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Offener Wettbewerb | 05/2023

Neubau Baufeld J6 in der Seestadt Aspern (AT)

2. Rang

Atelier Thomas Pucher ZT GmbH

Architektur

studio boden

Landschaftsarchitektur

Pilz und Partner Ziviltechniker GmbH

Energieplanung

werkraum ingenieure zt gmbh

Tragwerksplanung

Norbert Rabl Ziviltechniker GmbH

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Konzeption eines städtebaulichen Ensembles und die Ausbildung großzügiger Sichtachsen wird gewürdigt. Das Hochhaus wird als eigenständiger, aerodynamischer Solitär ausgebildet, der markante, mehrgeschoßige Zäsuren für Ein- und Ausgänge und für den Einsatz von geschoßweiser Fassadenbegrünung nutzt. Diese Zäsuren brechen die Ansichtsbreiten und das Volumen des Baukörpers auf. Auf einem, von der Seestadtstraße über die Sonnenallee verlaufenden, zweigeschoßigen Sockel sind zwei Punkthäuser in ähnlicher Formensprache wie das Hochhaus ausgebildet und bieten ca. 100 Wohnungen an. Die Sockelzone wird straßenseitig durch Ateliers und Impulsräume als aktive Zone ausgebildet, hofseitig werden Maisonettewohnungen mit Eigengärten angeboten. Der allgemein nutzbare Teil des Innenhofes reduziert sich dadurch erheblich.

Im darüberliegenden Geschoß befinden sich Wohnungen, die über einen sehr langen, unbelichteten Mittelgang erschlossen werden, was der Raumqualität abträglich wird. Die aerodynamische Form der Gebäude führt auch nicht in jedem Fall zu akzeptablen Grundrisslösungen.

Das dreigeschoßige Garagengebäude erweitert den Sockel der Wohngebäude bis an die Janis-Joplin-Promenade und bietet eine großzügige Dachlandschaft, die von Wohngebäuden und Hochhaus zugänglich ist und zusätzlich über Freitreppen den Innenhof und die Promenade verbindet.

Durch die Schließung des Durchgangs zwischen Garage und Hochhaus und die Form des Hochhauses ist ein guter Windkomfort zu erwarten. Der östliche Durchgang zwischen Garage und Wohngebäude bietet eine gute sommerliche Durchlüftungsmöglichkeit Richtung Wangari-Mathaai-Platz.

Die klare und zugleich abwechslungsreiche Fassadengestaltung wird gewürdigt und setzt ökologische und energetische Themen gekonnt um. Das Flächenausmaß der PV-Anlagen scheint, zumindest in der Darstellung, nicht adäquat. Die Freiräume in Form von Balkonen und Loggien werden in Hochhaus und Wohngebäuden konsequent als qualitätsvolle Bereiche ausgestaltet, die weite und abwechslungsreiche Ausblicke ermöglichen.

Die Grundrissorganisaton des Hochhauses mit zentralem Erschließungskern ist kompakt und effizient gelöst und ermöglicht horizontale Teilungen und über Spindeltreppen optionale vertikale Verbindung der Ebenen. Die im Sockelgeschoß des Hochhauses vorgeschlagene Erschließungssituation für Fahrräder, Entfluchtung und Müll erscheint nicht hinreichend ausgearbeitet.

Die Nutzungsverteilung Büro – Wohnen – Garage ist vollinhaltlich in den jeweiligen Baukörpern umgesetzt worden.

Das statisch-konstruktive System des Hochhauses besteht aus einem tragenden aussteifenden Kern und zwei Säulenreihen. Die Fassade ist daher mit nichttragendem leichten Elementsystem ausgebildet. Das Wohnhaus ist als Beton- Holzhybridbauweise konzipiert und die Garage als Fertigteilsystem in Stahl vorgesehen. Es sind dies insgesamt nachvollziehbare Ansätze, die eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit versprechen.

Gewürdigt wird die Konzeption der großen unversiegelten Flächen und des damit einhergehenden kompakten Fußabdruckes des Ensembles. Das Projekt vermittelt stadträumliche Großzügigkeit durch den gekonnten Umgang mit den Gebäudevolumen. Das Untergeschoß entspricht der darüberliegenden Bebauung und ermöglicht die Pflanzung großer Bäume.

Das Alleinstellungsmerkmal im Freiraum stellt die großzügige platzartige Öffnung nach Westen und ein Kontinuum über die Garage in Form eines sogenannten „Elevated Parks“ dar, der das Garagendach über Treppen von beiden Seiten erreichbar macht. Der Anteil der bebauten Fläche ist gering, die Oberflächen im Bereich des Platzbereiches aber sehr stark versiegelt, was einen mittleren Gesamt-Versiegelungsgrad ergibt.

Die Öffnung des Gesamtprojektes nach Westen wird über eine Wasserfläche abgeschwächt. Diese wird grundsätzlich als attraktives Angebot bewertet, kann aber weder zur räumlichen Differenzierung noch zur Ausformulierung eines klaren Binnenfreiraums dienen. Der Platzbereich ist trotz großem Erdkörper eher wenig begrünt und mit Bäumen ausgestattet. Generell ist der Freiraum hier eher vage ausformuliert.

Im Erdgeschoß treffen die Privatgärten direkt an den Platzbereich, was sehr kritisch gesehen wird. Die Erreichbarkeit des Elevated Park erfolgt über sehr große Treppenanlagen und ist als grüner Jugendspielplatz geplant. Zusätzlich ist das Niveau des Elevated Park über das zweite Obergeschoß mit angelagerten Indoor-Spielräumen erreichbar, was positiv beurteil wird.

Die Fassadenbegrünung erfolgt über erdgebundene Begrünung des Garagengebäudes sowie über mehrgeschoßigen Loggien im Hochhaus, wo sich jeweils eine Großbaumpflanzung und herabhängende Trogpflanzen im überdachten Bereich befinden. Diese Lösung wird als sehr wartungsintensiv beurteilt.

Zusammenfassend wird dem Projekt ein mittlerer Begrünungsanteil bei eher geringem Versiegelungsgrad attestiert.