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2. Rang 3 / 3

Offener Wettbewerb | 02/2023

Sanierung historische Reitschule zu Rudolf Buchbinder Saal im Areal Schloss Grafenegg (AT)

Schloss Grafenegg / Rudolf-Buchbinder-Saal

Schloss Grafenegg / Rudolf-Buchbinder-Saal

3. Preis

STEINBAUER architektur+design

Architektur

Kaltenbacher ARCHITEKTUR ZT GmbH

Architektur

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung

gbd ZT GmbH

Tragwerksplanung

TGA Projekt GmbH

TGA-Fachplanung

Retter & Partner Ziviltechniker Ges.m.b.H.

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

REITSCHULE GRAFENEGG / RUDOLF-BUCHBINDER-SAAL
„Eine spätklassizistische Außenhülle gepaart mit zeitgenössischem Minimalismus im Inneren“
Der Entwurf für die Revitalisierung der ehemaligen Reitschule in Grafenegg folgt den Vorbildern eines klassischen Konzertsaals – genauer gesagt dem sogenannten „Schuhschachtel-Prinzip“. In seiner Materialität reduziert sich das Innere oberirdisch auf geräucherte Eiche und brüniertes Messing, sowie unterirdisch auf stahlgeschalten Beton und polierter Edelstahl. Das äußere Erscheinungsbild erhält durch die Rekonstruktion der Gebäudehöhe, der Ziegelfassade und der Dachform seine ursprünglichen spätklassizistischen Proportionen zurück. Die streng symmetrische Präsenz der Reitschule wird durch die Anordnung von rechteckigen Lichtbändern zur Belichtung eines unterirdischen Saals unterstrichen. Der oberirdische Zubau beschränkt sich in seinem Bauvolumen auf ein Minimum und nimmt sich auch in Form und Farbe vor dem historischen Bestand zurück.

STÄDTEBAULICHE LÖSUNG
Solitäre Stärkung der denkmalgeschützten Reitschule
Das Besondere am vorliegenden Entwurf zur Revitalisierung der Reitschule Grafenegg ist die städtebauliche Reduktion auf einen lediglich 1-geschossigen westlich gelegenen Zubau. Durch die Gebäudehöhe von nur 4,34m und der zusätzlich um 7,12m zurückgesetzten südlichen Gebäudeflucht, nimmt sich die benötigte oberirdische Kubatur formal zurück und überdeckt somit nicht die Präsenz der historischen Substanz. Die darüber hinaus benötigte Nutzfläche, welche aus organisatorischen Gründen unterirdisch realisiert werden kann, wurde zum einen unter der historischen Substanz und zum anderen in direkter südlicher Anbindung positioniert.


DENKMALSCHUTZ UND DENKMALPFLEGE
Eine spätklassizistische Außenhülle gepaart mit zeitgenössischem Minimalismus im Inneren
Die denkmalpflegerische Grundhaltung zum Umgang mit der historischen Substanz lässt sich in eine detailgetreue Rekonstruktion nach Außen, ergänzt durch ein radikal neues Inneres, beschreiben. So werden die denkmalgeschützten Außenmauern auf die ursprüngliche Höhe von 1845 erhöht und durch die Nachbildung der historisch gebrannten Ziegel verblendet. Auch die Sprossenfenster werden detailgetreu rekonstruiert. Hingegen wird bei der Dachkonstruktion auf eine Nachbildung des Fachwerkes verzichtet. Der Dachsilhouette des ursprünglichen Entwurfs und der Gebäudehöhe von etwa 13m wird jedoch entsprochen. Die Eindeckung erfolgt, in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt, in Walzblei bzw. in einem patiniertem Stahlblech. Um der logistisch erforderlichen Verbindung des großen Saals mit dem Schlossgarten bzw. der Entfluchtung zu entsprechen, und trotzdem die Blendziegelbögen nach Süden zu erhalten, werden lediglich die an den Rändern liegenden Kleinbögen nach Westen bzw. Osten herangezogen. Um die, durch die Rekonstruktion wiedergewonnene, Präsenz der spätklassizistischen Reitschule nicht durch neues Bauvolumen im Westen zu schwächen, wurde hier ein ausschließlich 1-geschossiger Zubau geplant. Dieser wird 7m hinter die südliche Gebäudefront zurückgesetzt, und durch eine Glasbänderung von der historischen Substanz getrennt.


BAUKÜNSTERLISCHE LÖSUNG
Reduktion Innen - Rekonstruktion Außen
Architektonisch ordnet sich nach Außen alles dem historischen Bestand unter. Der Zubau im Westen wird auf seine reine Funktion reduziert, aber erhält durch ein Kleid aus brüniertem Streckmetall seinen Kontrast zum Bestand. Die zusätzlich geschaffene Baumasse im Untergeschoss lässt sich nur abstrakt durch bodenebene, südlich gelegene Lichtbänder in geätztem Glas erkennen. Nachts hingegen ist das Leuchten in der historischen Fassadenflucht des Reitstalls schon von Weitem sichtbar. Das Innere teilt sich in seiner Materialität bewusst in zwei Welten. Die zusätzlich geschaffenen Flächen des Foyers und der neue Seminarsaal zeigen sich den BesucherInnen lichtdurchflutet in hellem Beton mit weißen Textilien und polierten Stühlen aus Edelstahl. Im Kontrast dazu stehen die dunkel geräucherten Wandverkleidungen des Rudolf-Buchbinder-Saals mit Applikationen in brüniertem Messing. Der gänzlich in Eiche getäfelte Saal nimmt sich in seiner Formensprache und Farbigkeit zurück und überlässt der Musik und den KünstlerInnen die „Bühne“.


FUNKTION
Eine im höchsten Maße funktionale Positionierung des Seminarsaals
Der Grundriss über drei Ebenen zeichnet sich durch seine streng funktionale Zonierung aller Nutzungsbereiche aus. Dadurch werden Wegkreuzungen von KünstlerInnen, Personal und BesucherInnen ausgeschlossen. Der Zubau im Westen beinhaltet ausschließlich die Räumlichkeiten für das Catering. Im direkt angebunden bestehenden Westtrakt werden sämtliche Räumlichkeiten für das Personal situiert. Diese Bereiche werden durch einen getrennten Personalzugang im Norden betreten. Für die KünstlerInnen hingegen steht ein separater Zugang im Westen zu Verfügung. Auch die Anlieferung des großen Saals befindet sich gedeckt im Westen. Die erforderlichen Garderoben und Einspielräume der KünstlerInnen sind direkt mit dem KünstlerInneneingang und dem Hinterbühnenbereich verbunden. Das Herzstück des Entwurfes, der Rudolf-Buchbinder-Saal selbst, wird über den Marstall im Süden oder, falls dieser anderwärtig vermietet oder benötigt wird, über das bestehende Foyer betreten. Das geplante Podium wird barrierefrei mit dem bestehenden Personenaufzug angebunden. Die Essenz des Entwurfes ist die raffinierte Positionierung des neu geschaffenen Seminarraumes im Untergeschoss. Dieser kann durch seine Lage eine Vielzahl an Funktionen abdecken. Er fungiert als eigenständiger Seminarsaal, als Einspielraum oder als erweitertes Pausenfoyer. Darüber hinaus ist dieser mit dem Lastenaufzug auch an das Catering angebunden.


FREIRAUMGESTALTUNG
Zwei Eventflächen gerahmt durch ein umlaufendes Lichtband
Die Konzeption der Außenräume ist eng mit der bestehenden Architektur der historischen Reitschule, wie auch der neu geschaffenen Erweiterung verflochten. So werden zwei begrünte, jeweils 225m², ebene Dachflächen geschaffen, welche sich durch ihren Zuschnitt für eine Vielzahl von Veranstaltungen eignen. Gerahmt werden die Eventflächen durch ein umlaufendes Lichtband. Dadurch können die neu geschaffenen Räume im Untergeschoss mit ausreichend Tageslicht versorgt werden. Um Einblicke, sowie auch Ausblicke von unten zu verhindern, sind sämtliche Isoliergläser aus Milchglas gefertigt. Ebenfalls wurde auf die Schallentkopplung geachtet, somit ist das Betreten der Dachöffnungen auch von Innen nicht hörbar. Auch in anderen Nutzungsszenarien kann die Eventfläche z.B. als Ausstellungsfläche für inszenierte Exponate mit indirekter Beleuchtung durch das erhellte Oberlichtband fungieren – nur eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten der gläsernen Lichtbänder. Durch die ausschließliche Unterkellerung an der Südfront können alle, nach detaillierter Begutachtung, erhaltenswerten Kastanienbäume im Westen des Planungsgebietes erhalten bleiben und schaffen ein naturnahes Pendant zur begrünten Eventfläche. Zusätzlich spendet das Gehölz eine natürliche Abendbeschattung für Konzertabende in den Sommermonaten. Die Außenräume im Nordwesten werden funktional gestaltet und ordnen sich der An- und Ablieferung unter. Durch Ihre Position ist auch eine Versorgung der Eventfläche gewährleistet.


