzeugen.

Freiraum
Das Projekt besticht durch eine qualitätsvolle und sorgfältige Freiraumplanung, welche die historisch gewachsene Anlage typologisch präzise weiterentwickelt. Der grosse charakteristische Freiraum der Schule Lerchenfeld bleibt in seiner vollen Grösse erhalten und ist weiterhin das Zentrum der Anlage. Die Adressierung der Neubauten fügt sich klar in das bestehende Erschliessungsnetz ein und stärkt die Langestrasse als Hauptzugangsseite.
Der bestehende Abschluss mittels einer Sockelmauer zur Strasse wird auf der Nord- und Westseite ergänzt. Der Neubau wird über einen Pausenplatz erschlossen, welcher mit einem Baumdach beschattet ist, ein Brunnen und eine lange Sitzbank schaffen einen stimmigen Ankunfts- und Aufenthaltsort.

Auf der Südseite des Areals reihen sich die grossflächigen Sportflächen auf, welche mit kleinstrukturierten Zwischenzonen räumlich voneinander getrennt sind. Ein attraktives Freiraumband entlang der südlichen Parzellengrenze ergänzt das reichhaltige Nutzungsangebot der Anlage und schafft einen räumlichen Rahmen und Filter zur gegenüberliegenden Wohnüberbauung.

Die Veloabstellplätze sind dezentral in der Nähe der Eingänge sinnvoll angeordnet. Sämtliche Parkplätze werden auf dem westlichen Perimeter ausserhalb des Schulgeländes verortet und schaffen eine maximale Entflechtung des Fuß Verkehrs vom motorisierten Verkehr auf dem Schulgelände.
Die Anlage behält durch die vorgeschlagene Platzierung des Neubaus die charakteristische Durchlässigkeit und die zusammenhängenden Aussenraumflächen in Ost-West Richtung. Der vorgeschlagene Entwurf verspricht hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten für die gesamte Anlage.

Tragwerkskonzept & Statik
Die beiden oberirdischen Neubauten Schule und Basisstufe sind in ihrer Tragstruktur als Skelettbauten in der Materialisierung und der Konstruktion verwandt und ermöglichen eine hohe Flexibilität in der Nutzung. Da das Schulgebäude nur teilweise auf der unterirdischen Sporthalle steht, müssen die Lasten unterschiedlich über die Deckenträger der Sporthalle und über die Flachfundation der Schule abgetragen werden. Für die Belichtung der Sporthalle wird eine Aussenwand auf die ganze Länge abgeknickt und ausserhalb der Stützen statisch eher ungünstig positioniert.

Nachhaltigkeit
Pierrot et Pierrette entspricht insgesamt einer genügenden Lösung aller Nachhaltigkeitsziele. Die Umsetzbarkeit von Minergie-P (Neubau) resp. Minergie (Modernisierung) ist stufengerecht vorhanden. Ebenfalls umsetzbar ist SNBS Gold. Die aufgezeigten PV-Flächen entsprechen den gestellten Anforderungen. Das Lüftungskonzept ist für die Neubauten zielführend, für den Bestand liegen keine Angaben zur Lüftung vor. Die gewählten Tragkonstruktionssysteme erfüllen die Anforderungen bezüglich der grauen Energie und Treibhausgasemissionen. Die drei Untergeschosse für die Sporthalle sind allerdings nachteilig für die Baugrubensicherung. Der Anteil Tageslicht in der Sporthalle ist zum Erreichen der Eco-Zertifizierung kritisch.

Wirtschaftlichkeit
Das Projekt liegt mit den Erstellungskosten im Durchschnitt der Projekte und leicht unter dem Durchschnitt mit der Geschossfläche. Gut schneidet das Projekt in der Kompaktheit ab. Demgegenüber stehen die unterdurchschnittliche Flächeneffizienz und das grösste unterirdische Volumen aller Projekte.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt Pierrot et Pierrette überzeugt durch seine städtebauliche Grunddisposition. Die zwei wohl proportionierten Neubauten erweitern die bestehende Schulanlage auf zurückhaltende Weise und gliedern sich mit den massstäblichen Volumen in die bestehende Quartierstruktur ein. Die städtebauliche Qualität des Projektvorschlages wird jedoch erkauft durch die unterirdische Anordnung der Sporthalle. Auch innenräumlich vermag die Halle mit dem beschränkten Tageslichteinfall nicht zu überzeugen. Im Primarschulgebäude werden die mittigen Multifunktionsbereiche auf jedem Geschoss ohne direktes Tageslicht als betrieblich und atmosphärisch ungünstig beurteilt. Im Erdgeschoss fehlt in diesem Gebäudeteil ausserdem eine grosszügige Ankunftssituation. Der architektonische Ausdruck der Neubauten ist in seiner pragmatischen Ausformulierung zweckmässig, schafft es jedoch nicht, der Qualität der Bestandsgebäude ein gleichwertiges Gegenüber zu bieten.
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