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Konzeptvergabeverfahren | 07/2023

Quartier 2020 - Rattenäcker in Gottmadingen

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 12.160 EUR

herrmann+bosch architekten

Architektur

bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

Gapp Objektbau GmbH & Co. KG

Projektentwicklung

Erläuterungstext

Leitidee
Durch den Umzug der Realschule in einen nahegelegenen Neubau, ist das Quartier für eine Wohnungsnutzung freigegeben. Die beiden miteinander verbundenen Schulgebäude sind abgängig und sollen auf dem Baufeld eine Neuordnung ermöglichen. Allgegenwärtiger Einflussfaktor in allen unseren Überlegungen ist die Nachhaltigkeit. Die Wertschätzung von Land, Material und Mensch ist unser oberstes Ziel. Daraus abgeleitet, setzen wir uns bei jeder Bauaufgabe intensiv wie auch kritisch mit Bestandssituationen und Anforderungen auseinander. Nach einer detaillierten Untersuchung der Bestandsbauten, kommen wir zu dem Schluss, die robuste, sich in gutem Zustand befindliche Substanz der Schulhäuser zu erhalten. Die identitätsstiftenden Baukörper werden durch Eingriffe in Form einer Sanierung, Neustrukturierung und teilweisen Aufstockung an die sich veränderte Nutzungsanforderung angepasst. Rund um die Bestandshäuser wird ein neues, vielseitiges Quartier entwickelt. Dank einer Quartiersgarage kann auf Tiefgaragen, und somit den emissionsintensiven Baustoff Beton, verzichtet werden. Auf sozialer Ebene entsteht ein Lebensraum für alle Menschen – im Fokus steht die nachbarschaftliche Gemeinschaft. Die Architektur ermöglicht durch deren Tragstruktur und Raumkonfiguration eine flexible Anpassung des Lebensraums. Die Gebäude geben den Nutzer*innen Flexibilität und passen sich auf ändernde Anforderungen und Lebensbedingungen an. Durch den sichtbaren und sparsamen Einsatz nachhaltiger, regionaler und recyclingfähiger Baustoffe wird das emissionsfreie Bauen gefördert. Ergänzend ist durch passive wie aktive Maßnahmen zur Energieeinsparung und - Erzeugung lesbarer und lebbarer Klimaschutz betrieben. Wertvolle Ressourcen werden in größtmöglichem Umfang geschützt, die Gestaltung der Gebäude wie auch Freianlagen ist an die sich ständig verändernden klimatischen Bedingungen angepasst. Letztlich wird ein ganzheitlich nachhaltiges Wohnquartier vorgeschlagen, welches einen emissionsfreien Lebenszyklus ermöglicht und den zukünftigen Bewohner*innen und Nachbarn einen dauerhaften, gesunden und schönen Lebensraum bietet.

