Trotz der reichen Geschichte der Stadt wirkt vieles in München fade. Der Standort des Wettbewerbs bildet diesbezüglich keine Ausnahme. Das Quartier Haidenauplatz scheint die unfreiwillige Manifestation einer "Stadt ohne Eigenschaften" zu sein. Die Fahrt mit der S-Bahn vom Marienplatz durch das Haidenauquartier ist nicht nur eine Reise durch die Zeit, sondern auch eine Reise in Richtung eines fortschreitenden Verlusts der Seele. Diesem Verlust will unser Projekt entgegenwirken. Die von uns vorgeschlagenen Gebäude und öffentlichen Räume zielen darauf ab, einem Gebiet, das vielleicht nie einen Charakter hatte, rückwirkend einen Charakter zu verleihen und ihm ein längst überfälliges Gesicht zur öffentlichsten aller vorbeiführenden Verkehrsadern zu geben: der S-Bahn. Gleichzeitig konzentrieren sich die begrenzten Grundrisse der vorgeschlagenen neuen Gebäude maximal auf den öffentlichen Raum, was unter anderem eine weitgehende Erhaltung der natürlichen Merkmale des Geländes ermöglicht.
Das neue Hauptquartier der UniCredit/HypoVereinsbank erhebt sich vom Boden, wodurch sich der zugängliche Raum bis ins Gebäude hinein erstreckt. Durch die Anbindung an den künftigen Fußgänger-S-Bahnübergang wird der Raum zum Dreh- und Angelpunkt zwischen der S-Bahn-Haltestelle Leuchtenbergring und dem neuen zentralen Nachbarschaftsgarten - einem zentralen Platz, der als "urbanes Wohnzimmer" für die umliegende Nachbarschaft und zusätzlich de-facto als "Bahnhofshalle" fungiert. Das Gebäude gibt der Stadt und ihren Bewohnern einen Raum zurück, ohne dabei Raum für die eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Auf dem Platz befinden sich die wichtigsten Restaurant- und Gastronomiebereiche, das Konferenzzentrum der Bank sowie alle Logistik- und Back-of-House-Funktionen, die ebenerdig zugänglich sein müssen.
Oberhalb des Platzes befindet sich in einem trapezförmigen Volumen, das 22 Meter über dem Boden schwebt, die Bürowelt der UniCredit/HypoVereinsbank. Trotz der offensichtlichen Anlehnung an das traditionelle Münchner Dach ist die Geometrie des Volumens von ökologischen Überlegungen geprägt. Die Neigung der Fassaden ermöglicht eine bessere Luftzirkulation im Raum. Drei dreieckige Einschnitte in das trapezförmige Volumen lassen das natürliche Licht tief in das Gebäude eindringen und schaffen ein optimales Raumklima für Arbeits- und/oder Freizeiträume. Gleichzeitig sorgt die Neigung für eine optimale Nutzung der in die Fassade eingebetteten Hochleistungs-PV-Zellen. Das Gebäude ist mit einem modularen Fassadensystem auf dem neuesten Stand der Technik umhüllt, das aus geschlossenen Hohlraumelementen mit eingebettetem PV-Glas besteht, das zwischen 50 und 70 % des jährlichen Energiebedarfs des Gebäudes erzeugt und den internen solaren Wärmegewinn erheblich reduziert.
Team:
OMA: Reinier de Graaf (Verantwortlicher Partner OMA), Anton Anikeev (Projektleitung), Ana Otelea, Benedetta Gatti, Esra Cümert, Isabel Wang, Parinaz Eslami, Sarah El-Harouny, Yushang Zhang Model: Tijmen Klone, Arthur Wong, Alisa Kutsenko, Joana Cidade Francisco, Mark Heumer
Landschaftsarchitektur: Topotek 1
Struktur und Fassade: Arup
Nachhaltigkeit | MEP: Transsolar
