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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 07/2023

Bundeswettbewerb HolzbauPlus 2022/2023 - Klimaschutz durch Innovation

Kunstraum Kassel

DE-34121 Kassel, Menzelstr. 13

1. Preis Hauptkategorie Neubau in Holz

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Hersteller

i+R Holzbau

Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Mit der neuen Ausstellungshalle ist ein weiterer Baustein in der vielfältigen Welt von hochwertigen Kunst- und Kulturbauten der documenta Stadt Kassel entstanden. Am Rande der barocken Karlsaue liegt die Kunsthochschule, ein Bau von Paul Friedrich Posenenske aus dem Jahre 1962. Der Neubau wurde in den Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes gesetzt und greift damit auf einen Standort zurück, den Posenenske für eine mögliche Erweiterung entwickelt hatte.

Der Bau, eine Halle mit rund 450m² Ausstellungsfläche, soll als studentisches „Ausstellungslabor“ ebenso dienen wie zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken. Der rechteckige Baukörper platziert sich konzentrisch in den Hof und schafft dadurch qualitätsvolle Aussenräume von unterschiedlichem Charakter. Einen großzügigen Vorplatz, der Besucher angemessen empfangen kann und einen intimen Grünraum mit 7 Beuys-Bäumen. Die Ausstellunghalle kann zu allen Seiten gleichermaßen geöffnet werden – somit sind die Zwischenräume in die Ausstellungsfläche integrierbar. Der Bau hat keine Rückseite, kommuniziert zu allen Seiten und respektiert den Bestandsbau dadurch vollumfänglich.

Der neue Baukörper tritt als hölzern konstruktiver Pavillon mit einer feingliedrigen Architektursprache in Erscheinung. Eine dunkel gehaltene Fassadengestaltung setzt sich deutlich in Material und Farbe vom Gebäudebestand ab, obschon der Farbton dem prägnantesten Bauteil des Posenenskebaus, der außen liegenden Stahlstruktur, entlehnt ist. Die überall sichtbare, vom Tragwerk klar gegliederte, Gebäudestruktur ist ein weiterer deutlicher Bezug zum denkmalgeschützten Bestand.

Die klare, innere Struktur macht die gewünschten Nutzungsvarianten, von der ungeteilten Halle, bis zum, in zahlreiche einzelne Räume geteilten, Arbeits- oder Ausstellungsbereich möglich. Auch im Fassadenbereich sind sowohl unterschiedliche Zugänglichkeiten, als auch jede Lichtsituation, bzw. Verdunkelungen möglich. Ein äußerst flexibler Raum, dessen von rohen und unbehandelten Holzoberflächen dominierter Innenraum subtile Bezüge zu den sägerauh geschalten Sichtbetonflächen der Bestandsgebäude aufbaut.

Eine Besonderheit des Baus sind die im oberen Wandbereich angeordneten Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten, gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig, diffuses Licht in den Innenraum. Grafisch und identitätsstiftend verleihen sie der Ausstellunghalle die gewünschte Sonderstellung im Ensemble.

Das Gebäude wurde als reiner Holzbau erstellt, welcher die heutigen energetischen und ökologischen Anforderungen insbesondere bezüglich Nachhaltigkeit erfüllt. Brettschichtholz für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel. Brettsperrholz für die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten. Die Fügungen sind handwerklich. Tragwerk und Gestalt, Funktion und Wirtschaftlichkeit stehen im Einklang.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Kontext einer sensiblen Nachverdichtung verkörpert der architektonische Entwurf des Kunstraums Kassel eindrücklich die gezielte Integration von nachwachsenden Materialien unter höchsten Ansprüchen an zukunftsgerechte Funktionalität und klimafreundliches Bauen. Die Halle stellt nicht nur studentisches Ausstellungslabor und Werkstatt gleichermaßen, sondern auch einen „Showroom“ für eine konsequente und sichtbare Holzbauweise dar.

Das Gebäude fügt sich maßstäblich in einen allseitig geschlossenen Innenhof des Gebäudebestandes der Kunsthochschule Kassel ein und korrespondiert farblich in seiner segmentierten schwarzen Fassade mit der Farb- und Formensprache der Bestandsgebäude. Der Kunstraum selbst öffnet sich zu allen vier Seiten mit großzügigen Zugängen. So kommuniziert das Bauwerk zu allen Seiten und respektiert den Bestandsbau vollumfänglich.

Die eingeschossige Halle mit einer Brutto-Geschossfläche von 470 m2 ist oberirdisch vollständig in Massivholzbauweise ausgeführt. Das Tragwerk wurde so gewählt, dass der vertikale Lastabtrag ausschließlich über außenliegende Stützen erfolgt und somit ein großzügiger, stützenfreier Innenraum entsteht. Nach oben wird die Halle mit einem gedämmten und mit Photovoltaik belegten Flachdach begrenzt. Nach unten schließt die Halle mit einen geschliffenen Heizestrich ab, der durch seine Einfachheit für Robustheit und Resilienz steht.

Neben dem Konzept der gezielten Nutzung nachwachsender Materialien wird auch ein Low-Tech-Ansatz verfolgt. Die Bereitstellung von diffusem Tageslicht durch die Integration von mehreren hundert Lichtlinsen in die Außenwände reduziert einerseits den Einsatz von Kunstlicht und andererseits werden die solaren Einträge im Sommer verringert. In Kombination mit einer komfortablen Raumhöhe und einer integrierten Nachtauskühlung kann auf weitere technische Anlagen zur Lüftung oder Kühlung verzichtet werden. Durch die bewusste vierseitige Anordnung von Fenster- und Türfronten können zudem unterschiedliche Belichtungs- und Belüftungssituationen im Zusammenhang mit verschiedensten Raumaufteilungen erreicht werden.

Das Gesamtkonzept der Integration eines funktionalen Neubaus in Holzbauweise in ein bestehendes Gebäudeensemble mit abgestimmter Materialauswahl zur Reduktion der grauen Emissionen, maßvollem Technikeinsatz zur Verringerung von Instandhaltung und Austauschzyklen sowie der Generierung erneuerbarer Energien zur Unterstützung der energetischen Eigenversorgung ist ein gelungenes Beispiel für zukunftsfähigklimafreundliches Bauen und überzeugt vollständig.
rundes Isolierglas

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