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3. Rang 4 / 4

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2023

Gestaltung Autoarmes Zentrum Cham (AAZ)

Gesamtplan 1:1000

Gesamtplan 1:1000

4. Rang / 4. Preis

Preisgeld: 20.000 CHF

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Stadtplanung / Städtebau

berchtoldkrass space&options Raumplaner, Stadtplaner. Partnerschaft

Stadtplanung / Städtebau

IBV Hüsler AG

Verkehrsplanung

Barbara Emmenegger Soziologie und Raum

sonstige Fachplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit ihrem Projektansatz «Parkstadt» zeichnen die Verfasser/-innen das Bild einer durch und durch von Bäumen geprägten Vision für das Zentrum von Cham. Bäume stehen in der Strassenmitte, dominieren den Rigiplatz, adressieren den Bärenplatz, umrahmen den Kirchplatz, begleiten die sternförmig vom Zentrum ausgreifenden Strassenzüge. Mit so viel Grün in seiner Mitte verschmilzt das Dorfzentrum mit den Seeuferanlagen und nimmt selber parkartige Züge an.

So viel Grün ist visionär und verführerisch, denn wesentliche Forderungen des Klimawandels sind berücksichtigt (durchlässige Beläge, Schwammstadtprinzip, viel Schatten, hohe Biodiversität etc.). Auf den zweiten Blick erweist sich das packende Narrativ allerdings als problematisch und gerät ins Stolpern: So viel Grün in der Strassenmitte braucht Platz und verdrängt Raum zu den Seiten hin – da wo er schlicht nicht vorhanden ist. Auch die generelle Umwandlung der Plätze in Baumhaine ist kritisch, weil sie angestammten Nutzungen (wie Markt, Fasnacht, Veranstaltungen) den Raum entzieht.

Seitens Verkehrsplanung wird bemängelt, dass die zwingende Positionierung der Pforten nicht abgebildet ist und dass die geforderten Parkplätze im Zentrum nicht ausgewiesen sind (ihre Verschiebung an periphere Standorte ist kein Ersatz für die geforderten und nötigen Parkplätze im Zentrum).

Problematisch ist auch der Strassenquerschnitt, weil die räumlichen Verhältnisse zu eng sind: Die Fahrbahnbreite von 3.50 m ist zum Überholen von Velos zu schmal und deshalb gefährlich (3.80 m wären aus Sicherheitsgründen nötig). Eine seitliche Verschlankung wäre wegen des engen Bestandsprofils nicht möglich und eine Beschneidung des mittigen Grün- und Sickerstreifens würde zulasten des Wurzelbereichs der Bäume und der Versickerung gehen. Im Weiteren werden die mangelnde Überfahrbarkeit der Mittelinsel, verschiedene Gehwegüberfahrten und die Materialisierung der Fussgängerquerungen mit Sickersteinen kritisiert.

Die «Raingardens» in Strassenmitte sind an sich ein sympathischer Ansatz für eine reduzierte Strassenentwässerung. Erfahrungen in Deutschland und Österreich weisen allerdings darauf hin, dass der direkte Salz-, Staubund Öleintrag in den Wurzelraum der Bäume ohne Triagierung nicht funktioniert.

Aus sozialräumlicher Sicht wird der visionäre Ansatz mit viel Grün und angenehmem Mikroklima generell gewürdigt. Die angedachten Multifunktionsstreifen in den Seitenstrassen haben ein hohes Aneignungspotential für unterschiedlichste Bespielungen. Allerdings liegt der Grünstreifen in Strassenmitte eigentlich dort, wo er den Fussgänger/-innen am wenigsten bringt (weder Schatten noch Aufenthaltsqualität). Bezüglich der voraussichtlichen Erstellungs- und Unterhaltskosten liegt das Projekt im obersten Drittel der eingereichten Projekte. Geschuldet sind die hohen Werte den vielen Bäumen und der Art der vorgeschlagenen Beläge.

Das Beurteilungsgremium würdigt insgesamt den visionären Charakter und das grüne Narrativ der «Parkstadt». In der verkehrlichen und technischen Durcharbeitung weist das Projekt allerdings deutliche Defizite auf, die im Rahmen der lokalen Gegebenheiten und Besonderheiten kaum zu beheben sind.
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