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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Nidda - Stadt am Fluss / Städtebauliche und freiraumplanerische Gebietsentwicklung

ein 2. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

BIERBAUM. AICHELE. landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

„NIDDA – DAS NEUE ERLEBNISUFER VERBINDET STADT UND LANDSCHAFT“
Das Konzept
Unser Entwurf entwickelt die vorhandenen Potentiale des Ufers der Nidda behutsam und naturnah weiter. An dem Flussband reihen sich verschiedene Erlebnispunkte und Attraktionen entlang einer aufgewerteten Rad- und Fußwegeachse auf und schaffen so die gewünschte Anbindung bzw. Vernetzung zwischen bestehenden Siedlungs- und Freiflächenstrukturen in der Stadt.
Von West nach Ost folgt die Gestaltungsintensität und der Grad der Urbanität den gewachsenen historischen Nutzungen und Funktionen der Stadt. Von landschaftlichen und naturnahen Elementen wie dem „Auwald als Lern- und Chillort“ (1) an der Berufsschule, über das naturnahe „Erlebnisufer“ an der Johanniterstraße (2), mit der Möglichkeit, dem Element Wasser räumlich und spielerisch in naturnaher Form näher zu kommen, wird die Gestaltungsintensität im Bereich des Johanniterparks (3) intensiver und zielt auf eine Aufwertung der dortigen Aufenthalts-, Spiel und Naherholungsfunktionen ab. Die Johanniterstraße wird dabei in Ihrer Querschnittgestaltung auf eine alternative Verkehrsnutzung durch Fußgänger und Fahrräder ausgelegt, die insbesondere auf der Uferseite mit Sitz- und Aufenthaltsangeboten ein neues Natur- und Landschaftserleben in der Stadt ermöglicht.
Über die umgestaltete, attraktive und barrierefreie Wegeführung zwischen Johanniterpark und Schillerstraße wird der urbane Mittelpunkt der Niddaachse mit der Neuordnung des Quartiers zwischen Schillerstraße und Mühlstraße (4) erreicht, die eine neue Wegeverbindung entlang der Nidda zum Platz Am Wehr / Mühlstraße ermöglicht. Dem Platz Am Wehr / Mühlstraße kommt in Verbindung mit der ortsbildprägenden historischen Brücke und Mühle samt Mühlrad sowie dem großen Kastanienbaum eine wichtige Torfunktion als Zugang in die historische Altstadt zu. Mit der Neugestaltung erhält das Ensemble neue Möglichkeitsräumen und Aufenthaltsqualitäten (5). Hier bieten neue Sitz- und Verweilmöglichkeiten Zugang zum Flusslauf und neue Aufenthalts- und Erlebnismöglichkeiten inmitten der Stadt. Die Dynamik des Flusses wie die die Wasserkraft seit Jahrhunderten nutzende Mühlradtechnik werden aus neuen Perspektiven erlebbar.
Die Fortführung des neuen Niddauferwegs erfolgt über die umgestaltete Straße Am Wehr, die entlang der Ufermauer einen breiten Flanierstreifen mit direktem Blick auf das Wasser erhält. Der verbleiben-de Querschnitt wird als ungegliederte Mischverkehrsfläche / Shared-Space- Bereich gestaltet oder kann als Teil der neuen Nidda-Fahrradroute als Fahrradstraße gewidmet werden. Auf Höhe des Jahnwegs quert die neue als Fußgänger- und Radbrücke nutzbare Landschaftsbrücke als innovativer Beitrag zur LGS Oberhessen die Nidda (6) und verbindet die Stadtmitte wieder mit den landschaftlicheren Bereichen im Osten. So bindet die neue Brücke den südlich der Nidda sich fortsetzenden Grünzug mit Bürgerhaus, Freibad, Sportplatz und Paddelteich ebenso an die Ortsmitte an, wie in seiner nordöstlichen Fortsetzung am Niddaufer entlang bis zur Krötenburgstraße und von da an weiter als Wegeführung entlang des Hochwasserdamms in die freie Landschaft. Vor der Straßenbrücke wird hier ein weiterer naturnaher Wassererlebnisbereich am Ufer gestaltet, der zum freien Spiel und Naturerlebnis am Niddaufer mit Zugang zu neu gestalteten Flachwasserbereichen an der Nidda einlädt (7).