WIRTSCHAFTLICHKEIT IN ERRICHTUNG, BETRIEB UND ERHALTUNG
Eine ökonomische Konstruktion aus Bogenbindern
Einer der ökonomischen Grundgedanken ist Reduktion des oberirdischen Zubaus auf ein Minimum und die Überspannung des großen Saals mit hölzernen Bogenbindern. Des Weiteren wurde, trotz einer Rekonstruktion der Dachsilhouette, bewusst auf eine Rekonstruktion des historischen Fachwerkes verzichtet. Ebenso wurde auf die mit hohen wirtschaftlichen Aufwendungen in Bau, Betrieb und auch Erhalt verbundenen Dachverglasungen der Reitschule verzichtet, da durch die Rekonstruktion der umlaufenden Sprossenfenster ohnehin eine natürliche Belichtung erzielt wird. Ganz bewusst wurde zudem auf kostenintensive Dachkonstruktionen (z.B. gekreuzt aussteifende und gekrümmte Leimbinder) verzichtet. Zusätzlich zu den wirtschaftlichen Aufwendungen würden sich auch die erforderlichen akustischen Gegenmaßnahmen negativ in der ökonomischen Bilanz niederschlagen. Durch die genannten Überlegungen kann trotz der Verwendung von hochwertigen Materialien, wie geräucherter Eiche im großen Saal und Sichtbeton im Seminarraum, im Innenraum die Kostenobergrenze von 9,8 Millionen Euro, bei gleichzeitiger hervorragender Akustik, eingehalten werden.


