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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Neubau Bürger- und Vereinshaus in Hunderdorf

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

Auernhammer Wohlrab Architektur

Architektur

mk.landschaft

Landschaftsarchitektur

str.ucture GmbH

Tragwerksplanung

Michael Hermann

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

360° Bürger- und Vereinshaus

Mit unserem Entwurf für das Bürger- und Vereinshaus in Hunderdorf möchten wir ein einprägsames und unkompliziertes Gebäude schaffen. Alle Grundstücksseiten sollen ausnahmslos gleichwertig genutzt werden können. Unser Konzept sieht vor, dass alle Außenräume - unabhängig von den einzelnen Nutzungsgruppen, Jahreszeiten und Tageszeiten - so flexibel wie möglich zum Gebrauch einladen.

Durch die leicht gedrehte Ausrichtung des Satteldachgebäudes im Grundstück entstehen Orte mit ganz eigener Atmosphäre: die ortszugewandte „Dorfplatzseite“ mit Blick auf die Pfarrkirche St. Nikolaus und die „Grünseite“, die den Feldern und dem Donau-Regen-Radweg zugewandt ist und einen freien Blick auf das Kloster Windberg freigibt. Wichtig ist uns, dass beide Orte jedoch fließend ineinander übergehen und ein Umherwandeln um das Gebäude möglich ist. Jede kleine Teilfläche auf dem Grundstück soll eine hohe Aufenthaltsqualität haben, um von den Bürger*innen von Hunderdorf entsprechend angenommen und wertgeschätzt zu werden.

Nutzungsbereiche
Der Saal und das vorgelagerte Foyer befinden sich direkt am Dorfplatz, der bei Veranstaltungen mitgenutzt werden kann. Bei abendlicher Nutzung ist der Platz westbesonnt; ein ausladender Dachvorsprung und große Baumkronen bieten bei Bedarf auch schattige Plätze. Flexibel nutzbare Tische und Bänke unter der Baumgruppe können sowohl durch das Catering bei Veranstaltungen als auch vom Kiosk im Normalbetrieb bewirtet werden. Gemeinsame Parkplätze für das Bürger- und Vereinshaus und die KiTa St. Nikolaus säumen den Dorfplatz. Diese gemeinsame Zuordnung ermöglicht, dass der Dorfplatz ganztägig belebt ist: in den Morgenstunden vorwiegend durch Familien mit Kindern, gegen Nachmittag / Abend durch Vereine, Jugendliche und Veranstaltungen.

Der Kiosk befindet sich gut sichtbar an der Kreuzung von Donau-Regen-Radweg und Hauptstraße. Dem Kiosk ist eine überdeckte Freifläche und ein kleiner Biergarten vorgelagert, zusätzlich besitzt er ein Bewirtungsfenster ins Foyer. Auf der süd-östlichen Rasenfläche sind Holzliegen und Sitzbänke unter Bäumen angeordnet, die von allen genutzt werden können, im Süden kann an einem Grillplatz gegrillt werden. Von dort aus kann auch der Nebenzugang für Jugendliche und Vereine erschlossen werden.

Je nach Jahres- und Tageszeit können um das Gebäude herum die besten Plätze frei gewählt werden, in der Sonne oder im Schatten. Unser Ziel ist, für die Bürger*innen von Hunderdorf mit dem neuen Gebäude einen Ort zu schaffen, der „ihnen gehört“, den sie nach Belieben nutzen können und der auch Radler*innen des Donau-Regen-Radwegs oder sonstige Gäste willkommen heißt.

Gebäudestruktur und Fassade

Das einfache Satteldachgebäude ist in seinem Inneren übersichtlich strukturiert, die Konstruktion des Holzbaus zeichnet sich mit ihrer klaren Rasterung deutlich ab. Der First der hölzernen Dachtragwerks zentriert den Veranstaltungs- Bühnen- und Proberaum und das Foyer. Ein Sanitärblock kann sowohl vom Foyer als auch vom Vorbereich des Kiosks aus erreicht werden. Vereins- und Jugendräume sind dem Veranstaltungsraum seitlich angelagert. Die Vereins- und Jugendräume können unabhängig vom restlichen Gebäude genutzt werden.

Die Fassade macht die innere Nutzung unmittelbar erkennbar. Öffnungen mit Rundbögen weisen auf besondere Bereiche hin: den Haupteingang, den Probenraum und den Bühnenraum, Letztere können mit Vorhängen bei Bedarf verdunkelt werden und sind außenseitig mit Holzlatten aus lasierter Weißtanne offen verkleidet. Auch die geschlossenen Außenwände sind mit Weißtanne verkleidet, so dass sich die Öffnungen für Probenraum und Bühne nur schemenhaft abzeichnen. Dachvorsprünge sind an jeder Gebäudeseite vorgesehen. Entlang der Dorfplatz-Seite und im Bereich des Kiosks sind die Vorsprünge im Holzdach ausgeprägter ausgebildet, um einen witterungsgeschützten Unterstand zu bieten. Als Dachdeckung sind rotbraune Ziegel vorgesehen, um die gestalterische Verbundenheit des Neubaus zur Umgebungsbebauung im Ort zu stärken. Auf dem niedrigeren Gebäudeteil sind PV-Elemente vorgesehen.