Städtebau
Die ehemalige Realschule und ehemalige Hauptschule werden erhalten. Der Verbindungsbau wird rückgebaut, sodass zwei separate Baukörper im Zentrum des neuen Quartiers stehen. Entlang der Filder-, Hard- und Nelkenstraße wird der Straßenraum durch die dreigeschossigen, traufständigen Satteldachgebäude gefasst. Immer zwei der sechs einzelnstehenden Zeilen, welche durch einen Laubengang miteinander verbunden sind, bilden einen lockeren, durchlässigen Blockrand zwischen Straßenraum und neuem Quartier. Durch eine Aufstockung der ehemaligen Realschule wird die Effizienz des Gebäudes deutlich gesteigert. Durch das Aufsetzen zweier langer Satteldächer auf den beiden langen Schenkeln des rechteckigen Bestandsgebäudes findet eine subtile Anpassung des Gebäudes an die Maßstäblichkeit und die Dachlandschaft der Umgebung statt. Das ehemalige Hauptschulgebäude wird zum Ankerhaus. Durch den Rücksprung dieses Gebäudes von der Hardstraße, wird ein Nachbarschaftsplatz vorgelagert. Dieser verknüpft das neue Quartier mit den umliegenden Freiräumen und Bebauungen. Von diesem sehr öffentlichen Auftakt gelangt man auf den etwas introvertierteren Quartierspark. Die Laubengänge der Neubauten liegen immer zum Quartiersinneren hin, wodurch eine ständige Interaktion aller Nutzer*innen ermöglicht wird. Im Straßenraum entlang aller drei Grundstücksgrenzen sind oberirdische Stellplätze unterhalb Bestandsbäumen und Neupflanzungen angeordnet. (Die Senkrechtparker stehen für Bewohner*innen und Besucher*innen der gesamten Nachbarschaft zur Verfügung.) Der Mobility Hub an der Nord-West-Ecke zur Filderstraße hin stellt alle für das Quartier notwendige Stellplätze zur Verfügung. So kann auf emissionsintensive und nur sehr schlecht nachnutzbare Tiefgaragen verzichtet werden. Geschützte Fahrradstellplätze werden dezentral an verschiedensten Stellen im Quartier angeboten, sodass diese auf kurzem Wege erreichbar sind. Die offene Bebauungsstruktur ermöglicht verschiedenste Durchblicke, die Durchwegung wie auch die Frischluftversorgung der bestehenden Nachbarschaft und des neuen Quartiers. Der Erhalt der Bestandsbäume wie die Pflanzung weiterer Gehölze trägt positiv zum Mikroklima im Quartier bei. Aufgrund der Geschossigkeit, der Lage und der Erschließungssysteme der Gebäude ist das einfache Anleitern der Feuerwehr bestens möglich. Alle Fassaden können von den öffentlichen Wegen aus erreicht werden.

Eine Aufteilung des Projekts ist in folgende Bauabschnitte denkbar:
  • Bauabschnitt 1: Umnutzung und Aufstockung der ehemaligen Realschule.
  • Bauabschnitt 2: Realisierung der Quartiersgarage und Neubauten im Realisierungsteil, Sanierung der ehemaligen Hauptschule.
  • Bauabschnitt 3: Rückbau der Veranstaltungshalle und Realisierung des Ideenteils.

Wohnen im Quartier
In Quartiersmitte entsteht ein Ensemble in Holzbauweise, welches die Materialität nicht nur durch die Konstruktion, sondern auch durch die Fassade an die Öffentlichkeit trägt. Die Neubauten rund um das Quartier werden alle über einen effizienten, außenliegenden, halb-öffentlichen Laubengang erschlossen. Hierbei werden jeweils zwei Gebäude miteinander verbunden, was einen weiteren positiven Beitrag zur Effizienz im Sinnen von Flächen- und Materialbedarf darstellt. In identischer Bauweise werden auf den anderen Gebäudeseiten Balkone den Häusern vorgestellt. Diese sind nicht nur privater Außenraum einer jeden Wohneinheit, sie schützen gleichzeitig die Fassade und tragen wesentlich zum Sonnen-/Wärmeschutz bei hochstehender Sommersonne bei. Außerdem verfügen die privaten Balkone über gläserne Schiebeelemente, welche den Balkon zum Jahreszeitenzimmer machen. Im Winter können die Glasscheiben verschlossen werden, sodass ein durch die Sonne leicht gewärmter Filterraum zwischen der warmen Wohnung und der kalten Umgebung entsteht.

In Haus 1 befindet sich die Tagespflege für Senioren und getrennt davon für Kinder. Ein Kleinbus kann direkt am Haus parken, sodass die Senioren*innen sicher und trockenen Hauptes ins Gebäude gelangen. Rund um den Nebenraum-Kern werden verschiedenste Aufenthaltsbereiche angeboten. Eine offene Wohnküche lädt zum gemeinschaftlichen Kochen ein. Alle Gemeinschaftsräume können nach Bedarf zusammengeschaltet oder separiert werden. Der durch Pflanzungen eingefasste, zusammenhängende Garten stellt einen geschützten Außenbereich dar und lädt zum Gärtnern, Spazierengehen und Beobachten ein.