AKUSTIK
Ein Konzertsaal nach Vorbildern des 19. Jahrhunderts
Die bestehende Raumproportion wird in Längsrichtung zur Erschließung und Entfluchtung um jeweils 5 m gekürzt und schafft so eine Konfiguration nach Musiksälen des 19. Jahrhunderts mit einem Längen-Breiten-Verhältnis nach dem sogenannten „Schuhschachtel-Prinzip“. Die Länge des Saals entspricht somit der Addition seiner Breite mit der Höhe des Saals.
Der Rudolf-Buchbinder Konzertsaal wird als klassischer Rechtecksaal mit einer Grundfläche im Erdgeschoss von etwa 405m² konzipiert, was in Verbindung mit einer Raumhöhe von 10,2m zu einem raumakustisch wirksamen Raumvolumen von ca. V = 4.300m³ führt und ein spezifisches Raumvolumen von etwa 8,5m³/Person bei SolistInnenkonzerten ergibt. Mit diesem Raumvolumen kann ein hervorragender Kammermusiksaal für SolistInnenkonzerte mit der anzustrebenden Nachhallzeit von T = 1,2-1,5s geschaffen werden.
Die Rechteckform des Saals stellt dabei eine wichtige Funktion in Verbindung mit den vierseitig umlaufenden Balkonen dar. Es werden energiereiche Schallreflexionen von Seitenwänden zu den ZuhörerInnen im Parkett gelenkt, welche mit den Winkelspiegelreflexionen von den Balkonunterseiten, einen wahrnehmbaren Raumeindruck entstehen lassen.
Auf den Seiten- sowie im Rückbalkonen wird jeweils nur eine Sitzreihe angeordnet, sodass für die ZuhörerInnen eine optimale Sicht auf das Podiumsgeschehen garantiert ist und die Plätze bestmöglich mit Direktschall versorgt werden.
Der Fußboden wird aus Eichenholz geplant und durch Eichenlamellen an den Wänden ergänzt. Die Positionierung der Vorhänge bietet die Möglichkeit, den Saal akustisch variabel zu gestalten, indem vor den Lamellen schallabsorbierende Vorhänge verfahrbar angeordnet werden. Somit kann der Saal akustisch für eine Vielzahl von Veranstaltungen angepasst werden.
Der auditive Fokus liegt jedoch ganz auf der Nutzung als Kammermusiksaal für SolistInnenkonzerte, welcher, durch entsprechende passive Maßnahmen, die Anforderungen an einen modernen Multifunktionssaal erfüllt.
Der Seminarraum erhält, mit den Abmessungen von 14,5m x 15,5m, einen nahezu quadratischen Grundriss mit einer Gesamtfläche von etwa 225m² Die Raumhöhe beträgt 4m und ergibt ein raumakustisch wirksames Volumen von etwa 900m³ mit einer Sitzplatzkapazität für 120 Personen (spezifisches Raumvolumen ca. 7,5m³ pro Person). Das Raumvolumen ist für eine Vielzahl von Veranstaltungen geeignet und wird akustisch im Wesentlichen auf Sprachnutzungen wie z. B. Seminare, Vorträge etc. ausgelegt. Die akustischen Anpassungsmaßnahmen erfolgen durch mobil verfahrbare Vorhänge, sodass der Seminarraum gleichzeitig auch als Einspielraum für Konzerte im Kammermusiksaal verwendet werden kann. Die Raumakustik kann, entsprechend den Wünschen der MusikerInnen, sowie der Anzahl der KünstlerInnen verändert werden.
Der Seminarraum wird dem Bestandsgebäude südlich im UG vorgelagert und kann dadurch völlig unabhängig von Proben- und Konzertveranstaltungen im Rudolf-Buchbinder Saal genutzt werden. Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme ist, dass sich direkt unterhalb des Kammermusiksaals notwendige Lagerflächen für Bestuhlung und Technik sowie ein klimatisiertes Flügeldepot mit kurzen Wegen zum Podium des Kammermusiksaals einrichten lassen.


