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Award / Auszeichnung | 07/2023

Ehrenpreis für guten Wohnungsbau 2023

Wohnanlage Alte Heimat

DE-80686 München-Laim, Kiem-Pauli-Weg 2-18 / Zschokkestraße 41-49

Ehrenpreis

Landeshauptstadt München Kommunalreferat

Bauherren

03 Arch. GmbH

Architektur

Stefan J. Hierl Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

JÜHLING & KÖPPEL Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    In Vorbereitung

  • Termine:

Projektbeschreibung

Die „Alte Heimat“ ist eine Siedlung im Westen von München an der Zschokkestraße und dem Kiem-Pauli-Weg. Sie wurde geschaffen um Münchner Bürger*innen, die durch Zerbombungen während des zweiten Weltkriegs aus der Stadt in behelfsmäßige Unterkünfte evakuiert wurden, wieder ein zu Hause zu geben. Der ruhige Städtebau von Franz Ruf und Sepp Pogadl mit seinen klaren Satteldachhauszeilen, finanziert mit Spendengeldern und durch den Bund und die Stadt, spricht eine Sprache der Angemessenheit ohne dabei zu einfach zu wirken. Mit unserer Nachverdichtung und der Ersetzung baufälliger Bauten schreiben wir die architektonische und soziale Idee der Alten Heimat fort.
In vier Bauabschnitten entstehen zehn Wohngebäude mit einer integrierten Kindertagesstätte, einem Nachbarschaftstreff und durchgängig geförderten Wohnungen:

In Neubauschritt 1 ist eine Kindertagesstätte integriert.
In Neubauschritt 2, bestehend aus zwei Gebäuden, ist ein Nachbarschaftstreff im Erdgeschoss untergebracht.
Neubauschritt 3, bestehend aus 5 Gebäuden, befindet sich entlang der Zschokkestraße.
Neubauschritt 4 bildet mit seinen beiden Gebäuden den Abschluss der Siedlung im Westen und Osten.

Während die ersten beiden Neubauschritte mit insgesamt 88 Wohnungen 2022 fertiggestellt wurden und den Umfang unserer Bewerbung darstellen, befinden sich die Neubauschritte 3 und 4 derzeit noch im Bau.

Die Setzung unserer neuen Zeilengebäude fügt sich ganz selbstverständlich in die orthogonale Struktur des bestehenden Städtebaus ein und spinnt diese weiter. Von den Bestandsfassaden werden Motive aufgenommen und neu interpretiert. So wird aus Baukörpern mit unterschiedlicher Typologie, Höhe und Entstehungszeit über den Kiem-Pauli-Weg hinweg eine Einheit.

Die Neubauschritte 1 und 2 sind als 3- bis 4-Spänner organisiert. Die fünfgeschossigen Gebäude sind zeilenförmig und bis auf NB 1 ost-west ausgerichtet. Bei NB 1 wird aus den Festsetzungen des Gestaltungsleitfadens und des zu erhaltenden Baumbestands eine L-Form des Baukörpers definiert, der in Teilbereichen der KiTa nur zweigeschossig ist. Die Baukörper erhalten ein mit Blech gedecktes Satteldach, das zur Integration in den Kontext der Gesamtsiedlung beiträgt.

Die Farbgestaltung der Neubauten verdeutlicht ebenfalls das Ziel die „Alte Heimat“ weiter zu bauen und den Siedlungscharakter zu erhalten. Die Fassaden wurden, dem Gestaltungsleitfaden folgend, mit einer verputzten Oberfläche versehen und durch rechteckige Fensterformate rhythmisiert.
Die Grundfarben der Putzfassaden wurden aus dem Bestand aufgegriffen und verbinden somit Alt mit Neu. Dabei entstehen jeweils von drei Farben umgebene grüne Höfe. Die Farben der Putzfassaden bringen Leichtigkeit, die Komposition der weißen Faschen in feinerer Körnung fassen die zumeist gleichen Fensterformate zu größeren Formen zusammen und interpretieren die im Bestand vorkommenden Faschen neu.

Das Projekt ist Teil unserer Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit. Auch heute verlieren Menschen ihre Heimat. Steigende Mietpreise sind ein großes Problem. Der Druck schnell bezahlbaren Wohnraum zu schaffen ist hoch, die Gefahr, dass dadurch die gestalterische Qualität einbüßen muss, ebenfalls. Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Mit unserer Erweiterung der „Alten Heimat“ schätzen wir den Wert des Bestehenden und bringen den zukünftigen Bewohner*innen, der Siedlung und der Stadt mit unserem Willen zur Gestaltung eine Wertschätzung entgegen, die nicht nur ein Unterkommen sondern auch ein Ankommen ermöglicht. Wir wollen dass unsere Gebäude gestalterischen und funktionalen Bestand haben und das auch nach Jahrzenten. Dafür war uns die „Alte Heimat“ ein sehr gutes Vorbild. Eine Lösung liegt im Bestand, in dessen Erhalt und dessen Studium.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Siedlung „Alte Heimat“ im Westen von München an der Zschokkestraße und dem KiemPauli-Weg wurde in den 60er-Jahren errichtet, um den aufgrund des zweiten Weltkriegs in Behelfsbauten evakuierten Münchner Bürger*innen die Rückkehr in die Stadt zu ermöglichen. Um diesen Leitgedanken fortzuführen und an heutige Rahmenbedingungen anzupassen, wurde der Stiftungszeck der „Jubiläumsstiftung der Münchner Bürgerschaft Alte Heimat“ 2021 erweitert, so dass nun neben bedürftigen Senior*innen auch Beschäftigte in Pflegeberufen mit geringem oder mittlerem Einkommen Wohnungen beziehen können. So finden zukünftig mehrere Generationen in der Siedlung altersgerechten und bezahlbaren Wohnraum.

Die Preisrichter*innen befanden, dass durch die Nachverdichtung, die Sanierung des Bestands und die Ersatzbauten die architektonische und soziale Idee der „Alten Heimat“ in gelungener Weise fortgeschrieben wird. Bei der Planung ist die Siedlung als Ganzes betrachtet und so ein sensibler Eingriff und Weiterbau der Siedlung umgesetzt worden. Am östlichen Rand des Ensembles wurde ein neuer Baustein mit integrierter Kindertagesstätte im Erdgeschoss ergänzt.

Besonders hervorgestellt wurden zudem der Schutz und Erhalt des alten Baumbestandes sowie die mit einfachen Mitteln erzielte hochwertige Gestaltung von Baukörper und Freiräumen.