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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Interimsstandort Württembergische Staatstheater Stuttgart / Maker City Stuttgart

Exterior

Exterior

1. Preis

Preisgeld: 128.000 EUR

a+r Architekten

Architektur

NL Architects

Architektur

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Schöne Neue Welt Ingenieure GbR

Tragwerksplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Kahle Acoustics

Akustikplanung

Koen Koch Podiumbouwadvies

sonstige Fachplanung

Erläuterungstext

Wettbewerbsergebnis
Der gemeinsame Entwurf von a+r Architekten und NL Architects hat den europaweiten Wettbewerb für die Interimspielstätte des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart gewonnen. Der temporäre Bau stellt sicher, dass sowohl die Staatsoper Stuttgart als auch das Stuttgarter Ballett während der Sanierung ihres derzeitigen Spielortes, dem ikonischen Littmann-Bau, weiterhin auftreten können.

Nutzungsprogramm
Der neue Komplex umfasst die Produktionsbereiche (Back of House): Proberäume, Werkstätten für Bühnenbilder, Büros, Lagerräume und vieles mehr verteilt auf drei Stadtblöcke. Das Dach der Oper ist die Basis für eine neuartige Wohnbebauung: Ein Dorf auf dem Dach der Oper. Produktion und Wohnen werden kombiniert, um einen Ort der Gemeinschaft zu schaffen. Sobald die Oper und das Ballett an ihren ursprünglichen Standort zurückgekehrt sind, wird die Produktionsstätte als „Makers City“ umgenutzt. Das Projekt ist auch Teil der internationalen Bauausstellung IBA’27.

Nachhaltigkeit
Die städtebauliche Leitidee ist, im Sinne der Ökologie und Wirtschaftlichkeit an die Folgenutzung schon in der ersten Bauphase zu denken, um einen Abriss in der Zukunft zu vermeiden. Unser Ziel ist deshalb, langfristig ein Maximum der Interimsoper als Permanent-Struktur stehen zu lassen. Möglichst viel Re-Use und möglichst wenig Recycling als Prinzip. Die gebauten Strukturen ermöglichen eine hohe Flexibilität für verschiedenste gewerbliche Nachnutzungen in der späteren Makers City. Nur die Oper mit ihren zentralen Funktionen wie Zuschauerraum und Bühne sind demontierbar in Holz konstruiert. Die restlichen Strukturen der Oper, die auch in Zukunft stehen bleiben, werden als robustes CO2 reduziertes Betonskelett geplant. In den Fassaden ist das ablesbar: Holzfassaden im Bereich des Zuschauerraums, die Permanentstruktur der restlichen Oper mit Betonstützen und vorgefertigten nichttragenden Holztafelelementen und oben drauf das Dorf wieder in Holz.

Auftakt am Wagenhallenplatz
Die neue Interimsoper wird großzügig über den Wagenhallenplatz erschlossen. Das Foyer ist über mehrere Ebenen verteilt. Eine Besonderheit ist der Veranstaltungsraum im obersten Geschoss mit attraktiven Blickbeziehungen in die Umgebung.
Die Hauptfassade verweist mit Respekt auf das bestehende große Haus in der Stadtmitte: Die massiven Doppelstützen der alten Oper werden als Motiv in der neuen Interimsoper in Form von Holz-Doppelstützen aufgenommen.

Opern Boulevard
Eine klare und einfache übergeordnete interne Erschließung verbindet alle Funktionsbereiche der Oper. Die Orientierung auf dem „Opern-Boulevard“ ist sehr einfach, intuitiv und übersichtlich.

Ein Dorf auf dem Dach
Wohnen auf dem Land und doch in der Stadt - die Vorteile beider Varianten werden vereint. Die Interimsoper wird kompakt auf die drei unteren Geschosse organisiert. Auf dem Dach der Oper gruppiert sich ein vollständiges Dorf, inklusive Dorfplatz. Der vertikale Übergang zwischen Oper und Wohnen wird durch ein grünen umlaufenden Pflanzengürtel inszeniert.

Eine Oper als Bausatz
Das Tragwerk der Oper (Zuschauerraum und Bühne) wird in Holzbauweise geplant. Der Fokus liegt auf ein demontierbares Tragwerk, welches einen Abbau und einen Wiederaufbau in einer anderen Stadt ermöglicht. Die Elemente sind in transportfähigen Maßen entworfen.

Vertikaler Park
Für die Zukunft haben wir die Vision, einen vertikalen Park an der Fassade des Blocks 3 in Richtung Wagenhallenplatz zu kultivieren (nach Demontage der Holzkonstruktionen). Ein begrüntes und öffentlich begehbares Gerüst führt den Platz in die Vertikale. Über diesen vertikalen Park wird das Dorf neu an die Öffentlichkeit angebunden.


Projektinfo
Lage : Quartier C1 Wagenhallen Stuttgart
Größe: BGF Gesamt 45.500 m²
BGF Wohnen: 8.300 m²
BGF Oper Funktionen: 24.800 m²
BGF Spielstätte: 12.400 m²

Auftraggeber: Landeshauptstadt Stuttgart Referat Wirtschaft , Finanzen und Beteiligungen (WFB) Liegenschaftsamt
Verfahrensbetreuung: Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Planerteam
a+r Architekten
Alexander Lange, Oliver Braun, Chia Hao Chang, Fiona Rey, Cassandra Sauter, Anton Stuby, Stefan Hofmann
NL Architects
Walter van Dijk, Pieter Bannenberg, Kamiel Klaasse, Philipp Stiebler, Laura Riaño Lopez, Gen Yamamoto, David Bernatek, Aurora Olivotto, Daan van den Hende, Xinghe Guo