BRANDSCHUTZ
Sichere Entfluchtung mit einem höchsten Maß an Flexibilität in der Möblierung und Nutzung
Das Gebäude der ehemaligen Reitschule im Schloss Grafenegg steht unter Denkmalschutz und ist auf Grund seiner Größe und Nutzung, sowie des Fluchtniveaus von < 7m, der Gebäudeklasse 3 laut Begriffsbestimmungen der OIB-Richtlinie 2 einzuordnen. Vorgesehen ist die Unterkellerung des Bestandes für Lager- und Haustechnikräume, Garderoben, sowie für einen Seminarsaal für rd. 120 Personen und ein Zubau an der Westseite des Erdgeschoßes für die Anlieferung, Aufwärmküche und das Catering. Im Erdgeschoß soll ein großer Saal für rd. 430 Personen samt den benötigten Nebenräumen vorgesehen werden. Das 1. OG dient als offenen Galerie für rd. 120 Personen. Die Brandabschnittsaufteilung, sowie das Brandverhalten und der Feuerwiderstand der Bauteile erfolgt entsprechend den Vorgaben der OIB-Richtlinie 2 (Tabellen 1a/b).
Brandabschnitt 1: Erdgeschoß – großer Saal samt Nebenräumen, Foyer Bestand samt Sattelkammer, neue Aufwärmküche, Garderoben, Lift Obergeschoß – neue Galerie, KünstlerInnengarderoben Untergeschoß – Lift und Klavierdepot - ca. 1.450 m² (< 1.600 m²)
Brandabschnitt 2: Untergeschoß – kleiner Saal, Nebenräume, KünstlerInnengarderoben - ca. 560 m² (< 800 m²)
Brandabschnitt 3: Untergeschoß - diverse kleine Lager - ca. 230 m² (< 800 m²)
Brandabschnitt 3.1: Untergeschoß – Haustechnik - ca. 280 m² (< 800 m²)
Sämtliche Fluchtwege führen entweder innerhalb von 40 m direkt ins sichere Freie des anstehenden Geländes oder aber in ein sicheres Stiegenhaus laut der Tabelle 3, OIB 2 (Brandabschnitte 1.1 und 1.2). Das bestehende Stiegenhaus (Brandabschnitt 1.3) beim westlichen Zubau wird in Richtung Norden bis ins sichere Freie verlängert, da der bisherige Ausgang durch den geplanten Zubau geschlossen wird. Es stehen immer insgesamt mind. 2 Fluchtwege zur Verfügung, welche max. 25m gemeinsam verlaufen. Aus dem Ober- bzw. dem Untergeschoß wird in Richtung Osten bzw. Westen jeweils über die beiden Stiegenhäuser ins Freie geflüchtet. Für eine möglichst flexible Möblierung erfolgt bewusst keine Entfluchtung in Richtung Süden – somit besteht auch die Möglichkeit einer südseitigen Bühnenposition. Für die geforderte BesucherInnenanzahl von 500 Personen im Erdgeschoss stehen zwei Ausgänge über die West- bzw. Ostfront des Gebäudes für eine direkte Entfluchtung ins Freie zur Verfügung, sowie zwei weitere Ausgänge an der Nordseite in Richtung des Innenhofes. Das Galeriegeschoss ist für weitere 100 BesucherInnen konzipiert. Zwei unabhängige Fluchtstiegenhäuser gewährleisten auch hier eine sichere Entfluchtung über die West- und Ostfront der Reitschule, welche durch die Öffnung der jeweiligen Blendbögen direkt ins Freie führen. Somit werden auch die Anforderungen eines zweiten unabhängigen Fluchtweges innerhalb von 25m gemeinsamer Gehweglänge lt. OIB 2 Rechnung getragen und es benötigt keinerlei Abweichungen. Aus dem Küchenbereich im Erdgeschoß erfolgen die Fluchtwege primär Richtung Norden in den bestehenden Innenhof mit Durchgang in den Freibereich. Die Türen im Verlauf von Fluchtwegen werden mit Beschlägen gemäß ÖNORM EN 179 bzw. aus den Veranstaltungsbereichen mit Panikbeschlägen gemäß ÖNORM EN 1125 ausgestattet. Anlagentechnisch ist bereits im Bestand eine Brandmeldeanlage vorhanden, diese wird auch auf die Um- und Zubaubereiche entsprechend der TRVB 123 S ausgeweitet. Weiters wird eine natürliche Entrauchung in Form von Wand-/Deckenöffnungen von mind. 0,5% der Nettogrundfläche der Versammlungsstätte vorgesehen. Da bereits im Bestand Wandhydranten (Ausführung trocken und Anschlussmöglichkeiten für die Feuerwehr mit C-Kopplung) vorhanden waren, wird dieses System zur Unterstützung des Feuerwehreinsatzes auch im neuen Konzept übernommen. Auf Grund der zu erwartenden Personenanzahl im Projektbereich wird weiters eine uneingeschränkte Sicherheitsbeleuchtung gemäß Tabelle 6, OIB 2 vorgesehen. Die Löschwasserversorgung durch die vorhandenen Hydranten bleibt wie im Bestand unverändert. (Fluchtwegkonzept – siehe Plandarstellung)


