KLIMAGÄRTEN AM BÜCHEL - Blaugrüne Oase im Herzen der Stadt.
Wie sehen unsere Innenstädte in Zukunft aus? Die Umgestaltung des Aachener Altstadtquartiers am Büchel soll dieser zentralen Fragestellung eine nachhaltige und zukunftsweisende Antwort geben. Unter der Überschrift “Klimagärten am Büchel - Blaugrüne Oase im Herzen der Stadt” vermittelt das Konzept zwischen den unterschiedlichen Anforderungen an einen innerstädtischen Begegnungsraum mit den vielfältigen und teils konträren Ansprüchen aus Klimaanpassung, gesellschaftlicher Partizipation, Multifunktionalität, Nachhaltigkeit, Inklusion und Gesundheit.
Die Klimagärten bilden einen offenen und naturnahen Kontrast zur Dichte der bebauten Altstadt Aachens, die aufgrund ihrer historischen Entwicklung und innerstädtischen Nutzungsansprüchen einen hohen Versiegelungsgrad aufweist. Dieser Kontrast steht jedoch nicht in Konkurrenz zu den bedeutsamen Gebäuden und Plätzen, sondern versteht sich als logische Fortschreibung des Elisengartens als weiterer grüner Bau- und Trittstein im städtischen Gefüge der Oststadt. Inmitten dieser urbanen Nachbarschaft schaffen die Klimagärten eine blaugrüne Oase, die ein klares Statement für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und grüne Baukultur in Aachen setzt.
Statt grauer und befestigter Flächen erblühen hier lebendige, vielseitig nutzbare Grün- und Aufenthaltsräume. Durch die barrierearme Wegeführung in Kombination mit der klar differenzierten Nutzungszonierung in den Teilflächen entsteht ein zusammenhängender, größtmöglich unversiegelter und begrünter Freiraum mitten in der Stadt. Gleichzeitig werden die wichtigen Sicht- und Wegebeziehungen zum Aachener Dom und dem historischen Rathaus inszeniert und durch die “Grüne Passage” mit dem Entwicklungsraum in Richtung Bushof verknüpft.
Die topographischen Gegebenheiten werden weniger als Barriere, sondern als Chance verstanden, dem Ort einen individuellen Charakter zu verleihen. Durch die unterschiedlichen Ebenen entsteht eine spannungsvolle Freiraumkaskade, die konzeptionell bereits auf den Dächern der neu geplanten Architekturen beginnt und über die vorgeschlagene Fassadenbegrünung in die treppenartigen Plateaus der Klimagärten weiterfließt.
Die intensiv begrünten Dächer der neuen Gebäude sollen als Retentionsdächer ausgebildet werden, um Regenwasser zurückzuhalten, das z. B. für die Bewässerung der Grünflächen genutzt werden kann. Zusätzlich bietet die 5. Fassade Platz für wertvolle Freiräume über den Dächern der Stadt, die von den Bewohnern genutzt werden können. Insbesondere der Dachgarten des „Baustein Wissen“ hätte großes Potenzial zur Schaffung eines semi-öffentlichen Dachparks mit weitreichenden Blicken über die Altstadt.
Auf dem Niveau des Stadtbodens formulieren der sogenannte „Quellenplatz“ und der "Café-Garten" den Auftakt der Klimagärten an der Antoniusstraße. Hier befinden sich außengastronomische Angebote unter einem schattigen Baumhain sowie Sitzgelegenheiten im Freien, die zum Verweilen und Entspannen einladen. Am „Quellenplatz“ macht der Thermal-Brunnen das identitätsstiftende Element des warmen Wassers spür- und erlebbar.
Das „Belvedere“ bildet die nächste Ebene der Kaskade und wird in Form einer Spielwiese mit inklusiven Spiel- und Sportangeboten in Kombination mit einem Schaukelgarten gestaltet. Die Stadtschaukeln setzen auf dem Belvedere einen spielerischen Akzent, der unabhängig von Alter und körperlichen Fähigkeiten nutzbar ist und einen besonders schönen und exponierten Ausblick über die Kaskaden der Klimagärten bietet.
Unterhalb des „Belvedere“ schließt das "Grüne Forum" mit den „Stadtlogen“ und "Thermalterrassen" an. Ähnlich einem Amphitheater wird die terrassierte Grünfläche mit nutzbaren Rasenflächen in Kombination mit blühenden Böschungen durch Sitzmauern gestaffelt. Die als „Logen“ interpretierten Sitzbänke werden durch Thermalwasser erwärmt und bieten somit auch in kühleren Jahreszeiten eine komfortable Sitzgelegenheit mit offenem Blick auf das „Blaue Forum“ und in Richtung Dom.
Das südlich anschließende Plateau wird als "Multi-Grün" in Form einer offenen Wiesenfläche ausgebildet. Auf dieser Aneignungsfläche können Bürger*Innen rasten, picknicken und gemeinsam entspannen. Auch temporäre oder gemeinschaftliche Aktionen können hier stattfinden (z.B. Pop-Up-Gardens / Urban Gardening). Die Grünfläche orientiert sich durch eine leichte Neigung in Richtung des "Blaues Forums" und der benachbarten „Büchel Bühne“.
