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zweiphasiges kooperatives Werkstattverfahren als parallele Mehrfachbeauftragung | 07/2023

Neugliederung und Neubebauung Karstadt-Areal K231 in Berlin

2. Preis

Preisgeld: 30.000 EUR

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Wirtz International Landscape Architects

Landschaftsarchitektur

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Werner Sobek AG

Nachhaltigkeitskonzept, Energieplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Schließung der Blockkanten und zwei deutlich nach innen gestellten Hochhäusern bildet der Entwurf eine klare städtebauliche Antwort. In der Frage von „Turm und Block“ findet sich eine typologische Konzeption mit einem deutlichen Alleinstellungsmerkmal, die es schafft, die Kontinuität der Straßenfassade des Ku'damm zu halten und gleichzeitig zwei sichtbare Hochpunkte in der Silhouette zu stiften. Das Anschmiegen an die Bestandsbebauung im Osten und Westen durch die außen stehende Bebauung wirkt schlüssig und selbstverständlich und steht in einem Spannungsverhältnis zur fast mathematisch präzisen Setzung der Hochhäuser. Das niedrigere Hochhaus hinter dem Agrippinahaus wird als zu hoch und zu massiv gewertet. Sowohl im Hinblick auf die Einschränkungen der Nutzbarkeit der Flächen im Agrippinahaus, wie auch im Hinblick auf die Qualitäten in dem entstehenden Zwischenraum, scheint die Höhe der Türme und der Freiraum um ihren Fußpunkt im Missverhältnis zu stehen. Durch mangelnde Einhaltung der Abstandsflächen insbesondere zwischen den Hochhäusern ist der Entwurf planungsrechtlich in der Form nicht umsetzbar. Die zwei Fugen als Ein- und Ausgänge in das Blockinnere vom Ku'damm aus sind präzise gesetzt. Sie stellen das Hochhaus frei, die Qualität der entstehenden Freiräume wird jedoch kritisch diskutiert. Auch wenn die Durchwegbarkeit in und aus allen Richtungen gut organisiert ist, wirkt der Übergang aus dem urbanen Boulevard in die inneren öffentlichen Räume in der Summe nicht gelungen. Der Innenhof als Pocket Park zwischen den beiden Hochhäusern ist als innerer Gravitationspunkt nicht erkennbar, die Aufenthaltsqualität wird wegen der geringen Fläche und der fallenden Winde angezweifelt.
In der Summe entstehen sehr viele transitorische Räume mit wenig Aufenthaltsqualitäten, auch das Freiraumkonzept wird in der Realisierbarkeit im Hinblick auf Begrünung kritisch gesehen. Die Anordnung der Nutzungen ist nachvollziehbar. Auffallend ist die flächendeckende Verortung des Warenhauses im 1. UG, dies wird als strategische, typologische Antwort verstanden und mit den entstehenden Vor- und Nachteilen interpretiert. Die Verortung im UG ermöglicht andere Nutzungen auf EG-Ebene, die geplante Höhe von 6 m auf einer sehr großen zusammenhängenden Fläche bietet ein qualitätsvolles und funktionales Raumerlebnis, das jedoch für die Drittverwendungsfähigkeit nur bedingt gut geeignet ist. Die dargestellte Stützenfreiheit des UG wird voraussichtlich in der Realisierung an physische Grenzen stoßen. Die großen Flächen im EG werden insbesondere im hinteren Bereich als Herausforderung für die Kuratierung und Bespielung kritisch gesehen.
Die Anlieferung über die Rankestraße wirkt unterdimensioniert und an der Position fragwürdig im Hinblick auf die negativen Auswirkungen für den öffentlichen Raum. Der Entwurf besticht durch Präzision der Setzungen der einzelnen, klar ablesbaren Gebäude. Insbesondere die nach innen versetzte Position der Hochhäuser liefert einen validen Beitrag zur Diskussion des Umgangs mit dem Ku'damm. Die Qualität der entstehenden öffentlichen Räume bleibt leider hinter dieser Konzeptstärke zurück, der Entwurf kann im Gesamten nicht vollends überzeugen.