TRAGWERK
Eine hölzerne Konstruktion aus Bogenbindern und ein unterirdischer Saal in Sichtbeton
Die Konstruktion der neuen Dachfläche des Konzertsaals verzichtet aus ökonomischen Gründen auf die Nachbildung des historischen Fachwerkes. Stattdessen formen gebogene Leimbinder, sogenannte „Bogenbinder“ die historische Silhouette des Daches. Das Dachtagwerk aus Holz folgt somit der tonnenförmigen Dachform. Zwei im Firstpunkt gelenkig gestoßene, gekrümmte Brettschichtholzträger bilden einen Binder. Das Zugband in Form eines Brettschichtholzträgers wird nach oben gesetzt. Dadurch wird das akustisch wichtige Raumvolumen von 4.300 m² des Raumes vergrößert, ohne störende Durchdringungen zu verursachen. Der Binder wird auf eine Seite horizontal verschieblich gelagert. Dadurch entsteht kein unerwünschter Horizontalschub auf die Mauerwerkspfeiler. Der Binderabstand folgt dem Abstand der bestehenden Wandpfeiler von rund 3,8m, um das statische System des Bestandes so weit wie möglich unverändert zu belassen. Der Tragraster der Leimbinder orientiert sich zum anderen an die erforderlichen Racks im geforderten Raster mit einer zusätzlichen Nutzlast von jeweils 500kg. So werden in Querrichtung 10 gebogene Binder mit einer Spannweite von rund 15 Meter angeordnet. Technische Einbauten verschwinden hinter der Beplankung der Untersicht. So bleibt der gesamte Konzertsaal frei von sichtbarer Technik und setzt den Fokus auf das Wesentliche – die Musik. Das um rund 1,5m erhöhte Mauerwerk wird mit einem Stahlbetonrost abgeschlossen, um eine ausreichende Erdbebensicherheit zu gewährleisten. Die neue Zwischendecke, mit den beiden seitlichen, auskragenden Balkonen dient zusätzlich der Aussteifung des bestehenden Mauerwerks. Damit lassen sich die Anforderungen an die Erdbebensicherheit der hohen Ziegelwände in einfacher Weise erfüllten. Die ausragenden Decken spannen sich in Stahlbetonwandpfeiler ein, die wiederum in den neuen Kellerwänden eingespannt werden.
Um die Unterkellerung des großen Saals zu ermöglichen, werden die bestehenden Fundamente mittels des Düsenstrahlverfahrens (DSV) unterfangen und tiefer geführt. Dort wo die DSV gleichzeitig auch als Baugrubensicherung dient, wird sie mit Bodennägeln (z.B. Injektionsbohrankern) verankert. Um Setzungsdifferenzen zwischen Bestandsfundament und neuen Bauteilen zu vermeiden, werden die DSV-Körper verbreitert und somit unter die neuen Bodenplatten geführt.Die Unterkellerung im Süden mit Spannweiten bis 15m erfolgt mittels Stahlbetonfachdecken (mit Hohlkörpern zur Gewichtsreduktion) mit Stärken von 30-60cm, Stahlbetonwänden und einer Bodenplatte. Dadurch wird die Aushubtiefe minimiert und somit notwendige Unterfangungen der Bestandsfundamente so gering als möglich gehalten.
Die Anbindung der Stahlbetondecken erfolgt punktuell mit rund 1,5m langen Fingern, um eine großflächige Belichtung der Räume entlang der Außenwände von oben zu ermöglichen. Öffentliche Bereiche, wie der Seminarraum und die KünstlerInnnengarderoben, werden in Sichtbetonqualität geplant.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seine Schlichtheit und klare Struktur und bewegt sich sehr gut im denkmalpflegerischen Rahmen. Die Hauptidee des Entwurfs sieht eine optische Hervorhebung der Reithalle als Solitär vor, dies wird durch eine Vollunterkellerung der Reithalle und des Vorbereichs erreicht und im Westen durch einen schmalen Anbau ergänzt, der sehr weit zurück gerückt ist. Diese Maßnahmen stärken die Solitärwirkung sehr gut. Die minimalistische Ausgestaltung des Konzertsaales gefällt, die Lage des Saals im Erdgeschoß mit großem Volumen und ebenen Decken bringt einen sicherlich sehr gut funktionierenden Konzertsaal. Die Empfehlungen zur Überarbeitung betreffend das Foyer wurden nicht erfüllt, diese ist zu klein und kann daher die gewünschte Flexibilität im Betrieb nicht erfüllen. Ebenso wird die Lage des Seminarraums und der Künstlergarderoben im Untergeschoß kritisch und trotz der Belichtung über Schlitze als räumlich nicht sehr attraktiv gesehen. Die Vollunterkellerung des Bestands bis an und unter die Fundamente ist aufwändig und unwirtschaftlich, die hier untergebrachten Funktionen rechtfertigen diesen Aufwand nicht.

Die schlichte Gestaltung setzt sich im Außenraum schlüssig fort. Die gewählte Dachform und die vorgeschlagene Materialität oberirdisch dominiert geräucherte Eiche und brüniertes Messing das Erscheinungsbild, während im UG Beton und polierter Edelstahl zum Einsatz kommen – ergänzen konsequent die klare Gestaltung. Der Umgang mit den vorhandenen Fensteröffnungen, das Setzen von Ausgängen und Ausblicken überzeugt allerdings nicht
Schloss Grafenegg / Rudolf-Buchbinder-Saal

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