Die einzelnen Bausteine des Gesamtkonzepts:
(1) Der Auwald - Lern- und Chillort an der Berufsschule des Wetteraukreises
Wir schlagen vor, den naturnahen Uferbereich der Nidda „hinter“ der Berufsschule entlang der Straße ‚Unter der Stadt‘ mit seinem standortgerechten Gehölzbestand durch sorgfältige und zu-rückhaltende Interventionen über Sitz- und Liegedecks aus Holz mit Holzhackschnitzelflächen sowie Sitzstufen aus standortheimischen Natursteinblöcken im Böschungsbereich als zusätzlichen Lern- wie auch als „Chill“- und Pausenerholungsort zu gestalten. Der vorhandene Baumbestand wird dabei geschützt und erhalten. Die Qualitäten des Landschaftsraumes mit seinen Schutz- und Entwicklungsbedürfnissen können so im Schulalltag verankert werden.
(2) Uferpromenade und naturnaher Flusserlebnisbereich an der Johanniterstraße
Die Johanniterstraße wird entlang des nordwestlichen Ufers als promenadenartige Uferstraße umgestaltet. Hierbei wird entlang der vorhandenen Birkenreihe, die nach Westen zu ergänzt wird, ein wassergebundener Fußwegebereich mit Sitzbereichen angeordnet. Der angrenzende Straßen-raum kann auch in Form einer Mischverkehrsfläche als Fahrradstraße gewidmet werden, um den Vorrang des Fahrradverkehrs zu betonen, wenn der Radfernweg hierüber neu geführt wird. Die bislang auf der Südseite genutzten Stellplätze werden auf die andere Straßenseite verlagert und mit Baumpflanzungen gegliedert.
Der neue Fußweg auf der Flussseite bindet so den bereits renaturierten Uferbereich an, für den wir mit behutsamen Eingriffen mit Natursteinblöcken, Holzstämmen, Rauhbäumen etc. eine weitere naturnahe Gewässerentwicklung mit abwechslungsreichen Flachwasserbereichen, kleinen Inselbildungen, wechselnden Wassertiefen und Strömungsgeschwindigkeiten initiieren wollen. Über die bereits vorhandenen Trittsteine und neuen Naturstein-Sitzblöcke wird ein spannendes „Gewässerlabor“ entwickelt, das den Zugang zum Fluss und spielerische Erfahrungen mit dem Element Fließgewässer und der sich dort ansiedelnden und zu beobachtenden Fauna und Flora ermöglicht. Naturerfahrung in der Stadt!
(3) Neugestaltung des Uferbereichs im Johanniterpark mit neuer barrierefreier Wegeverbindung zur Schillerstraße
Über die vorhandene Wegeanbindung mit ergänzenden Baumpflanzungen wird der Johanniter-park erreicht. Die Parkwege werden entlang der Radwegeführung unter Berücksichtigung des Baumbestandes entsprechend verbreitert, um Konflikte mit Fußgängern zu entschärfen und zu vermeiden. Die Idee den Trafoturm als Café umzunutzen, greifen wir auf und schaffen einen neu-en Aufenthalts- und Anziehungspunkt im Johanniterpark. Dem Turm und zukünftigen Café am Niddaufer wird eine attraktive, barrierefrei erreichbare Terrasse mit vielfältigen Sitz- und Nutzungsmöglichkeiten angegliedert. Da die Nidda hier relativ „tief“ im Gelände eingebettet verläuft und die Böschungen sehr steil sind, werden über die Terrasse interessante Blicke auf den Flusslauf ermöglicht und somit erlebbar gemacht. Der wertvolle Baumbestand wird erhalten und geschützt.
Als weitere Attraktion schlagen wir die Errichtung eines attraktiven, alters- und generationen-übergreifenden Spiel- und Bewegungs-Loops vor. Als individueller und kreativer Entwurf aus Holz mit Kletter-, Balancier-, Schaukel- und Hangelelementen in verschiedenen Ebenen und Neigungen lädt dieser Parkour in direkter Nachbarschaft zu der neuen Caféterrasse zu gemeinsamen Spiel- und Bewegungserlebnissen ein.