Das "Blaue Forum" bildet den südlichen Abschluss der Kaskade. Die leicht abgesenkte Ebene besteht aus einer befestigten, multifunktionalen Oberfläche mit Wasserspiel – der „Büchel Bühne“. Hier können kleinere Veranstaltungen bühnenartig inszeniert werden (z.B. Open-Air-Kino oder Theater). Der südlich umrahmende Teil des „Blauen Forums“ besteht aus einem abgesenkten, bepflanzten Verdunstungsbeet. Das Tiefbeet umschließt die Büchel Bühne und unterstützt die naturnahe Kulisse des Stadtraums. Das als Fontänenfeld ausgebildete Wasserspiel ist der zentrale Anziehungspunkt des "Blauen Forums" und schafft im Zusammenspiel mit den schattenspendenden Gehölzen eine lebendige und erfrischende Atmosphäre. Durch die topografische Absenkung wird das zulaufende Regenwasser bei Starkregenereignissen im Blauen Forum zurückgehalten, verdunstet oder zeitverzögert abgeleitet bzw. gespeichert.
Neben der Ausgestaltung und den unterschiedlichen Nutzungsangeboten bedient die Kaskade auch die Belange eines intelligenten Regenwassermanagements. Anfallende Niederschläge werden in die Grünflächen abgeleitet und den Pflanzungen und Gehölzen zur Verfügung gestellt. Um den mäandrierenden Fluss der Freiraumkaskade zusätzlich zu betonen und zu verbinden, gibt es eine gestaltete, identitätsstiftende Rinnenführung, die den „Quellenplatz“ mit dem "Blauen Forum" verbindet. Die Rinne kann gleichzeitig als taktiles Leitelement dienen und den Besuchern eine klare Orientierung geben. Überschüssiges Wasser wird so über die gestaltete Rinne in das „Blaue Forum“ geleitet und ggf. zwischengespeichert oder versickert.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Zugänglichkeit für alle Menschen. Die Klimagärten Büchel sind so gestaltet, dass sie für Menschen aller Altersgruppen und körperlichen Fähigkeiten bestmöglich zugänglich sind. Barrierearme Wege, Sitzgelegenheiten und Begegnungsbereiche ermöglichen es allen, die Ruhe und den Charme der blau-grünen Oase zu erleben.
BEPFLANZUNG
Die Klimagärten werden durch einen Gehölzrahmen aus unterschiedlichen, stadtklimaresilienten Baumarten („Arboretum zur Klimaanpassung“) gefasst und beschattet. Ergänzend werden im Inneren der Freiraumkaskade mehrstämmige Obstbäume gepflanzt, die das Thema eines Stadtgartens zusätzlich verdeutlichen – ganz im Sinne einer „essbaren Stadt“. Eine Vielzahl an Pflanzflächen und Gehölzen sorgen für Biodiversität und schaffen ein positives Mikroklima.
Die Böschungen des „Grünen Forums“ und Pflanzinseln der „Grünen Passage“ werden durch pflegeleichte Wildstauden bepflanzt und bieten eine farbenfrohe Blütenpracht mit Nährmöglichkeiten für Insekten.
MATERIALITÄT & AUSSTATTUNG
Die befestigten Flächen und übrigen Ausstattungselemente werden konsequent aus kreislaufwirtschaftlichen Materialien gefertigt. Die Oberflächen erhalten eine helle Farbgebung, um der sommerlichen Aufheizung entgegenzuwirken und das Mikroklima am Büchel positiv zu beeinflussen. Der Grundbelag der Wegeflächen, das „Ökopflaster“, wird aus Recycling-Betonstein mit Natursteinvorsatz in einem richtungslosen Verband hergestellt. Der „Café-Garten“ und die Bike-Sharing-Bereiche werden durch eine wassergebundene Wegedecke unversiegelt hergestellt.
Die gestaltete Rinne setzt sich farblich als gusseiserne Intarsie im Belag ab und gibt den Klimagärten am Büchel durch eine Gravur in der Oberfläche einen individuellen Wiedererkennungswert. Gleichzeitig vermittelt sie als taktiles Leitelement zwischen den einzelnen Ebenen der Freiraumkaskade.
Die Stadtschaukeln und übrigen Spiel- und Sportelemente im „Belvedere“ werden aus robusten, FSC-zertifizierten Holz (z.B. Robinie) oder Stahl gefertigt. Ein hoher Anteil an inklusiven Spielgeräten macht die Spielwiese für alle Nutzer erlebbar.
Das Beleuchtungskonzept sieht elegant und modern gestaltete Solar-Mastleuchten vor, die für eine einheitliche Ausleuchtung in den Abendstunden sorgen. Bei der Wahl der Leuchtmittel wird auf insektenfreundliche LED-Lampen mit anpassbarer Farbtemperatur gesetzt. Durch intelligente Leuchtkörper werden die Aspekte der Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Sicherheit zukunftssicher in Einklang gebracht (z.B. Dimmung nach Uhrzeiten und Aktivität). Im Bereich des „Blauen Forums“ wird als Solitär eine interaktiv steuerbare Mastleuchte als gestalterischer Akzent und zur szenographischen Beleuchtung der „Büchel Bühne“ platziert.
Wie bei den Oberflächen wird auch in der allgemeinen Ausstattung von Anfang an Wert auf einen ressourcenschonenden, kreislaufwirtschaftlichen Umgang mit den benötigten Rohstoffen gelegt. Das einheitliche Standardmobiliar (z.B. Abfallbehälter, Radbügel) wird aus wiederverwertbarem, feuerverzinktem Stahl gefertigt.