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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Neubau Medizinisches Zentrum am Spital Nidwalden (CH)

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Darlington Meier Architekten

Architektur

Hoffmann & Müller Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Gruner AG

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung, TGA-Fachplanung

a|sh sander.hofrichter architekten GmbH

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Gesamtkonzept Ortsbau
Das bestehende Hauptgebäude wird mit einem Kopfbau erweitert, der die Auskragung des bestehenden Vordachs übernimmt und weiterführt. Diese Setzung schafft einen räumlich grosszügigen Auftakt mit grossem Potenzial für eine gute Adressbildung. Im hangseitigen Bereich dagegen ist die ortsbauliche Setzung sowohl bezüglich des eingeschossigen Sockels, der weit zum Hang ausgreift, sowie des fünfgeschossigen Aufbaus zufällig und weit weniger präzise. Die massive Kompaktheit verleiht dem Neubau zudem eher die Anmutung eines Solitärs denn eines Anbaus.

Freiraumgestaltung und Erschliessung
Bezüglich Freiraumgestaltung arbeitet der Beitrag mit einer fein differenzierten Ausformulierung der umlaufenden Grünstruktur. Diese wird durch Obstgehölze definiert und fügt sich so gut in das landwirtschaftliche Umfeld ein. Auch die Anbindung der öffentlichen Fussgängererschliessung an das übergeordnete Wegenetz und den südlichen Freiraum überzeugt. Die an der Ennetmooserstrasse durch die Neuorganisation der Parkplätze gewonnene Freifläche bleibt weiterhin verkehrsdominiert, setzt sich aber mit einer einreihigen Baumallee bewusst vom Strassenraum ab und wird mit einem Baumhain als geschützter Durchgangs- und Aufenthaltsbereich für Besuchende und Patientinnen und Patienten gestaltet.

Raumkonzept und Funktionalität
Der neugestaltete Eingangsbereich im Gebäudeinneren ist übersichtlich, aber mit Blick auf die zukünftigen Besucherfrequenzen sehr knapp dimensioniert. Die fehlende Grosszügigkeit kann durch den – schönen – Blick in den durch die Erweiterung räumlich gefassten Innenhof, das sogenannte Alpinum, nur teilweise kompensiert werden. Das Alpinum wird mit dem angrenzenden Foyer für die Kongressräume und der Aussenterrasse für die Cafeteria zum Herzstück der Anlage. Mit einer Aussichtsterrasse nach Süden, wenn auch ohne direkten Zugang zum Freiraum ausgestattet, befindet sich die Mitarbeiteroase auf dem Dachgeschoss; peripher, dafür an ruhiger Lage. Ob dieser Rückzugsort für die sowohl ortsbaulich wie architektonisch bedeutsame Gebäudekrone tatsächlich die adäquate Nutzung darstellt, darf in Frage gestellt werden. Die verschiedenen Kliniken sind über vier Geschosse sehr kompakt organisiert und können auf jedem Geschoss mit dem Bestand verbunden werden. Die dreibündige Grundrissstruktur verspricht auf den ersten Blick effiziente betriebliche Abläufe. Allerdings führt die nach Süden schmaler werdende Grundrissfigur zu derart kleinen, kaum nutzbaren Raumflächen im inneren Bund, dass diese Erwartung letztlich nicht erfüllt werden kann. Auch der räumliche Erlebniswert und die Aufenthaltsqualität auf den Geschossen ist, der grossen Kompaktheit geschuldet, eher bescheiden.

Architektur und Identität
Architektonisch unterstützt die klassische Gliederung in einen Sockel, Mittelbau und fein differenziertem Dachgeschoss als Dachrand die neue Adresse. Bis auf den Sockel – konstruktiv sinnvoll – in Beton materialisiert, bestimmt Holz als tragendes Material die Struktur und den architektonischen Ausdruck des Neubaus. Aussenstehende Stützen, umlaufende Brüstungsbänder und zuoberst das weit ausladende Vordach als klarer Gebäudeabschluss verleihen den Fassaden eine angenehme Massstäblichkeit, welche die Massivität des kompakten Volumens etwas relativiert.

Holzbau und Materialisierung
Als konstruktives Konzept wird eine fünfgeschossige reine Holzbauweise auf einem massiven Sockel mit einer Abfangdecke aus Stahlbeton vorgeschlagen. Zur Stabilisierung werden die zwei massiv ausgebildeten Treppenhaus- bzw. Liftkerne genutzt. Die holzbautechnische Umsetzung des architektonischen Konzepts ist in verschiedenen Belangen anspruchsvoll und wirkt nicht überall schlüssig. Insbesondere die vertikale Lastabtragung resp. Stützenstellung ist nicht ganz einfach in die polygonale Grundrissgeometrie einzupflegen. Im Bereich der Fassaden werfen die Fugenthematik und die statische Ausbildung des Vordaches in Faserzement noch Fragen auf.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Mit seiner grossen Kompaktheit, durchgehend knappem Flächenverbrauch, minimaler unterirdischer Parkierungsflächen und entsprechend kleinem Volumen, weist der Beitrag die tiefsten Erstellungskosten unter den rangierten Projekten aus. Die Nachhaltigkeit wird aber durch die eingeschränkte Umnutzungsflexibilität der Grundrissgeometrie in Frage gestellt.

Gesamtwürdigung
Die Qualität der ortsbaulichen Setzung mit vielversprechendem Potenzial auf der Ankunftsseite wird durch fehlende Präzision im hangseitigen Bereich empfindlich geschmälert. Die grosse Kompaktheit führt teilweise zu funktionalen Einschränkungen und verhindert darüber hinaus eine angemessene räumliche Vielfalt im Gebäudeinneren, die neben den rein betrieblichen Anforderungen an einen zeitgemässen Spitalbetrieb gestellt wird.
3. Rang 4 / 4