Der vorhandene Uferweg zur Neuen Straße, der Steinweg, wird als barrierefreie Wegeverbindung ohne Treppenlauf mit durchschnittlich 2 – 3 % Gefälle auf Randflächen des vorhandenen Parkplatzes neu geführt. Somit entstehen auf dem entsiegelten alten Wegeverlauf neue Ufer- und Grünflächen. Die neue Wegeführung wird über eine niedrige Sitzmauer aus Naturstein gefasst und schafft somit neue Aufenthaltsqualitäten entlang des Weges.
(4) Städtebauliche Neuordnung des Quartiers zwischen Schiller- und Mühlstraße
Für dieses stadtgeschichtlich bedeutsame Quartier, das vermutlich über die historischen Brücke und die Mühle als Zugang zur historischen Altstadt eine der ersten Stadterweiterungen auf das nördliche Niddaufer darstellte und noch weitgehend den historisch gewachsenen Gebäudebestand aufweist (mit Ausnahme Eckgebäude Mühlstraße-/Schillerstraße), schlagen wir eine behutsame und nachhaltige, klimagerechte Sanierungs- und Umbaustrategie vor. Hierbei sollten folgende Ziele verfolgt werden:
  • Erhalt von so viel Bausubstanz („graue Energie“) wie möglich mit baulichen Interventionen / Ergänzungen und Umbauten sowie Teilabrissen zur Schaffung eines gemischt nutzbaren Wohn- und Arbeitsquartiers unter Erhalt der Baufluchten entlang der Schillerstraße
  • Schaffung neuer Freiraumqualitäten durch einen entsiegelten, begrünten, gemeinschaftlich nutzbaren Innenhof mit neuen Verbindungen / Gassen zur Schillerstraße und zur Nidda bzw. zum neuen Platz Am Wehr. Auch neue Angebote lassen sich dort ansiedeln, bis hin zu Kita oder Gastronomie im Arkadengebäude an der Nidda.
  • Schaffung einer neuen, direkten Wegeverbindung über Teilabriss und Umbau des Gebäudes entlang des traufständigen Gebäudes an der Nidda mit Arkaden als besonderes, neues Wegeerlebnis direkt entlang des Niddaufers zum neuen Platz Am Wehr mit interessanten Blickbeziehungen auf die Fluss- und Stadtlandschaft mit alter Brücke, Mühle etc.
  • Erhalt von Einzelhandelsflächen an der Schillerstraße (nach Bedarf) im EG und Wohnnutzun-gen im OG. Ggfs. Schaffung attraktiven Wohnraums durch Ausbau von Dachraum und Belich-tung über Giebel und Gauben / Dachterrassen und Loggien unter Berücksichtigung der Dach-landschaft des historischen Ortskerns.
  • Begrünung von Fassaden und Brandwänden
  • Förderung von gemeinschaftlichen Bauinitiativen / -Genossenschaften
(5) Neugestaltung Platz Am Wehr
Über die neuen Nidda-Arkaden wird der Platz Am Wehr erreicht, der seiner Bedeutung und Funktion entsprechend neu gestaltet wird. Auf der Westseite der Brücke erlauben Sitzstufen gegenüber dem Mühlrad ein Verweilen und Beobachten dieser jahrhundertealten Technik der Nutzung der Wasserkraft. Infotafeln können hier anschaulich auf die touristischen Besonderheiten der historischen Ortsmitte hinweisen. Der Platz wird einheitlich mit dem vorhandenen historischen Natursteinpflaster befestigt und als SharedSpace-Bereich von allen Verkehrsteilnehmern genutzt. Die Barrierefreiheit der Pflasterfläche wird über gesägte und geflammte Pflastersteine ermöglicht. Baumpflanzungen, Staudenflächen und Sitzgelegenheiten, aber auch Fahrradbügel und eine Fahrradstation gliedern den Platz. Eine gastronomische Nutzung (z.B. Eisdiele o.ä.) bietet sich zur Bespielung dieser bislang als Parkplatz genutzten Fläche an. Der Traufbereich der orts-bildprägenden Kastanie wird entsiegelt und mit arten- und strukturreichen Staudenpflanzungen bepflanzt. Die vorhandene Ufermauer wird in diesem Bereich zum Fluss hin geöffnet. Sitzbänke ermöglichen ein Sitzen im Schatten und den Blick auf das Wehr mit seinem abwechslungsreichen Wasserspiel. Zusätzlich wird über Naturstein-Sitzstufen und -Treppen ein strukturreicher Zugang zum Wasser geschaffen, der durch naturnahe Pflanz- und wiesenartige Flächen gegliedert wird. Der Fluss wird in der historischen Ortsmitte zum Greifen erlebbar!