Haus 2 beherbergt ein Café/eine Bäckerei, mit großzügiger Verglasung und Kurzparkern am Gebäude. Unterhalb der Laubengang-/Balkonkonstruktion kann im trockenen bzw. sonnen-geschützen Bereich gegessen werden. Im Ankerhaus, der ehemaligen Hauptschule, befindet sich im Erdgeschoss der multifunktional nutzbare Quartiersraum samt Außenbereich für Quartiersfeste etc.! Die daran direkt anschließende Kita kann den Quartiersraum nach Bedarf mitnutzen. Vom zentralen Eingang mit Foyer wird die Verwaltung auf kurzem Wege erreicht.

In Haus 3 sind im Erdgeschoss die öffentlichen Funktionen Co-Working und Radwerkstatt angeordnet. Die beiden Nutzungen öffnen sich zum Bewohner- und Nachbarschaftsplatz. Im süd-östlichen Flügel der ehemaligen Realschule wird im Erdgeschoss die Senioren-Cluster-Wohnung beherbergt. Über die vorhandene Bewohner-Stichstraße von Norden kann der Innenhof und Zugang direkt erreicht werden. Durch die Aufweitungen und Verjüngungen des Raums entstehen abwechslungsreiche Aufenthalts- und Bewegungsbereiche. Ein geschützter Garten wird dem gesamten Bereich vorgelagert. Dank der hochflexiblen Grundrisse und der Barrierefreiheit aller Wohnungen werden die verschiedensten Nutzeranforderungen mit Raumkonfigurationen von 1- bis 5-Zimmern erfüllt, was wiederum eine große soziale Durchmischung fördert und ein lebendiges Quartier ermöglicht. Durch die integrierte, funktionale und konstruktive Flexibilität sind die Wohneinheiten für verschiedenste Nutzer*innen interessant, von der Studierenden-WG, über Alleinerziehende oder größere Familien bis hin zu Ruheständlern und Senioren! Durch Schiebetüren, Möbel und Faltwände können die Raumbegrenzungen in den Neubauten kurzfristig verändert werden. Die nutzungsneutralen Räume ermöglichen verschiedenste Nutzungen ohne Umbauaufwand, einziges Fixum sind die zentral liegenden Sanitärräume. Hier ist die haustechnische Erschließung zentral gebündelt. Nicht mehr benötigte Schalträume können zu benachbarten Einheiten zugeschlagen werden.

Zwei im Quartier platziere Abstellhäuser beinhalten die verschiedenen Abfallbehältnisse des Quartiers. Durch die zentrale und aber gleichzeitig straßennahe Lage können diese Gebäude von Nutzer*innen und der örtlichen Müllabfuhr bestmöglich angedient werden. Der Dachraum der Gebäude wird teilweise für die Abstellräume der Wohneinheiten genutzt. Auf dem Dach der ehemaligen Realschule werden außerdem multifunktional nutzbare Dachterrassen ausgebildet. Neben Grünflächen und Pflanzbeeten werden auch überdachte, geschützte Bereiche angeboten. Auch die Quartiersgarage wird in Holzbauweise realisiert. Ein umlaufender Erschließungsgang schützt die Konstruktion vor Witterungseinflüssen. In der ersten Nutzungsphase, in der der Ideenteil noch nicht realisiert ist, kann das oberste Geschoss gemeinschaftlich für Sport- und Freizeitaktivitäten genutzt werden. Sollte die Nachfrage nach Stellplätzen in Zukunft sinken, so erlaubt die Struktur des Parkhauses eine Umnutzung in Wohnungen. Eine derartige Umnutzung von CO2-intensiven Tiefgaragen ist undenkbar. Die Fassade wird in Teilen begrünt bzw. mit einer PV-Anlage und einer Lamellenstruktur verkleidet.

