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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Städtebauliche Entwicklung Sonnenhof in Pforzheim

Visu 1

Visu 1

2. Preis

Preisgeld: 33.000 EUR

as Planungsgesellschaft

Stadtplanung / Städtebau

Bauer Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Sonnenhof Pforzheim

Situation
Das in den 60/70ern entstandene Wohnquartier Sonnenhof ist im östlichen Bereich durch 3 großzügige Grünräume geprägt, welche nach Norden und Osten durch eine abgestufte Winkelbebauung räumlich gefasst sind und sich nach Süden öffnen. Die Freiflächen sind öffentlich zugängig und nicht als private Teilflächen der Wohnbebauung zugeordnet. Ein Park für alle Bewohner schwebt als Geist über der seinerzeitigen Entwurfsphilosophie.

Idee
Das neue Gebäude wird als abgestuftes Volumen ähnlich der bestehenden Nord-Süd-Zeilen an der Eugen- Bolz-Straße westlich der Schule so platziert, dass die Rücksprünge den Raum zum nördlichen Grünbereich öffnen und gleichzeitig eine öffnende Geste von Norden nach Süden zur neu geschaffenen Platzfläche vor dem Gemeindesaal mit dem markanten Bestandshochhaus als prägender Hochpunkt der Gesamtanlage Sonnenhof entsteht, Sowohl die Rücksprünge als auch die Höhenversprünge werden als Motiv des bestehenden Städtebaus übernommen und führen in ihrer Regelmäßigkeit zu einem zeitgenössischen signethaften Volumen, welches im Grundriss durch seine leichte Biegung sensibel zwischen begrünter Parkfläche und befestigter Platzzone vermittelt. Somit wird trotz Implementierung eines neuen Baukörpers der südlich der Schulen von Westen ankommende Grünraum kontinuierlich in den Parkbereich der Wohnanlage fortgeführt. Im T-förmigen Bestandsgebäude der Paul-Löbe-Straße wurde im nördlich und westlich auskragenden Finger die Silhouette der zweigeschoßigen Versprünge durch eingeschoßige Aufbauten ergänzt, so dass ein gleichmäßiger Verlauf der Abtreppung entsteht und gleichzeitig die jetzt ungenutzten Dachflächen durch angemessene benutzbare Dachterrassen bespielt werden. Die Anzahl der bestehenden Parkplätze wird vergrößert und mit einer intensiv begrünten Dachebene abgedeckt, welche den Außenbereich der Tagespflege erweitert. Eine Aufstockung der Häuserzeile Carl-Schurz-Straße 56- 70 wäre in eingeschoßiger leichter Holzbauweise vorstellbar. Die aufgesetzten Volumen sollten jedoch allseitig von der jetzigen Attikakante zurücktreten, so dass die ursprünglichen Gebäudehöhen ablesbar bleiben.

Landschaftsplanung
Die Freianlagen im Bereich der jetzigen Baugrube werden wieder auf ihr ursprüngliches Geländeniveau gehoben, so dass ein neuer geschwungener barrierefreier Weg von der Konrad-Adenauer-Straße über den Gemeindeplatz in die bestehende Grünanlage führt und diesen mit dem Quartierszentrum verbindet. Hierbei wurden im südlichen Teil neue Bäume so gesetzt, dass ein fließender Übergang zwischen urbaner Platzsituation am Gemeindesaal, Wiese mit Einzelbäumen bis hin zu dem bewaldeten Bestand entsteht. Beim Quartiersplatz wird die Wegeführung über die Sitzstufenanlage erhalten und führt über den bestehenden Fußweg nach Norden zur neu positionierten Bushaltestelle auf der Straßenseite von Gemeindesaal und Kinderbetreuung. Zischen diesen beiden Wegeverbindungen schafft eine in Verlängerung des Zugangs zum T-förmigen Bestandsgebäude frei in den bewaldeten Bereich eingestreute Treff- und Kommunikationszone eine zusätzliche Verbindung in West-Ost-Richtung. Diese Zone ist nicht als fester Weg, sondern als Ansammlung von Spiel- und Aufenthaltsinseln unter den alten Baumkronen angeordnet. Die Fortführung der Wege in das angrenzende Fußwegenetz garantiert eine quartiersübergreifende Einbindung in das Areal Sonnenhof. Im Bereich der Freiflächen der Kinderbetreuung wird der alte Baumbestand durch amorphe Formen von Gräser- und Staudenbeeten ergänzt, welche ein reichhaltiges Nahrungsangebot für Insekten bereitstellen. Darüberhinaus geben sie dem Spielbereich Struktur und zeichnen ein unverwechselbares bunt blühendes Bild durch alle Jahreszeiten. Bütenhecken bilden einen Abschluss des Freibereiches welche die naturnahe Gestaltung weiter unterstreicht und für Vögel, Schmetterlinge oder Igel einen Lebensraum spenden. Auskragendes Vordach, Wasserfontänen und Sitzmöglichkeiten betonen den urbaneren Charakter des Gemeindeplatzes, dessen Saal zum Außenbereich geöffnet werden kann und als sichtbares Signet das farbige Kirchenfenster in seiner Verglasung integriert.