(6) Neugestaltung der Straße Am Wehr bis zur Landschaftsbrücke
Über die neugestaltete Straße Am Wehr setzt sich der neue Nidda-Erlebnisweg fort. Entlang der Ufermauer wird ein barrierefrei gepflasterter Fußweg neu angeboten, wo bislang parkende Autos den Weg auf die Nidda verdecken. Die Straße wird als Mischverkehrsfläche neu gegliedert und kann ggfs. als Fahrradstraße gewidmet werden. Sie führt in dieser Form bis zum Jahnweg und darüber hinaus bis zur Krötenburgstraße.
Die auf Höhe des Jahnwegs neu zu errichtende Brücke über die Nidda schlagen wir als Landschaftsbrücke vor, die neben Aufnahme der verschiedenen Bewegungsrichtungen, die sich in Abzweigungen mit Bäumen bepflanzten Öffnungen im Brückenkörper dokumentieren, auch als Verweil- und Erlebnisraum mit Sitzmöglichkeiten auf der Brücke genutzt werden kann. Die neue Landschaftsbrücke ist dabei von entscheidender Bedeutung für die Anbindung des historischen Zentrums von Nidda über die vorgeschlagene Alternative zum Fernradweg. Zudem würde diese Brücke aufgrund der von uns vorgeschlagenen Bauweise mit Naturbaustoffen und -materialien eine Besonderheit darstellen, die das „Zeug“ zur (rad)touristischen Attraktion hat. Als eine so ge-nannte ‚Smart-Circular-Bridge‘ wurde diese Bauweise als Prototyp und Forschungs- und Demonstrationsprojekt auf der Floriade 2022 in Almere / NL in Zusammenarbeit mit universitären Forschungseinrichtungen (u.a. TU Eindhoven / TU Stuttgart u.a.) realisiert. Diese Brücke kann überwiegend aus Flachs und Bioharz mit 12 to Tragkraft hergestellt werden*. Als nachhaltige und innovative, den Gesichtspunkten zirkulären Bauens und der CO2-Vermeidung folgende Bauweise (Verzicht bzw. Minimierung von Beton oder Stahl) würde dieser Brückenneubau auch als Korrespondenzstandort zur LGS 2027 in Oberhessen eine sensationelle und herausragende Attraktion darstellen.
*um Schaumstoffblöcke gewickelte Flachsmatten, die in einem Vakuum-Infusionsverfahren mit Bioharz zu einem tragenden Hohlkammersystem verschmolzen werden sowie Geländerkonstruktion aus in Harz getränkten und geflochtenen Flachsfasern.
(7) Umgestaltung des Uferbereichs am Parkplatz des Bürgerhauses
Von der Landschaftsbrücke setzt sich der Radweg nach Nordosten entlang des Niddaufers bis zur Krötenburgstraße fort, wo die Grünfläche vor der Niddabrücke erneut die Möglichkeit zur Schaffung eines Verweilplatzes mit einem weiteren naturnahen Zugang zur Nidda mit einem renaturierten, strukturreichen Uferabschnitt ermöglicht. Hecken- und Baumpflanzungen schirmen diesen Bereich zur Straße ‚Hinter dem Brauhaus‘ und dem Parkplatz am Bürgerhaus ab.
Erschließung (Verkehrsflächen, Anbindung, ruhender Verkehr, Fuß- und Radwege)
Unsere Planungsvorschläge zielen darauf ab, den Bürgern die Nidda als Naherholungs- und Erlebnis-raum zurückzugeben. Dazu wird die bisherige Dominanz des MIV, insbesondere auch des ruhenden Verkehrs, in diesen Bereichen bewusst, jedoch in verträglichem Maße, zurückgedrängt und die frei-werdenden Flächen für Aufenthaltsflächen, Fuß- und Radverkehr in hoher Gestaltungs- und Freiraumqualität zur Verfügung gestellt. Über die erläuterte neue Route entlang der umgestalteten Straßenzüge und Platzflächen wird auch eine alternative Führung des Fernradweges ermöglicht, der zu-künftig die historische Ortsmitte an den Fernradweg anbindet. So kann auch ein Beitrag zur Stärkung der lokalen Ökonomie geleistet werden.