Freiraum
Das Freiraumkonzept basiert auf der Haltung eines eigenständigen Ortes, der mit seiner Gestaltungssprache Räume ausbildet, identitätsstiftende Orte schafft und Angebote für alle Bewohner, Kinder, Senioren, Familien und umliegenden Anwohner bietet. Durch die städtebauliche Setzung und die Kubatur der Gebäude entsteht eine starke Verzahnung mit den Freianlagen. Durch die Gestaltung der Außenanlagen entsteht eine Einheit von innen und außen, von Gebäude und Freianlagen. Hierbei bildet der Vorplatz das Entree zum Quartier, das an die vorhandene Nachbarschaft anknüpft und einen gemeinsamen Treffpunkt schafft. Zentral gelegen entsteht der Quartierspark. Ein Begegnungsraum der multifunktional bespielt werden kann und an dem der Nachbarschaftsplatz angrenzt. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen und zur Kommunikation ein und schaffen Aufenthaltsqualität. Die Belagsmaterialien im Quartier sollen möglichst nachhaltig in Pflasterbauweise aus gebrauchten, regionalen Natursteinpflaster ausgeführt werden. Die Freiflächen werden grundsätzlich nach dem Schwammstadt-Prinzip gestaltet und entwickelt. Mehrfachnutzung von Räumen steht hierbei ebenso im Fokus wie das ausgewogene Miteinander von Mensch und Natur. So soll alles anfallende Oberflächenwasser auf dem Grundstück zurückgehalten und versickert werden. Retentionsflächen und Zisternen sammeln das Oberflächenwasser und führen es an geeigneten Stellen wieder in den Kreislauf ein bzw. machen es an den Oberflächen zur Bewässerung wieder verfügbar. Der Baumbestand wird zum größten Teil erhalten und durch Neupflanzung von Bäumen ergänzt, so wird im Sommer für Schatten und für eine Verbesserung des Mikroklimas gesorgt. Hier sollen Arten und Sorten angepflanzt werden, die einerseits an das sich wandelnde Klima angepasst sind und sich andererseits auch für Wohnbebauungen eignen. Dabei funktionieren diese Flächen auch als Klimaraum mit Kaltluftentstehung und Verdunstungskühlung. Barrierefreiheit sowie behindertengerechte Wege und Zugänge sollen allen zukünftigen Nutzern möglichst hohen Bewegungskomfort bieten und alle Gruppen unserer Gesellschaft ansprechen und einbinden.

