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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Gymnasium Rhenaniastraße im Bezirk Spandau

Perspektive Ankommensplatz

Perspektive Ankommensplatz

Anerkennung

Preisgeld: 5.000 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Mettler Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

MAI Ingenieurgesellschaft mbH

TGA-Fachplanung

ifb frohloff staffa kühl ecker

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Der Wettbewerbsbeitrag für ein Gymnasium in Berlin-Spandau zeichnet sich durch einen klaren und kompakten Städtebau aus. Ein dreigeschossiger Solitärbaukörper verbindet die Wohnbebauung im Westen mit einem großzügigen Park im Norden und integriert alle Nutzungen der Schule und die Sporthalle in einem Gebäude. Die klare Verteilung der einzelnen Bereiche ermöglicht eine gute Orientierung innerhalb und außerhalb des Schulgebäudes.

Der Haupteingang orientiert sich nach Westen und bildet einen Vorplatz mit öffentlichem Charakter. Das Erdgeschoss beherbergt als Ankommensort die großen Gemeinschaftsräume der Schule. In der Bibliothek, Aula, Mensa und den Musikräumen treffen sich Schülerinnen und Schüler während und außerhalb der Schulzeiten. Eine kommunikative und breite Treppe dient als Alltagstribüne und kann mit dem Foyer zusammen genutzt werden. Das Konzept des "Neuen Lernens" wird in den Obergeschossen umgesetzt, in denen sich die Cluster um natürlich belichtete Foren als Innenhöfe gruppieren. Die Gemeinschaftsflächen der Cluster sind auf die Innenhöfe ausgerichtet und bieten eine Vielzahl von räumlichen Möglichkeiten für verschiedene Lernsituationen. Die Verwaltung und Fachräume befinden sich ebenfalls in den Obergeschossen. Die Sporthalle ist in den Baukörper integriert und somit stets Teil des Schulalltags. Sie kann trotzdem separat von Vereinen in den Abendstunden genutzt werden.

Der Freiraum rund um das Gymnasium wird als grüne Oase gestaltet und verbindet das Gebiet mit dem Park Am Rohrbruchteich. Verschiedene Wege und Plätze fördern die Kommunikation und bieten den Schülern Rückzugsorte auch im Außenraum.

Im Sinne einer maximalen Flexibilität und einer elementierten, wirtschaftlichen und schnellen Bauweise wird das Tragwerk des Schulgebäudes als Skelettbau mit Betonfertigteilen geplant. Dieses System aus Betonstützen und -balken ermöglicht eine optimale Raumflexibilität. Zudem wird der Baustoff Holz für die Deckenelemente genutzt, wodurch der Anteil von Beton auf ein Minimum reduziert und die Gründungsbauteile gegenüber einem konventionellen Massivbau optimiert werden. Die massiven Bauteile sollen weitestgehend unverkleidet bleiben. Im Innenbereich führen Kontraste aus warmen organischen und robusten mineralischen Oberflächen die Materialsprache der Fassaden konsequent fort. Linoleumböden in den Unterrichtsräumen, Leichtbauwände und Möbeleinbauten mit Holzoberflächen sowie Akustikdecken aus Holzwolleplatten kontrastieren mit den mineralischen Oberflächen der Nutzestrichböden der Zentral- und der Erschließungsbereiche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das dreigeschossige Schulgebäude vereint alle Funktionen in einem Haus als kompaktes Volumen mit eingestanzten Höfen. Die Dreigeschossigkeit wirkt in ihrer Maßstäblichkeit kompatibel mit der Lage in Wohngebiet und Parklandschaft. Zur benachbarten Wohnbebauung bildet das Haus im Erdgeschoss eine breite Fuge als überdachte Eingangspassage. Auf diese Weise verzichtet die Schule auf die Chance einer wirksamen Adressbildung an der Straße. Diese witterungsgeschützte Eingangssituation bietet sicher Aufenthaltsqualitäten, jedoch lässt der Vorplatz direkt vor der Wohnbebauung Nachbarschaftskonflikte erwarten.

Schüler:innen und Lehrer:innen werden in einem großzügigen Foyer mit tribünenartiger Sitztreppe empfangen. Das tagesbelichtete, zentrale Treppenhaus kann zu einem attraktiven Begegnungs- und Kommunikationsraum werden. Im Erdgeschoss versprechen der Innenhof und die Bibliothek besondere atmosphärische Aufenthaltsqualitäten. Die Mensa mit ihrer überdachten Terrasse ist richtig positioniert, scheint aber zu gering dimensioniert. Die Anlieferung für die Küche ist ungelöst. Die Musiksammlung ist nicht in Musikraumnähe platziert.

Die im Erdgeschoss klare Organisation der Räume und Wege verliert in den Obergeschossen ihre eindeutige Orientierung. Große Compartments sind in eine Compartmentlandschaft mit teilweise problematischen Funktionszusammenhängen aufgelöst. Nawi-Sammlungsflächen sind nicht praktikabel als innenliegende, offene Flächen organisiert. WCs sind nur jedem zweiten Compartment zugeordnet. Atmosphärisch haben die Foren mit ihrer Lage an Innenhöfen und grünen Klassenzimmern besondere Qualitäten. Die autonome Raumorganisation nimmt allerdings kaum Bezug zu den unterschiedlichen außenräumlichen Situationen des Parks oder der Straße.

Die im Kern des Hauses angeordnete Verwaltung liegt im ersten Obergeschoss zwischen Compartments und Fachräumen mit einer wenig attraktiven Kommunikationsfläche ohne Tageslicht, die den Anforderungen des notwendigen Kommunikationsraums nicht gerecht wird. Die ausschließliche Belichtung der Büros über den eingestanzten Innenhof ist nicht wünschenswert.

Richtigerweise ist die Sporthalle zu den Kleingärten orientiert, so dass keine Lärmbelastung zur Wohnbebauung entsteht. Sie ist eingeschossig überbaut mit einer gleichmäßigen Raumstruktur, was statisch und konstruktiv umsetzbar erscheint. Aufgrund räumlicher Durchdringungen der Erschließungswege ist die Abgrenzung von Sporthalle und Schulgebäude nicht einfach lösbar.

Die Fassade spielt innerhalb eines strengen Rasters mit dezenten Rücksprüngen. Anlässe zur Differenzierung mit gläsernen und geschlossenen Flächen werden genutzt, sind aber nicht prägend.

Das Schulgebäude rückt deutlich von der Wohnbebauung nach Osten ab. Dadurch schaffen die Entwurfsverfasser eine grüne Fuge als Vorplatz, die zwischen der neuen öffentlichen Grünfläche und dem Naturschutzgebiet Rohrbruchteich verknüpft. Positiv wird gewertet, dass die Parkwegestruktur aus der öffentlichen Grünfläche im Westen aufgegriffen und auf das Schulgrundstück weitergedacht wird. Ein übergreifendes räumliches Gesamtkonzept, das die vielen einzelnen Elemente im Freiraum zusammenfasst, fehlt.

Die Jury würdigt die Angemessenheit und Klarheit des kompakten, dreigeschossigen Schulgebäudes an diesem Ort, sieht jedoch funktionale Defizite in den räumlich organisatorischen Verflechtungen.
Piktogramm Städtebau

Piktogramm Städtebau

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Schnitt

Schnitt

Ansicht West

Ansicht West

Perspektive Forum

Perspektive Forum