Nachhaltigkeit / Klimaschutz / Entsiegelung
Über die vorgeschlagenen Maßnahmen können weite Bereiche entlang des Flussufers entsiegelt und mit Baumpflanzungen sowie standortgerechten Ansaaten entwickelt werden. Hiermit werden signifikante Beiträge zur Klimaresilienz und Klimaanpassung Niddas über zusätzliche Versickerungs-, Ver-dunstungs- und Verschattungseffekte sowie eine Verbesserung der Biodiversität, insbesondere auch über die Erhöhung des Strukturreichtums in Böschungs- und Uferbereichen der Nidda erreicht. So können überschlägig ca. 2.640 m² im Stadtbereich entsiegelt und ca. 50 neue Bäume gepflanzt wer-den. Befestigte Flächen werden im Zuge der Maßnahmen nach Möglichkeit wasserdurchlässig ausgeführt. (Fugenpflaster, wassergebundene Decken, wasserdurchlässige Asphalte etc.)
Insgesamt trägt das neue Erlebnisufer entlang der Nidda zu einer nachhaltigen Entwicklung Nid-das als lebenswerter und nachhaltiger Wohn- und Arbeitsort in der Wetterau ein und stärkt die vorhandenen Naturraum- und Landschaftspotentiale ebenso wie Aufenthaltsqualität, Lebens- und Erlebniswert in der Stadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Sitzstufenanlage, Ufervegetation und Aussichtsplattform mit Fokus auf Wehranlage werden als stark identitätsstiftend beurteilt. Die Sitzstufenanlage mit Sichtachse auf Mühlrad bietet außer dem Mühlrad jedoch keine weitere Aussichtsqualität im Verhältnis zur Geste/Dimensionierung der Anlage. Die Dimensionierung der Sitzstufenanlage ist jedoch in diesem Entwurf deutlich angemessener als in anderen Entwürfen proportioniert. Durch den minimalinvasiven Umgang mit der Böschung des Niddaufers wird ein besonders nachhaltiger und ökologischer Weg gefunden, die Nidda erlebbar zu machen und dennoch möglichst wenig Naturraum zu versiegeln.
Der Spielplatz mit Café und Fahrradstation verbindet den Fahrradweg R4 entlang der Nidda mit der Stadt und bietet eine zusätzliche Attraktion für die Landesgartenschau 2027. Dadurch können Besucher der Landesgartenschau, welche sich auf dem Weg von/nach Bad Salzhausen bewegen, zum Flanieren in die Innenstadt bewegt werden. Die im Entwurf vorgesehene Landschaftsbrücke nimmt die Verkehrsachse für Fahrradfahrer auf und bietet durch die zwei Verkehrsachsen einen differenzierteren Umgang mit der Verflechtung der Radwege an dieser Stelle. Zudem bleibt möglichst viel des bestehenden Grüns erhalten.
Positiv erwähnt wird zudem der rücksichtsvolle Umgang mit der bestehenden Retentionsmaßnahme. Bemängelt wird, dass das nördliche Erlebnisufer keine Attraktion für die LGS 2027 darstellt, wie es für diesen urbanen Raum (im Zusammenspiel mit Bürgerhaus, Stadtbad etc.) angemessen wäre. Der Weg durch die Arkade stellt ferner eine Konkurrenz zum Weg durch den grünen Innenhof dar und ist nicht geeignet für eine Begegnung zwischen Fahrradfahrern und Fußgängern. Insbesondere hier muss die Wegeführung für Fahrradfahrer und Fußgänger im Gesamtkonzept deutlicher herausgearbeitet werden. Der grüne Innenhof schafft eine Erweiterung des Platzes Am Wehr.
Hier stellt sich die Frage, ob durch den begrünten Innenhof das Grünflächenband von Johanniterpark bis Bürgerhaus für eine dörfliche Kleinstadt wie Nidda zu groß dimensioniert ist, oder ob dieses grüne Band zu einem Impulsgeber für eine belebtere Innenstadt werden kann.
Die Landschaftsbrücke ist vermutlich in der vorgeschlagenen Variante nicht wirtschaftlich (Sonderkonstruktion bzw. Kunstwerk), eventuell auch zu breit dimensioniert im Vergleich für den zu erwartenden Verkehr. Die wichtigsten Entwurfsgedanken (insbesondere für LGS 2027) sind auch ohne private Grundstücksankäufe umsetzbar.