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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 05/2023

DMK Award für nachhaltiges Bauen 2023

Sanierung Heizwerk

DE-99084 Erfurt, Maximilian-Welsch-Str. 6,6a

2. Platz Kategorie Öffentlich/Gewerblich

hks architekten BDA

Architektur

HEIZcraftWERK Bauherrengemeinschaft GbR

Bauherren

HKL Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

hochundweit // Digitale Methoden

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro für Bauwesen

Tragwerksplanung

BAU.WERK Planungsbüro Bien

Tragwerksplanung

lichtraum Torsten Müller

Lichtplanung

plandrei Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten, Denkmäler, Gedenkstätten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 05/2018
    Fertigstellung: 08/2021

Projektbeschreibung

Das Heizwerk der ehem. Gewehr- und Schreibmaschinenfabrik Erfurt ist ein städtebaulich und architektonisch prägender Bestandteil des Stadtbildes und stellt als Denkmal eines der letzten Zeugnisse des ehem. Industriestandortes im Erfurter Brühl dar.

Der Erhalt des historisch wertvollen Gebäudes und die Weiternutzung der Bau- und Raumsubstanz konnte durch einen pluralen und lebendigen Mix aus Kultur- und Veranstaltungsflächen, Gastronomie und moderner Arbeitswelten aktiviert werden.

Das Heizwerk wird somit an zentraler Stelle neben dem Theater Erfurt zu einem attraktiven und urbanen Stadtbaustein. Die Transformation des gesamten Stadtteils vom Industriestandort zum neuen Wohn- und Kulturort wird mit dieser behutsamen Entwicklung stadtbildprägender Gebäudesubstanz als Wegmarke zur Arrondierung am neuen Theaterplatz gesehen.

Die Bausubstanz zeichnet sich durch ihren besonderen Industriecharakter aus. Der Charme der morbiden Oberflächen und Materialien, der nicht mehr genutzten Technik und deren Befestigungen und die grundsolide, stabile Tragstruktur folgte einem übergeordneten Leitbild „ALT bleibt ALT – Wie wenig ist genug?“ als Sanierungskonzept.
Der ‚Radikalität der Verwendung des puren unverfälschten historischen Materials‘ und die ‚Einbeziehung der historischen Zeugnisse ins Konzept‘ stand die dialogische Entscheidung zum Weglassen bei allen Entscheidungen gegenüber.
Die Architekten hatte die Chance nach einem gewonnenen Wettbewerb im Jahr 2010, sich dem Gebäude vertieft und inhalierend hinzugeben.

Im Heizwerk entsteht das Neue im Bestehendem im respektvollen Nebeneinander durch die verbindende und komplementäre Materialisierung des Neuen. Der schroffe Industriecharakter bleibt nahezu unverändert erhalten und wird nur um das Nötigste ergänzt.
Ein Erweiterungsbau erweitert die bereits gebundene Graue Energie der Bausubstanz durch eine tageslichtgeflutete Gebäudefuge, die Zäsur zwischen Neu und Alt darstellt, gleichzeitig den urbanen Charakter der Baumasse stärkt, die ergänzenden Treppenhäuser errichtet und die thermische Hüllfläche des Bestandes reduziert. Die wechselseitige Kulisse von Bestand und galerieartiger Situation ist ein besonderes Erlebnis um die Dimension des Treppen- und Wegraumes zu erfahren.

Die Materialisierung des Neuen geht über die technisch etablierten Standards hinaus. Die Zulassungsgrenzen wurden bei den Stahl- und Schlosserdetails in gesundem Grenzgang ausgelotet.
So konnte ein besonders innovativer Ansatz als Neuinterpretation des Industrie-Sheddaches im Bogenverlauf der historischen Ziegelschildgiebels verfolgt werden. Für das Dach wurde einheimisches Fichtenholz tragend und gestaltend eingesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei der Transformation des über 100 Jahre alten ehemaligen Heizwerk der Gewehr-und Maschinenfabrik Erfurt in ein Ensemble für kulturelle Nutzungen und Eventmöglichkeiten, aber auch in moderne Arbeitswelten, beeindruckte die Jury die dabei praktizierte Reduzierung auf das Notwendige. Mit minimalen Mitteln wird die Substanz gesichert und gleichzeitig der historische Charme des alten Industriegebäudes erhalten. Der reduzierte Ausdruck führt somit zur sparsamen Verwendung neuer Baustoffe und ermöglicht durch den Erhalt der historischen Materialien weitgehende Schadstoffarmut. Der Erhalt des robusten Bestandstragwerks sichert die vorhandene Graue Energie, die genauso wie der Einsatz von Holz im Tragwerk des Daches zur Nachhaltigkeit beiträgt. Die vorhandenen alten Kohlespeicher werden als PCM-Speicher genutzt, die neuen Betondecken werden als Bauteilkühlung im Sommer aktiviert. Eine PV Anlage erwirtschaftet Strom und über einen Schluckbrunnen soll das Grundwasser zur Wärmegewinnung herangezogen werden. Als besonders vorbildlich beurteilte die Jury, neben der architektonischen und technischen Qualität, die Schaffung eines jetzt für die Öffentlichkeit zugänglichen Ortes. Das sanierte Ensemble prägt weiterhin das Quartier, steht nun aber für den erfolgreichen Umbau des alten Industriestandortes in einen innerstädtischen Wohn-und Kulturort, der dabei seine Identität behält. Die vorhandene Infrastruktur kann weiterverwendet werden, es müssen keine aufwendigen Materialressourcen verbraucht werden und es entsteht ein vielfältig nutzbarer und öffentlicher Ort. Diese angemessene Haltung, verbunden mit dem Suffizienzgedanken in der Planung, soll hier besonders gewürdigt werden.