Planerteam
Kahle Acoustics (Akustik)
HHP Berlin (Brandschutztechnik)
Koen Koch Podiumbouwadvies (Bühnentechnik)
Schöne Neue Welt Ingenieure GbR (Tragwerksplanung
Faktorgruen (Landschaft)

Vivid Vision (Visualisierungen)
Studio Lta (Modellbau)


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit unterscheidet klar formal und im Konstruktiven zwischen den unterschiedlichen Funktionen und Nutzungen der Aufgabe. Die Verfassenden haben in zwei Lageplänen sowohl den Zustand mit der Interimsspielstätte als auch den Zustand später nach dem Rückbau dargestellt. Nach dem Rückbau des Spielstättengebäudes wird der Bestand entsprechend ergänzt und bildet so ein klares Quartier. Die einzelnen Stadtbausteine bleiben im Obergeschoss über Stege verbunden. So erhält die Maker-City eine klare Identität nach ihrer Transformation vom Veranstaltungsort zum Stadtquartier.

Die Interimsspielstätte selbst ist ein Holzbau, der sich zum Platz Richtung Wagenhallen nach Westen hin öffnet. Das Foyer entwickelt sich vertikal mit vom Platz aus erlebbaren Treppen und Ebenen und bietet so bei Veranstaltungen ein schönes und bewegtes Schaufenster. Sicherlich wäre zu erwägen, ob diese Westfassade oder vielleicht auch generell weitere große Glasflächen besser gegen die Sonne geschützt werden müssten, um eine Überhitzung zu vermeiden.

Der Veranstaltungssaal ist nach dem orthogonalen Shoebox-Prinzip ausformuliert und sollte eine mehr zuschaueraffine Gestaltung erfahren. Auch sollte geprüft werden, ob bei der Länge der Sitzreihen ein weiterer Zugang notwendig ist. Dem Preisgericht scheint dieser Raum zum Erleben einer Oper in seinem jetzigen Layout und seiner Ausformulierung ungeeignet.

Die Organisation der Backstage-Bereiche und die internen Abläufe des Theaterbetriebs ist in der weiteren Bearbeitung zu optimieren. Dies scheint jedoch im vorliegenden Konzept und bei der vorliegen Gebäudekonfiguration durchaus möglich.

Die nach dem Rückbau der Interimsspielstätte verbleibende Baukörper sind klar gegliedert. In den unteren drei Geschossen sind die Werkstätten und Büros untergebracht, darauf erstrecken sich über drei Geschosse die Wohnbereiche. Hier haben die Verfassenden die Typologie von einzelnen Wohngebäuden gewählt. Es entstehen Dorfplätze, Nachbarschaften und Quartiere. So ist vorstellbar, dass sich eine gute Wohnsituation entwickeln wird. Viel Grün bestehend aus Gemeinschaftsbereichen, Spielbereich etc. bekräftigt diesen Eindruck.

Die Dächer sind teilweise geneigt, teilweise flach. Hier ist schwer verständlich, nach welchen Kriterien die geneigten beziehungsweise flachen Dächer gewählt wurden. Darauf sind nach Süden hin Photovoltaik-Anlagen, zur Nordseite hin Gründächer angeordnet. Die Typologien und Ausformung dieses Wohnungsbaus wurden im Preisgericht kontrovers diskutiert.

Bei dieser Arbeit sind die Freianlagen sowohl für den Zustand mit Interimsspielstätte als auch für den Zustand nach dem Rückbau dieses Bauteils konzipiert und in den verschiedenen Lageplänen dargestellt. Die städtebauliche Setzung nutzt die Chance, eigenständige attraktive Platzräume zu entwickeln.

Die Konstruktion sieht für die Interimsspielstätte einen reinen Holzbau vor, dessen Weiterverwendung auf den Plänen dargestellt und erläutert wird. Es ist ein Stabssystem, das modular mit hohem Vorfertigungsgrad sowohl für das Tragwerk als auch die Bauteile wie Treppen und Wände konzipiert ist.

Für die anderen Bereiche, d.h. für die Bauteile, die weiter bestehen bleiben nach Rückbau der Interimsspielstätte ist für die ersten drei Geschosse ein robuster Betonbau mit Hohlkörpern vorgesehen der eine hohe Flexibilität verspricht. Hier sind die Fassaden begrünt. Darüber für die Wohngebäude ist ein reiner Holzbau konzipiert mit Fenstern und Holzpaneelen.

Das Thema der Nachhaltigkeit wird sowohl in Bezug auf den Betrieb als auch auf Erstellung und Weiternutzung nach Rückbau behandelt und verspricht gute Möglichkeiten.

Der Arbeit gelingt es von Beginn an, ihre zukünftige Metamorphose erlebbar zu machen. Insgesamt stellt die Arbeit einen klaren und sehr guten Beitrag zur Lösung der komplexen Aufgabe dar, wenngleich das heterogene Erscheinungsbild des Konzeptes im Preisgericht durchaus kontrovers diskutiert wurde.
Interior Hall

Interior Hall

Model

Model

Model

Model

Diagram overview 1st phase

Diagram overview 1st phase

Diagram overview 2nd phase

Diagram overview 2nd phase

Diagram phases

Diagram phases

Siteplan 1st phase

Siteplan 1st phase

Siteplan 2nd phase

Siteplan 2nd phase

Elevation

Elevation

Section

Section

Floorplan groundfloor

Floorplan groundfloor

Floorplan 3rd floor

Floorplan 3rd floor

Exterior

Exterior

Diagram section theaterhall

Diagram section theaterhall

Diagram facade

Diagram facade