modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Konzeptvergabeverfahren | 07/2023

Quartier 2020 - Rattenäcker in Gottmadingen

Luftperspektive

Luftperspektive

Teilnahme

Preisgeld: 4.865 EUR

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Planstatt Senner

Landschaftsarchitektur

Städtebaumanufaktur

Stadtplanung / Städtebau

BPD Immobilienentwicklung GmbH

Projektentwicklung

Erläuterungstext

Leitidee: 1 Stück Dorf
Übergeordnetes Ziel des städtebaulichen Konzeptes von „1 Stück Dorf“ ist die Schaffung einer identitätsstiftenden Architektur und eines Gesamtensembles als repräsentatives Quartier für die Gemeinde Gottmadingen.

Durch zwei Plätze, welche unterschiedliche räumliche Qualitäten aufweisen wird nicht nur das neue Quartier geprägt, sondern auch die gesamte Nachbarschaft aufgewertet. Der Quartiersplatz, an welchen die öffentliche Nutzung angegliedert ist, wird von einer belebten Atmosphäre geprägt und steht repräsentativ für ein gemeinschaftliches Zusammenleben. Der Quartiersraum öffnet sich in Richtung des Platzes und kann von diversen Gruppen genutzt werden. Der Quartierspark - an der Hardstraße - als Erweiterung der verkehrsberuhigten Spielstraße bietet einen öffentlichen Grünraum. Die grüne Parklandschaft bietet Raum zum Spielen und für unterschiedlichste Aktivitäten. Zwei Hauptachsen verbinden die beiden Plätze und öffnen das Quartier zur Nachbarschaft. Darüber hinaus teilen diese das Gebiet in zwei unterschiedliche Baufelder. Durch die geschickte Wegeführung lassen sich diese somit unabhängig voneinander Erschließen, was eine hohe Flexibilität während der unterschiedlichen Bauphasen bietet.

Die kleinteiligen Baukörper fügen sich angemessen in die Körnung der Umgebung ein. Die präzise Höhendifferenzierung ermöglicht sowohl die gewünschte Dichte als auch einen angemessenen Dialog zwischen den Gebäuden und ihrer Umgebung. Die Satteldächer prägen das neue Quartier und greifen den Charakter der Umgebung auf. Bei der Dimensionierung der Gebäude wurden Wirtschaftlichkeit und Attraktivität miteinander verbunden. Vor allem die Wahl des Satteldachs schafft zusätzlichen Wohnraum im Dachgeschoss und kreiert eine wohnliche Atmosphäre im gesamten Quartier.

Der Wohnungsmix spiegelt die Diversität des Quartiers wieder und inkludiert Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihenhäuser, sodass eine Vielfalt von unterschiedlichen Bewohnern angesprochen wird. Das Seniorenwohnen, die Wohngemeinschaften der Caritas sowie die geförderten Mietwohnungen unterstützen dies zusätzlich. Unterschiedliche Außenräume bieten Ort zum Austausch und Raum das Leben gemeinsam zu gestalten.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Vorschlag der Verfasser, ein Stück Dorf zu entwickeln, kann nicht als tragfähiges Konzept nachvollzogen werden. Die im ersten Anschein gefällig erscheinenden Baukörper mit den Satteldächern erfüllen bei näherer Betrachtung nicht den Anspruch, ein Quartier zu entwickeln, das sich in die Umgebung maßstäblich integriert. vielmehr fehlt dem Entwurf eine klar nachvollziehbare Haltung, in der die spezifischen Gegebenheiten des Ortes aufgenommen werden und im neuen Quartier wertschöpfend weiterentwickelt werden. Leider wird im Entwurf verpasst, mit der Entscheidung das ehemalige Hauptschulgebäude rückzubauen, einen Mehrwert in der Quartiersentwicklung zu schaffen. Im Sinne der Nutzung der Grauen Energie wäre diese Möglichkeit wünschenswert gewesen. Zugleich würde die Integration des Bestandes auch die Geschichte des Ortes in die zukünftige Entwicklung Gottmadingens übernehmen und als identitätsstiftendes Element in das zukünftige Quartier tragen.

Die vorgeschlagen neuen Baukörper wirken stattdessen uniform und reagieren nicht ausreichend auf die gewählte städtebauliche Struktur des Entwurfs. Insgesamt ist die Orientierung im Quartier unübersichtlich. Die Erschließungssituationen sind oft nicht nachvollziehbar und führen zu wenig Qualität im neuen Quartier. So sind die Gebäude teilweise von Süden erschlossen, was häufig zu unattraktiven Abstandsgrünflächen im Norden führt. Die Anordnung der Sondernutzungsflächen der Kita und Tagespflege im Westen am Quartiersplatz ist nachvollziehbar, allerdings fehlt der Nachweis einer ausreichend großen Freifläche, die zudem ungünstig geschnitten ist und keine hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualität vor die Kinder erwarten lässt. Die Kita an dieser Stelle zweigeschossig zu organisieren ist nicht nachvollziehbar, da ausreichend Spielraum vorhanden wäre, die Qualität einer Erdgeschossigen Kita anzubieten, was die Nutzungen erleichtern und vereinfachen würde.

Große Bereiche im neuen Quartier sind durch Tiefgaragen unterbaut, was die vorgeschlagenen Baumpflanzungen erschwert und zu großen Teilen infrage stellt. Der Vorschlag eines kleinen Quartiersparks im Südosten wird grundsätzlich als nachbarschaftlicher Treffpunkt gewürdigt. Allerdings sind die angrenzenden Nutzungen der erdgeschossigen Wohnungen nicht geeignet den Quartierspark als bereicherndes und belebendes Element zu entwickeln. Vielmehr ist in der relativ beengten Situation ein hohes Konfliktpotential in der Nutzung zu erwarten. Die im Quartiersplatz gewählte freie Formensprache bei der Gestaltung kontrastiert die ansonsten geometrische orthogonale Struktur. Dies wirkt fremd und kann hier nicht überzeugen, zumal in der räumlichen Enge die notwendige Freiheit fehlt.

Insgesamt erfüllt die Arbeit trotz ihres wirtschaftlichen Ansatzes nicht die Anforderungen für ein beispielhaftes Quartier in der Ortentwicklung Gottmadingens an dem wertvollen ehemaligen Schulstandort.