Konstruktion

Das Bürger- und Vereinsheim in Hunderdorf ist ein reiner, materialeffizienter Holzbau. Hierbei wird das Prinzip des Einfachen Bauens verfolgt, die Konstruktion ist sichtbar und in einem sinnvollen Raster gewählt. Es wird sowohl auf einen hohen Grad der Vorfertigung, und damit auf eine kurze Bauzeit, als auch auf CO2-neutrale Materialien geachtet. Vor Ort entsteht nur die Bodenplatte, die Holzelemente kommen als Halbfertigteil oder Fertigteil auf die Baustelle. Das Konzept sieht so wenig Beton wie nötig und so viel Holzbau wie möglich vor. Bei der Bodenplatte, die aus bauphysikalischen Gründen und der Dauerhaftigkeit in Beton erstellt werden muss, wird mit einem hohen Anteil an RC-Zuschlag gearbeitet.

Charakteristisch für den Entwurf des Bürgerhauses sind die Fachwerkträger mit einer Spannweite von 15 m. Die Konstruktion besteht aus verschränkten, durchlaufenden Konstruktionsvollhölzern, die in den Schnittpunkten miteinander verbunden werden. Hierdurch entsteht die Satteldachform nach außen und eine Tonnenform im Innenraum. Die Konstruktionsweise führt zu schlanken Holzquerschnitten, da im Holzbau die Verbindungen die Abmessungen bestimmen und hier deutlich weniger Unterbrechungen der Haupttragglieder vorhanden sind, als dies bei einem konventionellen Fachwerkträger der Fall wäre. Die Außen- und Innenwände werden in Holzrahmenbauweise erstellt, welche auch die Aussteifung gegen Horizontallasten übernimmt. Die Außenwände können dadurch kerngedämmt werden. Auch im Holzbau gilt es mit so wenig Material wie möglich zu bauen, daher kommen keine massiven Brettsperrholzplatten zum Einsatz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch die Schrägstellung des Baukörpers ergibt sich eine Aufweitung des Platzes zwischen Bürger-haus und KiTa zur Straße hin. Dadurch entsteht eine ansprechende Platzsituation sowohl vor dem Haupteingang als auch seitlich des Bürgersaales, der damit bei Veranstaltungen nach außen erweitert werden kann.

Die Lage des Kiosks ist optimal zum Radweg ausgerichtet. Auch der Außenraum vor dem Kiosk ist sehr ansprechend und einladend und vom PKW-Verkehr freigehalten. Auch die Räume Jugend und Vereine erhalten einen funktionalen und ansprechenden Freiraum. Für die „Anlieferung“ der KiTa sind die vorderen Parkplätze ausreichend. Es entsteht während der Betriebszeit Kita kein Fahrverkehr vor dem Zugang. Die südwestlich gelegenen Parkplätze können vom Personal bzw. bei Veranstaltungen im Bürgersaal genutzt werden.

Mit der Anordnung des kompakten Baukörpers im nordöstlichen Grundstücksbereich entsteht ein gut proportionierter Freiraum zwischen Kinderhaus und Bürgerhaus der sehr selbstverständlich die Erschließung und Anordnung der Stellplätze erlaubt und zugleich eine multifunktionale Nutzung der Fläche gewährleistet. Eine Nutzung des Platzes aus dem hierhin orientierten Saal heraus ist damit sehr gut möglich. Der Vorschlag lässt auch im südlichen und nordöstlichen Bereich ausreichend große Freibereiche entstehen, die verschiedene, mit dem Gebäude korrespondierende, Nutzungen und auch eine Regenwasserretention erlauben und die schlüssig als Grünräume für einen harmonischen Übergang in den angrenzenden Landschaftsraum formuliert sind. Die zweihüftige Stellplatzanlage im Süden schafft mit ihrer Anordnung und Organisation eine Engstelle für die Erschließung der Stellplätze und kann noch nicht überzeugen.

Es entsteht eine landschaftstypische bzw. landschaftsverträgliche Bauweise in Anlehnung an eine niederbayerische Stadelarchitektur mit einem langgesteckten Baukörper in Holzkonstruktion mit Holz-Verkleidung und Satteldach. Großflächige Fensteröffnungen des Saales und der sonstigen Aufenthaltsräume gewährleisten eine gute Belichtung. Durch die geringe Gebäudehöhe des abgeschleppten ostseitigen Anbaus (2,50m) entsteht ein etwas gedrungen wirkender Baukörper.

Die Saalgröße entspricht nicht dem Raumprogramm, allerdings ist das Raumprogramm ansonsten trotz der Kompaktheit erfüllt. Durch die ebenerdige Bauweise mit separatem Zugang für Vereinsräume und Jugendraum entsteht ein funktionelles Gebäude, das zudem barrierefrei ist. Es gibt Öffnungsmöglichkeit des Saales zur Freifläche hin, was eine Erweiterung nach außen ermöglicht. Vom Probenraum zur Straße wird eine große Fensteröffnung vorgeschlagen, die analog dazu auch hinter der Bühne Richtung Süden vorgesehen ist. Der Kiosk ist richtig angeordnet und ist sowohl von der Straße als auch vom Radweg aus gut einsehbar. Durch die seitliche Anordnung der Nebenräume, wie Catering oder Stuhllager entstehen niedrige Raumhöhen, obwohl die Dachkonstruktion durchläuft. Die gesetzlichen Vorhaben sind als erfüllt bzw. als erfüllbar anzusehen.

Durch die erdgeschossige Anordnung der Nutzräume ist kein Aufzug und auch kein zweites Treppenhaus notwendig. Die kompakte, flächensparende Bauweise und die einfache Holzkonstruktion mit Ziegeldeckung lässt eine mittlere bis hohe Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit erwarten. Es sind großflächige PV-Anlagen möglich. Die großen Dachüberstände dienen dem konstruktiven Holzschutz der Fassaden.
Grundriss 1:200

Grundriss 1:200