Material, Konstruktion, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Beton wird nur zu einem sehr geringen Anteil verbaut, sodass Emissionen und Ressourcen gespart werden. Außerdem wird der Versiegelungsgrad in den Außenanlagen durch ein nicht-unterkellern des Quartiers (keine Tiefgarage) so gering wie möglich gehalten. Nur wenige, ausgewählte Flächen werden mit Pflasterbelägen belegt, die meisten Flächen werden wasserdurchlässig ausgeführt. Die beiden Schulhäuser werden aufgrund ihrer Qualität und Struktur erhalten, saniert, aufgestockt und umgenutzt. So kann auf den Rückbau verzichtet und die Nutzungsdauer der Gebäude deutlich verlängert werden. Das Realschulgebäude wird entkernt. Eine neue, elementierte, großformatige Holzfassade wird als neues Kleid des Hauses angebracht. Sämtliche neuen Innenwände, wie auch die Aufstockung und die geneigten Dächer werden in Holzbauweise realisiert. Dem Haus wird nach außen wie nach innen im Innenhof einen Balkon- /Laubengangkonstruktion in Holz vorgestellt. Neben regionalem Vollholz aus nachhaltiger Forstwirtschaft werden alle weiteren verwendeten Materialen genau unter die Lupe genommen. Bisher noch selten genutzte Materialien wie Strohballen als Dämmstoff wurden detailliert erforscht. Lehm, welcher im Rahmen des geringfügigen Aushubs entsteht, wird direkt vor Ort verwendet. Käferholz kann in der Fassade verbaut werden und auch in den Außenanlagen kommen wiederverwendete Natursteine zum Einsatz. Ein höchstmöglicher Vorfertigungsgrad ermöglicht eine kurze und ressourcensparende Bauzeit. Durch ein effizientes Logistikkonzept werden Emissionen im Transport reduziert. Der nahezu gänzliche Verzicht auf Beton und Holz-Beton-Verbunddecken wirkt sich positiv auf die CO2-Bilanz aus. Fundamente werden weitestgehend als Fertigteile aus Recyclingbeton hergestellt. Sämtliche standardisierten/üblichen Bauteilaufbauten wurden kritisch untersucht und optimiert. Die Reduzierung von Schichten und der Verzicht von emissionsintensiven Materialien kann durch die von uns erforschten Aufbauten realisiert werden. Im stetigen Diskurs in unserem Expertenteam, bestehend aus den Fachdisziplinen Bauphysik, Brandschutz, Tragwerk, Energiesysteme und Bilanzierung konnten wir alternative Bauteilaufbauten entwickeln, die ständig auf die verschiedensten Anforderungen, wie Emissionsfreiheit, Rückbaubarkeit, Vorfertigung etc. und auch deren Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit überprüft wurden. Die Gebäude werden im Effizienzhaus 40 NH Standard angeboten. Mit öffenbaren Fenstern wird eine natürliche Fensterlüftung garantiert. Sanitärräume verfügen über dezentrale mechanische Lüftungen. Als Sonnenschutz werden neben der vorgestellten Laubengang-/Balkonkonstruktion ein außenliegender textiler Sonnenschutz zur Verschattung genutzt. Zur Wärmeerzeugung und zur Kühlung werden Wärmepumpen in Verbindung mit Geothermie vorgeschlagen. Die dem Erdreich im Winter entzogene Wärme wird im Sommer wieder rückgeführt. Die Wärmeübertragung findet über Aufputz-installierte Heizkörper an den zentral liegenden Sanitärkernen statt. So ist eine Rückbaubarkeit ohne weiteres möglich. Die geneigten Dachflächen mit PVT-Anlagen versorgen das Quartier mit Elektrizität und Wärme zur Eigenversorgung. Außerdem hilft die Begrünung in Außenanlagen, an Fassaden und auf Dachflächen gegen Feinstaub, Stickoxide, Hitze und Kälte und verbessert sowohl das Stadt- als auch das Raumklima, mindert Überhitzung und Smog, produziert Sauerstoff und trägt zur Erhaltung und Erhöhung der Artenvielfalt im Quartier als Lebensraum für Fauna und Flora bei.

Fazit
Für das Quartier 2020 - Rattenäcker wird ein ganzheitlich nachhaltiges Konzept vorgeschlagen. Mit Hilfe eines starken Leitthemas und dem Erhalt bzw. der Umnutzung der identitätsstiftenden Schulgebäude manifestiert sich ein ganzheitlicher Entwurf. Die städtebauliche Grundkonfiguration, die Gestaltung des Freiraums, die Wahl der Konstruktionsweise und Materialitäten sowie die vorgeschlagene Flexibilität der Strukturen fügen sich ganz selbstverständlich zu einem Ganzen. Zukunftsfähiges, gemeinschaftliches Wohnen, umgeben von natürlichen nachwachsenden Rohstoffen und einem allumfassenden Nachhaltigkeitskonzept bieten den zukünftigen Bewohner*innen der Neubauten wie auch der gesamten Nachbarschaft einen unschätzbaren Mehrwert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich dadurch aus, dass die Baukörper der Hauptschule sowie der Realschule erhalten werden. Der entsprechende Entwurfsansatz stellt in seiner konsequenten Behandlung der Thematik „Graue Energie“ einen wertvollen Beitrag im Verfahren dar. Durch die Anordnung der flankierenden Neubauten entsteht ein Bewohnerplatz, der verknüpft ist mit dem Nachbarschaftsplatz, welcher wiederum als Eingangssituation ins Quartier fungiert. Die Anordnung der Neubauten, welche streng dem Straßenverlauf folgen, wird jedoch aus städtebaulicher Sichtweise kritisch gesehen.

