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Award / Auszeichnung | 09/2022

Beispielhaftes Bauen Ostalbkreis 2014-2022

Kulturbahnhof Aalen

DE-73430 Aalen

Auszeichnung

a+r Architekten

Architektur

G+H IngenieurTeam GmbH

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    6.600m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Im neuen Kulturbahnhof Aalen begegnen sich Aalener Industriegeschichte und die Architektur des 21. Jahrhunderts. Dabei ist es gelungen, die historischen Gebäudefragmente mit viel Gespür in die Architektur der Gegenwart zu integrieren. In der Vergangenheit wurde das heute als Aalener „Stadtoval“ bezeichnete Gelände unter anderem als Gleisareal der Bahn genutzt. Im Rahmen der innerstädtischen Stadterweiterung nimmt der „Kulturbahnhof“ eine zentrale Stelle ein: Das Gebäude beherbergt nun ein Kino, ein Theater, die Musikschule, hochwertige Veranstaltungssäle für Kulturevents sowie Räumlichkeiten für Gastronomie und soll in der gesamten Region Strahlkraft entfalten.

Nach einem Brand im Jahr 2014 befanden sich auf dem Gelände noch die Fragmente einiger historischer Gebäudegruppen mit einer markanten Sandsteinfassade und kurzen Quergiebeln. Dieses Erbe behutsam zu erhalten und zu einem zukunftsweisenden Kulturzentrum des 21. Jahrhunderts weiterzubauen, war der Leitgedanke des Entwurfs.

Die in weiten Teilen zerstörte Fassade wurde stilisiert in eingefärbtem Sichtbeton ersetzt – und wo es möglich war, wurde der historische Charakter wieder belebt. Nach historischem Vorbild wurden auch die Dächer der kurzen Quergiebel wiederaufgebaut. Einem anderen Konzept folgt der Längsgiebel. Dieser wurde durch einen langen, mit gefaltetem Lochblech verkleideten Quader ersetzt, welcher den räumlichen Bezug zu den städtebaulichen Kanten der südlich angrenzenden Nachbarschaft herstellt. Im Gegensatz zur historischen Sandstein-Fassade, die ornamental handwerklich und massiv wirkt, ist der aufgesetzte Quader schlicht und zurückhaltend.

Die historische Fassade bildet die Hülle eines großzügigen Raumangebotes. In diesen vollständig entkernten Raum wurden neue Boxen eingestellt, die den Raum für unterschiedliche Nutzungen zonieren. Diese Boxen tragen und steifen auch das neue Tragwerk aus. Die großen Säle beziehungsweise die öffentlichen Nutzungen befinden sich im Altbau. Im aufgesattelten Neubau, dem Quader, liegen die Räume der Musikschule und der Theaterwerkstätten. Diese "dienenden" Räume der Kulturproduktion und der Ausbildung überwölben sinnbildlich die Schaubühnen für das kulturinteressierte Publikum. Wichtig war es uns, mit historischen Komponenten wie Materialien, Befensterung und sichtbarer Dachkonstruktion ein authentisches und eigenständiges Ambiente für die unterschiedlichen Kulturstätten
zu gestalten.

Das nun gemeinsame Gebäude für die vielfältigen, bisher auf mehrere Standorte verteilten Kulturstätten soll nach Einschätzung der Stadt Aalen zur Ressourcenoptimierung beitragen, Synergien bündeln und langfristig für Kosteneinsparungen sorgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es ist beispielhaft und begrüßenswert, wie die verbleibende Bausubstanz der Bahngebäude nach dem Brand in ein großzügiges, einladendes Kulturzentrum verwandelt wurde: alte Mauern wurden so weit wie möglich erhalten und konsequent mit neuen, klar sichtbaren konstruktiven Elementen in Verbindung gebracht. Durch höchste ästhetische Qualität in allen Einzelheiten der äußeren und inneren Gestaltung entstehen angenehme, harmonische und in hohem Maß funktionale Räume. Das Gebäude integriert verschiedenste Nutzungen und bringt durch seine offene Gestaltung unterschiedliche Besucher:innen zusammen. Durch die geplanten Außenanlagen und eine bessere Verbindung zur Innenstadt wird der Kulturbahnhof zukünftig zudem eine städtebaulich wichtige Rolle für den umliegenden Stadtteil spielen.