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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023

Neubau Laborgebäude für das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin

Perspektive

Perspektive

1. Preis

SWAP Architekten ZT GmbH

Architektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung, Brandschutzplanung

Erläuterungstext

Architektonische Leitidee:

Der Neubau des Laborgebäudes Haus 7 wird zentral zwischen den Bestandsgebäude 5 und 6
platziert. Durch die kompakte Form mit einem quadratischen Grundriss kann der Abstand zu den bestehenden Einrichtungen optimiert werden, um für alle Forschungsräume eine natürliche Belichtung zu gewährleisten.
Die gewählte Baukörperform unterstreicht auch die städtebaulich als Solitär wahrgenommene Sonderstellung des Neubaus, mit seiner die umliegenden Gebäude überragenden Bauhöhe.

Der zentrale Grünraum wird durch den Neubau stadträumlich gefasst.
Wie die Häuser 5 und 6 wird auch der neue Laborbau von diesem zentralen Freiraum erschlossen.
Ein belebter Aufenthaltsraum im Grünen lädt die ForscherInnen zum Verweilen, zum Austausch und zur Erholung ein und schafft eine übersichtliche Adressbildung.

Der Haupteingang des Hauses 7 orientiert sich klar zu diesem Freiraum hin, mit einem gedeckten, arkadenförmigen Vorbereich.
Dieser ermöglicht eine witterungsgeschütze Nutzung und eine großzügige Öffnung der Foyer-, Seminar- und Kommunikationszone zum zentralen Garten hin.

Durch den kompakten Footprint wird ein möglichst großer Teil des wertvollen Freiraumes erhalten.
Weitere Zugänge für Anlieferung, Nebeneingänge und ein unterirdischer Flur zum Haus 5 binden den Neubau bestmöglich an das bestehende Wegenetz an.

Funktionales Nutzungskonzept:

Das funktionale Nutzungskonzept hat zwei wichtige thematische Schwerpunkte:

Der erste liegt darin, ein Gebäude mit größtmöglicher Flexibilität zu errichten. Die Forschungslandschaft ändert sich ständig. Nutzungsansprüche, Laborausstattung und die Größe der einzelnen Forschungsgruppen sind ständig an wechselnde Erfordernisse anzupassen. Daher ist eine möglichst hohe Flexibilität der Grundrisse notwendig.
Keine andere Typologie ändert sich so stetig wie jene von Laborgebäuden.
Dementsprechend müssen auch Versorgungsflächen vorausschauend dimensioniert und für wechselnde Anforderungen nachrüstbar geplant werden.

Der Laborraster wurde mit 1,20m bemessen, um genug Bewegungsfläche zwischen Laborzeilen zu gewährleisten. Die Laborausstattung wird tendenziell größer, dementsprechend sind die Laborzeilen auf 90cm bemessen. Dieser Raster wird über die ganze Grundfläche gezogen, um bei Bedarf Laboreinheiten hinzuzufügen, ohne aufwendige Adaptierungen in der Gebäudestruktur.

Das Konzept verspricht daher eine hohe Robustheit gegenüber Veränderungen, was die Lebensdauer des Forschungsbaus verlängert und damit entscheidend zur Nachhaltigkeit beiträgt.

Der zweite Schwerpunkt im architektonischen Konzept liegt in der Behandlung und Qualität der kommunikativen Bereiche. Kommunikation spielt in der Wissenschaft und Forschung eine zentrale Rolle!
Im vorliegenden Entwurf werden alle Geschosse zentral mittels einer ausgekreuzten Treppe erschlossen. Diese schafft kurze Wege und eine einfache Orientierung für alle NutzerInnen.

Daran angeschlossen befindet sich das kommunikative Herz des Neubaus. Diese Bereiche beinhalten Besprechungsräume und Teeküchen am Übergang von Büro- zur Laborzone.
Alle Büroflächen und Auswertezonen liegen an der Fassade und sind zu den umliegenden Grünräumen hin orientiert.

Die Technikflächen, mit den notwendigen Erschließungsräumen, sind kompakt im Zentrum verortet, um die umliegenden Laboreinheiten auf kürzestem Wege zu versorgen.

Raumkonfigurationen lassen sich jederzeit ohne großen Aufwand adaptieren
und an individuelle Bedürfnisse der NutzerInnen anpassen.
Das Gebäude ist dadurch langlebig und reaktionsschnell zugleich.

Hybrid- Bauweise:

Das Forschungszentrums ist als Holzhybridbau konzipiert. Ein räumliches Stahlbetongitter schafft die primäre Tragstruktur. Somit kann der Betonanteil auf ein Minimum reduziert werden- bei gleichzeitig höchster Flexibilität in Bezug auf Umnutzungsmöglichkeiten.

Darin eingelegt bilden modular vorfabrizierte BSH- Elemente die tragende Deckenkonstruktion. Ausgesteift wird das Gebäude durch die zentralen Erschließungs- und Technikkerne. Diese werden vorrangig aus brandschutztechnischen Gründen in Ortbetonbauweise errichtet und eignen sich somit gut, um Horizontallasten aus angrenzenden Gebäudeteilen aufzunehmen und vertikal zur Gründung abzuleiten.
Das Material Holz bietet den Vorteil eines hoher Vorfertigungsgrades, die Holzbauteile werden präzise und regional vorproduziert.
Die Kombination von integralem BIM-Modell und Monitoring-Technologie garantiert eine kurze
Bauzeit und einen reibungslosen Ablauf auf der Baustelle.

