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Award / Auszeichnung | 11/2022

Deutscher Verkehrsplanungspreis 2022

Verkehrsversuch Beckergrube

DE-23552 Lübeck, Beckergrube

Gewinner

Hansestadt Lübeck

Bauherren

1:1 landskab aps

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum, Verkehr

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    In Vorbereitung

  • Termine:

Projektbeschreibung

Identität aus vorhandenen Qualitäten entwickelt
Für große und kleine Städte ist es in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, ein Image mit eigenem, spezifischen Charakter zu entwickeln, der sich ebenso aus ihrer Geschichte wie aus einem innovativen, zukunftsweisenden und kommunikativen Arbeitsklima und einem entsprechend intensiven gesellschaftlichen Leben speist. Dazu gehören öffentliche Stadträume, die diesem Leben als Gefäß und Bühne dienen, neue Glanzlichter in einem unverwechselbaren Stadtbild setzen und so die Identität der Stadt weiterentwickeln.

Die Beckergrube besitzt in ihrer besonderen Lage zwischen der Musik- und Kongresshalle im Westen und der Katharinenkirche im Osten und mit ihrer Mischung historischer und neuer Bauten genau den Genpool zwischen ortsspezifischen und innovativen Charakterzügen, aus dem unverwechselbare Stadträume und intensives Stadtleben entstehen können. Beckergrube eine einzigartige Chance bietet, das UNESCO-Welterbe mit der hippen Stadtkultur zu verknüpfen, die man in Lübeck lebt und entwickelt.

Konzept
Ziel unserer Arbeit ist es deshalb, auf zeitgemäße Art die bestehenden, einmaligen Qualitäten der Beckergrube im Besonderen und Lübecks im Ganzen herauszuschälen, Das Gesamtkonzept versetzt die Beckergrube in einen für Ort und Kontext angemessenen Maßstab – es schafft Atmosphäre, bildet Adressen, ermöglicht Aufenthaltsqualitäten und erzeugt für den Stadteil eine neue, durchgrünte Identität.

Dem heutigen, breiten Straßenraum fehlt es an raumbildenden Elementen, welche die variierenden Breiten des Raums in Dialog mit den drei- bis sechsgeschossigen Häusern treten lassen. Der Konzeptvorschlag wertet den Straßenraum auf, indem er ihn differenziert und strukturiert und damit neu erlebbar macht. Lineare, kontinuierliche Elementen sorgen für Zusammenhang, während die gestalterische Differenzierung einzelner, besonderer Orte die Kleinteiligkeit des historischen Städtchens weiterführt und die Aufenthaltsqualitäten eines Quartierszentrums schafft: Bodenbelag, Baumvolumen, Beleuchtungselemente, Sitzgelegenheiten strukturieren den Straßenraum klar und lassen gleichzeitig geschützte Orte zum Aufenthalt entstehen. Dazu gehören insbesondere die individuell aneigenbaren Vorzonen der Häuser, in denen sich die Nutzungen der Erdgeschosse mit dem öffentlichen Leben im Straßenraum in Beziehung treten. Die große Breite wird genutzt, um mehr Bäume in den Straßenraum zu bringen.

Zentrale Entwurfsbausteine
Vier zentrale Bausteine bilden das Fundament des Entwurfes:
  1. zusammenhängender Belagsteppich – ein verbindender, durchlaufender Bodenbelag.
  2. 100 Bäume – Bäume schaffen den neuen Grünen Raum in der Stadt: die Zahl der Bäume zu erhöhen ist der wichtigste Baustein auf dem Weg zu einer mikroklimatisch gut funktionierenden, klimaresilienten Straße. Sie lassen hohen ökologischen Mehrwert entstehen und steigern die Biodiversität.
  3. 1000 Erlebnisse – Differenzierte Raumbildung durch Belag und Pflanzen schafft eine neue Vielfalt an Erlebnisräumen.
  4. Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft: Die Straße als multifunktionaler Interaktionsraum des Quartiers im Kontext der Geschichte. Klare Fokuspunkte; neue und bestehende Attraktoren werden in Beziehung gesetzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt zeigt eindrücklich, wie es mit den vergleichsweise einfachen Mitteln eines Verkehrsversuches gelingen kann, geplante Veränderungen erlebbar und damit für die Nutzenden und Anwohnenden auch begreifbar zu machen. Das Projekt ist eingebunden in den Rahmenplan mit Mobilitätskonzept für die Innenstadt und damit Baustein eines veränderten Mobilitätsverständnisses. Durch einen innovativen, breit angelegten, Beteiligungsansatz und den temporären Umbau als Verkehrsversuch konnte die Wirksamkeit der Maßnahme nachgewiesen werden. Der neugewonnene Raum wird bereits intensiv genutzt. „Durch die Umsetzung des Verkehrsversuchs in einer ansprechenden, die Vision weitestgehend realistisch abbildenden Gestaltung und die unterschiedlichen Beteiligungsformate wie auch die aktive Einbindung der Anwohnenden durch eigene Partizipationsformate ist es gelungen, in kurzer Zeit einen neuen lebendigen Ort zu schaffen. Dieses Vorgehen empfiehlt sich als Blaupause für vergleichbare Projekte.“, so Katalin Saary, Vorsitzende der Jury.