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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Landesgartenschau 2027 in Lutherstadt Wittenberg

1. Preis

Preisgeld: 73.500 EUR

bbzl - böhm benfer zahiri landschaften städtebau

Landschaftsarchitektur, Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

In einer großen Selbstverständlichkeit entwickeln die Verfasser*innen eine um die Altstadt in ihrer Intensität subtil abgeschichtete Landschaft von Gärten, Promenaden und offenen weiten Wiesen. Aus diesem Gesamtbild heraus entwickeln sich mit einer jeweils akzentuierenden Individualität stimmig die Teilbereiche.

Im Uferpark schirmt ein kraftvoller Gehölzsteifen den neuen Parkraum von den Verkehrstrassen kraftvoll ab. Eine Lärmschutzwand wäre bei Bedarf gestalterisch gut integrierbar. Der noch etwas schlicht inszenierte Weg durch Tunnel und Wald führt zu dem neuen Promenadenbogen, der den Hochwasserschutz begleitend weit nach Osten schwingt, gekonnt mit Aufweitungen spielt, attraktive Sitzbereiche integriert und in einem überzeugenden Abschlussplatz im Osten endet. Gekonnt werden hier die städtebaulichen Beziehungen mit den übergeordneten Wegen, den Zwangshöhen, einladenden Aufenthaltsflächen und dem besonderen Blick über die Elbe zu einem besonderen Platz am Stadteingang verwoben.

Nach Süden staffelt sich das Wegesystem in einer guten Hierarchie immer weiter zur Elbe hin ab und verwebt bestehendes Wassersportgelände, neue Sportflächen, den geöffneten Speckebach, den weiten Blick über die Elbauenlandschaft bis hin zu einem reizvoll verdeckten und doch subtilen Einblick in die Hartungschanze zu einer neuen dem Ort angemessenen zusammengehörige Parklandschaft von hoher atmosphärischer Dichte. Kritischer wird die doch kompakte Verortung von Sport und Spiel unter dem zentralen Hain diskutiert. Eine barrierefreie Anbindung / Anrampung vom Hochwasserdamm aus nach Süden - auch zur Erschließung ist nicht ablesbar. Die notwendige externe Radwegetrasse sowie eine belastbare Pflegeanbindung in Richtung Elbbrücken fehlt.

In einer ansprechenden Ruhe zeigt sich der Große Anger. Überzeugend werden die Wege aus dem Gesamtbild entwickelt, reizvoll mit kleinen Brüchen durch die Wiesen gezogen und an einem dezent betonten Auftaktplatz zur Innenstadt hin angebunden. Die kleine ergänzende Schleife im Westen dürfte jedoch schon die geschützten Bereiche beeinträchtigen.

Konsequent wird im Kleingartenpark das Thema Gärten verdichtet. Vorhandene Leerstellen werden gärtnerisch gefüllt, ein attraktives grünes Spiel und Experimentierfeld führt vom Osten zum neuen Pavillon, der sich in großer Geste schlüssig zu Teich hin öffnet und doch ausreichende Sichtfugen an den Rändern für die visuelle Weiterführung offen lässt. Der Stadtgraben wird geöffnet und reizvoll wegebegleitet geführt – ob die Höhenlage allerdings hier stimmig umgesetzt wurde, mag bezweifelt werden. Zur Innenstadt hin werden einladende Wegeanbindungen vermisst.

Grundsätzlich richtig werden gärtnerische Beiträge auch im Eunikepark verortet. Im Detail wird jedoch eine ausreichende Rücksichtnahme auf den Bestand in Lage und Thema vermisst. Der Neue Friedhof ist schlüssig in den Rundweg eingebunden.

Der schlanke Aussichtsturm wird durch einen länglichen Pavillon ergänzt; beide sind als Holzkonstruktion mit hölzerner Fassadenverkleidung und sägezahnartiger Dachform geplant. Die Gebäude bilden den Auftakt zum Uferpark aus Richtung Stadtzentrum kommend bzw. Abschluss des trapezförmigen Platzes am westlichen Ende des südlichen Weges. Zwei weitere Pavillons in gleicher Materialität am Alten Elbtor sowie am Elbhafen sowie das Multifunktionsgebäude am Kleingartenpark sind in gleicher Materialität ausgebildet. Das Multifunktionsgebäude ist gut gesetzt und lässt bespielbare Freiräume in Ost- und Westrichtung entstehen, so dass diese separat genutzt werden können. Der westliche Vorbereich bildet einen großzügigen Raum am Stadtgrabenteich mit Blick Richtung Stadtkirche.

Die Ausstellung ist konsequent auf den späteren Baufeldern verortet, dortige dauerhafte Strukturen sind ebenso sinnfällig vorweggenommen, wie verwilderte Gehölzbestände noch kulissenhaft integriert wurden. Das Band von intensiven Beiträgen entlang des großen Bogens, eingespannt zwischen Uferpark und offenen grünen Experimentierfeldern zeigt eine attraktive Struktur zur Entwicklung der zukünftigen Ausstellungsstruktur, die dann auch im Detail durch die richtige Akzentuierung mit Wechselflor oder durch die Verortung von Grabmal und Grabbepflanzung verdeutlicht werden.

Durch die zurückhaltende Grundeinstellung, die schlichten hochbaulichen Beiträge und den gut überlegten Wandel von Bestand über Ausstellung hin zur Daueranlage lassen wirtschaftliche angemessenen Gestehungs- wie Unterhaltskosten erwarten.

Die Arbeit bietet so durch ihre sensible Fortführung von Ort und vorgefundenen Strukturen, einer klaren, durchgehenden, unprätentiösen und doch kraftvollen eigenständigen Grundhaltung einen hervorragenden Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe.