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Award / Auszeichnung | 07/2023

Ehrenpreis für guten Wohnungsbau 2023

Pilotprojekt Azubiwohnen am Innsbrucker Ring

DE-81671 München, Grafinger Straße 96, 98

Ehrenpreis

GEWOFAG Wohnen GmbH

Bauherren

03 Arch. GmbH

Architektur

ver.de Landschaftsarchitekten Stadtplaner Partnerschaftsgesellschaft mbB

Landschaftsarchitektur

estudio obra

Visualisierung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gewerbe-, Industriebauten; Kindergärten, Vorschulen; Staatliche und kommunale Bauten, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 11/2018

Projektbeschreibung

Stadträumliche Defizite zu beheben, Vorgefundenes respektvoll zu ergänzen, einen Impuls durch Nutzungsvielfalt zu setzen, nachhaltig mit Grund und Boden umzugehen und lebenswerte, inklusive Quartiere zu schaffen, stellt uns gerade in München vor große Herausforderungen. Das Wohn- und Geschäftshaus am Innsbrucker Ring stellt sich dieser hohen Komplexität und schafft neben der Bereitstellung von wichtigen Versorgungseinrichtungen, sozialer Infrastruktur und Wohnraum, einen Ort zum Leben.

Das Gebäude ist Abschluss und Auftakt. Es schließt die gesamte Entwicklung des Quartiers ab, bietet Lärmschutz und Infrastruktur und begreift den Mittleren Ring nicht als Stadtraum, mit dem es nichts zu tun haben will, sondern als Chance. Eine Verkehrsader, von der sich die Bebauungen eher abwenden, kann mit diesem Baustein in einen Raum mit Adressen für Wohnen, Gewerbe und soziale Nutzungen umgedeutet werden.

In einer eigenständigen Architekturhaltung vermittelt das Gebäude zwischen den vorgefundenen Maßstäben und Rahmenbedingungen. Die hochfrequentierte Verkehrsader des Mittleren Rings und die behütete, gewachsene Atmosphäre der Siedlung am Piusplatz aus den 1930er-Jahren werden für beide Seiten gewinnbringend mit einem „urbanen Katalysator“ verknüpft.

Wie eine zweite Haut legt sich die glatte Schicht aus Aluminium und Glas um das Äußere der Gebäudefigur; ihr abstraktes Wechselspiel aus offen und geschlossen inszeniert das verkehrliche Muster der Straße. Die öffentlichen Nutzungen im Sockel werden über eine sandgestrahlte Betonfassade und große, szenisch gesetzte Öffnungen abgebildet. Die unterschiedlichen Öffnungsgrade der Fassaden sind architektonische Antwort auf die Pole Gemeinschaftshof und Straße.

Die Freiräume sind vielfältig. Trotz hoher Dichte konnte durch die kompakte Bauweise eine prägende Gruppe von Großbäumen erhalten werden. Diese wirkt Klima ausgleichend und bietet von Beginn an eine behagliche Atmosphäre. Die große Freitreppe verknüpft die Ebene des Quartiers mit dem intensiv begrünten gemeinschaftlichen Hof auf dem Dach des Einzelhandels. Die leicht modellierte Wiese mit Pflanz- und Baumgruppen ermöglicht vielfältige Nutzungen.

Das Haus verbindet. Nicht nur der vielfältige barrierefreie Wohnungsmix im geförderten Wohnungsbau, der sowohl Alleinlebenden als auch Familien ein Zuhause bietet, und das Pilotprojekt Azubiwohnen, das einer oft wenig beachteten Bevölkerungsgruppe Zugang zu günstigem Wohnraum ermöglicht, sondern auch die bislang fehlenden Nutzungsangebote (Einzelhandel/Kita) und einladenden Freiräume bieten die Möglichkeit zu Austausch und Begegnung im Quartier und darüber hinaus.

Der nutzungsoptimierte Baukörper gepaart mit einer energetisch hochwertigen Hülle und einem sinnvollen Verglasungsanteil führt zu einem geringen Bedarf an Gebäudebeheizung, der durch Fernwärme gedeckt wird. Die Warmwasserbereitung erfolgt weitgehend dezentral und damit mit geringem Energieverlust. Auf Teilen des Daches wird die Dachbegrünung mit einer Photovoltaikanlage kombiniert. Der Fußabdruck ist kompakt. Dächer und Hoffläche sind Retentionsflächen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Wohn- und Geschäftshaus am Innsbrucker Ring entstand an einer städtebaulich schwierigen Stelle, auf einer ehemaligen Verkehrsinsel direkt am Mittleren Ring. Im Sockel befindet sich ein Nahversorger, auf dessen Dach, durch die Bebauung abgeschirmt, ein Innenhof geschaffen wurde. Dabei wurde der Baumbestand erhalten und integriert. Diese Schaffung eines städtebaulichen Lärmschutzes wurde von der Jury als gutes Beispiel hervorgehoben.

Als weiteres Argument wurde angeführt, dass das Projekt neben der Bereitstellung von Versorgungseinrichtungen, sozialer Infrastruktur und Wohnraum (u.a. als Pilotprojekt der Landeshauptstadt für Azubiwohnen) einen Ort zum Leben schafft.

Die Wohnungen werden je zu einem Drittel an Auszubildende städtischer Unternehmen, freie Bewerber*innen und an freie Unternehmen als „Azubi-Werkswohnungen“ vergeben. Das Projekt integriert zudem eine Betreuungsstelle für die Bewohner*innen. Die Umsetzung dieses Konzepts zur Schaffung von günstigem Wohnraum für Auszubildene sowie die kluge Nutzung städtischer „Restflächen“ wurden von der Jury als innovativer Ansatz hervorgehoben.