Die Erschließung der Wohnungen erfolgt ausschließlich über vollständig umlaufende Laubengänge. Diese werden im Modell nicht dargestellt, wodurch der Entwurf eine höhere Großzügigkeit vermuten lässt, als diese tatsächlich vorhanden ist. Insbesondere im Innenhof der ehemaligen Realschule, erscheint dies problematisch.

Durch das stringente Festhalten an den Außenkubaturen der Bestandsbauten, gelangen die Nutzungen der Kita sowie der anbietergeschützten Wohngemeinschaften räumlich an ihre Grenzen und lassen eine mögliche Erweiterung der Kita bzw. eine gewünschte Flexibilität der Wohngemeinschaften problematisch erscheinen.

Die ergänzenden Neubauten erfolgen in gleichbleibender Typologie und lassen die gewünscht Vielfalt vermissen. Die Architektursprache in ihrer Außenanmutung sowie die Wohnungsgrundrisse im Inneren lassen jedoch eine hohe Qualität vermuten.

Die Parkierungssituation wird über eine Quartiersgarage gelöst, die ja nach Anforderung erweitert und zurückgebaut werden kann. Dieser gut durchdachte Ansatz wirkt konzeptionell sauber erarbeitet und wird seitens des Auswahlgremiums stark gewürdigt.

Das Freiraumkonzept strahlt eine entspannte Offenheit aus und gibt im Weiteren ausreichend Spielraum für eine qualitätsvolle Entwicklung. Alle Freiräume sind nicht unterbaut und bieten somit Potential zum Aufbau einer langfristigen Vegetationsstruktur mit ausreichend Wurzelraum für die vorgeschlagenen Baumstandorte. Zugleich können die Grünflächen zur Retention des anfallenden Niederschlagswassers genutzt werden. Im Falle von Starkregenereignissen sollten jedoch entsprechende Fläche ausgewiesen werden.

Die frei eingelegten grünen Inseln im Bewohnerplatz gliedern diesen in angemessener Weise und lassen eine hohe Aufenthaltsqualität erwarten. Solitärbäume und Baumgruppen schaffen ein Grünes Volumen mit ausreichend Schatten auf dem Platz. Der Verzicht der VerfasserInnen auf einen Aufteilungsvorschlag des Areals in zwei Gebietsteile, stößt im Auswahlgremium auf Unverständnis.

Der ökologische Ansatz mit Bedacht auf Nachhaltigkeit und Ressourcenverwertung sowie die vorgeschlagene Holzbauweise der Neubauten, wird positiv gesehen. Das Weitgehen des Nachhaltigkeitskonzeptes mit dem hohen Grad wiederverwendeter Bausubstanz (Grund- und Realschule) und der konsequente Verzicht auf Tiefgeschosse wird hervorgehoben, ebenso die Verwendung von CO2-bindenden Baustoffen wie Holz und natürlichen Dämmstoffen. Wärmversorgung mit Geothermie ist vorgeschlagen, sollte aber noch insbesondere im Zusammenhang mit der geplanten Nahwärme geprüft werden. Ein insgesamt ausgezeichneter und konsequenter Beitrag zum Erreichen eines nachhaltigen Quartiers.
Perspektive

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Lageplan

Lageplan

Lageplan

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Modellfoto

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