Jedes einzelne Holzbauelement wird getrackt, exakt zum richtigen Zeitpunkt angeliefert und kann bei der Montage punktgenau verortet werden.

Die unterzugsfreie Flachdeckenlösung ermöglicht eine unbehinderte Leitungsführung der Haustechnikinstallationen mit minimalem Betoneinsatz.

Modulare Bauweise:

Der Neubau wird größtenteils aus vorgefertigten Modulen errichtet. Diese können im Werk
präzise vorgefertigt werden und in kurzer Zeit auf der Baustelle montiert werden.
Die Belastung der angrenzenden Forschungsgebäude mit ihrer sensiblen Laborstruktur wird somit möglichst verkürzt und verringert.

Die Fassade besteht aus vorgefertigten Holz- Glasmodulen. Dadurch kann in kürzester Zeit eine schützende Hülle errichtet werden, um frühzeitig mit dem Innenausbau zu beginnen.

Eine vorgehängte, modular nutzbare Stahlrahmenkonstruktion nimmt Elemente zur Fassadenbegrünung und in Bereichen mit höherem Sonneneintrag PV- Module auf.

Die Energie für die aufwändige Labortechnik und die notwendige Haustechnik kann nachhaltig vor Ort erzeugt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der quadratische Baukörper ist vom Hof aus gesehen exakt mittig zwischen Gebäude 5 und 6 positioniert. Dadurch wird trotz der engen Verhältnisse eine lockere und respektvolle Distanz zu den Bestandsgebäuden geschaffen. Folgerichtig ist der Eingang zur gemeinsamen Mitte ausgerichtet. Hierdurch entsteht eine kommunikative Beziehung der Eingänge aller Häuser zueinander, die den Hof bestimmen. Durch das Angebot eines Nebeneinganges von Osten sind die barrierefreien Stellplätze und die Anlieferung optimal angebunden. Der neue Baustein wird zu einem neuen Mitspieler auf dem Campus, der sich selbstbewusst und im Zusammenspiel mit den anderen Gebäuden sehr gut einfügt.
Die auf Kommunikation ausgelegte Eingangssituation wird im Inneren konsequent fortgeführt. Angelagert an das Foyer befinden sich öffentliche Bereiche wie der Schulungsraum sowie Pausen- und Kommunikationsflächen, die sich für eine Belebung des Innenhofes anbieten. Dieses Prinzip setzt sich dann in den Obergeschossen fort. Die großzügigen Treppenelemente laden zum Treppensteigen ein und münden in den gut belichteten Kommunikationszonen der Obergeschosse. Im Norden liegen die Büroräume, im Süden U-förmig um einen Kern von Nebenräumen organisiert die Laborräume mit den
Dokumentationszonen. Dies erlaubt fast beiläufig eine optimale Trennung der Wege von Personen und Laborlogistik. Einzig die längsseitige Öffnung des Lastenaufzuges ist suboptimal. Ebenfalls wird der direkte Zugang aus den Laboren in die beiden südlichen Treppenhäuser kritisch gesehen und muss überdacht werden.
Die innenräumliche Qualität ist überzeugend. Die Kommunikationsflächen und die Wegeführung ergänzen sich optimal und versprechen eine lebendige und kommunikative Atmosphäre im Haus mit hervorragender Funktionalität aus technischer Sicht.
Ähnlich leichtfüßig wie die innere Organisation zeigt sich das äußere Erscheinungsbild. Das Gebäude umgibt eine großzügige, rationale und schlanke Struktur, die der Kubatur ihr Gewicht nimmt. Einzig die Fassadenbegrünung wird kritisch gesehen.
Der Entwurf wirkt konstruktiv durchdacht und korreliert mit dem äußeren Erscheinungsbild. Sein robustes Gerüst ist aus Beton, das durch Holzelemente sinnvoll ergänzt wird. Die dadurch entstehenden flachen Decken lassen eine flexible Nutzung und Installation zu. Ein spannender und vielversprechender Ansatz, der in der Realisierung überprüft werden muss. Der hohe Grad an Vorfertigung ist auch hinsichtlich der komplexen Baustellensituation zu begrüßen.
Die Lebenszykluskosten sind gut angesetzt, insgesamt sind Anpassungen zur Einsparung möglich und sollten in Betracht gezogen werden. Die Flächeneffizienz liegt unter dem Effizienzziel, aber in einem akzeptablen Bereich. Anpassungen sind anzustreben.
Insgesamt stellt die Arbeit eine in Funktionalität, Gestaltung und Qualität der Aufenthaltsräume sehr überzeugende Lösung dar. Struktur und Gestaltung bilden eine wohltuende und konsequente Einheit, die einem modernen Laborgebäude gerecht werden.
Konzeptschema

Konzeptschema

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Kommunikationszone

Kommunikationszone

Modularität

Modularität

Modellfoto

Modellfoto