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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Gestaltung Autoarmes Zentrum Cham (AAZ)

Lageplan 1:750

Lageplan 1:750

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 28.000 CHF

SIMA | BREER GmbH

Stadtplanung / Städtebau

RAUM404

Stadtplanung / Städtebau

Raum8vier GmbH

Verkehrsplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Teamarbeit schlägt einen minimal ausgestalteten Strassenquerschnitt vor, der in den seitlichen Räumen einen maximalen Spielraum erreichen will. Das Prinzip des vorgeschlagenen einfachen Strassenkonzeptes dehnt sich richtigerweise bis zum Bahnhof aus. Neben der Hauptachse identifiziert die Analyse eine gesellschaftliche, ökologische und verkehrliche Aufgabe. Die Jury schätzt die breite Sichtweise und den gleichmässigen Einbezug aller Themenbereiche in die Konzeption. Durch die reduzierte Fahrbahn wird im Strassenquerschnitt dort Raum geschaffen, wo sich die Fussgänger/- innen bewegen. Es entsteht «der Flaneur», ein seitliches, multifunktionales Raumband: Mit der konsequent durchgezogenen, minimalen Fahrbahnbreite von 6.50 m wird seitlich gut nutzbarer Grünraum geschaffen. Die Fahrbahnbreite entspricht den Vorgaben und unterstützt das geplante, reduzierte Geschwindigkeitsregime Tempo 30 im Zentrum von Cham.

Mit der Gestaltung wird auch eine Identifikation über das ganze Zentrum verfolgt. Die verschiedenen Orte sollen ihre Eigenheiten haben und dennoch zusammengehören. Mit Trittsteinen werden zudem Schlüsselstellen identifiziert, die diesen Zusammenhalt herbeiführen und stärken. Der Ideenreichtum der Arbeit ist bemerkenswert und lässt eine konsequente Grundhaltung erkennen. Allerdings fallen in den Details beim Zusammenwirken von Verkehr, Ökologie und gesellschaftlichen Aspekten viele Unstimmigkeiten auf. Auf der Süd- und Nordseite der Strasse – in der sogenannten ersten Reihe – entsteht ein grosszügiges grünes Band, das den Gehbereich abtrennt. Es ist jedoch nicht in allen Abschnitten nachvollziehbar, weshalb die grosszügige Seite teilweise von den strassenbezogenen Nutzungen abgewandt ist, und es fehlt teilweise ein plausibles Zusammenwirken von Zentrumsverkehr, Strasse, Vorräumen und Adressierungen. Vielleicht liegt dies an einer mangelnden präziseren Vertiefung an den einzelnen Örtlichkeiten. Etwas unüberlegt ist auch die kostspielige Materialisierung der Oberflächen mit einer Natursteinpflästerung, welche die Arbeit im Quervergleich zu anderen Projekten zur teuersten Lösung macht.

Die Vorschläge für die Platzgestaltungen und die entsprechenden Nutzungsvorstellungen lassen zu viele Fragen offen und bleiben undifferenziert. Es mag an der etwas unpräzisen Konzeption liegen oder an den dazugehörigen Darstellungen, dass die Lösungsvorschläge zu allgemein und zu generisch wirken. Die ungenügende Ausformulierung von Nutzungsvorstellungen und räumlichen Funktionen schwächt das an sich interessante, interdisziplinäre Denken.

Nicht erkennbar ist der Übergang zum Autoarmen Zentrum von Cham. Die geplanten «Pforten» sind räumlich nicht bezeichnet. Dafür gibt es viele prinzipielle Informationen zu Ausgestaltungsthemen im Detailbereich. Das regt an, müsste aber funktional weitergedacht werden. So kommen bei den Überlegungen zur Strassenentwässerung Zweifel an der Funktionalität und Gebrauchstauglichkeit auf: Sind die Wassereinlässe und das „Chamer Bord“ für Velos befahrbar oder werden sie zu einem Gefahrenmoment? Es gilt auf alle Fälle zu beachten, dass eine unkontrollierte Strassenentwässerung mit direkter Einleitung zur Versickerung problematisch ist (Salzeintrag, Schwebestaub, Verschmutzung, Havariefall).

Insgesamt wird mit der Arbeit eine sehr schöne, etwas idealisierende Vision für Cham aufgezeigt. Neben der textlich breit umschriebenen Sichtweise sind die relevanten Orte und Schlüsselstellen identifiziert. Auch die Hierarchie der Räume (erste und zweite Reihe) wird erkannt und ausgewertet. Bei den Plätzen und deren Ausgestaltung bleibt die Arbeit allerdings zu unpräzis und etwas indifferent. Eine klarere Haltung zum Alltagszweck, zur jahres- und tageszeitlichen Funktion wird vermisst. Insbesondere fehlt ein Bezug der Gestaltung zur vorgeschlagenen Funktion und zur örtlichen Architektur. Dadurch bekommt der gute Grundgedanke eine Undifferenziertheit und wirkt in der Bearbeitung etwas unfertig. Die ausgedehnten Grünzüge entlang der Strassen müssten funktional und räumlich besser verortet sein. Die Arbeit trägt aber eine vielversprechend vernetzte Denkweise in sich. Die gestalterische Umsetzung dieser Denkweise nimmt hier einen lobenswerten Anfang, auch wenn das Projekt noch etwas unreif wirkt.