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Einladungswettbewerb | 05/2023

Zu- und Umbau Kindergarten in Hausleiten (AT)

2. Rang

g.o.y.a. Ziviltechniker Ges.m.b.H

Architektur

Erläuterungstext

Dem vorliegenden Entwurf liegen zwei wesentliche Entwurfsparameter zu Grunde:

1. Ein Kindergarten als zusammenhängende Einheit
Die Erweiterung des Kindergartens soll nicht als zusätzlicher Annex erfolgen, sondern sich integrativ in die bestehende Raumorganisation einfügen. So entsteht statt der klaren Teilung in alt/neu ein als Einheit verbundener Kindergarten, der möglichst kurze Wege und spannende Blickbeziehungen innerhalb der Gebäudestruktur aufweist.

2. Eine Raumerweiterung ohne Flächenerweiterung
Unsere Gesellschaft sieht sich mit einer zunehmenden Bodenversiegelung konfrontiert, die in den vergangenen Jahrzehnten rasant zugenommen hat. Die Erweiterung des Kindergartens soll daher möglichst wenig zusätzlich versiegelte Fläche generieren, um einerseits den bestehenden Freiraum für die Kinder zu erhalten und andererseits einen Beitrag zu nachhaltiger Baukultur zu tätigen.

Dem vorliegenden Entwurf zur Erweiterung des Kindergartens Hausleiten ging eine eingehende Analyse des baulichen Bestandes einher. Nach statischer Prüfung des Tragwerks durch ein renommiertes Statikbüro wurde festgestellt, dass der bauliche Bestand für eine Aufstockung geeignet ist. Dies birgt den maßgeblichen Vorteil, dass eine Erweiterung ohne jegliche zusätzliche Flächenversiegelung erfolgen kann.

Aufbauend auf der bestehenden organisatorischen und statischen Struktur des bestehenden Kindergartens, werden die tragenden Wände und damit auch die Anordnung der Gruppenräume vom Erd- ins Obergeschoß übertragen. Die bestehende Deckenöffnung des Atriums wird für die neu zu errichtende, vertikale Erschließung genutzt. Es entsteht eine räumlich klar definierte, zentrale Erschließungszone mit Sichtbeziehungen zwischen den beiden Geschoßen, die gänzlich ohne schwerwiegende bauliche Eingriffe hergestellt werden kann. Neben der offenen Treppenanlage stellt ein Lift die barrierefreie Erschließung und die einfache Bereitstellung des Mittagstisches in den Gruppen des Obergeschoßes sicher. Die zentrale, offene Erschließungszone schafft auf mehreren Ebenen eine Verbindung: nicht nur vertikal zwischen beiden Geschoßen, sondern auch integrativ zwischen Bestand und Erweiterung.
Die klare innere Organisation des Erdgeschoßes wird auch im Obergeschoß übernommen. So finden sich auch dort die Gruppenräume nach Osten und Süden orientiert. Die beiden Bewegungsräume werden jedoch neu organsiert, um einerseits den Küchenbereich im Erdgeschoß zu erweitern, andererseits im Obergeschoß einen Bewegungsraum zu schaffen. Dieser kann der Erschließungszone zugeschaltet werden und somit im Falle von Veranstaltungen vielfältig genutzt werden.

Als Freiräume auf gleicher Ebene stehen im Obergeschoß eine großzügige begrünte Dachterrasse mit anschließender Außenstiege, sowie für jede Gruppe ein unmittelbar zugeordneter Freiraum in Form eines 3m tiefen Balkons zur Verfügung. Die Garderoben fungieren somit auch im Obergeschoß als Schmutzschleuse auf dem Weg über die Außentreppe in den Garten. Dieser muss auf Grund des Entfalls von zusätzlich versiegelter Fläche trotz Erweiterung nicht vergrößert werden, die Freiflächen des Musikheims bleiben unberührt.

Eine zusätzliche tragende Holzdecke ermöglicht weiterhin das Ausbilden von Spielgalerien auf beiden Geschoßen und somit das Spielen auf unterschiedlichen Ebenen innerhalb des Gruppenverbandes.
An der Außenhülle sind derzeit keine außenliegenden Verschattungen ausgeführt. Um dem immer evidenter werdenden Problems der sommerlichen Überhitzung entgegenzuwirken, fungieren die Balkone der Gruppen im Obergeschoß als baulicher Sonnenschutz für die Verglasungen im Erdgeschoß. Wo keine Balkone angeordnet sind, kommen „grüne Vorhänge“ an der Fassade zum Einsatz. Diese, bestehend aus vorgelagerten Rankgerüsten, deren Begrünung solare Einträge im Sommer abhält, im Winter jedoch zulässt. An den Fenstern der Spielgalerien werden zudem nachträglich Außenraffstores angebracht.

So entsteht ein lebendiges, begrüntes Fassadenspiel, das in seiner Kleinteiligkeit kindgerechte Proportionen aufgreift.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt schlägt eine konsequente Aufstockung des Bestandsgebäudes vor, sodass im Wesentlichen der Raumfehlbestand im Obergeschoß untergebracht wird und damit verbunden im Erdgeschoß partielle Umbaumaßnahmen erforderlich werden, welche unter anderem die Vertikalerschließung des Obergeschosses betreffen. Durch die bauliche Bestandsstruktur im Bereich der Rückzugszonen der erdgeschossigen Bestandsgruppenräume werden in den Gruppenraumbereichen des Obergeschoßes die Rückzugsbereiche als raumintegrierte, höherliegende Podestbereiche ausgebildet, sodass die Gruppenraumnutzung des Erdgeschosses dabei unverändert bleibt. Neben räumlicher Neuformung des Obergeschosses wird die Grundstruktur des Erdgeschosses ansatzweise übernommen, sodass die Orientierung der Gruppenräume analog zum Bestand erfolgt. Ergänzend dazu wird im Obergeschoß eine Gemeinschaftsterrasse mit Außentreppenabgang in den Gartenbereich angeboten. Zusätzlich werden den einzelnen Gruppenräumen loggienartige Außenraumzonen vorgelagert. Die vorliegende Konzeption kommt daher ohne zusätzliche Erweiterungsflächen im Erdgeschoß und damit Inanspruchnahme von Freiflächen aus. Die Thematik der Aufstockung wurde im Hinblick auf die statischen Gegebenheiten des Bestandsobjektes laut Projektangabe überprüft und mittels zusätzlicher Holzbalkendecke in der Konzeption berücksichtigt. Durch die Konzeption entsteht insgesamt eine kompakt wirkende Bauplastik, welche durch die vorgeschlagenen Loggienelemente und Fassadenbegrünungen strukturiert wird.
Der konsequenten architektonischen Haltung der Aufstockung gegenüber stehen jedoch klare funktionale Nachteile aus Sicht der Betriebsführung, sowie die zu erwartende Problemstellung im Hinblick auf die Bauführung und Umsetzung im laufenden Betrieb, was die wesentlichen Gründe dafür sind, dem Projekt keine weitere Zustimmung erfahren zu lassen.