Typologie und Erschließung
Das neue Gebäude erschließt seine Wohnungen über 3 Treppenhäuser, welche zur Schulseite orientiert sind. Ein Durchgang ermöglicht die direkte Verbindung zum Gemeindeplatz. Die Standardgeschoße funktionieren als Vierspänner, die jeweils obersten abterrassierten Bereiche enthalten die 4 und. 5 Zimmer-Wohnungen mit Dachterrassen. Sowohl der Gemeindesaal als auch die Kinderbetreuung sind vom Platz aus zugängig und haben ihren überdachten Eingangsbereich beidseits des Durchganges. Die Kinderbetreuung organisiert sich auf 2 Ebenen und staffelt ihre Gruppenräume in die Tiefe. Auf Platzniveau befindet sich das Foyer mit Leitungsbüro, welches durch einen großzügigen Luftraum mit Treppe mit dem Gartengeschoß verbunden ist. Auf der Westseite des Gebäudes erfolgt über die vorhandene Straße die Einfahrt zur Tiefgarage, welcher auch die Räume für Fahrräder und Müll zugeordnet sind. Im Bestandsgebäude Paul-Löbe-Straße wird das bestehende Treppenhaus als Sicherheitstreppenraum ausgebildet, so dass auf zusätzliche vertikale Erschließungselemente verzichtet werden kann. Im Hanggeschoß werden die beiden Nutzungen der Caritas untergebracht. Die Tagespflegeeinrichtung hat ihren Zugang von Süden. Der zugehörige Freibereich kann sich zusätzlich in Westrichtung auf das intensiv begrünte neue Dach der Parkierung erweitern. Die integrative Wohngemeinschaft mit 6 Apartments und gemeinsamem Wohn-/Essbereich übernimmt die vorhandene Wohnungsstruktur mit moderaten Änderungen. In den oberen Geschoßen konnte durch geringfügige Eingriffe in die Konstruktion der gewünschte Wohnungsmix geschaffen werden. Vereinzelte Volumenerweiterungen führen sowohl zu Wohnflächenvergrößerung als auch Nutzbarmachung der bisher inaktiven Dachflächen in Form von bewohnbarem Freiraum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich überzeugt die Arbeit durch eine gekonnte bauplastische und freiraum- planerische Fortführung des ursprünglichen Konzeptgedanken des Sonnenhofareals. Die Setzung des gestaffelten Großvolumens reagiert sensibel auf die bestehenden Raumkosten und Bauvolumina, bietet ausreichende Pufferzonen zu den bestehenden Nachbarschaften und erhält einen maximalen Sonnenhofpark "für Alle". Die Bündelung aller Funktionsbereiche im Realisierungsbereich ist gut nachvollziehbar und bietet auch genug Raum für die öffentlichen und privaten Adressierungen.

Der Neubau schafft zusammen mit seiner Rhythmisierung in Kombination mit den T- förmigen Bestand der Familienheim Pforzheim einen zweiten L-förmigen Raumbereich, der den städteräumlichen Gedanken des Sonnenhofbestandes fortschreibt. Die Funktionsbereiche für die evangelische Gemeinde, die Kinderbetreuung und das Wohnen sind räumlich und typologisch gut entwickelt und bieten insbesondere beim Wohnen angenehm proportionierte Grundrisse an. Auch das komplexe Thema Tiefgarage wurde angemessen gelöst. Die Qualität der gezeigten Holzhybridbauweise in Verbindung mit der strukturell ausgeprägten Fassadensprache bietet eine fein austarierte und zeitgemäße Antwort auf den baulichen Bestand der 70er-Jahre, ohne seine eigene Entstehungszeit nicht ebenso kräftig zu zeigen. Hervorzuheben ist hierbei auch, dass die Wohnungen in alle Richtungen gut proportionierte Öffnungen zeigen. Die vorgelagerten eingeschossigen Aufstockungen im Bereich des Bestandes der Stadtbau Pforzheim sind ein guter Abschluss der ebenfalls gestaffelten Großbaukörper. Hier könnte ein weiteres Geschoss in seiner Machbarkeit untersucht werden. Belange der Feuerwehr sind hier auch nochmals genau abzustimmen.
Visu 2

Visu 2

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West

Querschnitt

Querschnitt

Fassadenschnitt und Ansicht

Fassadenschnitt und Ansicht